Kyogen

Kyogen

Kyōgen (jap. 狂言 Kyōgen, wörtlich: "verrückte Worte" oder "Wilde Sprache") ist eine Form des traditionellen japanischen Theaters. Es entwickelte sich zusammen mit Nō-Theater, wurde zusammen mit Nō-Stücken als eine Art Zwischenspiel zwischen den Akten des Nō aufgeführt und behält bis heute seine enge Beziehung zu Nō. Deshalb wird es manchmal als Nō-Kyōgen bezeichnet. Sein Inhalt ist jedoch dem formalen, symbolischen und ernsthaften Nō-Theater ganz und gar nicht ähnlich. Kyōgen ist eine komische Form, sein Hauptziel ist es, das Publikum zum Lachen zu bringen. Kyōgen und Nō wurden im Jahr 2001 gemeinsam in die UNESCO-Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.


Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Man nimmt an, dass Kyōgen von einer Form der chinesischen Unterhaltung abstammt, die im 8. Jahrhundert nach Japan kam. Diese wurde als Sarugaku bekannt und beinhaltete ursprünglich sowohl ernsthaftes Drama als auch Komödie. Im 14. Jahrhundert hatten sich diese Formen des Sarugaku begrifflich in und Kyōgen gespalten.

Kyōgen übte auf die spätere Entwicklung des Kabuki-Theaters erheblichen Einfluss aus. Nachdem die früheren, derben Formen des Kabuki Mitte des 17. Jahrhunderts verboten worden waren, erlaubte die Regierung die Etablierung des neuen yarō-kabuki (Männer -Kabuki) nur aus dem Grunde, dass dieses die Anzüglichkeiten der früheren Kabuki-Formen vermied und sich am Kyōgen orientierte.

Nō war die offizielle Form der Unterhaltung in der Edo-Zeit und wurde deshalb von der Regierung unterstützt. Kyōgen, das in Zusammenhang mit Nō ausgeübt wurde, partizipierte von dieser Förderung durch die Regierung und die Oberklasse. Nach der Meiji-Restauration hörte diese Unterstützung jedoch auf. Nō und Kyōgen gerieten deshalb in Verfall, da viele Japaner eher von den „modernen“ westlichen Kunstformen angezogen wurden. 1879 äußerte jedoch der frühere US-Präsident Ulysses S. Grant und seine Frau bei einem Besuch Japans ein Interesse an der traditionellen Kunst des Nō. Sie sollen die ersten US-Amerikaner gewesen sein, die Nō und Kyōgen-Aufführungen gesehen haben und sollen die Vorstellung genossen haben. Dies, so glaubt man, löste ein erneuertes Interesse an diesen Formen aus.

Im modernen Japan wird Kyōgen sowohl eigenständig als auch als Teil von Nō aufgeführt. Seine Tradition wird hauptsächlich durch Familiengruppen besonders der Izumi- and Okura- Schulen aufrechterhalten.

Elemente des Kyōgen

Wie bei Nō und Kabuki, sind alle Schauspieler im Kyōgen, auch die in weiblichen Rollen, Männer. Kyōgen-Stücke sind stets kurz und haben oft nur 2-3 Rollen, oft Standardtypen.

Bewegungen und Dialoge im Kyōgen sind meist stark übertrieben und machen die Handlung dadurch leicht verständlich. Elemente des Slapstick oder der Satire sind in den meisten Stücken vorhanden. Einige von ihnen sind Parodien von buddhistischen oder Shintō-Ritualen, andere sind verkürzte, lebhaftere, vereinfachte Formen von Nō-Stücken, viele entstanden nach japanischen Volksgeschichten.

Kyōgen wird mit musikalischer Begleitung, besonders Flöte, Trommeln und Gong, aufgeführt. Der Schwerpunkt der Stücke liegt aber eher auf Dialog und Handlung, statt auf Musik und Tanz.

Die Schauspieler tragen - im Gegensatz zu Nō - in der Regel keine Gesichtsmasken, außer sie spielen die Rolle eines Tieres (wie eines Tanuki oder Kitsune), oder eines Gottes. Folglich ist die Vielfalt der Gesichtsmasken bei Kyogen geringer als bei Nō. Masken und Kostüme sind einfacher als die Nō-Gegenstücke, es werden wenige Requisiten und ein minimales oder gar kein Bühnenbild verwendet.

Quellen

  • [1] (engl.)
  • Brandon, James R. Nō and Kyōgen in the Contemporary World. Honolulu: University of Hawai'i Press, 1997.

Weblinks


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