König von Jerusalem

König von Jerusalem
Wappen des Königreichs Jerusalem

Das Königreich Jerusalem war einer der Kreuzfahrerstaaten in Outremer (Palästina). Es bestand von 1099 bis 1291 und umfasste zur Zeit seiner größten Ausdehnung die Gebiete des heutigen Israel ohne den Negev, einen schmalen Korridor, der jenseits des Jordans zum Roten Meer führte, sowie den südlichen Libanon mit Beirut.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung und Festigung

Das Königreich Jerusalem und die anderen Kreuzfahrerstaaten, 1135.

Das Königreich wurde von Gottfried von Bouillon 1099 errichtet, nachdem die Kreuzritter im Ersten Kreuzzug Jerusalem erobert hatten. Gottfried lehnte den Königstitel ab und soll sich stattdessen „Vogt des Heiligen Grabes“ (advocatus Sancti Sepulcri) genannt haben; klare Belege gibt es dafür aber nicht, dafür ist princeps belegt. Erster König wurde nach seinem Tod sein Bruder Balduin I.. Die meisten Einwohner Jerusalems waren bis zur Einnahme durch die Kreuzritter muslimisch oder jüdisch, und bei der Erstürmung der Stadt wurde keiner verschont. Zeitgenössischen Berichten zufolge wateten die Kreuzritter an manchen Stellen knöcheltief im Blut und manche Straßen waren mit mehreren Lagen von Leichen bedeckt. Dieses Massaker blieb in der muslimischen Welt unvergessen. Es muss jedoch betont werden, dass schon kurz darauf eine Ausgleichspolitik betrieben wurde, die auch den Muslimen entgegenkam. Diese Politik trug allerdings nicht zuletzt auch der Tatsache Rechnung, dass die verbliebenen „Franken“ (wie die Europäer von den Muslimen genannt wurden) zahlenmäßig nicht stark genug waren, um das Land ohne Kooperation mit den Einheimischen (seien es Christen, Juden oder Muslime) zu beherrschen.

Balduin erweiterte das Königreich um die Hafenstädte Akkon, Sidon und Beirut, erlangte auch die Oberhoheit über die anderen Kreuzfahrerstaaten im Norden, das Fürstentum Antiochia, die Grafschaft Edessa und die Grafschaft Tripolis. Während seiner Regierungszeit wuchs die Zahl der lateinischen Einwohner des Landes kontinuierlich an, ein Lateinischer Patriarch von Jerusalem wurde berufen, die italienischen Seerepubliken Venedig, Pisa und Genua begannen, im Reich eine wesentliche Rolle zu spielen: nachdem ihre Flotte die Eroberung der Hafenstädte unterstützt hatten, durften sie autonome Handelskontore ohne Verpflichtung zu Steuerzahlung und Militärdienst einrichten. Der nun sich entwickelnde Asienhandel brachte dem Königreich jedoch auch ohne diese Steuern einen beträchtlichen Wohlstand.

Balduin starb 1118 ohne Erben; ihm folgte sein Vetter Balduin II., Graf von Edessa. Auch er war ein fähiger Regent, in dessen Zeit – obwohl er mehrfach in muslimische Gefangenschaft geriet – die Grenzen des Königreichs ausgeweitet wurden. 1124 wurde die Stadt Tyros erobert.

In der Defensive

Als Balduin II. 1131 starb, wurde sein Schwiegersohn Fulko von Anjou sein Nachfolger, der sich fast unmittelbar nach seiner Thronbesteigung einem neuen und gefährlichen Feind gegenüber sah, dem Atabeg Zengi von Mosul und Aleppo. Während es Fulko gelang, Zengi zeit seiner Regierung aus dem Land fernzuhalten, ging unter der Herrschaft seines jungen Sohnes Balduin III. und der Regentschaft seiner Mutter Melisende aufgrund der nun weniger großen politischen Stabilität die Grafschaft Edessa verloren.

Dies wiederum führte zum Fiasko des Zweiten Kreuzzugs, in dem – entgegen den Vorstellungen der Jerusalemer Adligen – die Kreuzfahrer-Könige Ludwig VII. von Frankreich und Konrad III. von Deutschland sich entschieden, nicht Zengis Sohn Nur ad-Din anzugreifen, der seinem Vater 1146 gefolgt war, sondern den friedlichen Emir von Damaskus.

Kurze Zeit später übernahm Balduin III. persönlich die Herrschaft, obwohl seine Mutter erfolglos versuchte, die Kontrolle über das Reich zu behalten. Wie seine Vorgänger, so war auch Balduin III. ein fähiger König. Er eroberte Askalon nach langer Belagerung 1153 von den Fatimiden, den letzten ägyptischen Außenposten an der palästinensischen Küste. Gleichzeitig wurde aber die Situation der Kreuzfahrer kritisch, als Nur ad-Din Damaskus eroberte und damit das ganze muslimische Syrien unter seine Herrschaft brachte.

Saladin auf einer zeitgenössischen Dirham-Kupfermünze

Balduin III. starb 1162 unter mysteriösen Umständen. Sein Nachfolger wurde sein Bruder Amalrich I., dessen Regierungszeit ein ständiger Kampf mit Nur ad-Din und dessen Befehlshaber Saladin um die Kontrolle Ägyptens bestimmte. Obwohl vom byzantinischen Kaiser Manuel I. unterstützt, gelang es ihm am Ende nicht, Ägypten zu erobern. Amalrichs und Nur ad-Dins Tod 1174 sicherten Saladins Übermacht. Amalrich erließ in seinen ersten Regierungsjahren die so genannte Assise sur la ligece (siehe Haute Cour von Jerusalem), die Aftervasallen vor Willkürakten ihrer Lehnsherren schützen sollte, und zugleich dazu diente, diese nachgeordneten Vasallen an den König zu binden, da er nun auch (wenigstens formal) von ihnen, und nicht nur von seinen direkten Lehnsleuten, Gehorsam einfordern konnte.

Amalrichs Nachfolger war sein junger Sohn Balduin IV., der bereits in frühen Jahren an der Lepra erkrankte. Während dessen Regierungszeit begann das Königreich von innen heraus zu zerfallen, als sich Fraktionen hinter Balduins Vetter Raimund III. von Tripolis und seinem Schwager Guido von Lusignan bildeten. Hinzu kam, dass die ganze Zeit über Saladin die Kreuzfahrerstaaten von außen bedrohte. Die immer dreisteren Provokationen durch Rainald von Chatillon lieferten Saladin schließlich einen legitimen Grund, militärisch gegen das Königreich vorzugehen.

Katastrophe und Rettung

Nach Balduins Tod 1185 und einer kurzen Regierung seines minderjährigen Neffen Balduin V. übernahm Guido von Lusignan den Thron und erwies sich als katastrophaler Herrscher. Sein enger Verbündeter Rainald von Chatillon, der Herr von Oultrejordain und der Festung Kerak, provozierte Saladin zu einem offenen Krieg, der in der verheerenden Niederlage in der Schlacht bei Hattin 4. Juli 1187 endete, auch weil die Templer nicht nach der Strategie des Grafen von Tripolis kämpfen wollten. In dieser Schlacht wurden die fränkischen Streitkräfte fast völlig aufgerieben, die überlebenden Ordensritter, die mit das wichtigste militärische Potential des Königreichs darstellten, wurden von Saladins Soldaten massakriert. In den nächsten Monaten überrannte Saladin fast ohne Widerstand das gesamte Königreich, mit Ausnahme der Hafenstadt Tyrus, die durch den fähigen Neuankömmling Konrad von Montferrat verteidigt wurde. Jerusalem war verloren, wobei die Sarazenen sich bei der Einnahme der Stadt diszipliniert verhielten und die befürchteten Übergriffe gegen die christliche Bevölkerung ausblieben – ein krasser Gegensatz zum Verhalten der christlichen Eroberer Jerusalems 1099.

Der Fall Jerusalems schockierte Europa und führte zum Dritten Kreuzzug, in dem Richard Löwenherz, der König von England, die syrischen Küstenstädte von Tyros bis Jaffa, insbesondere Akkon, zurückeroberte (Schlacht von Akkon) und 1192 nach der Schlacht von Arsuf einen Vertrag mit Saladin schloss. Konrad von Montferrat heiratete Isabella, die Tochter Amalrichs I., und wurde zum König des Rumpfstaates gemacht, jedoch kurze Zeit später von den Assassinen ermordet. Isabella heiratete erneut, Heinrich II. von Champagne, der neuer König wurde.

Letzte Jahre

Friedrich II. (links) trifft Al-Kamil (rechts)

In den nächsten hundert Jahren führte das Königreich Jerusalem eine Existenz als Kleinstaat entlang der syrischen Küste. Ein Vierter Kreuzzug resultierte in der Eroberung Konstantinopels im Jahr 1204, die Kreuzfahrer erreichten nie das Heilige Land. Pläne wurden geschmiedet, um Jerusalem von Ägypten aus zu erobern, der Kreuzzug von Damiette 1217 wurde jedoch ein Fehlschlag. Im Februar 1229 gelang es Kaiser Friedrich II., der König von Jerusalem aufgrund seiner Ehe mit der Erbin des Reichs war, dem Ayyubiden-Sultan al-Kamil die Stadt durch einen Vertrag abzuhandeln (Friede von Jaffa). Der Erwerb hielt jedoch nicht lange, denn erstens war mit dem Vertrag nicht genügend Land übergegangen, um die Stadt verteidigen zu können und zweitens hatte Jerusalem keine nennenswerten Befestigungsanlagen mehr, da diese vor der Übergabe geschleift wurden; das Königreich war faktisch nicht mehr lebensfähig. 1244 eroberten die Ayyubiden die Stadt zurück. Dies löste den Sechsten Kreuzzug unter Ludwig IX. von Frankreich aus, in dem militärisch nichts erreicht wurde. Dafür wurden aber auf der Gegenseite politische Machtkämpfe um die Herrschaft ins Rollen gebracht, in deren Verlauf die kultivierten Ayyubiden den von Fanatismus und Militarismus geprägten Mamluken weichen mussten. Damit war keine konstruktive Diplomatie mehr möglich, und der Untergang von Outremer beschleunigte sich dadurch nur noch.

In den späteren Jahren setzten die Kreuzfahrer ihre Hoffnung auf die mongolischen Ilchane, denen Sympathie mit dem Christentum nachgesagt wurde. Die Mongolen, die Syrien mehrfach überfielen, wurden erstmals am 3. September 1260 in der Schlacht von Ain Djalut entscheidend von den Mamluken geschlagen, die nun ihrerseits Rache an dem praktisch wehrlosen Königreich nahmen und dessen Städte nach und nach eroberten. Auch der ergebnislose Siebte Kreuzzug (1270-1272) konnte diese Entwicklung nicht umkehren. Akkon, die letzte Festung, wurde 1291 durch den Mamlukensultan Chalil erobert. Die Christen hatten fortan einen schweren Stand im nahen Osten, da die fanatischen Mamluken weit weniger human mit den Besiegten waren als hundert Jahre zuvor Saladin. 1302 ging mit der Festung Aruad der letzte Überrest der Kreuzfahrerstaaten verloren.

Leben im Königreich Jerusalem

Als im Königreich die ersten lateinischen Generationen aufwuchsen, begannen diese, sich selbst eher als Orientalen denn als Europäer zu begreifen. Sie lernten Griechisch, Arabisch und andere nahöstliche Sprachen, heirateten Griechinnen oder Armenierinnen, selten auch getaufte Muslimas. Die Bevölkerung, die aus diesen Beziehungen hervorging, waren zum einen die Poulains und die Turkopolen. Sie stellten im wesentlichen die Streitkräfte des Königreiches, da die muslimische Bevölkerung nicht zum Militärdienst herangezogen wurde. Um Konflikte wegen der Religionszugehörigkeit zu vermeiden, lebte man auch oft im Konkubinat zusammen, was besonders unter den katholischen Klerikern beliebt war. Prominentestes Beispiel hierfür war Heraclius von Caesarea († 1191), der Lateinische Patriarch von Jerusalem, dessen stadtbekannte Mätresse scherzhaft mit „Frau Patriarch“ angeredet wurde.

Das Königreich hatte im Wesentlichen die feudalen Strukturen des zeitgenössischen Westeuropa übernommen, allerdings mit einigen wichtigen Unterschieden. Der wichtigste war, dass das Staatsgebiet nur wenig landwirtschaftlich nutzbares Land aufwies; seit Alters her hatte die Levante eine urbane Wirtschaftsstruktur, was den Adel dazu veranlasste, in Jerusalem und anderen großen Städten zu wohnen, obwohl man wie gewohnt Großgrundbesitzer war.

Wie in Europa auch waren die Adligen Vasallen des Königs und hatten selbst Vasallen. Die ältere Forschungsmeinung, dass das Königtum an sich schwach war, wird in der neueren Forschung – wenigstens für die ersten Jahrzehnte des Bestehens – in Frage gestellt. Tatsächlich war die Krondomäne recht umfangreich und der König verfügte durchaus über einige bedeutende Rechtsmittel. Allerdings ist die Quellenlage bezüglich einer Bewertung der Stellung des Königs problematisch, da uns nur Quellen aus späterer Zeit überliefert sind, als die Macht des Königtums bereits bedeutend abgenommen hatte.

Die landwirtschaftliche Produktion wurde durch das dem feudalen System äquivalente muslimische System (die iqta) gesteuert, das von den Kreuzrittern nicht angetastet wurde. Während die Muslime in den Städten teils verfolgt wurden (in Jerusalem war ihnen der Aufenthalt sogar verboten), lebten sie auf dem Land nicht anders als zuvor auch. Der rais, das Oberhaupt ihrer Gemeinschaft, war eine Art Vasall des lokalen (christlichen) Grundherrn, deren fast ständige Abwesenheit ihnen jedoch einen hohen Grad an Autonomie verschaffte. Er produzierte die Nahrungsmittel für die Kreuzritter, war aber, anders als in Europa, nicht verpflichtet, zum Militärdienst beizutragen. Im Ergebnis war die Armee des Landes eher klein und rekrutierte sich aus den europäischen Familien der Städte.

Die urbane Zusammensetzung des Landes, vereint mit der Anwesenheit der italienischen Händler, führte dazu, dass die Wirtschaft des Landes wesentlich stärker vom Handel als von der Landwirtschaft lebte. Palästina, ein Landstrich, in dem sich schon immer die Handelsrouten gekreuzt hatten, begann nun, die Routen nach Europa für sich zu entdecken. Europäische Waren, zum Beispiel Textilien aus Nordeuropa, fanden ihren Weg nach Asien, während asiatische Güter nach Europa transportiert wurden. Die italienischen Seerepubliken machten nicht nur enorme Gewinne bei diesem Handel, sondern wurden bis in die Renaissance der späteren Jahrhunderte hinein von dem Kontakt beeinflusst.

Da die Adligen vorwiegend in Jerusalem wohnten, hatten sie einen wesentlich größeren Einfluss auf den König als in Europa. Die Bischöfe und der Hochadel bildeten die Haute Cour, eines der ersten Parlamente, dem die Wahl des neuen Königs oblag, die Finanzausstattung des Herrschers und das Ausheben der Armee.

Die Lebensweise der europäisch-stämmigen Bewohner von Outremer unterschied sich stark vom Leben in Europa. Sie war eher orientalisch geprägt, Europäer die lange in der Levante gelebt hatten oder dort geboren waren, nahmen Bräuche und Lebensweise der Einheimischen an, was bei den kirchlichen Autoritäten und bei Neuankömmlingen aus Europa oft Unverständnis und Unmut erregte. Neben den in Europa unbekannten Gewürzen und kosmetischen Artikeln, den von der Kirche verpönten Bädern und einer gelasseneren Lebensweise gab es auch eine bessere medizinische Versorgung dank der sehr befähigten muslimischen Ärzte.

Das Königreich war eine „koloniale Gesellschaft“, d.h. es war aufgrund der geringen Anzahl europäischer Einwohner (die "Franken" genannt wurden) auf Einwanderung aus Westeuropa angewiesen, die aber nur unregelmäßig und keineswegs ausreichend stattfand. Das Problem mangelnden Nachschubs für die Armee wurde bis zu einem gewissen Grad durch die Gründung der Ritterorden gelöst. Der Templerorden und der Johanniterorden wurden (als militärische Formation) in den Anfangsjahren des Königreichs gebildet und vertraten oft die Adligen auf dem Land. Ihre Hauptquartiere waren in Jerusalem, ihre Mitglieder lebten jedoch oft in großen Burgen außerhalb, und sie kauften die Grundstücke auf, die andere Adlige nicht länger bewirtschaften konnten. Die Ritterorden unterstanden direkt dem Papst und nicht dem König, sie waren im Wesentlichen – wie die Handelskontore – autonom und vom Militärdienst befreit, obwohl sie tatsächlich an jeder größeren Schlacht teilnahmen. Diese Orden verliehen dem Königreich zusätzliche militärische Schlagkraft, dafür sorgten sie auf politischer Ebene oft für Verwirrung und Uneinigkeit, was sich letztendlich fatal für die Kreuzfahrerstaaten auswirken sollte. Eine der wichtigsten Quellen für das Leben im Königreich Jerusalem aus christlicher Sicht ist Wilhelm von Tyrus, aus muslimischer Sicht Ussama Ibn Munqidh.

Liste der Könige von Jerusalem

Name von bis Regenten Bemerkung
Gottfried von Bouillon 1099 1100
Balduin I. von Boulogne 1100 1118 mit Alda
Balduin II. von Bourcq 1118 1131
Fulko von Anjou (Haus Château-Landon) 1131 1143 mit Melisende
Melisende 1131 1143 mit Fulko
Balduin III. 1143 1162 Melisende (1143–1152)
Amalrich I. 1162 1174
Balduin IV. 1174 1185 Raimund III. von Tripolis (1174–1177)
Balduin V. von Montferrat 1185 1186 Raimund III. von Tripolis (1185–1186)
Guido von Lusignan 1186 1192

mit Sibylle

Sibylle 1186 1190 mit Guido von Lusignan
Isabella I. 1192 1205 mit Konrad I., Heinrich von Champagne und Amalrich II.
Konrad I. von Montferrat 1192 1192 mit Isabella I.
Heinrich I. von Champagne 1192 1197 mit Isabella I.
Amalrich II. von Lusignan 1197 1205 mit Isabella I.
Maria von Montferrat 1205 1212 Johann von Ibelin (1205–1210) mit Johann I.
Johann I. von Brienne (Haus Brienne) 1210 1212 mit Maria von Montferrat
Isabella II. (Jolande) von Brienne 1212 1228 Johann von Brienne (1212–1225)

mit Friedrich

Friedrich von Hohenstaufen 1225 1228

mit Isabella II.

Konrad II. von Hohenstaufen 1228 1254 Friedrich von Hohenstaufen (1228–1243)
Alice von Champagne (1243–1246)
Heinrich I. von Zypern (1246–1253)
Plaisance von Antiochia (1253–1254)
Konrad III. (Konradin) von Hohenstaufen 1254 1268 Plaisance von Antiochia (1254-1261)
Isabella von Zypern (1261–1264)
Hugo III. von Zypern (1264–1268)
Hugo I. von Lusignan 1268 1284
Karl I. von Anjou 1277 1285 Gegenkönig
Johann II. von Lusignan 1284 1285
Heinrich II. von Lusignan 1285 1291

Zur Genealogie der Könige von Jerusalem siehe: Grafschaft Boulogne, Herzogtum Rethel, Anjou und Haus Lusignan

Thronprätendenten des Königreichs Jerusalem

Nach dem Verlust der realen Macht in Jerusalem wurde der Anspruch auf den Titel über die Jahrhunderte hinweg vererbt. Aufgrund (oder trotz) der fehlenden Realisierung der Ansprüche hat sich die Zahl der Thronprätendenten mittlerweile auf fünf erhöht: zwei Bourbonen, ein Wittelsbacher, ein Habsburger und eine uneheliche Linie führen in ihrem Namen die Bezeichnung König von Jerusalem.

Zypriotische Linie

Nach dem Untergang des Königreichs trug Heinrich II., König von Zypern 1286–1291, weiterhin den Titel eines „Königs von Jerusalem“. Nach seinem Tod wurde der Titel von seinen direkten Erben, den Königen Zyperns, bis zu ihrem Aussterben in männlicher Linie 1474 weitergeführt. Während Katharina Cornaro, die Mutter des letzten Königs und Königin ab 1474, Zypern 1489 an Venedig übergab, vererbte Charlotte von Zypern, Königin 1458–1460, nach ihrem Tod 1487 die Insel und damit auch den Anspruch auf Jerusalem per Testament an das Haus Savoyen, die Familie ihres Vetters, zweiten Ehemanns und Mitregenten Ludwigs des Jüngeren, König 1459–1460, † 1482.

Innerhalb der Familie Savoyen wurde der Anspruch bis zum Aussterben der Hauptlinie mit Carlo Felice I., König von Sardinien, † 1831, weitervererbt. Während Savoyen und Sardinien danach an die jüngere Linie Carignan ging, ging der Titel des Königreichs Jerusalem an Beatrix von Savoyen (1792–1840), älteste Tochter seines Vorgängers Viktor Emanuel I. und Ehefrau des Habsburgers Franz IV., Herzogs von Modena. Die weitere Erbfolge:

Neapolitanische Linie

Maria von Antiochia, Tochter des Bohemund V. Fürst von Antiochia, trat ihre (vermeintlichen) Erbansprüche auf Jerusalem 1277 mit Unterstützung des Papstes an Karl von Anjou, König von Neapel, ab, der sich darauf als Gegenkönig zu Hugo III. von Zypern, König von Jerusalem seit 1269, in Opposition begab und diesen Anspruch auch durchsetzen konnte. Der Titel des Königs von Jerusalem vererbte sich von nun an in der Herrscherlinie des Königreichs von Neapel und deren Prätendenten nach dem Risorgimento bis heute. Prätendent seit 1964 ist Karl, Herzog von Kalabrien (* 16. Januar 1938).

Österreichische Linie

Als Kaiser Karl VI. im Jahr 1740 das Königreich Neapel verlor, behielt er den Titel eines Königs von Jerusalem bei. Auch das Haus Lothringen mit seinen Ansprüchen auf das Erbe des Hauses Anjou (das ebenfalls eine Zeit lang den neapolitanischen Thron innehatte) führte diesen Titel, so dass im Haus Habsburg-Lothringen sich beide Ansprüche vereinigten. Der Titel vererbte sich in der Familie der Habsburger bis zum Ende der Donaumonarchie im Jahr 1918; siehe dazu auch Großer Titel des Kaisers von Österreich.

Spanische Linie

Karl IV., König von Spanien 1788–1808, erbte von seinem Vater zwar die spanische Krone, aber nicht die von Neapel und Sizilien; den Titel eines Königs von Jerusalem nahm er trotzdem an. In der Familie der spanischen Bourbonen vererbt sich dieser Anspruch wie der spanische Thron bis auf den heutigen Prätendenten, König Juan Carlos I.

Maltesische Linie

König Jakob II. von Zypern hinterließ einen ehelichen Sohn, Jakob III., darüber hinaus aber auch einen unehelichen Sohn, Eugene Matteo de Armenia, Baron von Baccari (Tel-Baqqar) auf Malta (1474–1523). Dessen Nachkommen, derzeit der 17. Baron von Baccari, erheben Anspruch auf die Titel Jakobs II. und damit das Königreich Jerusalem.

Siehe auch

Literatur

Quellen
  • Fulcher von Chartres, A History of the Expedition to Jerusalem, 1095-1127, übersetzt von Frances Rita Ryan. University of Tennessee Press, 1969.
  • Wilhelm von Tyros, A History of Deeds Done Beyond the Sea, übersetzt von E.A. Babcock and A.C. Krey. Columbia University Press, 1943.
  • Philip K. Hitti (Hrsg.): An Arab-Syrian Gentleman and Warrior in the Period of the Crusades; Memoirs of Usamah ibn-Munqidh (Kitab al i'tibar). New York 1929
Literatur
  • Bernard Hamilton: The Leper King & His Heirs. Cambridge 2000.
  • Carole Hillenbrand: The Crusades: Islamic Perspectives. Routledge, London u.a. 2000.
  • P.M. Holt: The Age of the Crusades: The Near East from the Eleventh Century to 1517. Longman, 1989.
  • Benjamin Z. Kedar, Hans Eberhard Mayer, R. C. Smail (Hrsg.): Outremer: Studies in the history of the Crusading Kingdom of Jerusalem presented to Joshua Prawer. Yad Izhak Ben-Zvi Institute, 1982.
  • Alan V. Murray, Helen Nicholson: Jerusalem, (Latin) Kingdom of. In: Alan V. Murray (Hrsg.): The Crusades. An Encyclopedia. 4 Bde. (durchgehend paginiert), ABC-CLIO, Santa Barbara/Calif. u.a. 2006, S. 662–672.
  • Hans Eberhard Mayer: Die Kanzlei der lateinischen Könige von Jerusalem. 2 Bde., Hannover 1996 (MGH-Schriften 40).
  • Hans Eberhard Mayer: Geschichte der Kreuzzüge. 10. Aufl. Kohlhammer, Stuttgart u.a. 2005.
  • Joshua Prawer: The Latin Kingdom of Jerusalem: European Colonialism in the Middle Ages. London 1972.
  • Joshua Prawer: Crusader Institutions. Oxford University Press, Oxford 1980.
  • Jonathan Riley-Smith, The Feudal Nobility and the Kingdom of Jerusalem, 1174-1277. The Macmillan Press, 1973.
  • Jonathan Riley-Smith: The First Crusade and the Idea of Crusading. University of Pennsylvania, 1991.
  • Jonathan Riley-Smith: Königreich Jerusalem. In: Lexikon des Mittelalters. Bd. 5, Sp. 356–358 (umfangreiche Quellen- und Literaturangaben).
  • Jonathan Riley-Smith (Hrsg.): The Oxford History of the Crusades. Oxford 2002.
  • Reinhold Röhricht: Regesta regni Hierosolymitani (1097–1291). 2 Bde., Innsbruck 1893–1904.
  • Steven Runciman: A History of the Crusades. Cambridge University Press, Cambridge 1951-54.
  • Kenneth Setton (Hrsg.): A History of the Crusades. Madison 1969-1989. (hier online).
  • Steven Tibble: Monarchy and Lordships in the Latin Kingdom of Jerusalem, 1099-1291. Clarendon Press, 1989.

Weblinks


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