Lagerumschlagshäufigkeit

Lagerumschlagshäufigkeit

Die Lagerumschlagshäufigkeit ist für Industrieunternehmen eine Kennzahl der Materialwirtschaft. Sie gibt an, wie oft der durchschnittliche Lagerbestand eines Produktes in einer festgelegten Periode komplett aus einem Lager entnommen und ersetzt wurde. Es kann sich dabei sowohl um Rohstoffe oder Hilfsstoffe handeln, die im eigenen Betrieb weiter verarbeitet werden, als auch um Fertigprodukte, die verkauft werden.

Für Handelsunternehmen ist die Lagerumschlagshäufigkeit eine wichtige Kennzahl zur Ermittlung des Beitrags des Leistungsfaktors Ware zum Betriebserfolg. Wegen der Differenzierungsmöglichkeit der Lagerumschlagshäufigkeiten nach Artikeln, Artikelgruppen, Warenarten und Betrieben (z.B. Filialen) sind diese Kennzahlen im Sinne des strategischen Managements nützliche Indikatoren für Stark- und Schwachstellen des Handelsunternehmens. Die auf den Gesamtbetrieb bezogene Lagerumschlagshäufigkeit eignet sich auch als zwischenbetriebliche Kennzahl für den Betriebsvergleich.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ziel hoher Umschlagshäufigkeit

Das Erreichen einer möglichst hohen Lagerumschlagshäufigkeit ist ein Ziel des betrieblichen Controllings.

Für Finanzanalysten kann eine niedrige Lagerumschlagshäufigkeit Anlass für Bewertungsabschläge sein.

Abhängigkeiten

Lagerung stellt aus betriebswirtschaftlicher Sicht gebundenes Kapital dar, das dem Unternehmen nicht zur Verfügung steht. Eine hohe Lagerumschlagshäufigkeit ist neben der niedrigen Liquiditätsbindung außerdem gleichbedeutend mit relativ niedrigen Vorrats- bzw. Lagerbeständen. Da die gelagerten Waren mit der Zeit an Wert verlieren können, besteht die Gefahr, dass bilanzielle Wertberichtigungen oder Preisreduzierungen (Abschriften) notwendig werden. Dies betrifft vor allem Güter mit schneller Wertminderung, zum Beispiel Computerkomponenten, Modeartikel und verderbliche Ware.

Für Handelsunternehmen ist die Lagerumschlagshäufigkeit einerseits ein Indikator für den Erfolgsbeitrag einzelner Artikel, Artikelgruppen oder auch des gesamten Sortiments, andererseits eine Orientierungsgröße für die Kalkulation. Je höher der Lagerumschlag ist, desto geringer kann im Prinzip die Handelsspanne kalkuliert werden, um einen gleichbleibenden Bruttonutzen für einzelne Artikel, Sortimentsteile oder das ganze Sortiment zu erzielen.

Begriffsabgrenzung

Der häufig anzutreffende Begriff "Lagerumschlagsgeschwindigkeit" sollte vermieden werden, da die Dimension der Geschwindigkeit "Weg je Zeiteinheit" ist; beim Lagerumschlag handelt es sich jedoch um eine bloße Drehzahl mit der Dimension "Einheiten je Zeiteinheit". Aus dem vollständigen Verkauf des gesamten wöchentlichen Wareneinsatzes, im Lebensmitteleinzelhandel etwa des Artikels Butter, resultiert eine Umschlagshäufigkeit von 52 (Mal im Jahr).

Berechnung der Lagerumschlagshäufigkeit

Die Lagerumschlagshäufigkeit hängt immer vom betrachteten Zeitraum ab.

\mathrm{Lagerumschlagsh\ddot{a}ufigkeit} = \frac{\mathrm{Lagerabg\ddot{a}nge}}{\varnothing \mathrm{Lagerbestand}}

oder

\mathrm{Lagerumschlagsh\ddot{a}ufigkeit} = \frac{\mathrm{Jahresabsatz}}{\varnothing \mathrm{Lagerbestand}}

oder

\mathrm{Lagerumschlagsh\ddot{a}ufigkeit} = \frac{\mathrm{Wareneinsatz}}{\varnothing \text{Lagerbestand zu Einstandspreisen}}


Der durchschnittliche Lagerbestand wird meist vereinfacht (Unterstellung einer konstanten Lagerabgangsgeschwindigkeit) durch das arithmetische Mittel aus Periodenanfangs- und Periodenendbestand ermittelt:

{\varnothing \mathrm{Lagerbestand}} = \frac{\mathrm{Periodenanfangsbestand} + \mathrm{Periodenendbestand}}{2}

Die genauere Berechnung des durchschnittlichen Lagerbestandes ist, wenn man den Perioden- bzw. Monatsanfangsbestand plus zwölf Monatsendbestände addiert und dann durch dreizehn dividiert. Denn hat ein Unternehmen saisonal bedingt gerade am Periodenanfang / Periodenende einen überdurchschnittlich hohen Lagerbestand, wäre der durchschnittliche Lagerbestand dadurch überbewertet. Am aussagefähigsten ist die Summe der rollenden Monatsendbestände der letzten 12 Monate, dividiert durch 12.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Hans-Otto Schenk: Marktwirtschaftslehre des Handels, Wiesbaden 1991, S. 263-280, ISBN 3-409-13379-8.

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