Kupferstecher (Beruf)

Kupferstecher (Beruf)
Kupferstecher bei der Bearbeitung einer Druckplatte

Der Kupferstecher ist ein mittlerweile nicht mehr sehr verbreiteter grafischer Beruf. Die (Selbst-)Bezeichnung wird heute in der Regel nur noch für Künstler verwendet, die mit der grafischen Technik des Kupferstiches Druckplatten für die Vervielfältigung von Abbildungen hergestellt haben. Der Kupferstecher überträgt durch spanabhebende Verfahren Abbildungen auf Metallplatten, vorwiegend aus Kupfer. Das Tätigkeitsfeld überschneidet sich teilweise mit dem Beruf des Stechers und Graveurs, die Gegenstände des täglichen Gebrauches wie Briefmarken, Banknoten (siehe Stahlstich) oder Schmuck und Dekorationsgegenstände mit Schrift, Ornamenten und Verzierungen versehen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Darstellung der Kupferstichtechnik in der „Encyclopédie“, um 1760

Zahlreiche Künstler des 15. und 16.Jahrhunderts wie z. B. Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Meister E. S., Martin Schongauer, Meister der Spielkarten usw., fertigten neben den Tafelbildern auch vervielfältigbare grafische Blätter für den neuen Markt, der durch das aufstrebende, zu Wohlstand gekommene Bürgertum vorhanden war. Die Technik dafür war bis zur Erfindung der Radierung der Kupferstich. Oft beschäftigten die Künstler - wie z.B. Dürer - zur Druckstockherstellung eigene Werkstätten und stachen selbst nur einen Teil des Druckstockes, während die Stecher in der Werkstatt die Vorlage nach den Vorgaben ergänzten.

Weil der Kupferstich höhere Auflagen zulässt als die Radierung und detailgenauere Darstellungen als der Holzschnitt erlaubt, waren Kupferstecher als Künstler und Kunsthandwerker bzw. Druckstockhersteller bis in die erste Hälfte des 19.Jahrhunderts gefragt, bis die Lithografie den Kupferstich und den Holzstich als Illustrationsmittel ablöste.

Theodor de Bry, Johann Theodor de Bry und Matthäus Merian - sind als berühmte Illustratoren zu nennen, die in von ihnen illustrierten Reise- und Städtebeschreibungen vor den Textautoren aufgeführt wurden. Kupferstecher wurden im 16., 17. und 18. Jahrhundert in Malerwerkstätten und Verlagshäusern in großer Zahl beschäftigt, um Gemälde als Kupferstich zu kopieren oder Illustrationen druckfähig zu übertragen.

Sie waren meistens selber nicht kreativ tätig, sondern übertrugen die Arbeiten anderer, was aber trotzdem hohe Anforderungen an ihre zeichnerischen und handwerklichen Fähigkeiten stellte. Von daher dürfte die Qualitätsaussage „wie gestochen“ für eine hervorragende zeichnerische Darstellung stammen.

Als einer der berühmtesten Kupferstecher mit einem umfangreichen Werk ist im 18.Jahrhundert wohl Giovanni Battista Piranesi zu nennen. Im 19. Jahrhundert erlebte der Kupferstich eine neue Blütezeit unter den Nazarenern (Nazarener (Kunst)).

Sprichwörtliche Redensart

Die sprichwörtliche Anrede „Mein lieber (oder alter) Freund und Kupferstecher“ deuten manche pikanterweise auch als abwertend und misstrauisch, da die Kupferstecher mit dem Aufkommen des Papiergeldes die nötigen Voraussetzungen mitbrachten, um als Geldfälscher tätig zu werden. Auch ist es immer wieder einmal vorgekommen, dass Kupferstecher Gemälde in Druckgrafik umgewandelt haben, ohne den Autor des Gemäldes in der Legende zu erwähnen. Üblich war es, sowohl den Namen des Malers (...fecit=...hat es gemacht) als auch den Namen des Stechers (...sculpsit=...hat es gestochen)zu nennen. Daher konnte ein Kupferstecher durchaus jemand sein, der dazu neigte sich mit fremden Lorbeeren zu schmücken, also jemand, dem gegenüber Misstrauen angebracht war.

Als Beleg geben sie den Dichter Friedrich Rückert an, der ihn als Anrede in den Briefen an seinen Freund, den Kupferstecher Carl Barth benutzte. Vielleicht hat es sich dabei aber nur um eine leicht anzügliche Frotzelei unter Freunden gehandelt.

Diese Herkunft stellt Lutz Röhrich [1]im Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten in Frage. Für ihn ist das Gedicht Rückerts „An den Gevatter Kupferstecher Barth“ zu wenig bekannt geworden. Er verweist bei der im mittleren und nördlichen Deutschland, besonders in Berlin und Sachsen gebräuchlichen, halb ironischen, halb vertraulichen Anrede stattdessen auf das 8. Kapitel in Theodor Fontanes „Frau Jenny Treibel“, 1892 (»Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag«). Für ihn ist noch nicht geklärt, warum sich der Beruf des Kupferstechers in dieser Formel erhalten hat. Er verweist auf Parallelen zu den sinngemäß im Obersächsischen gebrauchten Redensarten „Alter Freund und Bildermann“ (wobei es sich bei dem Bildermann um einen auf den Jahrmärkten anzutreffenden Schausteller handelte, der die Erzeugnisse der Kupferstecherei verkaufte) sowie „Alter Freund und Petschaftsstecher“.

Bekannte Kupferstecher

Deutschland

Estland - Litauen

  • Lembit Löhmus (Exlibris, Banknoten, Briefmarken)

Frankreich

Niederlande

Schweiz

  • Matthäus Merian der Ältere (1593–1650), Basel, wirkte in Basel, Straßburg, Nancy, Paris, Frankfurt und Oppenheim
  • Adrian Zin, (1734–1816), St.Gallen, Sterbeort: Leipzig, Maler der Sächsischen Schweiz

Kupferstecher anderer Länder siehe Wikipedia Commons

Literatur

  • Rudi Palla: Falkner, Köhler, Kupferstecher. Ein Kompendium der untergegangenen Berufe. Goldmann, München 1997 ISBN 3-442-72120-2
  • Erich Mulzer: Der Nürnberger Kupferstecher Johann Alexander Boener und die Mostgasse (Feststellung seines Wohnhauses) In: Nürnberger Altstadtberichte, Hrsg.: Altstadtfreunde Nürnberg e. V., Heft 3 (1978)
  • Erich Mulzer: Alt-Nürnberg live (Delsenbach-Stiche als kulturhistorische Quelle). (Die Staffagefiguren auf den Kupferstichen von Johann Adam Delsenbach als kulturgeschichtliche Quelle) In: Nürnberger Altstadtberichte, Hrsg.: Altstadtfreunde Nürnberg e. V., Heft 9 (1984)

Siehe auch

Quellen

  1. Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Herder (Freiburg-Basel-Wien, 1991, 1994, 1999), Band 3, S. 911, ISBN 3-451-04800-0 mit weiteren Quellenangaben

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kupferstecher — bei der Bearbeitung einer Druckplatte Der Kupferstecher ist ein mittlerweile nicht mehr sehr verbreiteter grafischer Beruf. Die (Selbst )Bezeichnung wird heute in der Regel nur noch für Künstler verwendet, die mit der grafischen Technik des… …   Deutsch Wikipedia

  • Kupferstecher — Mein lieber (oder alter) Freund und Kupferstecher!: eine im mittleren und nördlichen Deutschland, besonders in Berlin und Sachsen, gebräuchliche, halb ironische, halb vertrauliche Anrede an jemanden, mit dem man sich irgendwie auseinandersetzt.… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Goldschmied (Beruf) — Goldschmied ist eine Berufsbezeichnung für einen Kunsthandwerker, der Schmuck und Gegenstände aus Edelmetallen herstellt. Der zulassungsfreie Beruf erfordert handwerkliches Geschick und künstlerische Fähigkeiten. Verarbeitet werden in der Regel… …   Deutsch Wikipedia

  • Jacob Sturm (Kupferstecher) — Speierling Darstellung in Deutschlands Flora in Abbildungen Jacob Sturm (* 21. März 1771 in Nürnberg; † 28. November 1848 ebenda) war ein deutscher Kupferstecher und Naturforscher. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel …   Deutsch Wikipedia

  • Esaias Nilson — Johannes Esaias Nilson (* 2. November 1721 in Augsburg; † vor 3. April 1788 in Augsburg) war ein bedeutender Miniaturmaler, Zeichner und Kupferstecher des 18. Jahrhunderts. Biografie Johann Esaias Nilson war Sohn des aus Göteborg in Schweden… …   Deutsch Wikipedia

  • Flachstich — Kupferstich, 1661; Die Feuerwehr von Nürnberg mit einer Feuerspritze Der Kupferstich gehört zu den grafischen Tiefdruckverfahren. Beim Kupferstich wird das zu druckende Bild mit einem Grabstichel spanabhebend in eine Kupferplatte „gegraben“. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Joachim Sandrart — Joachim von Sandrart (Abb. aus dem Buch „Zweihundert deutsche Männer“, 1854) „Der November“, 1643 …   Deutsch Wikipedia

  • Sandart — Joachim von Sandrart (Abb. aus dem Buch „Zweihundert deutsche Männer“, 1854) „Der November“, 1643 …   Deutsch Wikipedia

  • Crispin de Passe d.Ä. — Crispin de Passe d.Ä., auch Crispijn van de Passe (* 1564 in Arnemuiden, Niederlande; † März 1637 in Utrecht, Niederlande, begraben am 6. März 1637) war ein flämisch niederländischer Zeichner, Kupferstecher, Drucker und Verleger. Familie Er war… …   Deutsch Wikipedia

  • Ghisi — Bildnis der Sibylle von Delphi in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan Giorgio Ghisi (genannt Giorgio Mantovano, * um 1512 oder 1520 in Mantua; † 15. Dezember 1582 ebenda), war ein italienischer …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”