Kuno von Pfullingen

Kuno von Pfullingen

Kuno (Konrad) von Pfullingen, (* um 1016 in Pfullingen; † 1. Juni 1066 in Ürzig) wurde auf Betreiben Erzbischof Annos II. von Köln, seines Onkels, im Jahre 1066 zum Erzbischof von Trier ernannt. Die Trierer Bürger und Dienstmannen Ministerialen fühlten sich bei dieser Entscheidung übergangen und äußerten ihren Unmut in der Gefangennahme und Ermordung des Elekten.

Nachdem am 15. April 1066 Erzbischof (Ebf.) Eberhard von Trier gestorben war, schlug Ebf. Anno II. von Köln seinen Neffen Kuno für den frei gewordenen Erzstuhl vor. Kuno entstammte dem Geschlecht der Grafen von Pfullingen [Schwaben] und war damals Propst der Domkirche zu Köln. Da bei der Ernennung durch Kaiser Heinrich IV. die Bevölkerung, der Adel und der Klerus in Trier übergangen wurden, entstand in der Stadt großer Unmut und man rechnete mit Störungen bei der Einsetzung Kunos. So erhielt Bischof (Bf.) Einhard von Speyer den Auftrag, Kuno bewaffnetes Geleit zu geben.

Nördlich von Trier, bei Bitburg, schlugen Bf. Einhard und Ebf. Kuno am 17. Mai 1066 ihr Nachtlager auf. Am Morgen des 18. Mai 1066 überfielen Graf Theoderich (Vogt und zugleich Träger des burggräflichen Amtes Triers) und seine Männer das Lager, beraubten Einhard und nahmen Kuno gefangen. Kuno wurde sodann ostwärts auf die Burg Ürzig verschleppt und eingekerkert. Nach zwei Wochen Gefangenschaft erhielten vier Kriegleute am 1. Juni 1066 den Befehl, Kuno zu ermorden. Nachdem er drei Mal von einem Vorsprung nahe der Burg gestürzt worden war und immer noch lebte, wurde Kuno enthauptet. Sein Leichnam blieb für die nächsten 30 Tage unbestattet, bis Bauern des Dorfes Lösnich ihn fanden.

Nach einer vorläufigen Bestattung Kunos in Lösnich an der Mosel wurde sein Leichnam auf Betreiben Bischof Theoderichs von Verdun in die Klosterkirche der Benediktinerabtei Tholey überführt und dort am 10. Juli 1066 beigesetzt. Auf das Betreiben des damaligen Ebf. von Mainz, Siegfried, wurde Kuno I. kanonisiert und seine Mörder exkommuniziert.

Da Erzbischof Anno II. sich, vielleicht wegen seiner vielfältigen politischen Aktivitäten, weder beim Papst noch beim König großer Beliebtheit erfreute, blieb der Mord an Kuno für die Täter weitgehend folgenlos.

Literatur

  • Bernhard EndrulatKonrad (Kuno) I., Erzbischof von Trier. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 627.
  • A. Heit: Kuno (Konrad) I., in: Lexikon des Mittelalters, Bd. V, Sp. 1572.
  • Georg Jenal: Erzbischof Anno II. von Köln (1056-75) und sein politisches Wirken. Ein Beitrag zur Geschichte der Reichs- und Territorialpolitik im 11. Jahrhundert. Hiersemann, Stuttgart 1974-1975 ISBN 3-7772-7422-4
  • Gerold Meyer von Knonau: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Bd. 1, Leipzig 1890, S. 498-513.
  • Martin Persch: Kuno (Konrad) I. von Pfullingen, Erzbischof von Trier. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 4, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-038-7, Sp. 820–822.
  • Knut Schulz: Ministerialität und Bürgertum in Trier. Untersuchungen zur rechtlichen und sozialen Gliederung der Trierer Bürgerschaft vom ausgehenden 11. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts. Röhrscheid, Bonn 1968


Vorgänger Amt Nachfolger
Eberhard Erzbischof von Trier
1066
Udo von Nellenburg

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pfullingen (Begriffsklärung) — Pfullingen bezeichnet: Pfullingen, Stadt in Baden Württemberg Grafen von Pfullingen, deutsches Adelsgeschlecht Kuno von Pfullingen ( 1016–1066), Erzbischof von Trier (1066) Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Untersch …   Deutsch Wikipedia

  • Kuno (Vorname) — Kuno ist ein alter deutscher männlicher Vorname. Kuno ist die Kurzform von Konrad und von Namen, die mit „Kuni “ gebildet werden, wie z.B. Kunibert. Der Name wurde durch die Ritterromane um 1800 neu belebt und in der folgenden Zeit als Vorname in …   Deutsch Wikipedia

  • Pfullingen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Bischof von Trier — Die sieben Kurfürsten wählen Heinrich VII. zum König. Die Kurfürsten, durch die Wappen über ihren Köpfen kenntlich, sind, von links nach rechts, die Erzbischöfe von Köln, Mainz und …   Deutsch Wikipedia

  • Erzbischof von Trier — Die sieben Kurfürsten wählen Heinrich VII. zum König. Die Kurfürsten, durch die Wappen über ihren Köpfen kenntlich, sind, von links nach rechts, die Erzbischöfe von Köln, Mainz und …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Erzbischöfe von Trier — Die sieben Kurfürsten wählen Heinrich VII. zum König. Die Kurfürsten, durch die Wappen über ihren Köpfen kenntlich, sind, von links nach rechts, die Erzbischöfe von Köln, Mainz und …   Deutsch Wikipedia

  • Udo von Nellenburg — (* um 1030/35; † 11. November 1078 in Tübingen) war von 1066 bis zu seinem Tod Erzbischof von Trier. Leben Nach der Ermordung des auswärtigen Trierer Erzbischofs Kuno I. von Pfullingen 1066 wählte das Trierer Domkapitel mit Udo von Nellenburg… …   Deutsch Wikipedia

  • Eberhard von Trier — Eberhard von Trier, auch Eberhard von Schwaben (* um 1010; † 15. April 1066 in Trier) war Sohn des Grafen Ezelin von Schwaben und Erzbischof von Trier von 1047 bis 1066. Vor seiner Ernennung seitens Kaiser Heinrichs III., die mit Zustimmung von… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bischöfe von Trier — Die sieben Kurfürsten wählen Heinrich VII. zum König. Die Kurfürsten, durch die Wappen über ihren Köpfen kenntlich, sind, von links nach rechts, die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Kun — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”