Kunstfälschung

Kunstfälschung

Unter einer Kunstfälschung versteht man die Nachahmung oder Kopie von Werken anderer Künstler in betrügerischer Absicht.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Eine Kunstfälschung entsteht durch die Nachbildung oder Veränderung eines Kunstwerkes, wenn sie in der betrügerischen Absicht geschieht, den Eindruck zu erwecken, es handle sich um ein Werk eines bestimmten Künstlers, von dem es in Wahrheit nicht stammt. Es kann sich dabei um eine Kopie eines bestehenden Werkes oder um eine Nachahmung oder Neuschöpfung in der Art und Technik des betreffenden Künstlers handeln. Solange es als Ziel der Restaurierung angesehen wurde, ein Kunstwerk in seinen ersten Originalzustand scheinbar zurückzuversetzen, war die Tätigkeit des Restaurators immer in der Nähe der Kunstfälschung angesiedelt. Aus dieser Nähe wurde sie erst erlöst, als sich das Prinzip der Neutralretusche (Tratteggio), in Rom entwickelt vom Istituto superiore per la conservazione ed il restauro unter seinem langjährigen Direktor Cesare Brandi, immer mehr durchsetzte. Heute gehört es zum Berufsethos des Restaurators, eben nicht originale Echtheit vortäuschen zu wollen.[1]

Im deutschen Recht wird die Kunstfälschung nicht ausdrücklich erwähnt. Für eine Verfolgung sind maßgeblich § 107 UrhG (Unzulässiges Anbringen der Urheberbezeichnung) und § 263 (Betrug) und § 267 StGB (Urkundenfälschung). Das Kopieren oder Nachahmen an sich ist rechtlich zulässig, unzulässig ist lediglich die betrügerische Absicht, die sich in der Absicht äußert, Gewinn zu erzielen. Die betrügerische Absicht unterscheidet die Fälschung von allen anderen Formen des Kopierens oder Nachahmens. Ein unwissentliches Kopieren wird vom Urheberrecht nicht als Fälschung beurteilt, wohl aber das Beharren, wenn ein Werk als Nachahmung von geistigem Eigentum erkannt wurde, als Urheberrechtsverletzung. Auch das Kopieren von einer Nachbildung statt vom Originalen wird rechtlich unter Umständen als unzulässig beurteilt.

Neben der Kopie von Werken an sich fällt unter den Fälschungsbegriff auch die Kopie der Signatur eines Künstlers durch fremde Hand, unabhängig davon, ob sie auf einem tatsächlich von dem betreffenden Künstler stammenden Werk, auf einer Kopie, einer Nachahmung oder Ähnlichem angebracht ist. Diese Art der Fälschung ist besonders häufig, da sie mit geringem Aufwand verbunden ist, keine künstlerischen Fähigkeiten erfordert und eine große Zielgruppe anspricht, nämlich alle Personen, die die Preise kennen, die für den betreffenden Künstler gezahlt werden. Diese Gruppe ist erheblich größer als die Gruppe derjenigen, die Werke des betreffenden Künstlers künstlerisch beurteilen kann.

Geringen Aufwand bereitet auch das Kopieren von Druckgrafik, wenn der Fälscher im Besitz der Originalplatten ist. Die Fälschung besteht hier im Nachbearbeiten der Platten und Anbringen von handschriftlichen Bezeichnungen. Das Kopieren mit Hilfe von Fotokopierern ist noch leichter, aber auch leicht zu erkennen.

Weitaus schwieriger ist die komplette Neuschaffung einer Kopie oder Nachahmung. Sie erfordert künstlerische Fähigkeiten und die Verwendung von Techniken und Materialien der betreffenden Zeit. Hier gibt es große Unterschiede in der Qualität der Fälschung.

Picasso sagte: "Wenn es gut gefälschte Bilder sind... Wie herrlich wäre das! Ich würde mich hinsetzen und die Bilder signieren."

Bekannte Fälscher

Bekannte Fälscher der jüngeren Geschichte sind

  • großes Aufsehen erregte 2011 ein Prozess gegen Kunstfälscher, die gefälschte Meisterwerke für etwa 16 Millionen Euro verkauften.[2] [3] Drei der vier wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt; diese betragen 4, 5 bzw. 6 Jahre.[4]

In Großbritannien erregten die Fälle der Fälscher Tom Keating, John Myatt und Eric Hebborn großes Aufsehen, in den USA (ein bevorzugter Absatzmarkt vieler Fälscher) beispielsweise David Stein (alias Henri Haddad). Große Popularität erlangte auch der Fälscher Elmyr de Hory, über den Orson Welles den Film F wie Fälschung drehte.

Fälschungen

Gefälscht wird fast alles, was am Markt hohe Preise erzielt, Alte Meister ebenso wie die Klassiker der Moderne. Unter Polizeiermittlern gelten rund 60 Prozent der am Markt zirkulierenden Kunst als gefälscht oder falsch zugeschrieben.

Spitzenreiter im Fälschungs-Ranking ist Salvador Dalí. Robert Descharnes, der letzte Sekretär Dalís, sagte, dass rund 90 Prozent aller angebotenen Dalí-Grafiken nicht vom Meister selbst stammen. Leicht gemacht hat es der Künstler potentiellen Fälschern, indem er in späten Jahren seine Signatur großzügig auch unter Blanko-Blätter setzte. Ehefrau Gala und der Privat-Sekretär Peter Moore vergrößerten die Zahl der fragwürdigen Dalí-Arbeiten durch dubiose Autorisierungen. Vorläufig letzter Akt in Sachen Dalí-Fälschungen: Nachdem der Kunsthistoriker Lutz Löpsinger in Zusammenarbeit mit dem Galeristen Ralf Michler 1984 ein kritisches Werkverzeichnis der Graphik-Arbeiten erstellte und so versuchte, die Flut der Falsifikate einzudämmen, wurde Michler 2006 verurteilt, da er Dalí-Arbeiten in Auftrag gegeben und signiert hatte.

Reichlich Nachschub an Falsifikaten kommt seit den 1990er Jahren aus Russland.

Ein gegenteiliger Fall sind die Bilder von Bohumil Samuel Kečíř: die Gemälde als solche sind keine Fälschungen, aber wahrscheinlich hat es den Maler als Person nie gegeben.

Siehe auch: Nachweis von Gemäldefälschungen durch Bleiweiß

Auch mit weniger aufwändigen Methoden lassen sich Fälschungen identifizieren: In England haben drei Sozialhilfeempfänger im großen Stil vermisste Skulpturen gefälscht. Entdeckt wurde der Betrug erst, als sie versuchten, dem British Museum in London einen assyrischen Steinfries zu verkaufen. Die Fries-Inschrift enthielt Rechtschreibfehler. Daraufhin untersuchte auch das Art Institute of Chicago einen vermeintlichen Gaugin - ebenfalls eine Fälschung aus der englischen Garagenwerkstatt.[5]

Literatur

  • Klaus Ahrens, Günter Handlögten. Echtes Geld für falsche Kunst Remchingen 1992
  • Ausstellungskatalog: Fälschung und Forschung Hrsg.: Museum Folkwang, Essen, und Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin. ISBN 3-7759-0201-5.
  • Andreas Beck: Original - Fälschung? Bildgebende Verfahren bei der Diagnostik von Kunstwerken Schnetztor-Verlag GmbH Konstanz 1990, ISBN 3-87018-080-3
  • Joachim Goll: Kunstfälscher. E.A.Seemann Verlag Leipzig, 1. Aufl. 1962 (mit Literaturverzeichnis)
  • Günther Grundmann: Lübeck In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 81 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
  • Eric Hebborn: Der Kunstfälscher. Köln, DuMont, 1999 (Fälschungstechniken)
  • Eric Hebborn: "Drawn to trouble", an autobiography by Eric Hebborn, Mainstream Publishing, Edinburgh 1994, ISBN 1-85158-369-6
  • Peter Hirschmann: Was soll aus den gefälschten Wandbildern in St. Marien zu Lübeck werden? In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 106 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
  • L. Kilbracken: Fälscher oder Meister? Der Fall van Meegeren. Wien/Hamburg 1968
  • Susanna Partsch: Tatort Kunst. Über Fälschungen, Betrüger und Betrogene, Verlag C. H. Beck, München 2010 ISBN 978-3-406-60621-2
  • Stefan Römer: Künstlerische Strategien des Fake: Kritik von Original und Fälschung, DuMont Köln 2001. ISBN 3-7701-5532-7
  • Stefan Römer Der Begriff des Fake, Dissertation Berlin 1998. Mit Literaturangaben.(pdf-Ladezeit abwarten)
  • Ernst Roßmann: Naturwissenschaftliche Untersuchung der Wandmalereien im Chorobergaden der Marienkirche zu Lübeck, anlässlich des Lübecker Bilderfälscherprozesses In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 99 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
  • Hinnerk Scheper: Restaurieren und Berufsethos In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege Jahrgang 1955 Seite 109 ff. Deutscher Kunstverlag München/Berlin 1955.
  • S. Schüller: Falsch oder echt? Der Fall van Meegeren. Bonn 1953.
  • Wa(h)re Lügen : Original und Fälschung im Dialog. Münster 2008. - 152 S.
  • K. Wehlte: Was ging in Lübeck vor? In: Maltechnik 61/1955. S. 11.
  • Ansturm der Doppelgänger. In: Der Spiegel. Nr. 27, 1993 (5. Juli 1993, online).

siehe auch: Literatur im Artikel Fälschung zu allgemeinerem Kontext

Weblinks

 Commons: Kunstfälschung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. So lautet der Titel einer Wanderausstellung, die seit 1994 durch Museen in Deutschland, Österreich und der Schweiz läuft: Ein Berufsbild im Wandel. Restaurieren heißt nicht wieder neu machen. Katalog herausgegeben von Ralf Buchholz und Hannes Homann, Hannover (Schäferart), 1994, 1997
  2. tagesschau.de: [1]
  3. Rheinische Post 22. September 2011: [2]
  4. heute.de 27. Oktober 2011: [3]
  5. Rechtschreibfehler auf antiken Friesen

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