Krüseler

Krüseler

Die Haube ist eine meist anliegende Kopfbedeckung, die im Gegensatz zum Hut keine Krempe hat. Mit wenigen Ausnahmen (zum Beispiel Sturmhaube, Pickelhaube, Nachthaube) sind fast immer weibliche Kopfbedeckungen gemeint. In Österreich und Teilen von Bayern wird Haube aber auch ganz allgemein als Synonym für Mütze genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit verlangte die Norm von verheirateten Frauen das Tragen einer Haube, während unverheiratete ihr Haupt unbedeckt lassen durften. Die Haube galt als Zeichen der Frauenwürde und der Wohlanständigkeit; eine Frau ohne Haube galt als „loses Frauenzimmer“. In ganz Europa ist sie fester Bestandteil fast aller Frauentrachten. Die Redensart unter die Haube kommen (=heiraten) leitet sich jedoch trotz einer weit verbreiteten Legende nicht davon ab, sondern bezieht sich vielmehr auf die Chuppa, den Traubaldachin bei der jüdischen Hochzeit.

Die Begründung der Kirche, dass Frauen ihr Haar zu bedecken hatten, leitet sich ab aus Korinther 1, Kapitel 11. Allerdings hatte die Haube auch den praktischen Nutzen, das Haar aus dem Weg zu halten und es vor Verschmutzung zu schützen, z. B. beim Arbeiten am Feuer und anderen Haushaltsverrichtungen. Auch unverheiratete Frauen und Kinder trugen Hauben oder Kopftücher.

Hauben wurden meist aus feinem, weißem Leinen gefertigt und - je nach Epoche, Anlass und Finanzkraft der Trägerin - mitunter mit Volants, Spitzen oder Bändern verziert. Ab dem 18. Jahrhundert wurde stattdessen auch Baumwolle verwendet. Daneben gab es auch steife Hauben aus stoffüberzogenem Karton, Hauben ganz aus Spitze, aus Samt, Brokat, mit Stickerei bedeckt usw.

Gebende, Anfang 14. Jahrhundert
Kruseler, 1439
Fontange, Anfang 18. Jahrhundert
Dormeuse um 1770
Haube um 1920

Haubenarten

Die Formen reichen von handtellergroßen Flecken über das gesamte Haar bedeckende, zum Teil kunstvoll arrangierte Hauben bis hin zu ausladenden Formen, die auch den unteren Teil des Gesichts und den Hals bedeckten.

Gebende

Im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert getragene Kombination aus einem Kinnband und einem kronenähnlichen Ring, manchmal mit gekräuseltem Rand.

Krüseler oder Kruseler

Eigentlich eine Art Schleier, bei dem die Stoffkanten eingekräuselt waren. Im Spätmittelalter gebräuchlich.

Hörnerhaube

Eine der vielen, zum Teil recht ausgefallenen Haubenformen des 15. Jahrhunderts, zu denen auch der Hennin gehört.

Fontange

Die Fontange ist eine von ca. 1680 bis 1720 vorherrschende Haubenform, die von einem Aufsatz aus Bandschlaufen und Spitzen überragt wurde. Einer in mehreren Varianten überlieferten Legende nach soll der Name auf eine Mätresse Ludwigs XIV. zurückgehen.

Dormeuse

Eine vor allem im späten 18. Jahrhundert beliebte, den Kopf fast ganz umschließende Haubenform mit seitlich weit nach vorne gezogenen Rüschen.

Calèche

Durch mehrere Fischbeinreifen aufgespannte Haube, die wie das Cabriodach einer Kutsche zusammengeklappt werden konnte. Sie wurde meist aus grüner Seide gefertigt und schützte die um 1770-80 üblichen, hohen Frisuren.

Weitere

Fladuse (auch: Flattuse), Schneppenhaube, Riese, Bückeburger Haube, Riegelhaube, Flinderhaube, Wulsthaube, Calotte.

Siehe auch

Weblinks


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