Köln-Finkenberg

Köln-Finkenberg
Wappen von Köln

Finkenberg
Stadtteil 716 von Köln

Cologne Porz Finkenberg.svg
Koordinaten 50° 53′ 50″ N, 7° 3′ 43″ O50.8971111111117.0620833333333Koordinaten: 50° 53′ 50″ N, 7° 3′ 43″ O
Fläche 0,64 km²
Einwohner 6459 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte 10.127 Einwohner/km²
Eingemeindung 24. Aug. 2007 (selbst. Ort)
Postleitzahl 51149
Vorwahl 02203
Stadtbezirk Porz (7)
Verkehrsanbindung
DB-Anschluss Köln Steinstr.
Bus-Linien 151 152 154 165
Quelle: Strukturdaten Stadt Köln

Finkenberg ist ein Stadtteil von Köln und gehört zum Stadtbezirk Porz.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Finkenberg grenzt im Nordwesten an Gremberghoven, im Osten an Eil und im Süden an Porz.

Geschichte

Die Großwohnsiedlung Finkenberg wurde Mitte der 1960er Jahre als sogenanntes Demonstrativ-Bauvorhaben des Bundes konzipiert und ab Ende der 1960er Jahre errichtet. Noch heute wird das Gebiet von Porzern „Demo-Gebiet“ genannt. Das Ziel des Projekts sollte ursprünglich „menschenfreundliches Wohnen“ bei gleichzeitig hoher Verdichtung von Wohnraum sein. Wie bei anderen Wohnprojekten dieser Zeit, umlagerte man ein Zentrum aus Hochhäusern samt Geschäftspassage, Schulzentrum und anderen öffentlichen Einrichtungen mit einem Ring aus Bungalows. Durch die Kombination von Eigenheimen und Wohnblocks mit Sozialwohnungen strebten die Planer eine ausgewogene Sozialstruktur an. Geschäfte, Dienstleistungsunternehmen sowie von den Bewohnern selbst verwaltete soziale Einrichtungen sollten eine hohe Wohn- und Lebensqualität ermöglichen und die Eigeninitiative der Menschen stärken. Das Konzept gilt heute weitgehend als gescheitert: Die Eigentumsverhältnisse der Immobilien änderten sich nach dem Konkurs des Projektträgers Neue Heimat mehrfach, so dass Konzepttreue, Bausubstanz und Grünanlagen zunehmend vernachlässigt wurden. Da der Aufbau von Geschäften und sozialer Infrastruktur nicht mit der schnellen Bebauung und Besiedelung mithalten konnte, zogen viele der ursprünglichen Bewohner frustriert wieder weg - die Folge waren Leerstände, die zunächst durch die Ansiedlung von Migranten und später durch gezielte Belegung mit „sozial problematischen Mietern“ aufgefangen wurden. Hieraus entwickelte sich soziale Segregation, deren Folgen bis heute anhalten.

Die Bezirksvertretung Porz hat am 9. Dezember 2004 den Rat der Stadt Köln aufgefordert, der Siedlung den Status eines Stadtteils einzuräumen. Die Bezirksvertreter versprachen sich davon eine stärkere Identifikation der Bewohner mit ihrem Wohnquartier. Nach einer Änderung der Hauptsatzung der Stadt Köln wurde Finkenberg am 24. August 2007 der 86. Stadtteil von Köln.

Erscheinungsbild

Das Erscheinungsbild des Viertels ist heute durch die Bebauung mit Wohnblöcken (acht bis zwanzig Etagen) geprägt, deren Fassaden oftmals verwittert oder beschädigt sind. Ästhetische und technische Missstände gibt es in Treppenhäusern, Aufzügen, Garagen, Kellern, Sport- und Freizeitanlagen sowie bei den Freiflächen zwischen den Blocks: Sie sind vielfach durch Verwahrlosung und Vandalismus gekennzeichnet.

Sozialer Brennpunkt

Hochhausfassaden in Finkenberg

Heute leben in Finkenberg 6.377 Menschen (Stand: 2009). Verglichen mit anderen Wohnvierteln sind bestimmte Bevölkerungsgruppen in Finkenberg besonders stark vertreten: einkommensschwache Haushalte, kinderreiche Familien, von Arbeitslosigkeit Betroffene sowie Menschen mit Migrationshintergrund (fast doppelt so hoch wie im Stadtgebiet Köln). Auffallend hoch sind auch Jugendarbeitslosigkeit und Jugendkriminalität. Unrühmliche Bekanntheit erlangte das Wohnquartier 2004 durch eine umstrittene Artikelserie im Kölner Stadt-Anzeiger: „Die harten Kinder von Köln“[1] sollte den Alltag von gewalttätigen Kindern und Jugendlichen in Finkenberg schildern, führte aber in den Augen vieler Kritiker eher zur weiteren Stigmatisierung des Wohnviertels.

Ein Integriertes Handlungskonzept der Stadt Köln aus dem Jahr 2001 macht differenzierte Aussagen, beispielsweise zur Kriminalität in Finkenberg, die demnach im Wesentlichen von jugendlichen Migranten ausgeht. Opfer von Gewalt seien zumeist ebenfalls ansässige Kinder und Jugendliche, zunehmend fielen aber auch KFZ-Delikte oder Einbrüche ins Gewicht. Als Motivation für die Delikte würden in polizeilichen Vernehmungen oft Geltungssucht, Sozialneid und Langeweile angegeben. Das subjektive Sicherheitsempfinden der Bewohner von Finkenberg ist, nach Angaben des Handlungskonzeptes, noch niedriger als in anderen Kölner Brennpunkten. Dagegen wurde das Potenzial für Nachbarschaftshilfe und Zusammenhalt, besonders innerhalb homogener Gruppen im Viertel, in der Erhebung als relativ hoch eingeschätzt.

Als Resultat wurden Teile von Finkenberg, insbesondere die Hochhäuser, von der Stadtverwaltung als Sanierungsgebiet ausgewiesen. Eine Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus Organen der Sozialverwaltung, Kirchengemeinden, politischen Parteien, Bildungseinrichtungen, Fördervereinen, Jugend- und Senioreneinrichtungen sowie der Polizei initiiert in Zusammenarbeit mit einigen Immobilieneigentümern Maßnahmen zur Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen. Ein Stadtteilmanager wurde vom Amt für Stadtsanierung eingesetzt, um die Vernetzung der beteiligten Akteure zu fördern und zu koordinieren. Offiziell werden die Sanierungsbemühungen von einem Sanierungsbeirat, besetzt mit Vertretern der Sozialen Dienste, Wohnungsgesellschaften, Parteien, Kirchen, Schulen sowie der Stadtverwaltung begleitet. Er berät die Bezirksvertretung in allen Angelegenheiten der Sanierung. Als Handlungsfelder für den Sanierungsprozess wurden die Bereiche Wohnen, Wohnumfeld und die Infrastruktur, Kinder und Jugend, Arbeit und Soziales und zuletzt die Qualitätssicherung und Kontrolle festgelegt. Erste Maßnahmen, wie der Aufbau eines Basketballplatzes oder die Einrichtung von Hausmeisterkonferenzen, wurden eingeleitet und Fördermittel des Landes beantragt.

Nicht zuletzt aufgrund der Finanzknappheit bei Kommune und Land gilt die Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen in Finkenberg noch immer als unzureichend, so dass nachhaltige Verbesserungen für die Finkenberger noch nicht eingetreten sind.

Einzelnachweise

  1. z.B. Horror im „Folterkeller“, Kölner-Stadt-Anzeiger vom 5. Oktober 2004

Weblinks


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