Kösel-Verlag

Kösel-Verlag
Ernst Klett Verlag GmbH
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Rechtsform GmbH
Gründung 1593
Sitz München
Leitung Dr. Martin Scherer
Branche Verlag
Website www.koesel.de
Fürstabt Johann Erhard Blarer von Wartensee, Gründer der Typographia ducalis Campidonensis, Ursprung des Kösel-Verlages
Joseph Kösel, mit seiner Frau und einem seiner Kinder

Der Kösel-Verlag ist einer der ältesten deutschen Verlage.

Unternehmensgeschichte

Der Ursprung des Unternehmens liegt in der (vermutlich) 1593 von Johann Erhard Blarer von Wartensee, dem von 1587 bis 1594 amtierenden Fürstabt des Benediktinerstiftes in Kempten im Allgäu, gegründeten Hofbuchdruckerei (Typographia ducalis (Monasterii) Campidonensis).

Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Druckerei wie die ganze Klosteranlage 1632 durch einen Brand vollständig zerstört, um 1660 unter dem Fürstabt Roman Giel von Gielsberg (Amtszeit 1639-1673) jedoch wieder aufgebaut. Seit 1740 besaß sie eine eigene Schriftgießerei.

1802 wurde die Buchdruckerei im Laufe der Säkularisation und Aufhebung des Klosters in den Besitz der Regierung von Kurbayern überführt.

1805 erwarb Stadtbuchdrucker Joseph Kösel (1759-1825), der seit 1794 technischer Leiter der Druckerei war, bei einer Versteigerung die mit 9 Pressen ausgestattete Druckerei für 10.000 Gulden. 1810 wird sie in das sogenannte Sager'sche Anwesen (Mühlweg/Joseph-Kösel-Weg) verlegt. 1815 richtet er eine Steindruckerei ein. Später ging das Unternehmen in den Besitz von Nikolaus Bail über. Nach dem Tod von Joseph Kösel kaufte 1838 der Buchdrucker und Lithograf Johann Huber (1806-1864), der seit 1828 Druckereileiter war, den Verlag, die Druckerei und die Buchhandlung von der Witwe Bails und führte das Unternehmen unter dem Namen Kösel-Verlag weiter. 1857 wird die erste manuelle Schnellpresse aufgestellt, 1869 folgt die erste dampfbetriebene Presse.

Bis ins 19. Jahrhundert waren Schriften zur katholischen Liturgie (Liturgica), sowie Patristik und Katechetik ein Schwerpunkt der Buchproduktion bei Kösel. Bedeutsame Werke sind insbesondere zwei Ausgaben der katholischen „Kirchenväter“, 1830-1853 in 39 Bänden und 1869-1889 in 89 Bänden erschienen.

Unter dem seit 1872 leitenden Ludwig Huber (1848-1900) wurde die Firma und ihr Programm erweitert. 1880 wird eine Photochemiegraphie eingerichtet. Ende des 19. Jahrhunderts erreichte der Verlag mit der Herausgabe der Schriften von Sebastian Kneipp seinen bis dahin größten wirtschaftlichen Erfolg.

Paul Huber (1875-1911) führt ab 1901 das Unternehmen weiter, eröffnet 1903 eine Niederlassung in München (am Kaiser-Ludwig-Platz) und installiert eine Rotationsdruckmaschine für den Druck der Allgäuer Zeitung. 1911 übernimmt sein Bruder Hermann Huber (1883-1927) die Firmenleitung.

Während der Wirtschaftskrise der Weimarer Zeit schloss sich der Verlag 1920 zusammen mit den Verlagen Pustet (Regensburg), Isaria (München) und Lentner (ebenfalls München) zur Kommanditgesellschaft „Verlag Josef Kösel und Friedrich Pustet“ zusammen. 1927 wurde der Verlagssitz ganz nach München verlegt. Im gleichen Jahr trennten sich nach dem Tod von Hermann Huber die Verlage Kösel und Pustet zwar wieder, der Name blieb aber noch bis 1946 bestehen.

Bedeutendes Verlagsprodukt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die die 1903 von Carl Muth (1867-1944) gegründete und - mit Unterbrechung durch das Verbot von 1941 bis 1945 - bis 1974 erschienene katholische Zeitschrift „Hochland“. Die religiöse Belletristik war unter anderem mit Peter Dörfler und Gertrud von LeFort vertreten, dennoch nur von geringer Bedeutung. Im Nationalsozialismus wurden mehrere Dutzend Buchtitel verboten, das Verlagsprogramm wurde ab 1940 auf rein katholisch-religiöse Titel beschränkt, die „Allgäuer Zeitung“ muss verkauft werden. Im Winter 1945 wird zwar das Münchner Verlagshaus ausgebombt, die Kemptener Druckmaschinen bleiben aber unbeschädigt.

1952 übernimmt Paul Huber die Leitung der „Graphischen Werkstätten“ in Kempten, den Druckereizweig des Unternehmens.

In der Nachkriegszeit wurde das Verlagsprogramm unter dem neuen Leiter Heinrich Wild (1909-1975) und dessen Sohn Christoph Wild (1975-2003) erweitert auf philosophische Werke und Literatur nichtkatholischer Religionen. Im Kösel-Verlag erschienen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts z.B. Werke von Theodor Haecker, Konrad Weiß, Hedwig Conrad-Martius, Else Lasker-Schüler, Karl Kraus, Peter Bamm, Romano Guardini, Josef Pieper, Karl Rahner SJ, Joseph Bernhart, Gertrud Kolmar, Simone Weil und Joseph Ratzinger.

Der Kösel-Verlag wurde Gründungsmitglied der Serie „Die Bücher der 19“ (1954), Buchreihe eines Verlagsbündnissses gegen die Konkurrenz der damals florierenden Buchgemeinschaften. Zusammen mit elf anderen Verlagen war der Kösel Verlag 1960 an der Gründung des Deutschen Taschenbuch Verlages (dtv) beteiligt.

Die „Graphischen Werkstätten“ Kösel in Kempten wurden 1963 auf Offsetdruck umgestellt, 1971 um einen Neubau ergänzt und 1982 wirtschaftlich und rechtlich vom Verlag getrennt, sie sind seit 2000 unter dem Namen Kösel GmbH & Co. KG mit Sitz in Krugzell (einem Ortsteil der Gemeinde Altusried bei Kempten) als einer der führenden europäischen Buchhersteller verlagsübergreifend tätig.

2001 wurde der Kösel Verlag von der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) übernommen, seit 2005 gehört er zur Verlagsgruppe Random House GmbH im Bertelsmann-Konzern.

Das heutige Spektrum der Verlagspublikationen beinhaltet Bücher und Fachzeitschriften aus den Themenbereichen Psychologie/Lebenshilfe, Leben mit Kindern, sowie Religion/Spiritualität (hier auch Schulbücher). Das Programm umfasst derzeit insgesamt etwa 800 Titel.

Literatur

  • 400 Jahre Kösel-Verlag 1593-1993, München 1993.
  • Christina Hofmann-Randall (Bearb.): Das Archiv des Verlags Kösel. Mit Schwerpunkt ab 1945 (Kataloge der Universitätsbibliothek Eichstätt 9,1), Wiesbaden 1993.
  • Wolfram Hummel: Geschichte des Kösel-Verlages, Magisterarbeit, München 1992.
  • Heinrich Wild (Hrsg.): Nachrichten aus dem Kِösel-Verlag. Gedruckt zum 375jährigen Bestehen von Druckerei und Verlag, Kempten 1968
  • Martin Kellenberger: Geschichte der jos. Köselschen buchhandlung ehemals Typographia Ducalis in Kempten 1593-1920, Kempten 1922.

Weblinks


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