Lainz

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Wappen von Lainz
Hietzing lage lainz.png

Lainz ist Teil des 13. Wiener Gemeindebezirks Hietzing. Die Katastralgemeinde war früher eine eigene Vorortgemeinde von Wien.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der historische Ort Lainz bestand aus einigen Gehöften am Lainzer Sattel, dem Durchgang zwischen Wienerwald und Küniglberg entlang der Lainzer Straße. Diese führte zu den nahegelegenen Nachbardörfern Unter Sankt Veit im Norden und Speising im Süden. Das zum Dorf Lainz gehörende Gebiet war kaum größer als einen guten Kilometer im Durchmesser.

Geschichte

Lainz und seine Umgebung 1872 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)

Es konnten Besiedlungen bis ins 12. Jahrhundert nachgewiesen werden, der Name „Lainz“ wurde 1324 erstmals erwähnt. Das Dorf wurde in der Zeit der Babenberger als rechtliche Einheit mit Speising von den Lehensmännern der Häuser Saurau und Chrudner verwaltet. Die enge Bindung mit Speising wird auch dadurch verdeutlicht, dass die Pfarre seit ihrer Gründung 1421 und bis heute Lainz und Speising betreut.

1527 erhielt Ladislaus von Ratmannsdorf die Herrschaft Lainz als Lehen. In den folgenden Jahren sind die Brüder Otto und Alban von Ratmannsdorf als Besitzer bezeugt.[1][2] Die Ratmannsdorfer sind in Weiz (Steiermark) seit dem 12. Jahrhundert nachgewiesen.[3] 1622 ging Lainz in den Besitz der Gräfin Anna Maria von Ratmannsdorf über; sie heiratete in die Familie Saurau ein, die damit die Herrschaft Lainz übernahmen. Sie übergab den Besitz 1637 an ihren Sohn Christoph Alban von Saurau, Erblandmarschall der Steiermark, der das Lehen spätestens 1652 verlor. Es ging in diesem Jahr an Johann Mathias Struckelmayer, Freiherr von Goldegg, über.

Lainz wurde bei der Theresianischen Gebietsreform eine eigenständige Gemeinde mit wenigen hundert Einwohnern. Der naheliegende Wienerwald diente dem Wiener Adel als Jagdrevier sowie einigen Lainzer Holzknechten als Arbeitsstätte.

Das Dorf wurde im Zuge der ersten und zweiten Wiener Türkenbelagerung niedergebrannt und ausgeplündert. Die Barockkirche wurde 1736 an Stelle der notdürftig reparierten Kriegsruine erbaut und gemäß dem damaligen Trend der Gegenreformation der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht. Zum Dank dafür, dass Wien weniger stark als befürchtet von Pest- und Choleraepidemien betroffen war, wurden jährliche Dankeswallfahrten in die Dreifaltigkeitskirche von Lainz abgehalten.

1892 wurden die Gemeinden Hietzing (heute auch Alt-Hietzing genannt), Lainz, Speising, Ober Sankt Veit, Unter Sankt Veit und Hacking zum 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing zusammengefasst und in die Stadt Wien eingemeindet.

In der Gründerzeit und besonders nach der Eingemeindung verlor Lainz seinen Dorfcharakter, als reiche Geschäftsleute aus Wien hier Villen errichteten, die Lainzer Straße bis Schönbrunn befestigt, und 1860 eine Regionalbahnlinie (S-Bahn) von Meidling bis Hütteldorf (die Verbindungsbahn) erbaut wurde. 1902 wurde das Versorgungsheim für alte und pflegebedürftige Menschen errichtet, 1913 gleich nebenan das Krankenhaus Lainz. Diese Einrichtungen wurden mit den Straßenbahnlinien 60 nach Schönbrunn und 62 nach Meidling angebunden. Damit stand der völligen Verstädterung nichts mehr im Wege.

Bedeutende Bauwerke

ORF-Zentrum am Küniglberg

Das Geriatriezentrum Am Wienerwald (ehemals Pflegeheim Lainz, zuvor Versorgungsheim) ist das größte Pflegeheim Österreichs. Es liegt am Fuße großer Parkanlagen des Wienerwaldes und wurde 1902 im Gründerstil als weitläufige Pavillonanlage in dörflichem Charakter erbaut. Die unüberschaubare Größe, Personalmangel und Strukturdefizite führten zu Pflegeskandalen, sodass das Heim bis 2015 schrittweise geschlossen wird. Über die Nachnutzung der denkmalgeschützten Bauten gibt es noch keine Einigung.

Das Krankenhaus Lainz wurde 1913 als damals größtes Krankenhaus Wiens eröffnet, ist heute das älteste Spital und mit 2.800 Mitarbeitern und 18 Abteilungen das zweitgrößte der Stadt. Bei einer Mordserie in den Jahren von 1983 bis 1989 starben 42 Menschen, siehe dazu Todesengel von Lainz. Nach diesem Skandal versuchte man mit der Umbenennung in Krankenhaus Hietzing den Ruf aufzubessern, diese Umbenennung wurde aber vielfach nicht übernommen.

Das von den Jesuiten geführte Exerzitien- und Bildungshaus Lainz liegt mit dem zugehörigen meditativen Park neben der neuen Lainzer Pfarrkirche und wurde vor einigen Jahren nach dem verstorbenen Wiener Kardinal Franz König in Kardinal König-Haus (KKH) umbenannt. Seine Adresse dient seit der Leitung des Hauses durch Pater Reinhold Ettel auch als Zentrale von Marriage Encounter-Österreich.

Nordwestlich des Geriatriezentrums Am Wienerwald befindet sich die Evangelische Friedenskirche, die 1960 fertiggestellt wurde.

Am Küniglberg liegt ein kleiner Park, bekannt wurde die Anhöhe 1976 durch den Bau des ORF-Zentrums. Das Zentrum ist heute in so schlechtem Zustand, dass ernsthaft der Totalabriss anstelle der Renovierung überlegt wird.

Der Bahnhof Speising liegt zum größeren Teil in Lainz. Hier halten Züge der S3, S15 und einige Regionalzüge nach Hütteldorf bzw. Wien-Mitte, Floridsdorf und weiter nach Norden.

Der Lainzer Tunnel ist noch in Bau und wird die Westbahn mit der Südbahn verbinden.

Der Lainzer Tiergarten liegt trotz seines Namens nicht in Lainz, sondern in Auhof.

Kultur, Wissenschaft und Persönlichkeiten

Volkshochschule Hietzing

Trotz der früher agrarisch-gewerblich geprägten Ortsstruktur haben sich in Lainz zahlreiche kulturelle und wissenschaftliche Aktivitäten und Persönlichkeiten entwickelt. Dazu trug wohl die relative Nähe zum kaiserlichen Schloss Schönbrunn bei, vor allem aber das einst hier gegründete Jesuitenkolleg, sowie sehr aktive kirchliche Strukturen und Schulreformer wie Otto Glöckel.

Unter den Wissenschaftern des Exerzitien- und Bildungshauses der Jesuiten sind unter anderem die Patres Reinhold Ettel und Johannes Schasching anzuführen. Letzterer baute die Katholische Sozialakademie auf, die später mit der CS-Ordensschwester Hildegard Teuschl der österreichischen Hospiz-Bewegung zum Start verhalf. Das in den 1980er Jahren errichtete Don Bosco-Haus fokussiert sich auf werktätige Jugendliche und baut einen entwicklungspolitischen Schwerpunkt mit Jugend eine Welt auf. Die klassische Erwachsenenbildung und das Theater erhielt mit der neuen Volkshochschule Hietzing eine Heimstatt, die ihrem Namen zum Trotz in Speising (knapp außerhalb von Lainz) liegt.

Weitere kulturelle Aktivitäten in Malerei und Grafik entwickelte unter anderem die Galerie Otto, wie überhaupt schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts das ansässige Bürgertum eine Reihe von Kunstmäzenen hervorbrachte. In diesem Zusammenhang seine die Schauspielerinnen Hansi Niese und Katharina Schratt zu erwähnen, einige Künstler der architekturrevolutionären Werkbundsiedlung und Architekten wie Karl Ehn und Josef Lackner.

Zu weiteren Persönlichkeiten des Bezirksteils zählen die früheren Bundeskanzler Josef Klaus und Wolfgang Schüssel, der Arbeiterkämpfer Fritz Jensen oder der Parlamentspräsident und Hochschulprofessor Andreas Khol.

In den Naturwissenschaften erhielt Lainz unter anderem durch den Lainzer Tiergarten starke Impulse, die sich besonders in Biologie und im Forstwesen niederschlagen, oder in zahlreichen Ausstellungen im Architekturjuwel der im Naturpark gelegenen Hermesvilla. In der Archäologie ist der in Bezirksmitte liegende Rote Berg erwähnenswert, zahlreiche Funde und Artefakte aus der Vorzeit, und auch geologisch ist die so genannte Klippenzone eine Fundgrube für aufmerksame Besucher der zahlreichen Stadtwanderwege. Interessante Gesteinsproben finden sich auch an anderen Bergen und Hügeln am Rande des Wiener Beckens, beispielsweise am Nikolaiberg und Kaltbründlberg – der mit 510 Metern höchsten Erhebung im Lainzer Tiergarten nahe der Landesgrenze zu Niederösterreich. Den schönsten Blick auf die Westhälfte Wiens hat man vom 300 Höhenmeter darüber gelegenen Wienerblick.

Im Gebiet von Lainz wurden bei Bauarbeiten unter der Erdoberfläche vulkanische Gesteine (Pikrite, Tuffe) beobachtet. Die aktive Zeit der Vulkane, durch welche diese Gesteine entstanden, wird in das Miozän, vor ungefähr 12 Millionen Jahren geschätzt.[4] An den Gesteinen wurden Bohrlöcher von Meermuscheln beobachtet.[5]

Unter den Persönlichkeiten der Kunst, die zu Lainz Bezug haben, sind noch zu erwähnen: die Dynastie der Gemäldegalerie Otto, der Komponist Gerald Spitzner und einige Werke von Johann Strauß (Sohn), sowie der Hornist Josef Schantl, auf den die Gründung der bis heute aktiven Lainzer Jagdmusik zurückgeht. Nicht zuletzt sei der „Medienriese“ ORF angeführt, dessen Zentrale am Küniglberg auch optisch die Skyline von Lainz dominiert.

Weblinks

 Commons: Lainz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Familie Ratmannsdorf in Friedrich Schweikhardt: Darstellung des Erzherzogthums Oesterreich unter der Ens, 3. Band, S. 65. Wien 1831, abgerufen am 19. Oktober 2010)
  2. Familie Ratmannsdorf in Historische und topographische Darstellung von Medling und seiner Umgegend, S. 85. Wien 1824, abgerufen am 20. Oktober 2010
  3. Ratmannsdorf auf www.burgen-austria.com, abgerufen am 19. Oktober 2010
  4. Heinrich Küpper: Zur Kenntnis des Alpenabbruches am Westrand des Wiener Beckens. Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt. 94. Band Teil 1, Wien 1951. Seiten 41–92.[1]
  5. Ein erloschener Vulkan vor den Toren Wiens. Tageszeitung „Reichspost“ vom 7. November 1937, Nr. 307/1937, Seite 9

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