Lager Friedland

Lager Friedland
Heimkehrer im Lager Friedland, 1955
Lagerbaracken, 1958
20 Jahre Friedlandhilfe: deutsche Briefmarke von 1978

Das Lager Friedland ist ein Grenzdurchgangslager in der Gemeinde Friedland. Zuerst wurde es nach dem Zweiten Weltkrieg für vertriebene Deutsche aus den ehemals deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland genutzt. Das Lager wurde von der britischen Besatzungsmacht auf dem Gelände der nach Friedland ausgelagerten landwirtschaftlichen Versuchsanstalt der Universität Göttingen errichtet und am 20. September 1945 in Betrieb genommen.[1][2] Im November 1945 nahm die Caritasstelle ihre Arbeit in Friedland auf.[3]

Das Lager bestand aus ehemaligen Stallgebäuden sowie Baracken und Nissenhütten. Die Lage Friedlands am Grenzpunkt der drei Besatzungszonen (Niedersachsen – britisch, Hessen – amerikanisch und Thüringen – sowjetisch) sowie an der wichtigen Bahnstrecke zwischen Hannover und Kassel (Bahnstrecke Bebra–Göttingen) prädestinierten den Standort für ein Flüchtlingslager. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Hunderttausende Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft in Friedland empfangen. Nach einer Moskau-Reise des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer konnten 1955 die letzten Kriegsgefangen aus der Sowjetunion zurückkehren. 1957 wurde der Verein Friedlandhilfe gegründet, um eben jenen bei der Wiedereingliederung zu helfen.[4] Zum Empfang der Heimkehrer wurde als Choral von Friedland das Lied Nun danket alle Gott gesungen.

Später wurde das Lager als Übergangslager für Übersiedler aus der DDR genutzt, heute vor allem als Aufnahmelager für Spätaussiedler. Seit Oktober 2002 (nach anderen Angaben seit 2001 bzw. 2000[5]) ist das Lager Friedland die einzige Erstaufnahmeeinrichtung für Spätaussiedler in Deutschland.

Darüber hinaus wurden auch Menschen aus den verschiedensten Ländern aufgenommen:[5][2]

Ende März 2009 landeten die ersten 122 von insgesamt 2500 Flüchtlingen aus dem Irak mit einem Sonderflugzeug aus Damaskus in Hannover und wurden ins Durchgangslager Friedland gebracht. Fast alle gehören der christlichen Minderheit an, die im Irak verfolgt wird.[6]

Im Jahr 2009 hat das Lager noch eine Kapazität von 1000 Betten. Es sind ungefähr 100 Mitarbeiter beschäftigt. In Friedland erhalten die Aufgenommenen halbjährliche Integrationskurse, bevor sie in die ihnen zugewiesenen Bundesländer weiterreisen.[5] Zuständig für das Grenzdurchgangslager Friedland ist das Bundesverwaltungsamt.[7]

Inhaltsverzeichnis

Literatur

  • Dagmar Kleineke: Entstehung und Entwicklung des Lagers Friedland 1945–1955. Dissertationsschrift Universität Göttingen, Göttingen 1992, 281 (II) S.
  • Jürgen Gückel: 60 Jahre Lager Friedland. Zeitzeugen berichten. (Erweiterter Sonderdruck der Serie 60 Jahre Lager Friedland, die 2005 im Göttinger Tageblatt erschienen ist.) Göttinger Tageblatt, Göttingen 2005, 96 S.
  • Wilhelm Tomm: Bewegte Jahre, erzählte Geschichte. Evangelische Diakonie im Grenzdurchgangslager Friedland 1945–1985. Herausgegeben von der Inneren Mission und dem Evangelischen Hilfswerk im Grenzdurchgangslager Friedland e.V. 2. Auflage. Bremer, Friedland 2005, 322 S., ISBN 3-9803783-5-7
  • Autorenkollektiv: Grenzdurchgangslager Friedland. 1945–2000. Niedersächsisches Innenministerium, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Hannover 2001, 23 S.
  • Jürgen Asch (Bearb.): Findbuch zum Auswahlbestand Nds. 386. Grenzdurchgangslager Friedland, acc. 67/85, 1951–1973. Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung: Inventare und kleinere Schriften des Hauptstaatsarchivs in Hannover (Heft 3). Hahn, Hannover 1992, 431 (XVII) S.
  • Josef Reding: Friedland. Chronik der großen Heimkehr. Dieses Buch wurde geschrieben im Winter 1955/56 in der Baracke C3 des Lagers Friedland. Arena, Würzburg 1989, 214 S., ISBN 3-401-02510-4

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Lager Friedland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gemeinde Friedland: Grenzdurchgangslager
  2. a b Die Geschichte des Grenzdurchgangslagers auf der Homepage des Landes Niedersachsen
  3. Die Caritasstelle im Grenzdurchgangslager Friedland
  4. Die Homepage des Verbandes Friedlandhilfe
  5. a b c Durchgangslager Friedland und Iraker finden in Deutschland Asyl in "Mainzer Rhein-Zeitung", 20. März 2009, Seiten 2 und 4
  6. Der Tagesspiegel: Erste Iraker im Lager Friedland
  7. Bundesverwaltungsamt - Außenstelle Friedland
51.4227777777789.9111111111111

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