Kuckucksbähnel

Kuckucksbähnel
Lambrecht (Pfalz)–Elmstein
Strecke der Kuckucksbähnel
Kursbuchstrecke (DB): 12670
Streckennummer: 3432
Streckenlänge: 12,970 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 14 
Legende
Strecke – geradeaus
Pfälzische Ludwigsbahn von Ludwigshafen
Bahnhof, Station
0,000 Lambrecht (Pfalz)
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach rechts
Pfälzische Ludwigsbahn nach Saarbrücken
Brücke (klein)
Bundesstraße 39
Haltepunkt, Haltestelle
1,800 Frankeneck
   
3,300 Esthal (früher Sattelmühle) 180 m
Bahnhof, Station
5,600 Erfenstein 185m
Haltepunkt, Haltestelle
7,400 Breitenstein (Pfalz) 195 m
Brücke über Wasserlauf (klein)
Speyerbach
Brücke über Wasserlauf (klein)
Speyerbach
Brücke über Wasserlauf (klein)
Speyerbach
Haltepunkt, Haltestelle
9,200 Helmbach 220 m
Brücke über Wasserlauf (klein)
Speyerbach
Brücke über Wasserlauf (klein)
Speyerbach
Brücke über Wasserlauf (klein)
Speyerbach
Kopfbahnhof – Streckenende
12,970 Elmstein 225 m
Kuckucksbähnel zwischen Elmstein und Helmbach
Haltepunkt Helmbach; die Schilder aller Haltepunkte sind in Frakturschrift geschrieben

Das Kuckucksbähnel ist eine Nebenbahn im Pfälzerwald, die von Neustadt an der Weinstraße über Lambrecht nach Elmstein verläuft. Die 1909 eröffnete Strecke wurde vor allem auf Betreiben der örtlichen Forstindustrie gebaut. Der Personenverkehr, der aus diesem Grund eine untergeordnete Rolle spielte, wurde 1960 eingestellt, der Güterverkehr folgte 1977. Seit 1984 wird die Strecke als Museumseisenbahn betrieben. Die eigentliche Museumsstrecke beginnt in Lambrecht und ist 12,97 Kilometer lang.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Topografie

Die Museumsstrecke des Kuckucksbähnels verläuft im Mittelgebirge Pfälzerwald im Großraum Neustadt/Kaiserslautern. Die auch heute noch nur dünn besiedelte Gegend litt in früheren Zeiten – vor allem abseits der Direktverbindung zwischen den beiden Städten – an ihrer schlechten Erreichbarkeit. Das betroffene Elmsteiner Tal liegt südlich der Hauptstrecke und folgt dem Oberlauf des Speyerbachs, des wichtigsten pfälzischen Zuflusses zum Rhein.

Streckenverlauf

Die Züge des Kuckucksbähnels starten in der Regel von Gleis 5 des Hauptbahnhofs von Neustadt an der Weinstraße. Auf einer Länge von knapp sieben Streckenkilometern befahren die Züge die zweigleisige elektrifizierte Pfälzische Ludwigsbahn Ludwigshafen–Saarbrücken. Im Bahnhof Lambrecht halten die Züge des Kuckucksbähnels stets auf Gleis 1.

Hinter Lambrecht zweigt die Bahnstrecke nach links ab. Sie passiert den ehemaligen Güterbahnhof Lambrecht und folgt dem Speyerbach. Dabei kommt sie ausschließlich an sehr kleinen Dörfern sowie an mehreren Burgen wie den durch eine lokale Sage verbundenen Ruinen Erfenstein und Spangenberg vorbei und führt recht nahe an unberührter Natur entlang. Nach Helmbach folgt ein Streckenabschnitt mit einer Steigung von 1 : 69 (14 ‰), da dort eine Schlucht durchquert wird.

Die Strecke endet am Ortseingang von Elmstein, wo sich auch der Betriebsmittelpunkt befindet. Die Schilder der Haltepunkte sind in Frakturschrift geschrieben, die Bahnsteige großenteils mit Gras überwuchert. Im ehemaligen Lokschuppen in Elmstein ist heute eine Gaststätte untergebracht.

Die Bahnstrecke Lambrecht–Elmstein verläuft komplett im Landkreis Bad Dürkheim und dort wiederum innerhalb der Verbandsgemeinde Lambrecht. Sie berührt neben der Stadt Lambrecht die Gemeinden Frankeneck, Esthal (vom aufgelassenen Haltepunkt Esthal bis Breitenstein) sowie Elmstein (von Helmbach bis zum Streckenende).

Geschichte

Name

Im Elmsteiner Tal war früher häufig der Ruf des Kuckucks zu hören, weswegen die Bewohner von Elmstein den Spitznamen „Kuckucke“ erhielten. Der Begriff „Kuckucksbähnel“ geht wahrscheinlich auf einen Wirt im Restaurant „Lokschuppen“, das sich am Bahnhof Elmstein befindet, zurück.[1] Die regionale Presse nahm den Begriff allmählich auf, so dass er sich mit der Zeit zum offiziellen Streckennamen entwickelte.[1]

Planung und Bau

Der Reichtum der Quellgegend des Speyerbachs war schon immer das Holz. Jahrhundertelang wurde es als Schnitt- oder Scheitholz per Trift im Bach transportiert, also durch Treibenlassen im Wasser, um in der fast waldlosen Vorderpfalz verkauft zu werden. Mit der schrittweisen Aufgabe der Trift zwischen 1882 und 1902 drohte dem Elmsteiner Tal die Haupterwerbsquelle wegzubrechen, und die Bewohner waren gezwungen, sich um Verbesserungen zu bemühen. In den Augen der Betroffenen lag die Lösung des Problems in einer Bahnverbindung. Diese sollte weniger dem Personenverkehr als vielmehr dem Holztransport dienen, der den überwiegenden Teil des Güterverkehrs ausmachte. Allerdings rechnete man angesichts der Tatsache, dass aus Elmstein und dessen Teilorten Appenthal und Iggelbach insgesamt 130 Arbeiter auswärtig beschäftigt waren, auch im Personenverkehr mit einem gewissen Fahrgastpotential.[2]

Etwa zur selben Zeit wurde vom Bahnhof Lambrecht aus ein Industriegleis über Frankeneck bis zum Weiler Sattelmühle errichtet.[3] Es diente zum einem der Holzabfuhr aus dem Pfälzerwald und zum anderen einer in Frankeneck ansässigen Holzfabrik; gleichzeitig bildete es die Keimzelle für die geplante Nebenbahn.[3]

Anfang 1904 fand eine Sitzung des Pfälzer Waldbahn-Komitees statt.[2] Denn da die Strecke die Gemarkung unterschiedlicher Gemeinden tangierte, deren Ortskerne weitab von der Strecke lagen – wie beispielsweise Kirrweiler und Lachen-Speyerdorf – gestaltete sich der Grunderwerb für die Trasse sehr schwierig.[2] Im weiteren Verhandlungsverlauf stellte sich heraus, das hierfür ein Geldbetrag im fünfstelligen Bereich aufgebracht werden musste.[2]

Nach langen Anstrengungen für eine Bahnverbindung ins Elmsteiner Tal erteilte der Landtag von Bayern, zu dem die Pfalz damals gehörte, am 10. August 1904 die Genehmigung zum Bau der Bahnnebenstrecke. Ein Jahr später begannen dann schließlich die Bauarbeiten, für die Erdbewegungen von 800.000 Kubikmetern erbracht werden mussten und deren Kosten sich auf insgesamt 692.000 Mark bezifferten.[2]

Weitere Entwicklung

Fahrgastwechsel in Breitenstein

Am 23. Januar 1909 wurde der Betrieb aufgenommen.[1] Hierbei gab es einen Unfall, der ein Menschenleben kostete: Bei der Eröffnungsfeier war die Jungfernfahrt schon nach wenigen Metern zu Ende, als der Zug wegen einer falsch gestellten Weiche mit Volldampf in den neuen Lokschuppen fuhr und einen Zuschauer in den Tod riss. Die Lokomotive hatte nur wenige Schrammen, am Lokschuppen hingegen waren größere Schäden entstanden, die behoben werden mussten. Die Dampflokomotiven, die zunächst zum Einsatz kamen, waren solche der Gattungen T 4.I und T 4.II der Pfalzbahn, später waren auch die Baureihen 64 und 91.3 vorzufinden. Während die Strecke anfangs als Elmsteiner Talbahn bezeichnet wurde, setzte sich mit der Zeit der im Volksmund oft verwendete Ausdruck Kuckuck durch, aus dem mit der Zeit Kuckucksbähnel wurde.

Die Fahrzeit zwischen Lambrecht und Elmstein betrug anfangs zwischen 45 und 51 Minuten, konnte aber im Laufe der Jahre bis auf 32 Minuten verringert werden. Fast ein halbes Jahrhundert verging, bis nach dem Zweiten Weltkrieg die Rentabilität der Bahnstrecke in Frage gestellt wurde. Ab März 1954 wurde die vorher mit Dampfzügen betriebene Personenbeförderung noch sechs Jahre lang mit Schienenbussen weitergeführt, jedoch am 28. Mai 1960 endgültig eingestellt.[3] Anlässlich des Abschieds wurde die Dampflok 91 593 an diesem Tag mit der Aufschrift „Kuckucks letzte Fahrt“ versehen.[3] Im Jahre 1977 wurde auch der Güterverkehr stillgelegt, nachdem die Forstwirtschaft sich immer weniger rechnete und das Transportaufkommen stark zurückgegangen war und der letzte planmäßige Güterzug bereits am 30. Juni 1976 verkehrt war.

Lok 89 7159 im Bahnhof Elmstein

Innerhalb des seit 1969 bestehenden Landkreises Bad Dürkheim, in dem die Strecke seither liegt, gab es daraufhin bereits 1971 Versuche, die Bahnlinie als Museumseisenbahn zu erhalten, die jedoch zunächst erfolglos blieben.[3] Es folgten lange Verhandlungen mit der DB, die die Bahnlinie daraufhin an den Landkreis verkaufte, der entsprechende Vertrag wurde im Frühjahr 1984 unterschrieben.[3] Die Pläne sahen vor, den Museumsbetrieb in Zusammenarbeit mit dem Eisenbahnmuseum Neustadt/Weinstraße durchzuführen.[3] Am 14. Februar 1984 gründeten einige Eisenbahnfreunde die Kuckucksbähnel-Betriebs-GmbH (KKB), und am 2. Juni 1984 konnte der Museumsbetrieb schließlich aufgenommen werden.[3] Im Juni 2004 feierte das Kuckucksbähnel das Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen als Museumseisenbahn. Die Bahn wird oft von Ausflüglern genutzt.

Betrieb

Fahrplan

Bahnhof Lambrecht (Pfalz)

Von April bis Oktober verkehren auf der Strecke sonn- und feiertags zwei Zugpaare. Die erste Fahrt am Tag beginnt zwischen 10 und 11 Uhr in Neustadt, wo auch die letzte von Elmstein zwischen 18 und 19 Uhr endet. Die anderen beiden Fahrten beginnen bzw. enden in Lambrecht. Die Fahrtdauer zwischen Lambrecht und Elmstein beträgt etwa eine Stunde.

Die Fahrpreise liegen zwischen 5 und 25 Euro. Kinder, Familien und Gruppen erhalten Ermäßigung. Die Fahrkarten des Kuckucksbähnels gelten außerdem auch im DB-Anschlusszug zwischen Lambrecht und Neustadt.

Nach Bedarf finden auf der Strecke auch Sonderfahrten statt.

Fahrzeuge

Die Loks und Wagen des Kuckucksbähnels werden im Auftrag der KKB im Eisenbahnmuseum in Neustadt der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) unterhalten. Dieses Eisenbahnmuseum ist im historischen Lokschuppen des Hauptbahnhofs von Neustadt an der Weinstraße untergebracht.

Lokomotiven

Auf der Strecke kommen die Schlepptenderlok Speyerbach, eine dreiachsige ehemalige Industrielok aus dem Jahr 1904, und die 89 7159, eine preußische Lok der Bauart T 3 aus dem Jahr 1910, zum Einsatz. Sie ziehen unterschiedliche historische Wagen durch das Elmsteiner Tal. Daneben steht noch eine Diesellokomotive zur Verfügung, eine V 36 mit der Ordnungsnummer 127, die 1941 gebaut wurde.

Wagen

Wagen mit „Museumsschänke“ (ganz links im Bild)

Literatur

  • Kuckucks-Bähnel. Festschrift zur Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Neustadt (Weinstraße)–Lambrecht–Elmstein als Museumsbahn. Edeldruck Verlag, Lambrecht 2. Juni 1984.
  • Reiner Frank: Eisenbahn im Elmsteiner Tal einst und jetzt. Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte, Werl 2001, ISBN 3-921700-90-6.
  • Klaus D. Holzborn: Eisenbahn-Reviere Pfalz. transpress, Berlin 1993, ISBN 3-344-70790-6.
  • Werner Schreiner: Kuckucks-Bähnel und Elmsteiner Tal. Museumsbahn und Landschaft. Edeldruck Verlag, Lambrecht 1985.
  • Heinz Sturm: Die pfälzischen Eisenbahnen. pro message, Ludwigshafen 2005, ISBN 3-934845-26-6.

Weblinks

 Commons: Kuckucksbähnel – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Holzborn, S. 47
  2. a b c d e Sturm, S. 241
  3. a b c d e f g h Holzborn, S. 48
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