- Lagrein
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Lagrein ist eine rote Rebsorte, die aus Südtirol stammt und dort angebaut wird (autochthon). Aus ihr werden Rosé- und Rotweine gekeltert: Die Roséweine heißen Lagrein Kretzer oder Lagrein Rosato, die Rotweine heißen Lagrein Dunkel bzw. Lagrein scuro, neuerdings auch nur mehr einfach Lagrein.
Abstammung: Lagrein ist laut genetischen Untersuchungen von José Vouillamoz in Norditalien mit den Rebsorten Teroldego und Marzemino verwandt. Außerdem besteht eine Verwandtschaft zum Syrah und somit auch zu Dureza und Mondeuse Blanche.[1] Eine im Jahr 2010 veröffentlichte Studie gibt als Elternsorten des Lagrein Teroldego x Schiava Gentile (auch Edelvernatsch genannt) an [2]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bis ins 18. Jahrhundert war mit „Lagrein“ meist der Weiße Lagrein gemeint, welcher seit dem Mittelalter bis in die Neuzeit wahrscheinlich die bedeutendste Südtiroler Sorte war. Erstmals bezeugt ist der "bonum Lagrinum" in einer Traminer Urkunde von 1379, während eine Bozner Quelle von 1498 den "gueten weissen Lagrein" ausdrücklich nennt. Der Rote Lagrein ist auch in der Landesordnung von Michael Gaismair um 1525 erwähnt:
„[…]und die öden weingarten soll man zu glasuren machen, rot lagrein darynnen anlegen und verjhieren wein machen wie im wälschland[…]“ [3]
Erst seit dem 20. Jahrhundert wird unter Lagrein allgemein die rote Sorte verstanden.
Lagen
Besonders bekannt sind die Lagen um den Bozner Stadtteil Gries, welche in den vergangenen 100 Jahren durch die Stadterweiterung stark geschwunden sind. In den letzten Jahren sind auch die Lagen in der östlichen Talebene Bozens (Bozner Boden und Rentsch) sowie bei Auer mit außerordentlich gutem Lagrein aufgefallen. Seit den 1990er Jahren gibt es den Lagrein hauptsächlich als Lagrein Dunkel und als Riserva (zwei Jahre Lagerung mit meist zwölf Monaten Ausbau im Barrique-Eichenholzfass). Die Sorte wurde 2009 in Südtirol von 877 Betrieben auf 416 ha angebaut, 25.000 hl Wein wurden als Rotwein und 3.200 hl als Rosé (Kretzer) eingekellert. [4]
- Nennenswerte Lagen/Höfe/Kellereien in Südtirol
Gries / Bozen: Kellerei Bozen - Taber-Hof; Klosterkellerei Muri-Gries - Abtei; Weinkellerei H. Rottensteiner - Grieser Select; Weinkellerei A. Egger Ramer - Kristan; Kellerei Malojer - Gummerhof; Schmid Oberrautner - Villa; Mayr Thomas & Söhne; Alois Lageder - Lindenburg; Josef Niedermayr - Gries Blacedelle; Ignaz Niedrist - Berger Gei;
Bozner Boden / Rentsch: Erbhof Unterganzner; Pfannenstielhof; Nusserhof; Glögglhof; Obermoser - Grafenleiten; Ansitz Waldgries - Mirell; Loacker Schwarhof - Piz Thurii; Untermoserhof; Fliederhof; Griesbauerhof; Thurnhof (Haslach); Kandlerhof;
Verschiedene Lagen: Kellerei Terlan - Porphyr; Kornell - Staves Greif (Bozen & Terlan); Lentsch - Morus (Branzoll); Carlotto F. - di Ora In Ora (Auer); Manincor (Kaltern);
- Lagen außerhalb Südtirol
Lagrein aus dem Trentino kommt in größeren Flaschenzahlen auf den Markt. In Australien wurde 1991 eine erste Kelterung vorgenommen.[5] Eine Gruppe von etwa 15 australischen Betrieben vermarktet etwa seit dem Jahre 2000 reine Sortenweine.[6] In Amerika gibt es einige wenige Anbauflächen (Kalifornien, Oregon); die Weine werden aber meist nicht reinsortig vermarktet. Versuchsanbau ist auch von der Mosel (Osann-Monzel) bekannt. [7] In einem Weingut in der Pfalz wird seit 2003 Lagrein auf ca. 0,5 ha angebaut.
Synonyme
Die Rebsorte Lagrein ist auch unter den Namen Blauer Lagrain, Burgundi Lagrein, Lagrain, Lagrino und Lagroin bekannt.
Quellen
- ↑ Généalogie des cépages : le ‘Pinot’ est apparenté à la ‘Syrah’ (PDF)
- ↑ The SSR-based molecular profile of 1005 grapevine (Vitis vinifera L.) accessions uncovers new synonymy and parentages, and reveals a large admixture amongst varieties of different geographic origin, von Guido Cipriani • Alessandro Spadotto • Irena Jurman • Gabriele Di Gaspero • Manna Crespan • Stefano Meneghetti • Enrica Frare • Rita Vignani • Mauro Cresti • Michele Morgante • Mario Pezzotti • Enrico Pe • Alberto Policriti • RaVaele Testolin, veröffentlicht in Theoretical and Applied Genetics, Volume 121, Number 8, Seiten 1569-1585, Veröffentlichung vom 6.August 2010.
- ↑ Obermair, Hannes: "Bozen Süd - Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500". Bozen: Stadt Bozen, 2 Bde., 2005-2008, Bd. 1 Nr. 833 u. Bd. 2 Nr. 1330 - Zwerger, Roland: „Vom Weißen Lagrein über den ‚Weißterlinger‘ zum Gewürztraminer. Kleine Südtiroler Sortengeschichte mit besonderer Berücksichtigung von Tramin“. Bozen: Athesiadruck, Der Schlern 79/2005, Heft 8/9, S. 83 - Politi, Giorgio: „Gli statuti impossibili: la rivoluzione tirolese del 1525 e il ‚programma‘ di Michael Gaismair“. Torino: Einaudi, 1995, S. 328
- ↑ Handelskammer Bozen, Abteilung Landwirtschaft
- ↑ May, Peter, VinoDiversity.com Lagrein - finding a new winegrape variety for Australian vineyards
- ↑ May, Peter, VinoDiversity.com Lagrein in Australia
- ↑ Seit 2007 wird Lagrein auch erstmals (noch im Versuchsanbau) an der Mosel vom Weingut Sailler in Osann-Monzel angebaut. Die erste Ernte erfolgt im Herbst 2009.
Weblinks
- Lagrein in der Datenbank des Instituts für Rebenzüchtung Geilweilerhof
- Der Lagrein als PDF von Kellerei Bozen
Literatur
- Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages. 1. Auflage. Hachette Livre, 2000, ISBN 2-0123633-18.
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