Königsplatz (München)

Königsplatz (München)
Königsplatz mit Propyläen und Glyptothek
Königsplatz mit Antikensammlung

Der Königsplatz ist ein Platz im Münchner Stadtteil Maxvorstadt, der zum Gesamtensemble der Brienner Straße gehört, der ersten Prachtstraße Münchens. Der Platz im Stil des europäischen Klassizismus ist ein Zentrum kulturellen Lebens und gilt als eines der Hauptwerke des ludovizianischen „Isar-Athen“.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Königsplatz liegt im dritten Viertel der Brienner Straße im Süden der Maxvorstadt. Er ist der dritte und letzte Platz im Gesamtensemble Brienner Straße. Im Osten trennt er die Katharina-von-Bora-Straße von der Arcisstraße, im Westen wird der Königsplatz von der Luisenstraße begrenzt.

Verkehr

Der Verlauf der Brienner Straße über den Königsplatz

Im Individualverkehr besitzt der Königsplatz keine andere Funktion als die einer Verlängerung der Brienner Straße. Gleichzeitig wird der Verkehr zur Luisenstraße geführt, mit der eine Verbindung zum Hauptbahnhof entsteht.

Im öffentlichen Verkehr ist der Königsplatz durch den U-Bahnhof Königsplatz der Linie U2 angeschlossen.

Geschichte

Die Geschichte des Königsplatzes ist eng mit der der Brienner Straße verknüpft. Karl von Fischer, der im Auftrag des damaligen Kronprinzen und späteren Königs Ludwig I. zusammen mit Friedrich Ludwig Sckell den ehemaligen Fürstenweg von der Münchner Residenz zum Schloss Nymphenburg zur Pracht- und Hauptstraße Brienner Straße ausbaute, versuchte den starren Rasterplan der Maxvorstadt durch Plätze aufzubrechen, die er an Stellen, an denen quer einfallenden Straßen auf den Fürstenweg zuliefen, projektierte.

Die Konzeption Karl von Fischers

Blick auf das Ensemble in Richtung Osten

Den Königsplatz konzipierte Karl von Fischer nach Vorbild der Akropolis in Athen. Klassische Strenge sollte in lebendiges Grün eingebettet werden und so Ausdruck der städtebaulichen Vorstellungen Ludwigs I. entsprechen, der kulturelles Leben, bürgerliche Ideale, katholisches Christentum, königliche Verwaltung und Militär gemeinsam und in Grün eingebettet sehen wollte. Insofern gehört der Königsplatz zu einem Ensemble, das mit der Abtei St. Bonifaz beginnt und über den Königsplatz zu den Pinakotheken läuft, an der sein Leibregiment in der Türkenkaserne zu einer Einheit wuchs.

Um einen mit Tempeln umstandenen Platz zu schaffen, erweiterte Karl von Fischer die Brienner Straße. Dabei war kein Straßenkreuz die Grundlage für den Platz; die sich kreuzenden Straßen verlegte Fischer an die Ränder des Platzes, die ihn dadurch begrenzten und den Raum eigenständig machen. Fischers Konzept sah an den Längsseiten zwei etwa 200 Meter lange Tempelbauten vor, unmittelbar an den Platzkanten der Wohnbebauung. Die starre Symmetrie sollten Rasen und Bäume aufheben. Dieses Konzept wurde aber nur teilweise realisiert.

Weiterentwicklung durch Leo von Klenze

Nachdem Leo von Klenze den Auftrag zur Ausführung des Königsplatzes erhielt, behielt er die Grundkonzeption Karl von Fischers bei. Seine Glyptothek korrespondiert mit der Antikensammlung, die Georg Friedrich Ziebland entwarf. An der Kreuzung Brienner Straße mit der damaligen Arcisstraße hatte Karl von Fischer bereits kleine Wohnbauten, die architektonisch der palaisorientierten Bebauung der Brienner Straße mit freistehenden, im Grundriss quadratisch wirkenden Gebäuden, entsprachen, den östlichen Abschluss des Königsplatzes verwirklicht.

Als Abschluss wurden durch Leo von Klenze im Westen die Propyläen errichtet, die in der Thematik des Propylon, dem Torbau der Athener Akropolis folgen. Das Denkmal ist dem griechischen Freiheitskampf gewidmet. Klenze hat an den Münchener Propyläen im Rahmen des Klassizismus auch einen eigenen Formenkanon verwirklicht, der auch ägyptischen Einflüsse trägt. Der Giebelschmuck thematisiert den griechischen Freiheitskampf (1821–1829), im Gebäude sind Tafeln mit den Namen griechischer Freiheitskämpfer angebracht. Die Propyläen nehmen der Brienner Straße ihren durchgehenden Charakter – ähnlich dem Karolinenplatz. Da zum Realisierungszeitpunkt die Umgebung noch freies Gelände war, übernahmen die Propyläen zugleich die (symbolische) Funktion eines Stadttores. Somit wurde der Königplatz eine Oase städtebaulicher Ruhe. Wesentlich für die Wirkung der Bauwerke und ihr Zusammenspiel ist die Neigung des Platzes. Er fällt von den Gebäuden über die Rasenflächen zur zentralen Straße leicht ab. Diese geringe Neigung genügt, um den Eindruck von antiken Tempelanlagen, die stets auf Anhöhen und Hügeln errichtet wurden, zu erzeugen. Der Königsplatz sollte keinen bestimmten Sachzweck erfüllen oder einer Herrschaftsinszenierung dienen, sondern einzig der Antike mit ihrer Ästhetik und ihren Idealen, wie sie Ludwig I. verstand, nacheifern.

Umbau während der NS-Herrschaft

Ehrentempel auf dem Königsplatz im Jahr 1936 bei den Feierlichkeiten zum 9. November
Blick Richtung Glyptothek und Führerbau, 1937

Nach der Machtübernahme der NSDAP begann 1934 die Umgestaltung Münchens zur Hauptstadt der Bewegung. Der von den NS-Machthabern in „Königlicher Platz“ umbenannte Königsplatz wurde durch Paul Ludwig Troost so umgestaltet, dass die Konzeption Karl von Fischers umgekehrt wurde. Sämtliches Grün wurde entfernt. Am östlichen Ende wurden nördlich der Brienner Straße der Führerbau und dazu symmetrisch südlich der Verwaltungsbau der NSDAP errichtet. Anstelle von Fischers Wohnhäusern wurden zwei Ehrentempel für die während des Hitler-Ludendorff-Putsches 1923 ums Leben gekommenen Nationalsozialisten errichtet. Ihre Leichen wurden hierher überführt und in bronzenen Särgen aufgebahrt. Um diese als „Blutzeugen der Bewegung“ bezeichneten Toten wurde ein Kult inszeniert, der sie als Märtyrer darstellen sollte.

Der Umbau erweitert den Königsplatz in seiner Breite erheblich. Durch die Entfernung des Grüns konnte der Königplatz sich in Richtung der „Führerbauten“ erweitern und wie ein Trichter auf die Ehrentempel hin fokussieren. Damit wurde die Blickrichtung um 180° umgekehrt. Gleichzeitig wurde der Platz mit Granitplatten, die bewusst aus allen Teilen des Deutschen Reiches stammten, gepflastert. Die vollkommen eben verlegten, 1 Quadratmeter großen Platten ließen die Tempelbauten wie die Propyläen sehr deplatziert wirken. Das lag in der Absicht Troosts. Die historischen Bauwerke sollten den Platz nicht mehr dominieren, sondern den Neubauten gleich- oder untergeordnet erscheinen. Gleichzeitig sollte das neue Deutschland im insbesondere von Troost entwickelten NS-Architekturstil zeigen, dass es sich von der alten Ordnung, architektonisch vom Rundbogenstil Ludwigs I., ableitet, jedoch eine eigene neue Ordnung darstellt, die alles relativiert und hinter sich einordnet. Seitdem wurde der Königsplatz für Aufmärsche und Kundgebungen der NSDAP genutzt. Am 10. Mai 1933 fand auf dem Königsplatz eine maßgeblich vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund organisierte Bücherverbrennung statt.[1]

Nachkriegszeit

Während des Zweiten Weltkrieges wurden insbesondere die klassizistischen Bauten schwer zerstört. Die Troostschen Ehrentempel waren nach Kriegsende noch erhalten und es gab den Vorschlag, einen in eine Ausstellungshalle und den anderen in ein Café umzubauen.[2] Die amerikanische Militärregierung befahl jedoch im Rahmen der Entnazifizierung den Abriss des nationalsozialistischen Denkmals: 1947 wurden die Ehrentempel von der US-Armee gesprengt. Erst 1987/1988 wurden die den Königsplatz bedeckenden Platten entfernt und der Originalzustand vom Beginn des 19. Jahrhunderts soweit wie möglich wiederhergestellt. Im Vergleich wurde noch einmal der Unterschied zwischen dem nationalsozialistischen Städtebaukonzept und dem Ludwigs I. deutlich. Lediglich die Wohnbauten Karl von Fischers fehlen noch, um den ursprünglichen Eindruck wiederherzustellen. An ihrer Stelle stehen noch die überwachsenen Sockel der Troostschen Ehrentempel. Eine Rekonstruktion der Fischerschen Bauten wird periodisch gefordert, bisher aber nicht ernstlich diskutiert.

Ende der 1990er Jahre wurden die Bauten generalsaniert. Die Giebelfigurengruppen wurden durch Kopien ersetzt, ein Teil auf dem Bahnsteig des U-Bahnhofs Königsplatz ausgestellt.

Der Königsplatz als Ausdruck des „Griechenlandabenteuers“

Ionische Glyptothek

Mit der Thronbesteigung seines Sohnes Otto im neuen griechischen Königreich 1832 erhoffte sich Ludwig I. die Gründung einer dauerhaften wittelsbachischen Dynastie in Griechenland. Bereits zuvor und verstärkt durch diese geschichtliche Entwicklung kam Ludwigs Philhellenismus auch in Bauaufträgen zum Ausdruck. Der Königsplatz sollte ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Bayern und Griechenland sein mit dem Haus Wittelsbach als Brücke zwischen den Ländern. Die dorischen Propyläen zeigen die Begründung dieser Verbindung, die zugleich das Eingangstor zur Zukunft ist. Die ionische Glyptothek führt zum Höhepunkt des kulturellen Schaffens in Form eines Tempelbaus. Das nach der korinthischen Ordnung gestaltete Gebäude im Süden des Platzes, das heute die Staatliche Antikensammlung beherbergt, hieß zu Ludwigs Zeit Kunst- und Industrie-Ausstellungsgebäude der Förderung der Kunst und des Gewerbes und sollte diese Entwicklung in die Gegenwart führen, die sich in den Fischerschen Bauten in der Ausfahrt zeigte.

Als Ludwig I. 1862 die fertiggestellten Propyläen durchschritt, war diese politische Programmatik bereits Vergangenheit: Ludwig verzichtete 1848 zugunsten seines Sohnes Maximilian II. auf den Thron; Otto war 1862 bereits kurz zuvor vom griechischen Thron vertrieben worden.

Sehenswürdigkeiten

Korinthische Staatliche Antikensammlung

Gebäude

Museen

Nähere Umgebung

Forschung und Bildung

Museen

360° Rundblick am Königsplatz
360° Rundblick am Königsplatz

Regelmäßige Veranstaltungen

Die deutsche Sonderbriefmarke zum 225. Geburtstag des Architekten Leo von Klenze zeigt die Propyläen.
  • TUNIX (Open-Air-Festival des TU-AStA, seit 1981)
  • Oben Ohne Open Air des Kreisjugendrings München-Stadt (im Juli, 1998–2006)
  • Königsplatz Open Air (Klassik-Open-Air seit 1993, seit 2000 unregelmäßig)
  • Kino Open Air
  • München liest – aus verbrannten Büchern zur Erinnerung an die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933

Trivia

  • Der Königsplatz bekam von den Münchnern nach der massiven NS-Umgestaltung mit Granitplatten, die das Regenwasser nicht gut abfließen ließen, den Spitznamen „Plattensee“.
  • Nach Kriegsende wurden einige der Granitplatten in der Gemeinde Gräfelfing als Bodenbelag für Fußgängerwege verwendet.
  • Die Fernsehserie Raumpatrouille nutzte den Königsplatz als Kulisse für den Landeplatz der Orion in der Raumschiffbasis 104.

Literatur

  • Peter Köpf: Der Königsplatz in München. Ein deutscher Ort. Ch. Links, Berlin 2005, ISBN 3-8615-3372-3.

Weblinks

 Commons: Königsplatz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Homepage der Ludwig-Maximilians-Universität München: München (seit 1826). 15. Juli 2006
  2. Christoph Hackelsberger: Die aufgeschobene Moderne. München 1985, S. 35.
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