Köln-Poll

Köln-Poll
Wappen von Köln

Poll
Stadtteil 701 von Köln

Lage des Stadtteils Poll im Stadtbezirk 7
Koordinaten 50° 54′ 48″ N, 6° 59′ 24″ O50.9133333333336.99Koordinaten: 50° 54′ 48″ N, 6° 59′ 24″ O
Fläche 5,17 km²
Einwohner 11.211 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte 2169 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Apr. 1888
Postleitzahl 51105
Vorwahl 0221
Stadtbezirk Porz (7)
Verkehrsanbindung
Autobahn Bundesautobahn 4 number.svg Bundesautobahn 559 number.svg
Stadtbahn-Linie 7
Bus-Linien 156 159
Quelle: Strukturdaten Stadt Köln
Luftaufnahme des Poller Zentrums aus dem Jahr 1953

Poll ist ein am Rhein, südöstlich der Innenstadt, liegender Stadtteil von Köln, der zusammen mit Deutz 1888 von Köln eingemeindet wurde. Seit der kommunalen Neugliederung im Jahre 1975 wird Poll als einziger Kölner Alt-Stadtteil vom Stadtbezirk Porz, der 1975 weitgehend aus dem Gebiet der eingemeindeten Stadt Porz geschaffen wurde, verwaltet.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Poll grenzt im Norden entlang des Eisenbahndammes von der Südbrücke nach Kalk an Deutz, südlich begrenzt die A 4 mit der Rodenkirchener Autobahnbrücke den Stadtteil zu Westhoven. Der auf Westhovener Gebiet liegende Teil des Weidenwegs bis einschließlich des Campingplatzes Wiesenhaus gehört mit der PLZ 51105 postalisch zu Poll. Östlich wird der Ort mit Ausnahme des Gremberger Wäldchens von der A 559 zu Humboldt/Gremberg begrenzt und westlich verläuft der Rhein, der die Grenze zu den linksrheinischen Stadtteilen Bayenthal und Marienburg bildet.

Geschichte

Der Name

Vermutlich leitet sich der Name Poll vom holländischen Polder (eingedeichtes oder angeschwemmtes Land) oder von Pöhl (Wassertümpel, Pfuhl) ab.[1]

Die Anfänge

Die erste historisch nachweisbare Besiedlung der Gegend um Poll und Rolshoven scheint in der Jungsteinzeit um 4000 bis 2000 vor Christus erfolgt zu sein. Dies wird aus dem Fund von "Scherben mit Tiefstichverzierung" in Porz-Westhoven hergeleitet. Der älteste Fund unmittelbar in Poll lässt sich in die Bronzezeit (2000 - 1000 v. Chr.) datieren.[2]

Im Jahre 1003 wurde Poll erstmals urkundlich erwähnt, als Poller Fischer vom Kölner Erzstift die Fischereigerechtsame (Nutzungsrecht an einem bestimmten Gewässerabschnitt) von Poll bis zur Deutzer Pfarrkirche pachteten. Später wurden die Fischereirechte von dem Stift St. Maria im Kapitol zu Köln, der Abtei Deutz und dem Deutzer Amtmann wahrgenommen. Den Einwohnern Polls war der Fang mit dem Hehnetz zugestanden[3] Die Poller waren über Jahrhunderte hinweg Lieferanten für landwirtschaftliche Produkte, insbesondere Milch und Fisch. Besonders bekannt war der Poller Maifisch, eine Heringsart, die in den Monaten April und Mai zur Eiablage rheinaufwärts schwamm. Auch wurden gute Fangergebnisse mit Salm erzielt. Den „besten Fang seit Menschengedenken“ machten die Poller am 23. April 1878 „mit 183 Maifischen in einem Netzzug“. Ab und zu wurde auch ein Stör gefangen (z.B. 1876 435 Pfund schwer) und dann eine Woche lang gegen Entgelt am Rhein ausgestellt.[4] Die Poller Fischerfrauen waren bekannt für Ihren Marktschrei: „Freesche Maifeesch, Freesche Maifeesch“. Die berufsmäßige Fischerei wurde 1938 in Poll eingestellt.[5]

Zumindest auf einem Rheinhang an der Weingartengasse wurde - wie an vielen Stellen im Kölner Raum - bereits 1326 Wein angebaut,[6] im Laufe der Jahrhunderte aber eingestellt.

Auf den Wiesen am Rhein unmittelbar unterhalb Polls wurde im nördlichen Teil Viehhaltung betrieben[7], während der südliche Teil unter den Einwohnern aufgeteilt wurde. Auf den Poller Wiesen im heutigen Gebiet des Stadtteils Deutz wurde Holznutzung mit Weiden und Pappeln betrieben.[8] Die Poller Milchmädchen lieferten die Produkte bis 1880[9]überwiegend mit Nachen über den Rhein bzw. später mit Karren und Fuhrwerken, die von Eseln, Mauleseln, Pferden und zeitweise auch Hunden gezogen wurden, in die Stadt. Ähnlich wurden auch die Fische nach Köln transportiert und sowohl auf den Märkten als auch in den Veedeln direkt verkauft. Die Fischer in Poll waren in sogenannten „Gezauen“ (von zehen, ziehen) organisiert, d.h. Gruppen zu je 8 Mann, die sich täglich im Fang abwechselten. Es gab bis zu 10 Gezaue in Poll, ab 1900 nur noch 2 bis 3.[5]

Bedeutung für Köln

Poll war aufgrund seiner Lage bedeutsam für Köln. Hier bestand über Jahrhunderte hinweg die Gefahr eines Rheindurchbruchs mit einer wahrscheinlichen Verlagerung des Flussbetts nach Osten. Die Dämme (die sogenannten Poller Köpfe), die den Strom in seinem Bett halten sollten, wurden ab ca. 1200 systematisch angelegt, aber immer wieder durch die Rheinfluten zerstört. Von 1400 an wurden sie erheblich verstärkt, da die Stadt Köln das Recht der Pflege erhielt. Als erneut die Gefahr eines Durchbruchs bestand, nahm die Stadt das Ufergelände in Erbpacht und baute die Anlagen nach der großen Überschwemmung von 1477 im Jahre 1479 aus. Ohne die Poller Köpfe hätte Köln möglicherweise seine Bedeutung als wichtige Hafenstadt am Rhein verloren. Daher gab es auch außerhalb von Interessen, den Rhein umzuleiten, z.B. im Jahr 1479 durch Zerstörung der Poller Köpfe[10].

Infrastruktur

Wohnen

Einer der Räume des Tiefbunkers an der Rolshover Straße

Städtebaulich handelt es sich heute um ein Konglomerat unterschiedlicher kleinteiliger Siedlungen. 1923/24 wurde die Einfamilienhaus-Siedlung An den Maien errichtet. Parallel entstanden auf der anderen Seite der Siegburger Straße Mehrfamilienhäuser am Gartenhof/Krückelstraße. Die Siedlung Baumgarten/Im Forst entstand in den 1930er-Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg schloss sich eine weitere rege Bautätigkeit an: 1955 bis 1957 die Schreberstraße und die Milchmädchensiedlung, 1960/62 bis 1972 die Siedlung Raabestraße/Laurenz-Kiesgen-Straße. Das Projekt Wohnen am Strom wurde ab 1972 realisiert. Am Poller Kirchweg entstand seit 2007 eine kleine Einfamilienhaus-Siedlung (Ruth-Scheye-Weg/Hans-Keul-Weg) mit einer autofreien Zone. Die Wohnanlage hat eine große Tiefgarage.

Aus einem ursprünglich von der Stadt Köln für die Hitlerjugend gebauten[11] Wohnheim ist das Katholische Jugendwohnheim Bernhard Letterhaus direkt am Poller Marktplatz hervorgegangen. Jugendliche aller Konfessionen finden hier eine Unterkunft. Auf dem Gelände befindet sich ein ehemaliger Luftschutz-Tiefbunker.

Die Johanniter-Seniorenzentrum GmbH hat 2008 in zentraler Lage ein Johanniter-Stift für betreutes Wohnen errichtet.

Gewerbe

Abend über Poll

1910 wurde am - infolge des Baus des Deutzer Rheinhafens - neugestalteteten Rheinufer, östlich der heutigen Alfred-Schütte Allee, der Grundstein für ein Werk des Werkzeugmaschinenherstellers Schütte gelegt. Bei Alfred H. Schütte werden mehrachsige Schleifmaschinen und Mehrspindel-Drehautomaten produziert. Am Standort Köln beschäftigt das Unternehmen zwischen 450 und 500 Mitarbeiter. Im Osten von Poll entstand ein großes Gewerbegebiet, in dem sich 1919 insbesondere eine Waggonfabrik, die Rheinwerk G.m.b.H., Fabrik für Eisenbahnbedarf,[12] ansiedelte, deren Hallen 1926 von Citroen übernommen wurden.[13] Heute befindet sich im Gewerbegebiet unter anderem das Großhandelsunternehmen Handelshof sowie ein großes Auslieferungslager der Volkswagen AG. Ebenso entstand dort auf dem Gelände einer ehemaligen Kiesgrube und späteren Mülldeponie der Verkehrsübungsplatz Köln, der auch als Messeparkplatz 30 und samstags als Trödelmarktgelände genutzt wird. Stadtbildbeherrschend erhebt sich die Hauptverwaltung des TÜV Rheinland mit ihrem Hochhaus in diesem Gebiet. Im Jahre 1992 wurde an der Poll-Vingster Straße der Fernmeldeturm Pollonius errichtet.

Behörden

Bis zum 31. Dezember 2000 betrieb der Landschaftsverband Rheinland (LVR) in Poll (Am Grauen Stein 33) das Rheinische Autobahnamt Köln (RABA Köln). Aufgrund der Verwaltungsstrukturreform wurde die Straßenverwaltung verstaatlicht und somit Straßen.NRW gegründet. Das RABA Köln wurde somit zur Niederlassung Köln von Straßen.NRW. Am 11. Dezember 2005 zog die Niederlassung Köln von Poll nach Deutz (Deutz-Kalker-Straße18-26) um.

Im ersten Halbjahr 2007 zog die Kfz-Zulassungsstelle von der Herkulesstraße im Stadtteil Ehrenfeld nach Poll um.

Ortszentrum

Als Zentrum des Ortes kann man heute den Marktplatz an der Siegburger Straße bei der Stadtbahnhaltestelle "Salmstraße" und die umliegenden Straßen ansehen. Auf dem um 1991 erweiterten und neugestalteten Marktplatz [14] finden eine Reihe von Veranstaltungen statt. Über Köln hinaus bekannt ist das Poller Maifest [15], das jedes Jahr dort am 1. Mai stattfindet - seit 2008 ebenso das Poller Lichterfest im September. An der Siegburger Straße ist eine Vielzahl von Geschäften angesiedelt.

Bis ins 19. Jahrhundert lag der Dorfmittelpunkt in Höhe der Kreuzung Müllergasse/Poller Hauptstraße. Dort befand sich auch das Dorfkreuz und ein Brunnen.[16] Das Poller Dorfkreuz, erstmals im Jahre 1386 im Deutzer Weistum als Steinernes Kreuz in Poll bezeichnet, wurde mehrfach beschädigt, restauriert und verlegt. Zur Erinnerung an die große Pestepidemie in Köln sowie auch in Poll, wurde auf den Mittelblock die Jahreszahl 1666 eingemeisselt.[17] Hier wurden auch Einwohnerversammlungen, z.B. zur Entgegennahme amtlicher Vereinbarungen, abgehalten. So musste am 29. September 1749 die gesamte Poller Bevölkerung dort erscheinen, um die Täter eines Überfalls auf vier fremde Juden zu ermitteln.[18] Aber man traf sich auch hier in Ermangelung einer Kirche zum Gebet, insbesondere in Notzeiten[19]

In der Nähe befanden sich die 1793 erbaute und 1829 erweiterte erste Schule[20] und in der Müllergasse die wahrscheinlich älteste Gastwirtschaft Polls. Nach der weiteren Bebauung Polls stellten bis etwa 1960 die Poller Hauptstraße und die angrenzende Salmstraße das Geschäftszentrums Polls dar. In den Folgejahren schlossen dort immer mehr Geschäfte und die Siegburger Straße wurde zum Einkaufszentrum.

Das um 1900 erbaute Gebäude der ehemaligen Poller Schule am Ende der Poller Hauptstraße hat eine reich verzierte mehrfarbige Backsteinfassade. Darin untergebracht sind heute das Bürgerzentrum Ahl Poller Schull, der Arbeitskreis an Kölner Schulen für Jugend Freizeit und Bildung e.V. mit einer Offenen Ganztagsschule[21] und die Schauspielschule Deutsches Zentrum für Schauspiel und Film[22]

Kirchen

St. Joseph in Köln-Poll

Die katholische Pfarrkirche St. Joseph wurde 1862 bis 1864 nach Plänen von Heinrich Nagelschmidt als neugotische dreischiffige Backsteinbasilika errichtet.[23]Nach schweren Kriegszerstörungen wurde die Kirche unter Beibehaltung der Umfassungsmauern und der unteren Geschosse des Westturms ab 1951 von A. Hauk und M. Kratz wieder aufgebaut. Im Vorgarten des Pfarrhauses steht seit 1891 das alte Dorfkreuz aus Trachyt.[24]

Im Jahr 1929 wurde als zweite katholische Gemeinde in Poll die Pfarrei Hl. Dreifaltigkeit errichtet und eine neue Kirche gebaut, die im 2. Weltkrieg zerstört wurde. Der Wiederaufbau begann 1950. Dabei erhielt die Kirche unter Einbeziehung von Resten der alten Kirche einen neuen, fast quadratischen Grundriss. Seitdem weist der Chor nicht mehr nach Osten, sondern nach Süden.

Seit dem 1. Januar 2006 sind die beiden Gemeinden vereinigt zur Pfarrgemeinde St. Joseph und Hl. Dreifaltigkeit. Seit 2009 gehören sie zum Pfarreienverbund Deutz Poll.[25]

Die evangelische Kirchengemeinde Köln-Deutz/Poll (St. Johannes-Kirche) hat in Poll eine Kapelle errichtet. Das evangelische Gemeindezentrum befindet sich neben der Kapelle direkt am Poller Marktplatz und richtet neben anderen Begegnungsveranstaltungen am Freitagvormittag das Poller Marktcafé aus.

Vereinswesen

In Poll gibt es ein vielseitiges Vereinswesen[26] Am 27. Januar 2011 wurde ein Netzwerk der Vereine gebildet, ein besonderes Ziel ist die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit.

  • Der älteste durchgehend existierende Verein in Poll ist die 1845 gegründete St. Maternus-Sterbekasse.[27]
1. Mai in Poll mit dem Maigeloog
  • Die älteste Gruppierung (vereinsähnlicher Charakter) ist das Poller Maigeloog, ein Mai- und Heimatverein, der 1656 erstmals in der Deutzer Kirchenchronik erwähnt werden soll. In alten Ratsprotokollen der Stadt Köln finden sich zudem Hinweise auf frühere rechtsrheinische Maitraditionen (Maigraf, Meigreve) im 13. Jahrhundert.[28]. Das Poller Maigeloog unterstützt auch überregional das Programm zur Wiederansiedlung des Maifischs im Rheinsystem, das 2008 den European Regional Champions Award als bestes europäisches maritimes Projekterhielt.[29]
  • Der größte Verein, der Turn-Club Köln-Poll 1904 e. V. wurde 1904 gegründet. Schwerpunkte des über 700 Mitglieder zählenden Vereins sind die Jugendarbeit, Familien- und Gesundheitsgymnastik. Besonders erfolgreich und weit bekannt sind die Rhönradgruppe unter der ehemaligen Vize-Weltmeisterin Anne Bursche und die Skatergruppe, die ebenfalls an Deutschen Meisterschaften teilnimmt.
  • Zweitgrößter Verein in Poll ist der Fußballverein VFL Rheingold Poll.[30] Ostern 1912 gründeten ehemalige Mitglieder des Poller Jünglingsvereins den Verein für Leibesübungen 1912 Köln rrh.. Nach dem 2. Weltkrieg spielte der VfL als einer der ersten Vereine wieder Fußball und war in Kölns Stadtliga eingereiht, der damals höchsten Spielklasse. 1946 gelang der Mannschaft auf Anhieb, in das Endspiel um die Stadtmeisterschaft zu gelangen. Geführt wurde das Team von Heinz Schlömer, der später bei einem anderen Klub eine große Karriere machte und der im berühmten Notizbuch von DFB-Bundestrainer Sepp Herberger notiert war. 1962 fusionierten der VfL 1912 und DJK Rheingold Köln-Poll zum VfL Rheingold 1912 DJK. Der DJK Rheingold war im Jahre 1955 wiedergegründet worden, nachdem dieser Verein 1933 im Dritten Reich verboten worden war. Schon 1970 gründete sich – als eine der ersten im Kölner Raum – eine „Damenmannschaft“ , die jedoch später den Spielbetrieb aus Platzmangel wieder aufgeben musste.
  • Weit über Köln hinaus ist auch der Karnevalsstammtisch Junge vun Poll bekannt, der mehrere karnevalistische Großereignisse in Poll organisiert, u.a. die Wagenübergabe von Wolfgang Laukat an bekannte Rheinische Karnevalisten in einem Großzelt, dem sog. Poller Gürzenich. Dort finden seit 2010 auch die karnevalistischen Pfarrsitzungen St. Josef statt.
  • Der Ruder- und Tennis-Klub Germania e.V. Köln wurde am 27. Mai 1905 als Dritter der Kölner Traditions-Ruderklubs gegründet. 1926 kam Tennis als weitere Sportart hinzu. Zu dieser Zeit zählte er zu den führenden Ruderclubs Deutschlands.[31]
  • Am 4. November 1977 als Kanu–Schülersportgemeinschaft der Gesamtschule Köln-Höhenhaus gegründet, entstand 1987 die KSG, Kanu-Sport-Gemeinschaft Köln e.V.. Neben der allgemeinen Jugendarbeit unterhält der Verein eine Rennmannschaft im Kanu-Wildwasserrennsport. Er ist insbesondere in der Schüler- und Jugendklasse sehr erfolgreich und errang bislang insgesamt 9 Titel als Deutscher Meister. Der fünffache Weltmeister Markus Gickler begann seine sportliche Karriere bei der KSG. Am neuen Bootshaus an den Poller Wiesen unterhält die KSG eine Kletterwand mit unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen.[32]
  • Aus dem 1915 gegründeten Verein für Kanusport, VKC gingen insbesondere zwischen 1930 und 1937 Weltmeister, Europameister und Deutscher Meister hervor. Bei den Zweierkajaks gewann der VKC bei der Olympiade 1936 in Berlin die erste Goldmedaille im Kanusport überhaupt. Zusätzlich baute er eine Tennisabteilung mit eigenen Plätzen auf den Poller Wiesen auf. Diese steht heute im Vordergrund des Vereins.[33]
  • Bundesweit aktiv ist der Rad-Touristik-Club Köln, RTC Köln. Am 30. Oktober 1972 wurde er von Radsportlern gegründet, die nicht mehr den Renn- und Leistungssport als Ziel eines Radclubs ansahen, sondern den Breitensport. Erich Fischer vom RTC Köln wurde der erste Radtouristikfachwart beim Bund Deutscher Radfahrer und so setzte sich diese Breitensportart auch in den Verbandsstrukturen fest. Als erster Verein in der Bundesrepublik Deutschland wurde vom RTC Köln eine Euraudax-Tour[34], ein Radwanderprogramm mit festgelegten Regeln und Auszeichnungen, durchgeführt. Es folgten die Radtouristik - Fahrten "Forsbach-Tour" (2010 zum 38. Mal durchgeführt) und das "Bergische Karussell". Die Mannschaft sowie Einzelmitglieder wurden jeweils 5 mal Bundessieger bei der Deutschlandtour.[35]

Am Rhein

Bau der Hochwasserschutzmauer

Poll liegt im Bauabschnitt 16 (Poll–Rheinpark Deutz) des Kölner Hochwasserschutzkonzeptes.[36] Im 1. Teilabschnitt wurde zwischen der Rodenkirchener Autobahnbrücke und der Südbrücke eine Hochwasserschutzmauer errichtet. Hiermit wird bis zur Wasserstandshöhe von 11,90 m am Kölner Pegel ein Schutz des Stadtteils Poll - und der dahinter liegenden Stadtteile - erreicht.

Unterhalb des Poller Rheindamms sind Freizeiteinrichtungen und auf dem Damm u.a. eine Rettungs- und Schulungsstation der DLRG beheimatet. Bei Rheinhochwasser werden von hier die DLRG-Einsätze im Kölner Gebiet koordiniert. Neben dem DLRG-Haus führt der Weidenweg zum offiziellen Campingplatz der Stadt Köln sowie zum Wiesenhaus, einer Gaststätte mit angeschlossenem Campingplatz für Dauer- und Saisoncamping hinter der Rodenkirchener Brücke. An glanzvolle Zeiten erinnert auch die Gaststätte Poller Fischerhaus, das in seinen Ursprüngen um 1910 tausend Außenplätze hatte und für Kölner ein beliebtes Ausflugsziel war. Da zudem nebenan die Poller Fischer ihr Domizil hatten, war es insbesondere für seine Fischgerichte berühmt. Es gab sogar zwei Schifffahrtsverbindungen dorthin - eine direkt von der Innenstadt, die andere zum gegenüberliegenden Stadtteil Marienburg. Auch berühmte Kölner wie Max Wallraf und Albert Freiherr von Oppenheim fuhren regelmäßig mit der Kutsche vor - sogar ein Fürst aus Malysia war dort zu Gast. 1938 musste es abgerissen werden und erreichte nach seinen zweimaligen Wiederaufbauten nicht mehr seinen Kultstatus. Bei extremem Hochwasser steht es fast vollständig unter Wasser.

An dieser Straße liegt auch der Schützenplatz, früher Schauplatz des örtlichen Schützenfestes, jetzt nur noch gelegentlich genutzt.

Die rheinabwärts gelegenen Vordeichflächen sind vorwiegend Sport und Freizeit vorbehalten. Die Stadt Köln unterhält mit der Bezirkssportanlage Poll diverse Rasenplätze und eine Aschenbahn (333m). 1914 erfolgte auf den Poller Rheinwiesen die Grundsteinlegung für das vom Architekten Wilhelm Riphahn entworfene Bootshaus des Ruder- und Tennis-Klubs Germania e.V., das in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Der Wiederaufbau in der heutigen Form wurde im Mai 1964 abgeschlossen. Die Tennisanlage umfasst sechs Plätze. Nahe der Südbrücke hat der VKC Tennis-Club e.V. von 1915 ein Vereinsheim sowie Tennisplätze. Östlich der Alfred-Schütte-Allee befinden sich das 2004 gebaute Vereinshaus der KSG, Kanu-Sport-Gemeinschaft Köln sowie die Unterkunft der Kanuabteilung des Eisenbahnersportverein Olympia.

Poller Wiesen

Poller Wiesen am 25. April 1967:Geschütze der Bundeswehr warten auf die Überführung des Leichnams von Konrad Adenauer, um Salut zu schießen

Als Poller Wiesen wird im allgemeinen Sprachgebrauch immer mehr das gesamte Rheinufer zwischen dem Molenkopf des Deutzer Hafens und der Rodenkirchener Brücke bezeichnet, obwohl dies ursprünglich und historisch korrekt nur den Wiesenbereich rheinabwärts der Südbrücke bezeichnete, der seit der Eingemeindung Polls zu Köln 1888 zum Stadtteil Deutz gehört. Am 24. Oktober 2005 wurden die Poller Wiesen aufgrund ihrer historischen Bedeutung - u.a. wegen der mittelalterlichen Uferbefestigungen (Poller Köpfe), von denen noch Reste im Boden vorhanden sind - in die Bodendenkmalliste des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen.[37]

Sie werden - trotz Lage im Überschwemmungsbereichs des Rheins - gelegentlich auch für größere Veranstaltungen genutzt, z.B. anlässlich des Katholischen Weltjugendtages 2005 und des Deutschen Evangelischen Kirchentages 2007 als Versammlungsort. 2003 fand dort aber auch ein Grenzcamp der europäischen Antifa-Bewegung statt.[38]

Am 16. Juni 2010 fand am Rheinufer die offizielle Feier zum Maifischbesatz 2010 mit den Umweltministern aus Hessen und NRW sowie vielen Prominenten statt.[39] Zur Erinnerung an dieses Ereignis und zugleich als Ehrung der fortlebenden Poller Maifischtradition wurde am 8. November 2010 am Poller Rheinufer am Anfang der Maifischgasse in Anwesenheit vieler Prominenter die erste Schautafel des EU-Projektes "Die Wiederansiedlung des Maifischs im Rheinsystem" aufgestellt. Weitere sollen in Kürze in den Landeshauptstädten Düsseldorf und Wiesbaden sowie in Frankreich folgen[40].

Der offene, unbebaute Bereich der Poller Wiesen im Ortsbereich Deutz wird für vielerlei Zwecke genutzt. Er ist auch ein beliebtes Gebiet, um Drachen steigen zu lassen bzw. im Sommer zu sonnen und zu grillen. Im Poller Bereich liegen mehrere Fußball- und Tennisplätze. Beide Bereiche sind zudem Landschaftsschutzgebiet.

Sehenswertes

Milchmädchen-Denkmal
Pestkreuz von 1666 an St. Joseph
Idylle in Poll
  • alter Poller Friedhof
  • alte Fischerhäuser,
  • alte Notwasserpumpe, Poller Hauptstr.
  • erste Poller Schule, Müllergasse
  • Alte Poller Schule, Poller Hauptstr.
  • Gaststätte Schlömer, ältestes Gasthaus in Poll
  • Gaststätte Alt Poller Wirtshaus, einzige Gaststätte mit ehemaligem typischen Tanzsaal (op de Läuv) auf der 1. Etage
  • Gaststätte Zum Jägerhof, ehemaliges Poller Heimatmuseum - zur Zeit geschlossen
  • Fernmeldeturm Pollonius (115 m)
  • Milchmädchen-Denkmal
  • Rolshover Hof
  • Pestkreuz (1666)
  • Poller Wiesen
  • Pfarrkirche St. Joseph
  • Pfarrkirche Hl. Dreifaltigkeit
  • Deutzer Friedhof
  • Rolshover Hof
  • Südbrücke, insbesondere Steinskulpturen und -Friese auf der anderen Rheinseite
  • TÜV Rheinland-Hochhaus (122 m)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Illustrierte Geschichte von Deutz, Kalk, Vingst und Poll, Peter Simons, Nagelschmidt, Köln- Deutz 1913, S.176
  2. Ursula van Broek, Die Geschichte von Köln-Poll, Herausgeber St. Hubertus Schützenbruderschaft 1878 eV und Raiffeisenbank Köln-Poll - Ensen EG von 1879, 1978, S. 15 ff "Die Bodenfunde als Quellen"
  3. Poll, ein geschichtlicher Rückblick, Peter Simons, Selbstverlag, Köln-Poll 1924, S.20
  4. Illustrierte Geschichte von Deutz, Kalk, Vingst und Poll, Peter Simons, Nagelschmidt, Köln- Deutz 1913, S.331
  5. a b Maigeloog, Fischerei in Poll, abgerufen am 8. November 2010
  6. Poll, ein geschichtlicher Rückblick, Peter Simons, Selbstverlag, Köln-Poll 1924, S.9
  7. Peter Simons, Illustrierte Geschichte von Deutz, Kalk, Vingst und Poll, Nagelschmidt, Köln- Deutz 1913, S.111ff "Aufteilungsplan der Poller Weiden 1788"
  8. Peter Simons, Illustrierte Geschichte von Deutz, Kalk, Vingst und Poll, Nagelschmidt, Köln- Deutz 1913, S.101ff "Poller Köpfe und Weiden"
  9. Poll, ein geschichtlicher Rückblick, Peter Simons, Selbstverlag, Köln-Poll 1924, S.19
  10. Peter Simons, Illustrierte Geschichte von Deutz, Kalk, Vingst und Poll, Nagelschmidt, Köln- Deutz 1913, S.102ff "Poller Köpfe und Weiden"
  11. Das braune Köln auf www.koeln-Suedstadt.de , abgerufen am 8. November 2010
  12. Werkbahnforum, Europas Eisenbahnen[1]
  13. Jürgen Bönig, Die Einführung von Fließbandarbeit in Deutschland bis 1933[2]
  14. Stadt Köln, Ein Rundgang mit Tiefgang, Poll, Marktplatz [3]
  15. Seite über das Poller Maispill auf www.pollermaigeloog.de, abgerufen am 8. November 2010
  16. Stadt Köln, Ein Rundgang mit Tiefgang, Poll, Unterdorf [4]
  17. Paul Reucher, Poller Geschichte(n), Verlag Dohr Köln, 2000 S. 99ff, Die uns bekannten Wegekreuze...
  18. Poll, ein geschichtlicher Rückblick, Peter Simons, Selbstverlag, Köln-Poll 1924, S.4f
  19. Poll, ein geschichtlicher Rückblick, Peter Simons, Selbstverlag, Köln-Poll 1924, S.9
  20. Poll, ein geschichtlicher Rückblick, Peter Simons, Selbstverlag, Köln-Poll 1924, S.26
  21. Gemeinschaftsgrundschule Poll, OGS[5]
  22. Deutsches Zentrum für Schauspiel und Film[6]
  23. Poll, ein geschichtlicher Rückblick, Peter Simons, Selbstverlag, Köln-Poll 1924, S.22ff
  24. Poll, ein geschichtlicher Rückblick, Peter Simons, Selbstverlag, Köln-Poll 1924, S.9
  25. Pfarreienverbund Deutz Poll[7]
  26. k-poll.de, VereineVereine
  27. Ursula van Broek, Die Geschichte von Köln-Poll, Herausgeber St. Hubertus Schützenbruderschaft 1878 eV und Raiffeisenbank Köln-Poll - Ensen EG von 1879, 1978, S. 107 ff "Die Poller Ortsvereine"
  28. Adam Wrede, Neuer Kölnischer Sprachschatz, Zweiter Band K-R, S. 172, Greven Verlag Köln 1958,"Maijraf"
  29. European Regional Champions Award
  30. VFL Rheingold Poll
  31. Homepage RTK Germania[8]
  32. Homepage KSG[9]
  33. Homepage VKC[10]
  34. Euraudax, Was ist das?[11]
  35. Homepage RTC[12]
  36. Hochwasserschutzzentrale Köln, Baulicher Hochwasserschutz[13]
  37. Amtsblatt, Bezirksregierung Köln, 2005, abgerufen am 8. November 2010
  38. Satdtrevue Köln, 21. Februar 2003, Räumpanzer gegen Igluzelte [14]
  39. Poller Maigeloog, abgerufen am 8. November 2010
  40. Poller Maigeloog, Maifisch, Schautafel[15], abgerufen am 9. November 2010

Weblinks

 Commons: Köln-Poll – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Köln-Poll — is a quarter of the North Rhine Westphalian city of Cologne.Köln Poll was first documentary mentioned around the year 1000. The village Poll was suburbanized in 1889 and became a quarter of Cologne …   Wikipedia

  • Poll — bezeichnet: Kunststiftung Poll, eine Kunststiftung in Berlin Poll (Film), einen deutsch estnischen Spielfilm von Chris Kraus aus dem Jahr 2010 eine kurze Form einer Online Umfrage, bei der anonym meist nur eine Frage gestellt wird, oft mit… …   Deutsch Wikipedia

  • Köln-Gremberg — Humboldt/Gremberg Stadtteil 801 von Köln …   Deutsch Wikipedia

  • Köln-Humboldt — Humboldt/Gremberg Stadtteil 801 von Köln …   Deutsch Wikipedia

  • Köln am Rhein — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Köln-Demogebiet — Finkenberg Stadtteil 716 von Köln …   Deutsch Wikipedia

  • Poll (Nörvenich) — Poll Gemeinde Nörvenich Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Poll [2] — Poll, früher selbständiges Dorf, jetzt der Stadt Köln einverleibt …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Köln-Kalk — Kalk Stadtteil 802 von …   Deutsch Wikipedia

  • Köln-Porz (Stadtbezirk) — Porz Stadtbezirk 7 von Köln …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”