Küstenform

Küstenform

Als Küste bezeichnet man nach Kelletat (1999) das Gebiet zwischen der obersten und äußersten landeinwärtigen und der untersten und äußersten seewärtigen Brandungseinwirkung. Als Küstenlinie wird die Linie des mittleren Hochwassers, bei Gezeitenküsten des mittleren Tidehochwassers, bezeichnet.

In geologischer Zeit gesehen ist eine Küste nur eine Momentaufnahme und ständig im Wandel begriffen. Der Küstenverlauf ändert sich in erster Linie durch die Wirkung von Meeresströmungen und Gezeiten (Tide) sowie durch die erosive Kraft der Brandung. Daneben spielen auch eustatische Meeresspiegelschwankungen sowie Landhebungen und -senkungen durch isostatische und tektonische Prozesse eine Rolle. Neben der genannten morphologischen Arbeit des Meers an den Küsten, werden diese heute ebenfalls stark anthropogen durch Bebauung (z. B. Häfen, Siedlungen, Küstenschutz), Nutzung für Seeverkehr (z. B. Transport von Gütern) sowie die wirtschaftliche Nutzung (z. B. Fischfang, Fremdenverkehr) beeinflusst.

Steilküste auf Rügen

Inhaltsverzeichnis

Küstentypen

Eine eindeutige Klassifikation in Küstentypen ist sehr schwierig. Beispielsweise lassen sich Küsten nach dem Querschnitt in Flach- und Steilküste, nach Schwankung des Meeresspiegels in Hebungs- und Senkungsküsten, nach geologischer Struktur in Längs- und Querküsten oder nach Verlauf in Ausgleichsküsten und gebuchtete Küsten einteilen, wobei es untereinander Überschneidungen geben kann. Einige Beispiele für Mitteleuropäischen Küsten werden im folgenden kurz gegeben.

Mangrovenküste

Die Mangrovenküste, quasi die "Wattenküste der Tropen", gibt es ausschließlich im Bereich der Tropen. Ein starker Pflanzenbewuchs mit Stelzwurzeln ist charakteristisch, der hier durch einen größeren Tidenhub entstehen konnte.

Canaleküste

Bei der Canaleküste handelt es sich um ein versunkenes Gebirge. Durch den Meeresanstieg (Eusthasie) ist das parallel zur Küste verlaufende Gebirge im Meer versunken. Die Antiklinalen verlaufen parallel. Ein Beispiel für die Canaleküste ist die dalmatinische Küste.

Längsküste

Gebirgszüge parallel zur Küste, buchtenreich. Entstanden nach Abbruch eines höherliegenden Gebietes zum Meer.

Lagunenküste

Die Lagunenküste ist die vollendete Form der Haff- oder Nehrungsküste. Die Buchten sind endgültig zusammengewachsen. Die Nehrung nennt sich jetzt, vornehmlich in Italien, „Lido“. Die Lagune ist vom offenen Meer getrennt. Diese Küstenform findet sich überwiegend in Italien. Die Lagunenküste sieht aus wie eine Haffküste.

Riasküste

Eine Riasküste ist ein Küstentyp mit einer schmalen und langen, tief in das Land eindringenden Meeresbucht. Die Riasküste entsteht durch den Anstieg des Meeresspiegels. Durch die Überschwemmung von Flusstälern entstehen tiefe Buchten Im Gegensatz zu Fjordküsten sind die Riasküsten nicht glazial sondern fluvial (durch einen Fluss) geprägt. Davor befinden sich häufig zahlreiche Inseln. Riasküsten sind in Irland, Cornwall und Korsika vorzufinden.

Senkungsküste

Eine tektonisch bedingte Form der Ingressionsküste, deren Strandlinie infolge tektonischer Absenkung der Landmasse unter den rezenten Meeresspiegel abgesenkt wurde Die Unterscheidung von tektonisch bedingter Hebung und eustatischen Meeresspiegelschwankungen ist problematisch.

Schärenküste

Schärenküste in Schweden

Schären entstanden während der Eiszeit, als Gletscher über felsige Landschaften verliefen und diese entweder abschliffen oder teilweise zermahlten. So lassen sich die beiden unterschiedlichen Formen der heute zu findenden Schären erklären. Die einen sind auf der Oberfläche relativ eben, haben teilweise Schleifspuren von Felsen, die der Gletscher über sie hinweggeschoben hat. Die anderen sind durch eine zerklüftete Oberfläche gezeichnet, die daher stammt, dass der Gletscher hier mechanische Zerstörungen verursacht hat, indem er ganze Teile des Felsens herausgesprengt hat. Schärenküsten findet man in Europa ausschließlich in Norwegen, Schweden und Finnland. An Dänemarks Küsten konnten aufgrund der vorhandenen Küstenform keine Schären entstehen. Der felsige Untergrund wie im übrigen Skandinavien fehlte.

Buchtenküste

Buchtenküsten entstehen, wenn ein Meer weit in das Land hineingreift. Sie entstanden durch den Meeresspiegelanstieg nach der Eiszeit. Gute Beispiele dafür sind weite Strecken der Ostsee- und Nordseeküste.

Nordseeküste

Die Küste der Nordsee ist größtenteils beeinflusst durch nacheiszeitliche eustatische (Gletscherschmelzen) und isostatische (Landhebung) Meeresspiegelschwankungen, einzelne Sturmflutereignisse und die Gezeiten. Charakteristisch für die Nordseeküste ist die Wattküste mit ihren typischen Barriereinseln. Sie reicht von Westfriesland über Ostfriesland bis nach Nordfriesland, also von der niederländischen Insel Texel bis zum dänischen Fischereihafen Esbjerg. Landgewinnungs- und Küstenschutzmaßnahmen (Lahnungen, Deiche) prägen dabei die Küstenlandschaft. Eine weitere Form der Küste, die Steilküste, prägt beispielsweise die Hochseeinsel Helgoland.

Ostseeküste

Die Rügener Boddenküste

Die Küstenformen der Ostsee sind hauptsächlich ein Resultat eiszeitlicher Gletscherbewegungen und nach-eiszeitlicher Geländehebung (Isostasie) im nördlichen und Absenkung im südlichen Bereich der Ostsee, die bis heute andauern. Des Weiteren werden die Küsten durch die Lage in der Westwindzone beeinflusst, wodurch über die Strömung von Westen her beständig Sedimente verdriftet werden. Prägende Küstentypen sind die Fördenküste, die Boddenküste, die Ausgleichsküste und die Fjord-Schärenküste.

Literatur

  • Norbert Fischer & Susan Müller-Wusterwitz & Brigitta Schmidt-Lauber (Hrsg.): Inszenierungen der Küste. Berlin 2007 (Reimer-Verlag)
  • Kelletat, D. (1999): Physische Geographie der Meere und Küsten. Eine Einführung. Teubner, Stuttgart.

Weblinks


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