Kurdistan (Provinz)

Kurdistan (Provinz)
Kordestān
Lage der Provinz Kordestān im Iran

Lage der Provinz Kordestān im Iran

Basisdaten
Hauptstadt Sanandadsch
Fläche 29.137 km²
Einwohner 1.438.543 (Volkszählung 2006)
Bevölkerungsdichte 49 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 IR-16

Kordestān, auch Kordistan oder Kurdestan (persischاستان کردستان‎, Ostān Kordestān) ist eine der dreißig Provinzen des Iran. Es ist Teil des kurdischen Siedlungsgebietes und sollte nicht mit dem größeren geographischen Gebiet Kurdistan verwechselt werden.

In der Provinz leben 1.438.543 Menschen (Volkszählung 2006)[1]. Die Fläche der Provinz erstreckt sich auf 29.137 Quadratkilometer. Die Bevölkerungsdichte beträgt 49 Einwohner pro Quadratkilometer.

Kordestān liegt im Westen des Irans an der Grenze zum Irak. Im Norden liegt die Provinz West-Aserbaidschan, im Nordosten Zandschan, im Osten Hamadan und im Süden Kermānschāh.

Die Hauptstadt der Provinz ist Sanandadsch (auf kurdisch Sine) mit 316.862 Einwohnern (Volkszählung 2006). Andere große Städte sind Marivan, Baneh, Saqqez, Qorveh und Bidschar.

Inhaltsverzeichnis

Landkreise

Die Gliederung der Provinz

Die Provinz hat die Landkreise:

  • Baneh
  • Bidschar
  • Divanderre
  • Kamyaran
  • Marivan
  • Qorveh
  • Sanandadsch
  • Saqqez

Geschichte

Verlassenes Dorf in Kordestān

Kordestān gehört mit der gesamten Zagrosregion zu den frühesten Siedlungsplätzen der Meder und Perser. Von hier aus wurde das assyrische Reich 612 v. Chr. unterworfen. Nach der Niederwerfung der Sasaniden 634 n. Chr. durch die muslimischen Araber, wurde der Iran muslimisch. Allerdings gab es von Zeit zu Zeit noch regionale Aufstände. So lehnten sich die Kurden hier im Jahr 835 gegen den Kalifen Al-Mutasim auf.

Blick auf die Hauptstadt Sanandaj

In den nächsten Jahrhunderten wurde Kordestān wie andere Regionen von den Mongolen und Timur Lenk verwüstet. Nachdem die Europäer im 16. Jahrhundert den Seeweg für den Handel mit Indien und China als Alternative für die Seidenstraße benutzten, verlor Kordestān an wirtschaftlicher Bedeutung. Sultan Mohammed Chodabandeh baute etwa 1220 als Verwaltungssitz der Provinz den Ort Sultanabad Chamchal in der Nähe der Bisutunregion. 1372 zog die Verwaltung aber dann nach Hassanabad, was 6 km südlich von Sanandadsch liegt. Im 13. Jahrhundert gelangte die kurdische Dynastie der Ardalan an die Macht und regierte Kordestān bis 1867.

Geographie/Klima

Felder bei Marivan
See Zarîvar

Da das gesamte Kordestān gebirgig ist, gibt es hier eine große Reihe von Flüssen, Seen, Gletschern und Höhlen. Das macht Kordestān zu einem Hauptziel von Touristen und Bergsteigern.

Wildziege

Einer der längsten Flüsse ist mit 302 km der Zarrinehorood, der in den Urmiasee mündet. Der Fluss Sirvan seinerseits fließt westlich in den Irak und mündet schließlich in den Tigris. Der See Zarivar ist einer der schönsten Seen Kordestān. Er ist durchschnittlich 3 m, an seiner tiefsten Stelle jedoch 50 m tief. Er ist 1,7 km breit und 5 km lang. Der See ist von dichten Wäldern umgeben und liegt westlich von Marivan. Hier gibt es auch mineralische Quellen, wie Govaz bei Kamyaran, Abetalkh bei Bidschar und Baba Gargar bei Ghorveh. Eine berühmte Höhle ist Kereftoo bei Divanderre, wo innerhalb der Höhle Heiligtümer errichtet sind. Ein Tempel ist dem griechischen Gott Herakles gewidmet. Die Höhle Schoovi ist 267 m lang und liegt bei Baneh. Der höchste Berg ist mit 3.330 m der Chehelcheschmeh. Andere Berge sind Hossein Bak mit 3.091 m und Masjede Mirza mit 3.059 m. Die Fauna besteht aus Leoparden, Widdern, Wildziegen, Hyänen, Schakalen, Wölfen, Füchsen, Zobeln, Wieseln und Vögeln wie Rebhühnern, Wildenten, Störchen und Adlern. Kordestān liegt im Zagrosgebirge. Daher hat es ein typisches Kontinentalklima mit langen kalten Wintern.

Menschen und Kultur

Der Filmemacher Bahman Ghobadi

Die Hälfte der Bevölkerung von 1,6 Mio. Menschen (Schätzung von 2006) lebt in den Städten. Ein Großteil der Menschen sind Kurden, die größtenteils Sorani sprechen. Das Sorani wird hier auch Ardalani genannt. Andere kurdische Dialekte sind Hewramani (bei Marivan) und Kurmandschi. In den östlichen Teilen der Provinz, also bei Bidschar und Qorveh leben auch Aserbaidschaner. Die Perser machen keinen großen Anteil aus.

Kordestān heute

Wirtschaft

Die Provinz lebt von Landwirtschaft und Viehzucht. Landwirtschaftliche Produkte sind Weizen, Gerste, Getreide und Früchte. Die Industrie besteht aus chemischer-, Metall-, Leder- und Nahrungsindustrie.

Hochschulen und Universitäten

  • Medizinische Universität Kurdistan
  • Tohid Medizinisches Zentrum
  • Universität Kurdistan
  • Islamische Azad Universität in Sanandadsch

Sehenswürdigkeiten

Die Kulturbehörde des Iran listet 211 sehenswerte kulturelle und geschichtliche Stätte auf, die in Kordestān liegen. Eine davon, nämlich das Ghal'eh Kohneh bei Bidschar, stammt aus der Zeit der Sasaniden.

Einzelnachweise

  1. City Population: Iran - Städte und Provinzen

35.72777777777846.9672222222227Koordinaten: 36° N, 47° O


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