Kverkfjöll

Kverkfjöll
Kverkfjöll
Kverkfjöll

Kverkfjöll

Höhe 1.933 m
Lage Island
Gebirge Kverkfjöll
Geographische Lage 64° 40′ 35″ N, 16° 41′ 43″ W64.676388888889-16.6952777777781933Koordinaten: 64° 40′ 35″ N, 16° 41′ 43″ W
Kverkfjöll (Island)
Kverkfjöll
Typ Stratovulkan
Alter des Gesteins mehr als 100.000 Jahre
Letzte Eruption 1968 (aktiv)
Erstbesteigung 1910 durch den deutschen Geologen Trautz
Kverkfjöll

Kverkfjöll

Eishöhlen in den Kverkfjöll

Die Kverkfjöll sind eine vulkanische Bergkette in Island mit einer Höhe bis zu 1933 m[1]. Damit sind sie das dritthöchste Gebirgsmassiv des Landes nach dem Öræfajökull und der Bárðarbunga. Wie diese sind sie Teil des Gletscherschilds Vatnajökull.

Der Erstbesteiger des Gebirgsmassivs war der deutsche Geologe Trautz im Jahre 1910.[2]

Inhaltsverzeichnis

Lage und Gestalt

Lage

Die Bergkette befindet sich am nördlichen Rand des Gletschers Vatnajökull, ca. 40 km südlich der Askja. Die Kverkfjöll liegen in einer Senke zwischen den nach Norden auslaufenden sehr breiten Gletscherzungen Dyngjujökull (westlich) und Brúarjökull (östlich), aus denen die Flüsse Jökulsá á Fjöllum bzw. Kreppa entspringen.

Gestalt

Von Nordosten nach Südwesten ist die Bergkette etwa 10 km lang.

Man unterscheidet das Östliche (isl. Austari Kverkfjöll) und Westliche Kverkfjöll (isl. Vestari Kverkfjöll)[1]. Die beiden Höhenrücken sind durch eine sich nach Norden hin vertiefende Gebirgsscharte getrennt. In dieser fließt der Talgletscher Kverkjökull nach Nordwesten bis hinunter auf die 900 m hohe Hochebene vor den Bergen.

Zwei niedrigere Palagonitrücken, die parallel zueinander in NO-SW-Richtung angeordnet sind, führen von NO aus auf die Kverkfjöll zu und gehen in sie über. Der westliche heißt Kverkfjallarani, der östliche Kverkhnúkar. Das Tal dazwischen, Hraundalur, mündet in die Scharte.

Die Gipfel sind in alle Richtungen bis auf Südwesten sehr steil. Da das Gebirgsmassiv unter Gletschern entstanden ist, besteht es hauptsächlich aus Palagonit und Kissenlaven[3][4]. Der höchste Gipfel Skarphéðinstindur erreicht eine Höhe von 1936 m.

Name

Eine Scharte, wie sie die Kverkfjöll teilt, heißt im Isländischen kverk, woraus sich der Name des Gebirgszuges ableitet.

Das Vulkansystem

Das Vulkansystem der Kverkfjöll liegt in der Riftzone am Übergang vom östlichen zum nördlichen isländischen Vulkangürtel. Die nördliche Vulkanzone reicht bis zum Fjord Öxarfjörður.

Bei den Kverkfjöll handelt es sich um den Zentralvulkan eines großen eigenen Vulkansystems im Norden des Vatnajökull. Die Spalten des Vulkansystems ziehen sich vom Zentralvulkan aus nach Nordosten und Südwesten. Und dort haben sich während der letzten Eiszeit an Vulkanspalten unter den Gletschern die erwähnten Palagonitrücken gebildet. Der Kverkfjallhryggur verschwindet im Südwesten unter dem Vatnajökull, wohingegen die nördlichen Palagonitrücken sich sehr sichtbar noch 30 km nach Nordosten hinziehen.

Man vermutet unter dem Zentralvulkan, also den Kverkfjöll selbst, eine der größten Magmakammern des Landes.

Calderen und Gletscherseen

In den Kverkfjöll befinden sich zwei gletscherbedeckte Calderen. Die südliche Caldera ist ganz mit Eis bedeckt, während große Teile der Ränder der nördlichen eislos sind. Sie liegen etwa auf 1800 m Höhe. Die nördliche Caldera heißt Gengissig und liegt etwas südöstlich der Hütte des Gletschervereins (Jöklarannsóknarfélag), die andere Caldera heißt Galtarlón und liegt im Efri Hveradalur.[5]

Unter dem Eis der beiden haben sich Gletscherseen gebildet, so dass in absehbarer Zeit Gletscherläufe möglich wären. Der See Gengissig misst etwa 600 m in der Breite und ist 100 m tief. Er bildete sich 1959 nach einer kleinen explosiven Eruption.[2]

Der westliche Teil des Gebirges ist besonders von Erdwärme und heißen Quellen geprägt. Dort liegt ein enges Tal, das sich in den westlichen Gebirgszug hineinzieht, die Hveradalir, zu denen eine anstrengende Gletscherwanderung hinaufführt.

Eruptionsgeschichte

Insgesamt vermutet man 40 Ausbruchsserien seit Entstehen der Gebirgskette, wobei im Mittel etwa 100.000°km³ an Gesteinsmaterialien und Tephra produziert worden sind.[2]

Genaue Zahlen liegen nicht vor, u. a. deswegen, weil die Berge so abseits liegen.

Eiszeitlicher Vulkanismus

Das System ist sehr alt. Ausbrüche lassen sich schon vor mehr als 100.000 Jahren nachweisen. Man weiß bisher nicht genau, wie weit das System unter den Gletscher Vatnajökull reicht.

Nacheiszeitliche Ausbrüche

Sehr viele Spalten durchqueren den Kverkfjallrani.

Dort gab es nach der Eiszeit zahlreiche effusive Ausbrüche. Das Lavafeld Lindahraun ist das jüngste Ergebnis solcher Eruptionen und sein Alter wird auf 2.800 Jahre geschätzt. Die dünnflüssigen Laven strömten wie Flüsse an den Seiten der Palagonithügel herunter. Es ist, soweit man weiß, der jüngste Ausbruch im Kverkfjöllsystem außerhalb des Zentralvulkans gewesen, “was überrascht, weil das Kverkfjöll-System sich genau über dem Hot Spot (unter Island) befindet.”[6]

Der letzte Ausbruch im Jahre 1968 erzeugte nur eine leichte Aschewolke.

Gletscherläufe

Verbunden mit den Ausbrüchen in den Kverkfjöll und unter dem Dyngjujökull, der zum System der Bárðarbunga gehört, waren beträchtliche Gletscherläufe.

Man vermutet, dass die Gletscherläufe, die vor 3.000 und 2.500 Jahren die Schlucht Jökulsárgljúfur geprägt haben, von diesem Vulkansystem oder dem der Bárðarbunga ausgingen.

Auch im 17. und 18. Jahrhundert gab es hier immer wieder Eruptionen und Gletscherläufe.

Kleinere Gletscherläufe ereigneten sich in den Jahren 1987 und 2002 (zwischen 400 und 500 m³/s in rund 40 km Entfernung bei den Upptýppingar)[7]

Hochtemperaturgebiet Hveradalir

Das 10 km² umfassende Hochtemperaturgebiet Hveradalir in den Westlichen Kverkfjöll gehört zu den fünf größten des Landes.

Das Hochtemperaturgebiet ist 3 km lang und bis zu 1 km breit und befindet sich in 1600 bis 1700 m Höhe (Koordinaten64.685699-16.675901). Dort liegt auch Gámur, eine große Fumarole.

Innen im Hveradalir befindet sich der See Galtarlón in einer kleinen Caldera. Er ist oft von Eis bedeckt und entleert sich manchmal. „Im Juni 1998 bemerkte man auf einmal eine hohe Dampfsäule über den Hveradalir. Als man in die Hveradalir hinaufging, war der See, der hier jahrelang gewesen war, plötzlich verschwunden und stattdessen erblickte man viele Schlammquellen.“[8]

Auch am Skarphéðinstindur und in den Östlichen Kverkfjöll findet man Erdwärme, z.B. in der Hvergil. Dort befinden sich 40 – 60° warme Quellen auf einem etwa 2 km langen Streifen ebenso wie Kissenlaven.

Eishöhlen

Die Erdwärme bewirkt immer wieder, vor allem am Fluss, das Entstehen von Eishöhlen. Diese dürfen inzwischen aber nicht mehr betreten werden, weil sie sehr instabil geworden sind.

Vegetation in den Kverkfjöll

Da es sich um ein sehr weit im Norden gelegenes Hochgebirge handelt, findet man keine zusammenhängende Vegetationsdecke in diesen Bergen.

Einzelne Arten gedeihen aber bis in 1400 m Höhe und darüber wie etwa bestimmte Moosarten oder das Stereocaulon arcticum.

Bewuchs findet man vor allem rund um die heißen Quellen in der Hveragil.

Zugang und Tourismus

Alte Quellen berichten davon, dass im Mittelalter ein Weg über den Vatnajökull führte und dieser vermutlich in der Nähe der Kverkfjöll lag.[9]

Im Sommer 1970 baute man eine Brücke über die Kreppa und eine Jeep-Piste über Hvannalindir bis zu den Kverkfjöll (Pisten F 910 und F902).[2]

Ein anstrengender Wanderweg führt über das Eis des Kverkjökull via Löngufönn ins Hveradalir und von dort weiter zur Hütte Kverkfjallaskali.

Die vergleichsweise komfortable Hütte Sigurðarskáli der Fljotsdalsherad and Husavik Touring Clubs liegt am Fuße der Kverkfjöll auf ca. 900 m Höhe[10] (Koordinaten64.747213-16.632278). Sie ist für 85 Übernachtungsgäste ausgelegt und ist eine gute Ausgangsbasis für Exkursionen ins Kverkfjöll.

In unmittelbarer Nähe des aktiven Geothermalgebiets Hveradalir liegt auf 1718 m Höhe die Hütte Kverkfjallaskali[11] (Koordinaten64.6725-16.68975). Sie wird betrieben vom isländischen Gletscherverein Jöklarannsóknafélag Íslands und bietet bis zu 12 Personen eine Übernachtungsmöglichkeit.

Upptyppingar und Álftadalsdyngja

Ende der 2000er Jahre begannen in einer Tiefe von etwa 18-20 km Erdbebenserien, die sich 2007 und 2008 verstärkten. Die zuständigen Geologen wie etwa Páll Einarsson vom Nordischen Vulkanologischen Institut vermuteten Magmabewegungen als Ursache. Diese müssen, zumal wenn sie in solcher Tiefe auftreten, nicht unbedingt zu Ausbrüchen führen.[12]

Die Erdbebentätigkeit hat in verminderter Stärke angehalten. 2010 waren Erdbeben etwas nördlich des ursprünglichen Epizentrums in der Nähe des alten Schildvulkans Álftadalsdyngja angesiedelt, sie waren bei einer Durchschnittstiefe von etwa 5.5 km angelangt.

Bei einem Ausbruch würden die Flüsse Krossá und Jökulsá á Fjöllum bezüglich des Ablaufs eine wichtige Rolle spielen.

Der in Island sehr bekannte Journalist und Naturschützer Ómar Ragnarsson sowie diverse andere Naturschützer (von der Naturschutzorganisation Landvernd) vertraten die These, dass die Schwere des inzwischen gefüllten Stausees Hálslón beim Kárahnjúkarkraftwerk die Magmabewegungen ausgelöst hätte.[13]

Siehe auch

Weblinks

Zu den Kverkfjöll

Fotos und Videos

Wiss. Artikel

Andere

Sport in den Kverkfjöll

Zu den Upptyppingar

Einzelnachweise

  1. a b Íslandshandbókin. Náttúra, saga og sérkenni. 2. bindi. Hg. T. Einarsson, H. Magnússon, 1989, S.922
  2. a b c d [1] Umhverfisstofnun, Staatliche isländische Natur- und Umweltschutzbehörde; Zugriff: 19. April 2011 (englisch)
  3. http://www3.hi.is/Apps/WebObjects/HI.woa/swdocument/1013540/3.6+Kverkfj%C3%B6ll.pdf ; Zugriff: 19. April 2011 Þorvaldur Þorsteinsson, e.a.: 3.6 Kverkfjöll, S.1 (isländisch)
  4. Allerdings wird der Gebirgszug auf der Website der Smithsonian Institution als Stratovulkan beschrieben; vgl. http://www.volcano.si.edu/world/volcano.cfm?vnum=1703-05= ; Zugriff: 22. Januar 2011
  5. Magnús T. Guðmundsson/ Þórdís Högnadóttir: Jökullón í Vestari Kverkfjöllum, þróun og jökulhlaupahætta. Skýrsla til Rannsóknasjóðs Vegagerðarinnar. Mars 2009, S. 5 [2]; Zugriff:19. April 2011 (isländisch)
  6. Übersetzung aus dem Englischen. Originaltext: „These results show that no volcanic eruption has occurred on the Kverkfjöll volcanic system outside of the central volcano in historical times (i.e. the past 1200 years), which is surprising because the Kverkfjöll system is situated above the centre of the mantle plume.“ Thor Thordarson, Armann Hoskuldsson: Iceland. Classic Geology in Europe 3. Harpenden 2002, S.177.
  7. Magnús T. Guðmundsson/ Þórdís Högnadóttir: Jökullón í Vestari Kverkfjöllum, þróun og jökulhlaupahætta. Skýrsla til Rannsóknasjóðs Vegagerðarinnar. Mars 2009, S. 4 [3] ; Zugriff: 19. April 2011 (isländisch)
  8. Eigene Übers.; isl.Text: Í júní 1998, varð skyndilega vart við mikinn gufustrók sem stóð upp úr Hveradalnum. Næst þegar gengið var upp í Hveradalinn var lónið sem þar hafði verið árum saman horfið með öllu en í þess stað blöstu við miklir leirhveririn. In: (http://www.islandia.is/hamfarir/jardfraedilegt/eldgos/kverkfjoll.html) ; Zugriff: 19. April 2011 (isländisch)
  9. vgl. Inga Soley Kristjönudóttir: Kverkfjöll. Úttekt á fornleifum. Rit fornleifaverndar ríkisins. 2008, S. 10 [PDF-Datei]; Zugriff: 20. September 2010
  10. http://www.nat.is/fjallaskalareng/accommodations_in_highland_Kort.htm (englisch); Zugriff: am 23. Juni 2011
  11. http://www.nat.is/fjallaskalareng/accommodations_in_highland_Kort.htm (englisch); Zugriff: am 23. Juni 2011
  12. vgl. z.B. das für Erdbebenmessungen zuständige isländische Wetteramt: http://www.vedur.is/um-vi/frettir/2008/nr/1240; Zugriff: am 20. September 2010
  13. http://omarragnarsson.blog.is/blog/omarragnarsson/entry/311491 (isländisch); Zugriff: am 20. September 2010; vgl. auch Antwort des Geologen Páll Einarsson: http://www.natura.is/greinar/2367 (isländisch); Zugriff: 20. September 2010

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