Anna Dorothea Therbusch

Anna Dorothea Therbusch
Anna Dorothea Therbusch; Selbstporträt, 1761
Selbstporträt, 1777
Der Bildhauer Carl Phillip Glume (1724-1776), um 1775

Anna Dorothea Therbusch, geborene Lisiewski (* 23. Juli 1721 in Berlin; † 9. November 1782 ebenda) war eine deutsche Malerin des Rokoko.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Malerkarriere

Anna Dorothea Therbusch, die aus einer zu jener Zeit berühmten Malerfamilie aus polnischem Adel[1] stammte, war die Tochter des in Berlin tätigen Porträtmalers Georg Lisiewski, der sie, ihre Schwester Anna Rosina (1713–1783) und ihren Bruder Christoph Friedrich (1725–1794) in der Porträtmalerei unterrichtete. Im Werk Anna Dorotheas sowie ihrer älteren Schwester Anna Rosinas ist aber auch das Studium des damaligen Hofmalers Antoine Pesne zu erkennen.

1742 heiratete Anna Dorothea Lisiewski den Berliner Gastwirt und Hotelier der „Weißen Taube“ Ernst Friedrich Therbusch und hatte mit ihm sieben Kinder, von denen fünf überlebten.

1761 wurde Anna Dorothea Therbusch an den Stuttgarter Hof von Herzog Carl Eugen berufen. Dort malte sie innerhalb kürzester Zeit 18 Supraporten für die Spiegelgalerie des Schlosses, die leider einem Schlossbrand zum Opfer fielen. 1762 wurde die Malerin Ehrenmitglied der Stuttgarter Académie des Arts, 1764 wurde sie von Kurfürst Karl Theodor zur Hofmalerin in Mannheim ernannt. Ihre beiden Porträts des Kurfürsten Karl Theodor (Reiss-Engelhorn-Museum Mannheim und Alte Pinakothek München) sind die schönsten und lebendigsten des späteren Kurfürsten von Bayern. Sie gelten kunsthistorisch als Belege für den Wandel vom offiziellen Standesporträt hin zur Betonung des Privaten und der Größe des aufgeklärten Herrschers.

Späte Künstlerjahre

Im Jahr 1765 ging Therbusch schließlich nach Paris. Die Académie Royale lehnte ihre Arbeit zunächst ab, weil sie für zu gut befunden wurde, um von einer Frau stammen zu können. Denis Diderot erwähnt ihre Werke, u.a. sein Porträt und dessen Entstehung, in seiner Correspondance litteraire von 1767. Am 28. Februar 1767 wurde Therbusch mit der Genreszene Junger Mann, ein Glas in der Rechten haltend, von einer Kerze beleuchtet in die Académie Royale aufgenommen. Als einzige Frau stellte sie ihre Gemälde im Pariser Salon von 1767 aus. Auf dem Gemälde von Gabriel Saint-Aubin ist ihr Rezeptionsstück links in der unteren Reihe zu erkennen. Obwohl Anna Dorothea Therbusch wirtschaftlich in Frankreich erfolglos blieb, sind die Pariser Jahre künstlerisch ihre erfolgreichsten.

Am 6. Dezember 1768 wurde Therbusch mit ihrem Porträt des Landschaftsmalers Jakob Philipp Hackert als erste Frau in die Akademie der bildenden Künste Wien aufgenommen. Über Brüssel, Den Haag und Amsterdam, wo sie ihre künstlerische Ausbildung mit dem Studium der Kunstsammlung Braamcamps vervollständigte und den Kunstsammler Gerrit Braamcamp (1699-1771) porträtierte, kehrte Therbusch Anfang 1769 nach Berlin zurück. Ihre Maltechnik der Gesichter, die sie mit zahlreichen dünnen Lasuren aufbaut, um ein natürliches Inkarnat zu erzielen, lässt auf ein gründliches Studium von Rubens schließen.

Als erste Malerin in Berlin gelangte Anna Dorothea Therbusch spät, erst im Alter von fünfzig Jahren, nach fast zehnjähriger Abwesenheit, in der Berliner Gesellschaft zu hohem Ansehen. Sie wurde Porträtmalerin von Friedrich dem Großen und lieferte dem Hof einige Historienbilder mythologischen Inhalts für Schloss Sanssouci, sowie der Kaiserin Katherina II. von Russland die gesamte preußische Königsfamilie in lebensgroßen Ganzkörperporträts (heute in der Eremitage (Sankt Petersburg)[2]).

Anna Dorothea Therbusch starb im Jahr 1782 im Alter von 61 Jahren in Berlin und wurde dort auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen Kirche bestattet, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Ihr Grabmal blieb erhalten.

Diderots Verhältnis zu Therbusch inspirierte den Elsässer Éric-Emmanuel Schmitt zu dem Theaterstück Der Freigeist (auch Der Libertin) wobei er die Malerin instrumentalisiert.

Werke

Anna Dorothea Therbusch schuf etwa 200 Gemälde. Sie befinden sich u.a. im Gemäldegalerie, Berlin, Neues Palais, Potsdam, Akademie der bildenden Künste, Wien. Bei vielen ihrer Gemälden ist der heutige Verbleib (Stand 2009) unbekannt.

Werkverzeichnisse

  • Leopold Reidemeister: Anna Dorothea Therbusch, ihr Leben und Werl, Phil.Diss.Berlin 1924 (masch.)
  • Gerd Bartoschek (Hrsg.): Anna Dorothea Therbusch, Ausstellung zum 250. Geburtstag, Potsdam 1971
  • Ekhart Berckenhagen: Anna Dorothea Therbusch, in: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaften, Bd. 41, 1987
  • Katherina Küster: Anna Dorothea Therbusch, Diss. Heidelberg 2007

Literatur

  • Literatur von und über Anna Dorothea Therbusch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Frances Borzello: Wie Frauen sich sehen. Selbstbildnisse aus fünf Jahrhunderten, Karl Blessing Verlag, München 1998
  • Bärbel Kovalevski (Hrsg.): Zwischen Ideal und Wirklichkeit, Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen 1750 und 1850, Ausstellungskatalog, Hatje Cantz Verlag, Gotha, Konstanz 1999, ISBN 3-7757-0806-5
  • Katharina Küster, Beatrice Scherzer, Andrea Fix: Der freie Blick. Anna Dorothea Therbusch und Ludovike Simanowiz. Zwei Porträtmalerinnen des 18. Jahrhunderts, Katalog zur Ausstellung des Städtischen Museums Ludwigsburg, Kunstverein Ludwigsburg, Villa Franck, 2002/2003, Kehrer Verlag Heidelberg 2002, ISBN 3-933257-85-9
  • Gottfried Sello: Malerinnen aus fünf Jahrhunderten, Ellert und Richter, Hamburg 1988, ISBN 3-89234-077-3

Weblinks

 Commons: Anna Dorothea Therbusch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Leopold von Zedlitz: Lisiewski; in: Neues preussisches Adels-Lexicon, oder, Genealogische und diplomatische Nachrichten (1836–1843), 6. Band, Supplement; Gebrüder Reichenbach 1839.
  2. Eremitage

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