Kö-Bogen

Kö-Bogen
Lage der Kö-Bogen-Neubauten (rot) in einer stark vereinfachten Ansicht des Stadtgefüges. Die Lage des Tausendfüßlers ist gelb zu erkennen.

Der Kö-Bogen ist eine geplante und beschlossene[1] Baumaßnahme in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf. Benannt ist das Projekt nach dem Bogen, den ein dort am Rande des Hofgartens verlaufender Straßenzug in Richtung der Königsallee, der , beschreibt.

Die Baumaßnahme ist in verschiedene Bauabschnitte und Bauphasen gegliedert. Im ersten Bauabschnitt soll der Jan-Wellem-Platz, der nach Fertigstellung der Wehrhahn-Linie nicht mehr als Straßenbahnknotenpunkt benötigt wird, nach Entwürfen des New Yorker Architekten Daniel Libeskind mit einem Gebäudekomplex aus Einzelhandels-, Büro- und Gastronomienutzungen[2] bebaut werden. Zudem soll die Hofgartenstraße weitestgehend durch einen Tunnel ersetzt werden. Im zweiten Bauabschnitt soll die Hochstraße Tausendfüßler abgerissen und ebenfalls durch einen Tunnel ersetzt werden. Zudem soll die Bebauung in der Umgebung teilweise durch Neubauten ersetzt und die städtebauliche Struktur neu geordnet werden. Entlang des heutigen Verlaufs des Tausendfüßlers soll eine Fußgängerpromenade angelegt werden. Das Projekt ist umstritten und hat eine kontroverse Diskussion in Düsseldorf ausgelöst, die in einem Bürgerbegehren gegen den Verkauf des Jan-Wellem-Platzes gipfelte, welches am nötigen Quorum scheiterte. Am 17. August 2009 wurde der symbolische erste Spatenstich gesetzt.[3] Die Baumaßnahmen sind im Gange.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Historische Bebauung auf dem Jan-Wellem-Platz

Vor den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg war das Gebiet des heutigen Jan-Wellem-Platzes teilweise bebaut. Nach dem Krieg entschied man sich gegen einen Wiederaufbau und errichtete stattdessen auf der frei gewordenen Fläche einen großen Straßenbahn- und Busknotenpunkt. Fast alle Straßenbahnlinien verkehrten in der Nachkriegszeit über diese Haltestelle. Nach Fertigstellung des Innenstadttunnels der Düsseldorfer Stadtbahn wurden aufgrund des verringerten Bedarfs bereits einige Straßenbahngleise rückgebaut. Voraussichtlich 2014 wird mit der Wehrhahnlinie der zweite Tunnel durch die Innenstadt fertiggestellt sein. Damit werden auf dem Jan-Wellem-Platz selbst keine Straßenbahnen mehr verkehren. Lediglich neben dem Platz werden noch Straßenbahngleise in Nord-Süd-Richtung verlaufen. Dadurch stellt sich die Frage der Nachnutzung der frei gewordenen Flächen. Das Düsseldorfer Architekturbüro Ingenhoven stellte 2005 einen Entwurf vor, der zwei halbkreisförmige Gebäude mit Glasfassaden auf dem Platz vorsah. Die Bank HSBC Trinkaus wollte als Investor auftreten und die Gebäude nach der Fertigstellung für ihre Büros nutzen. In Absprache mit der Stadt wollte die Bank einen Fassadenwettbewerb veranstalten, um eine hochwertige Lösung zu finden.[4] An dem Wettbewerb beteiligten sich neben Ingenhoven noch vier weitere Architekturbüros. Die Entwürfe wurden in einem Pavillon ausgestellt, in dem die Bürger für den von ihnen favorisierten Entwurf stimmen konnten.[5] Im August 2007 entschied das Oberlandesgericht Düsseldorf, dass städtische Grundstücke im Rahmen einer europaweiten Ausschreibung verkauft werden müssen.[6] Zunächst bewarben sich zehn Investoren- und Architektengruppen, von denen fünf ausgewählt wurden. Am 13. April 2008 fand ein Bürgerbegehren statt, das zum Ziel hatte, den Verkauf des Jan-Wellem-Platzes an einen Investor zu verhindern. Die Mehrheit der teilnehmenden Bürger stimmte mit „Ja“. Da die Wahlbeteiligung lediglich bei 16,8 Prozent lag, wurde allerdings das Quorum nicht erreicht.[7] Mitte Oktober 2008 zogen sich mehrere Bewerber aus dem Ausschreibungsverfahren zurück: Die Bank HSBC Trinkaus zog ihre Bewerbung zurück, ebenso Hochtief und Züblin. Es verblieben die „Bouwfonds MAB Development“ aus Frankfurt und „die developer“ aus Düsseldorf. Von den verbliebenen zwei Bewerbern gab am 15. Januar 2009 nur noch das Büro „die developer“ um den Architekten Daniel Libeskind einen Vorschlag ab. Die neuen Entwürfe weichen stark vom ursprünglichen Konzept, welches Ingenhoven entworfen hatte, ab.[8] Am 5. Februar 2009 beschloss der Rat der Stadt Düsseldorf die Umsetzung des geplanten Bauvorhabens.[1]

Inzwischen hat die Stadt Düsseldorf die Kritik an dem engen räumlichen Rahmen aufgegriffen und einen Wettbewerb für den Umgebungsbereich des Kö-Bogen ausgeschrieben. Ein Gemeinschaftsentwurf der Molestina Architekten und FSWLA gewann den Wettbewerb Anfang 2009.

Geplante Baumaßnahmen

Bis 2014 soll hier die Rampe des Nord-Süd-Tunnels entstehen
Hochstraße Tausendfüßler
Baustelle für den ersten Bauabschnitt Ende März 2010

Erster Bauabschnitt

Der erste Bauabschnitt sieht vor, dass der Jan-Wellem-Platz mit zwei Gebäuden nach Entwürfen des Architekten Daniel Libeskind bebaut wird. Sie sollen aus fünf oberirdischen Geschossen bestehen und eine Höhe von etwa 26 Metern haben. Die Form der Bauwerke soll nach Süden und Osten geschwungen sein, die Seiten zur Königsallee im Westen und zum Hofgarten im Norden gerade ausgeführt werden. Im dritten Geschoss soll eine Brücke die beiden Gebäude verbinden. Die Fassade soll aus Naturstein und Glas zusammengesetzt sein. Zu Hofgarten und Königsallee hin soll die Fassade teilweise unterbrochen und an diesen Stellen Bepflanzungen vorgenommen werden. Die Gebäude sollen für Einzelhandel, Büros und Gastronomie genutzt werden. Um Platz für die Bauarbeiten zu schaffen, werden die verbleibenden Bushaltestellen des Jan-Wellem-Platzes auf die Heinrich-Heine-Allee und die Berliner Allee verlegt. Grundlage für die Gebäude des ersten Bauabschnitts bildet eine Tunnelanlage, die vom Norden südlich der Jägerhofstraße dem Verlauf der Hofgartenstraße nach Westen entspricht und in der Elberfelder Straße wieder auftaucht. Eine zweite Tunnelröhre verbindet die Berliner Allee südlich der Schadowstraße mit der Hofgartenstraße südlich der Jägerhofstraße. Die Tiefgaragen des Schauspielhauses und des Thyssen-Hauses werden unterirdisch angebunden. Der erste Bauabschnitt soll im September 2013 eröffnet werden.[9]

Zweiter Bauabschnitt

Im zweiten Bauabschnitt soll die Hochstraße Tausendfüßler abgerissen und durch eine Tunnelanlage mit gleichem Verlauf ersetzt werden. Der städtebauliche Siegerentwurf von Molestina Architekten und FSWLA sieht zudem vor, dass die Gebäude der sogenannten Tuchtinsel abgerissen werden und durch ein kleines Hochhaus im Süden und ein Gebäude mit normaler Traufhöhe im Norden ersetzt werden. Weiter soll die südliche Bebauung des Gustaf-Gründgens-Platz abgerissen werden und der Platz vor dem Schauspielhaus eine neue Fassung erhalten. Ein weiteres Gebäude soll vor der Industrie- und Handelskammer errichtet werden. Als Nutzung für die Neubauten sind Wohnungen, Einzelhandel und Büros vorgesehen. Herzstück des Entwurfs ist eine 400 Meter lange Fußgängerpromenade von Norden nach Süden, deren Ränder mit Platanen bepflanzt werden. Sie soll auf dem Gelände angelegt werden, das derzeit vom Tausendfüßler belegt wird.

Kritik

Der erste Entwurf für den Kö-Bogen vom Architekturbüro Ingenhoven ist zuerst auf der Immobilienmesse MIPIM 2003 in Cannes einem internationalen Publikum vorgestellt worden und ist weitgehend unverändert durch die Gremien der Stadt beschlossen worden. Kritiker sahen in diesem Vorgehen mangelnde Beteiligung der Öffentlichkeit und Ausschaltung eines nötigen Architekturwettbewerbs.

Mit dem Verkauf des städtischen Grundstücks an einen Investor soll ein Teil der Baukosten für die Tunnel refinanziert werden. Zahlreiche Bürger protestierten durch Unterschriften gegen die geplante Bebauung, da sie diese zu massiv ansahen und sie zahlreiche Fragen der Verkehrsplanung als nicht geklärt ansahen. Der Stadtrat hatte den Verkauf und die Bebauung zuvor entschieden. Die Gegner strengten ein Bürgerbegehren an, das sich gegen den Verkauf des Grundstückes richten sollte, da eine Abstimmung gegen die Bebauungspläne der Stadt nicht rechtens ist. Die Abstimmung am 13. April 2008 sollte die Frage beantworten, ob das Grundstück in städtischem Besitz verbleiben sollte. Das Bürgerbegehren scheiterte an der geringen Wahlbeteiligung.[10]

Nach dem gescheiterten Bürgerbegehren hat das Forum Kö-Bogen sieben Architekturhochschulen in NRW eingeladen, mit ihren Studenten alternative Bebauungskonzepte für den Kö-Bogen zu entwickeln. Die ersten 12 Vorschläge der Hochschulen RWTH Aachen, Universität Dortmund und Universität Siegen wurden erstmals in einer Ausstellung in der Architektenkammer Düsseldorf am 7. August 2008 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Auch der geplante Abriss des denkmalgeschützten Tausendfüßlers ist umstritten.

Weiterführende Informationen

Literatur

  • Landeshauptstadt Düsseldorf Der Oberbürgermeister: Kö-Bogen – Variantenprüfung Verkehr. Düsseldorf 2007.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Property Magazin
  2. Der Kö-Bogen: Nutzung
  3. RP Online: Kö-Bogen-Start mit Libeskind
  4. RP Online: Kö-Bogen soll Bankhaus werden
  5. RP Online: Kö-Bogen: Info-Zelt vor Ferien
  6. RP Online: Erwin: „Kö-Bogen ist im Zeitplan“
  7. RP Online: Jan-Wellem-Platz kann verkauft werden“
  8. Der Westen: Weltstar veredelt den Kö-Bogen“
  9. Die Welt: Kö-Bogen: So geht’s weiter
  10. WZ: Abstimmung: Der Kö-Bogen kann kommen, Ergebnispräsentation der Stadt Düsseldorf
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