Kroatische Geschichte

Kroatische Geschichte

Die kroatischen Länder befinden sich seit Jahrhunderten im Spannungsfeld und Grenzbereich zwischen mehreren Kulturkreisen. Zur Zeit der Einwanderung der Kroaten im 7. Jahrhundert verlief die Ostgrenze der kroatischen Länder etwa an der Grenze zwischen dem Ost- und Weströmischen Reich. Im 9. Jahrhundert verlief dort die Grenzlinie zwischen dem Fränkischen Reich und dem Byzantinischen Reich. In den folgenden Jahrhunderten verlief in Kroatien Konfliktzone der damaligen Großmächte Venedig, des Habsburgerreiches und des Osmanischen Reiches.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte, kroatische und slawische Besiedlung

Hauptartikel: Frühe Geschichte Kroatiens

Die unteren Donauländer zu Zeiten der Römer
Ankunft der Kroaten am Adriatischen Meer - Historiengemälde von Oton Iveković (1869–1939)

Die ältesten archäologischen Fundstücke in Kroatien stammen aus der Altsteinzeit und der Jungsteinzeit. Die ersten namentlich bekannten Siedler im Gebiet des heutigen Kroatien waren Kelten und Illyrer. An der Adriaküste entstanden griechische Kolonien wie Pharos (das heutige Stari Grad auf der Insel Hvar) und Issa (das heutige Vis auf der gleichnamigen Insel).

Im 3. Jahrhundert v. Chr. gründeten die Illyrer unter König Agron einen eigenen Staat. Illyrien wurde im Jahre 168 v. Chr. von den Römern unterworfen. Das gesamte heute kroatische Territorium wurde schließlich Teil des Römischen Reiches. Zahlreiche Illyrer traten in römische Dienste, Diokletian brachte es sogar bis zum römischen Kaiser.

Später zogen im Laufe der Völkerwanderung Sarmaten, Goten, Alanen, Vandalen und Gepiden durch das Gebiet und ließen sich teilweise nieder. Nach dem Untergang des weströmischen Reiches fielen Istrien und Dalmatien an Ostrom.

Im 6. und 7. Jahrhundert nach Christus siedelten die Kroaten im Gebiet der ehemaligen römischen Provinzen Dalmatien und Pannonien.

Dem legendenhaften Bericht des byzantinischen Kaisers Konstantin VII. Porphyrogennetos zufolge, der von Humanisten als „De administrando imperio“ schriftlich überliefert wurde, stammten die Kroaten aus dem Gebiet des heutigen Galizien. Sie wurden im 7. Jahrhundert vom byzantinischen Kaiser Herakleios zum Schutz gegen die Awaren ins Land gerufen.

Nach Meinung von Slawisten geschah die Ethnogenese der Kroaten nach der slawischen Besiedlung des Landes. Die Kroaten nahmen als erstes slawisches Volk das Christentum bereits im 7. Jahrhundert an.

Zu Beginn des 9. Jahrhunderts wurde Pannonien nach dem Sieg Karls des Großen über die Awaren Teil des Frankenreiches, Dalmatien Teil des Byzantinischen Reiches.

Während die ursprünglichen Bewohner, so sie nicht geflohen waren, im Landesinneren schnell slawisiert wurden, hielt sich ein Teil der romanischen Bevölkerung auf den Inseln und in den Küstenstädten.

Kroatische Fürstentümer

Die ersten Belege für ein kroatisches Fürstentum im heutigen Norddalmatien stammen aus dem 8. Jahrhundert. Der erste vom Papst anerkannte Herrscher Kroatiens war Fürst Branimir, den Papst Johannes VIII. im Jahr 879 mit „dux croatorum“ titulierte.

Anfang des 9. Jahrhunderts entstanden zwei Fürstentümer auf dem Gebiet des heutigen Kroatiens: eins im Küstengebiet unter Fürst Borna (810–821) und eins im pannonischen Gebiet Posavien unter Fürst Ljudevit. Ab 812 war Ljudevits Fürstentum unter fränkischer Oberhoheit, das Bornas unter byzantinischer.

Im Jahr 819 führte Ljudevit einen Aufstand gegen die Franken und besiegte den Markgrafen Kalodach. Ein zweiter Krieg gegen den fränkischen Markgrafen Balderich von Friaul endete unentschieden. Am Fluss Kupa besiegte Ljudevit auch den Fürsten Borna von Dalmatien und Liburnien, seinen Onkel. Im Jahr 820 drangen die Franken erneut ins pannonische Nordkroatien ein, wurden aber zurückgeschlagen. Im Jahr 838 schickte der bayerische Herzog Ludwig seine Streitkräfte gegen den pannonischen Fürsten Ratomir aus und wurde ebenfalls zurückgeschlagen.

Trpimir I. (845–864) war ein kroatischer Fürst und Gründer der Trpimirović-Dynastie. Im Jahr 879 titulierte Papst Johannes VIII. den Fürsten Branimir als „regnum croatorum“, was die europäische Anerkennung eines Königreiches der Kroaten nahelegt. Die Kroaten wurden unter Trpimirs Herrschaft von Branimir von Byzanz und von den Franken unabhängig.

Von 864 bis 876 herrschte Fürst Domagoj, der von Papst Johannes VIII. als „ruhmreicher Fürst der Slawen“ (Lateinisch: glourisus dux Sclavorum), und zugleich von den Venezianern als „der schlimmste Fürst aller Slawen“ (Lateinisch: pessimus dux Sclavorum) bezeichnet wurde.

Kroatisches Königreich (925–1102)

Hauptartikel: Kroatien im Mittelalter

Die Krönung von König Tomislav - Historiengemälde von Oton Iveković
Goldene Bulle von Bela IV.

Domagojs Enkel, Tomislav, wurde 925 der erste König Kroatiens. Papst Johannes X. erkannte diesen Titel sofort an. Während seiner Herrschaft fielen die Magyaren im pannonischen Becken ein. Tomislav verteidigte sein Königreich, das aus Zentralkroatien, Slawonien und Teilen Dalmatiens und Bosniens bestand, erfolgreich gegen die Ungarn. Durch ein Bündnis mit Byzanz bekam Kroatien die Adriainseln und die Städte Split, Trogir und Zadar zugesprochen, die bis dahin formell unter byzantinischer Herrschaft gestanden hatten. Tomislavs Staat umfasste somit bis auf Istrien alle heutigen kroatischen Gebiete. 928 verschwand Tomislav spurlos. Unter König Stefan Držislav (969–997) bestätigte Byzanz Kroatien die Hoheit über Dalmatien.

Unter Petar Krešimir IV. (1058–1074) wurde Kroatiens Macht geschwächt. Durch innere Streitigkeiten begünstigt, machten sich die romanischen Küstenstädte selbständig und suchten den Anschluss an Venedig.

Der Tod von König Petar Svačić 1097 - Historiengemälde von Oton Iveković

Danach geriet Kroatien durch Venedig und Ungarn in Bedrängnis. Im Mai 1000 besiegte eine venezianische Kriegsflotte Kroatien. Zadar, Trogir und Split wurden vorübergehend unter venezianische Verwaltung gestellt. Zwischen Venedig und Dubrovnik wurde ein Vertrag geschlossen. König Krešimir III. hob die nur noch formell bestehende Tributpflicht Venedigs auf und anerkannte den venezianischen Dogen Peter Orseolo als Fürsten Dalmatiens.

König Zvonimir I. (1075–1089) war mit einer ungarischen Prinzessin verheiratet, starb aber, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Da somit die Herrscherdynastie der Trpimirovićs ausgestorben war, erhob Ungarn Erbansprüche auf Kroatien. 1093 wurde Petar Svačić zum König gewählt. Petar starb 1097 in der Schlacht am Gvozd gegen den ungarsichen König Koloman.

Der durch verwandtschaftliche Verhältnisse mit der kroatischen Herrscherdynastie verbundene Koloman aus der Dynastie der Arpaden anerkannte die Einheit des kroatischen Königreiches von der Drau bis zur Adria und wurde durch die sogenannte „pacta conventa“ in Personalunion König von Kroatien. In den „pacta conventa“ wurden auch die Rechte der kroatischen Nation gesichert. Die Verwaltung Kroatiens übernahm der Ban, ein kroatischer Vertreter. Die staatlichen Insignien und Attribute des kroatischen Königreiches blieben gültig.

Siehe auch: Liste der kroatischen Könige

Personalunion mit Ungarn (1102-1526)

Hauptartikel: Kroatien in Personalunion mit Ungarn

Die Personalunion mit dem Königreich Ungarn blieb, mit Einschränkungen während der Türkenkriege im 16., 17. und frühen 18. Jahrhundert, und einiger anderer Unterbrechungen, in verschiedener Form bis 1918 bestehen. (siehe: Königreich Kroatien und Slawonien)

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts hatten die Osmanen Serbien, Bosnien, die Herzegowina, Bulgarien, Griechenland und Albanien erobert. Das in Eile aufgestellte Kreuzfahrerheer des ungarischen Königs Sigismund wurde 1396 in der Schlacht von Nikopolis von den Türken vernichtend geschlagen. Zwischen den Osmanen und dem christlichen Abendland lag als einziger Puffer nur noch das kaum verteidigte kroatische Territorium. 1463 geriet Bosnien unter osmanische Herrschaft und nach der Schlacht auf dem Krbavsko Polje 1493 brach auch der Widerstand des kroatischen Adels zusammen. Die Türken eroberten die Gebiete südlich des Gvozd sowie das östliche Slawonien. Kroatien schrumpfte auf einen engen Streifen zwischen der Donau und der Adria.

Im Jahr 1519 nannte Papst Leo X. die KroatenAntemurale Christianitatis“, das „Bollwerk des Christentums“, weil sie als letztes Bollwerk gegen die Ausbreitung des Osmanischen Reiches gen Westen erfolgreich Widerstand leisteten. Die türkischen Einheiten stießen bis in die Region des heutigen Karlovac vor. Nachdem das christliche ungarische Heer von den Türken in der Schlacht bei Mohács im Jahre 1526 aufgerieben worden war, bedrohte die Lage auch das übrige Europa. Das Ergebnis der Verteidigungsbemühungen der Kroaten im 15. Jahrhundert waren 30 Kriegszüge und 70 zerstörte Städte.

Ludwig II. von Anjou verkaufte im Jahr 1409 Dalmatien für 100.000 Dukaten an Venedig. Die Venezianer konnten daraufhin ihr Einflussgebiet ausdehnen und herrschten außer in Dalmatien bis 1797 auch über den größten Teil Istriens. Die Venezianer gewährten den besetzten kroatischen Städten zwar eine gewisse Autonomie, Oberhäupter der Städte durften jedoch nur venezianische Adelige sein. Die oligarchische und kolonialistische Politik Venedigs führte zu Widerstand und Aufständen.

Nur Dubrovnik (Ragusa) konnte durch geschickte Politik vom 14. Jahrhundert bis in die napoleonische Zeit seine politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit als Stadtstaat bewahren. Im 16. Jahrhundert war die Handelsflotte Dubrovniks mit über 300 Schiffen die drittgrößte im Mittelmeerraum. Erst die Truppen Napoléon Bonapartes beendeten die Herrschaft Venedigs über den Großteil der kroatischen Küste.

Kroatien unter den Habsburgern (1527–1918)

Karte von Slawonien, Kroatien, Bosnien und einem Teil Dalmatiens, 17. Jahrhundert
Dragutin Weingärtner: Zusammenkunft des kroatischen Parlaments 1848

Hauptartikel: Kroatien in der Donaumonarchie

Lückenhaft In diesem Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: 150 Jahre der osmanischen Zeit mit nur wenigen Halbsätzen abgehandelt. Könnte erweitert werden.

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Das 16. Jahrhundert war im Königreich Kroatien und Slawonien großteils von kriegerischen Auseinandersetzungen gegen die Osmanen geprägt. Nach der Schlacht von Mohács anerkannte 1527 der kroatische Adel Ferdinand I. von Habsburg als König von Kroatien und Ungarn als Gegenleistung für die Verteidigungsführung gegen die Türken.

Im Laufe des 17. Jahrhunderts steckten die Osmanen Niederlagen ein. Die Niederlage des Türkenheeres 1683 vor Wien (Zweite Türkenbelagerung) und die darauf einsetzende Befreiung eines Teils der kroatischen Gebiete von der türkischen Herrschaft brachte Kroatien schließlich nach dem endlosen, jahrhundertelang fast ununterbrochen geführten Türkenkriegen den langersehnten Frieden. Im Frieden von Karlowitz 1699 wurden Ungarn und das heutige Slawonien von der osmanischen Herrschaft befreit.

Im 18. Jahrhundert führten die Kroaten keine großen Kämpfe, jedoch gehörten häufige Grenzüberfälle der Osmanen zum Erscheinungsbild der Epoche.

Durch die „Kroatische Pragmatische Sanktion“ 1712 anerkannte der Kroatische Sabor das Erbrecht der weiblichen Linie der Habsburger. Mit Rücksicht auf den ungarischen Adel wurde dieser Beschluss von Wien nie offiziell bestätigt, stattdessen wurde Kroatien 1723 zum unauflösbaren Bestandteil der ungarischen Stephanskrone erklärt.

Ab 1756 stieg Varaždin, eine Stadt nördlich von Zagreb, zur faktischen Hauptstadt des Königreiches Kroatien, Slawonien und Dalmatien auf. 1776 wurden große Teile der Stadt durch einen Brand zerstört, woraufhin der kroatische königliche Rat nach Zagreb zog.

Kaiser Joseph II. hob die Verfassung Ungarns auf und führte eine Zentralisierung des Reiches durch. Als er auf Druck der inländischen Opposition Ungarn und Kroatien die verfassungsmäßigen Rechte zurückgab, fällte der kroatische Landtag 1790 in Zagreb den Beschluss, dass die kroatischen Gespanschaften sich so lange unter die Gewalt der ungarischen Regierung begeben, bis das kroatische Territorium auch jene Gebiete miteinschlösse, die sich in osmanischer und in venezianischer Gewalt befanden.

In der franzisko-josephinischen Epoche erlebte die kroatische Geschichtsschreibung ihre Geburt als wissenschaftliche Disziplin. Die umfangreichen Quellenausgaben und Gesamtdarstellungen trugen zu einer umfassenden Aufarbeitung der nationalen Vergangenheit bei und fanden breiten Anklang in der Öffentlichkeit. Damit wurde ein Mobilisierungsmittel für die künftigen nationalen Auseinandersetzungen geliefert, dessen unmittelbare Folge die Forderung nach einer politischen Aktion für ein freies politisches Leben der Kroaten war.

Wappen des Dreieinigen Königreichs Kroatien, Dalmatien und Slawonien

Napoleon I. entriss die Bezeichnung Illyrien, die für kroatische und slowenische Gebiete verwendet wurde, der Vergessenheit, indem er von 1805 beziehungsweise 1809 bis 1813 die „Provinces Illyriennes“ errichtete. Nach seinem Dekret von 1811 standen zum ersten Mal slowenische und kroatische Gebiete wie Krain, Kärnten, Istrien, Zivilkroatien, Dalmatien, Dubrovnik und die Militärgrenze unter einer Verwaltung. Der französische Marschall Auguste Frédéric Louis Viesse de Marmont setzte sich für die Einführung der Volkssprache, die er Illyrisch nannte, in den öffentlichen Dienst ein.

Nach den großen, wenn auch nur kurzlebigen Veränderungen der napoleonischen Zeit waren die kroatisch-magyarischen Beziehungen von einem wachsenden Konflikt geprägt. Die Kroaten ließen sich vom österreichisch-ungarischen Kaiser 1848 gegen die als nationalen Egoismus empfundene ungarische Nationalitätenpolitik und gegen das chauvinistische Großmachstreben Ungarns leicht gewinnen, weil sie darin einen Kampf gegen die Magyarisierungspolitik in Österreich-Ungarn sahen.

Kroatien-Slawonien und seine Komitate als Teil des Königreichs Ungarn

Der Kroatische Ban Josip Jelačić von Bužim kämpfte für die Idee eines Kaiserreiches, in dem alle Völker gleichberechtigt leben, und erklärte am 19. April 1848 die Beziehungen zu Ungarn für beendet. Er nahm 1848 an der blutigen Niederschlagung der bürgerlichen Revolution in Wien Teil und ermöglichte so den Aufstieg des Neoabsolutismus.

Nach der Niederschlagung der Wiener Revolution wurde Kroatien weiterhin als ungarisches Nebenland behandelt. In Folge des österreichisch-ungarischen Ausgleiches von 1867 folgte der ungarisch-kroatische Ausgleich, der den Kroaten in den Ländern der Heiligen Stephanskrone eine beschränkte Autonomie zugestand. Dalmatien, Istrien und die Österreichische Riviera blieben jedoch administrativ in der österreichischen Reichshälfte, obwohl die Mehrheit der Kroaten eine Wiedervereinigung wünschte.

Kroatien im ersten Jugoslawien (1918-1941)

Hauptartikel: Kroatien im ersten Jugoslawien

Aufteilung Österreich-Ungarns nach den Pariser Vorortverträgen

Während des Ersten Weltkriegs 1917 vereinbarten das Südslawische Komitee, das von aus Österreich-Ungarn emigrierten südlawischen Politikern gegründet wurde, und die Exilregierung des Königreiches Serbien, in der Erklärung von Korfu die Errichtung eines gemeinsamen Staates der Serben, Kroaten und Slowenen.

Nach der Niederlage der Mittelmächte erklärte der neu gebildete Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben Österreich-Ungarns, dem auch der letzte kroatische Sabor seine Befugnisse übertragen hatte, am 29. Oktober 1918 in Zagreb die Loslösung der südslawischen Länder von der österreichisch-ungarischen Monarchie. Diese Länder bildeten anschließend den Staat der Slowenen, Kroaten und Serben. Dem Nationalrat gelang es jedoch nicht, eine Einigung zu erzielen, vielmehr herrschte in großen Teilen seines Territoriums praktisch Anarchie. Zudem begannen italienische Truppen mit der Besetzung von Gebieten längs der Ostküste der Adria, als Vorgriff auf die im Londoner Vertrag von 1915 von den Alliierten zugesagte Annexion großer Teile Dalmatiens. Angesichts dessen beschloss der Nationalrat im November 1918 die sofortige Vereinigung mit dem Königreich Serbien.

Aleksandar I. Karađorđević, Thronfolger und Prinzregent von Serbien, proklamierte daraufhin am 1. Dezember 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca, abgekürzt auch SHS-Staat).

In den Friedensverhandlungen gelang es dem ersten Außenminister des neuen Staates, dem aus Dalmatien stammenden vormaligen Vorsitzenden des Südslawischen Komitees, Ante Trumbić, einen Anschluss Dalmatiens an Italien zu verhindern. Lediglich die Stadt Zadar und das ehemalige österreichische Küstenland, das auch Istrien umfasste, kamen zu Italien. Rijeka wurde zunächst zur Freistadt erklärt, dann aber von irregulären italienischen Truppen besetzt. Der Streit um die Zugehörigkeit der Stadt wurde 1924 durch einen Vertrag beigelegt, der Rijeka bei Italien beließ. Die unmittelbar östlich angrenzende Stadt Sušak wurde hingegen dem SHS-Königreich zugesprochen.

In den Wahlen zur verfassunggebenden Versammlung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen, bei denen in Kroatien erstmals das allgemeine Wahlrecht für Männer galt, gewann in Kroatien-Slawonien die 1904 gegründete Kroatische Bauernpartei unter Stjepan Radić, die vor dem Krieg nur eine geringe Rolle gespielt hatte, die absolute Mehrheit. In Dalmatien behielten zunächst bürgerliche Gruppierungen aus dem Umfeld des vormaligen Südslawischen Komitees die Mehrheit.

Die Kroatische Bauernpartei lehnte die Gründung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen in der Form, in der sie stattgefunden hatte, ab, und verlangte unter Berufung auf das vom US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson proklamierte Selbstbestimmungsrecht der Völker die Anerkennung eines separaten Selbstbestimmungsrechtes für Kroatien und die anderen südslawischen Völker. Zudem lehnte sie die monarchische Staatsform ab und verlangte die Gründung einer Republik.

Da im Prozedere der verfassunggebenden Versammlung ein Vetorecht der einzelnen Völker nicht vorgesehen war, und zudem die monarchische Staatsform nicht in Frage gestellt werden durfte, wurde sie von Abgeordneten der Kroatischen Bauernpartei boykottiert. Sie erarbeiteten stattdessen die Verfassung der „Bauernrepublik Kroatien“, die Teil einer zukünftigen Konföderation südslawischer Bauernrepubliken werden sollte. Die Idee blieb jedoch wegen der realen Machtverhältnisse bloß Makulatur.

Wegen des Boykotts der Kroatischen Bauernpartei und des Fehlens der Kommunistischen Partei Jugoslawiens, die kurz nach den Wahlen als „staatsfeindlich“ verboten wurde, war die verfassunggebende Versammlung geschrumpft. Sie verabschiedete 1921 mit knapper Mehrheit eine Verfassung, die eine zentralistische Staatsorganisation und die Auflösung der historischen Provinzen vorsah, was den Serben als zahlenmäßig größtem Volk de facto die Vorherrschaft sicherte.

Die Kroatische Bauernpartei verzeichnetete daraufhin regen Zulauf und wurde auch in Dalmatien und bei den Kroaten Bosnien-Herzegowinas zur stärksten Partei. Nachdem sie mit einer bloßen Boykottpolitik keinen Erfolg gehabt hatte, gab sie den Boykott des Zentralparlamentes und die Ablehnung der Monarchie auf, und beteiligte sich zeitweise an der Zentralregierung. Zu einer dauerhaften Übereinkunft der unterschiedlichen politischen Kräfte über die künftige Staatsordnung des südslawischen Königreiches kam es aber nicht.

Am 20. Juni 1928 erschoss der Abgeordnete der serbischen Radikalen Partei (RS) Puniša Račić in einer Parlamentssitzung vier Abgeordnete der kroatischen Bauernpartei, darunter ihren Führer Stjepan Radić. Daraufhin ließ König Aleksandar alle politischen Parteien verbieten und rief die Diktatur aus. Eine neue Verfassung wurde ausgerufen und das Land in Königreich Jugoslawien umbenannt. Die kroatisch-nationalistische Ustascha-Bewegung schwor Rache und rief zum bewaffneten Kampf gegen „die serbischen Unterdrücker“ auf. Im Rahmen dieses Kampfes fiel König Aleksandar I. im Oktober 1934 in Marseille einem Attentat zum Opfer.

Zweiter Weltkrieg

Hauptartikel: Unabhängiger Staat Kroatien

Kroatien (1941–1943)

Nach dem Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt kam es zu einem von Großbritannien unterstützten Putsch serbischer Offiziere gegen den serbischen Prinzregenten Paul. Obwohl die neue jugoslawische Regierung versuchte, sich mit dem Deutschen Reich zu verständigen, antwortete Deutschland am 6. April 1941 mit einem Überfall auf Jugoslawien. Binnen vier Wochen wurde die Armee des Königreichs Jugoslawien von den Achsenmächten vernichtend geschlagen, die jugoslawische Regierung kapitulierte und König Petar II. Karađorđević floh ins Exil nach Großbritannien.

Serbische Kinder nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Jasenovac

Nachdem die Kroatische Bauernpartei die Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht abgelehnt hatte, übergab sie die Macht in Kroatien der faschistischen Ustascha-Bewegung unter der Führung von Ante Pavelić. Die Ustascha proklamierte am 10. April 1941 den „Unabhängigen Staat Kroatien“ (Nezavisna Država Hrvatska). Dieser formal unabhängige Staat wurde politisch und militärisch von Deutschland gestützt, insbesondere bei den ab 1942/43 aufkommenden Kämpfen gegen die jugoslawischen Partisanen unter Führung des Kroaten Josip Broz Tito und anfangs gegen die monarchistisch-jugoslawisch orientierten Tschetniks. Ab 1942 kämpften einzelne Tschetnik-Verbände in Kroatien an der Seite der Ustascha gegen die kommunistischen Partisanen und wurden dafür vom NDH-Staat finanziell unterstützt. Große Teile der dalmatinischen Küste einschließlich der Städte Split (Spalato) und Šibenik (Sebenico) mit den ihr vorgelagerten Inseln wurden an Italien abgetreten. In dieser Zeit wurden Serben und andere Minderheiten im NDH-Staat brutal verfolgt mit dem Ziel der Ausrottung und der totalen Vernichtung christlich-orthodoxer Christen, was neben Serben auch sehr vielen orthodoxen Dalmatinern in diesem Gebiet das Leben kostete. Eines der berüchtigsten Konzentrationslager war das KZ Jasenovac.

Das am 29. November 1943 im bosnischen Jajce als provisorische Regierung gegründete Nationalkomitee des „Antifaschistischen Rates des Volksbefreiung Jugoslawiens“ (AVNOJ) erhob wegen seiner Rolle bei der Befreiung Kroatiens vom Faschismus den Führungsanspruch. In Folge wurde 1943 der „Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Kroatiens“ (ZAVNOH) als oberstes Repräsentationsorgan Kroatiens gegründet. Die Partisanen schafften es, durch breite Unterstützung in der Bevölkerung, aber auch durch geschicktes Taktieren mit den Alliierten, ihre Macht in weiten Teilen Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas auszubauen und zu festigen.

Kroatien im zweiten Jugoslawien (1945–1991)

Hauptartikel: Kroatien im zweiten Jugoslawien

Kroatien wurde nach dem Kriegsende entsprechend den Beschlüssen der zweiten AVNOJ-Konferenz zu einer von sechs Teilrepubliken der neu gegründeten „Föderativen Volksrepublik Jugoslawien“ (Federativna Narodna Republika Jugoslavija), die ab 1963 „Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien“ (Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija) hieß. Ebenso wie in den anderen Teilrepubliken und „autonomen Provinzen“ wurde in Kroatien der Sozialismus eingeführt. Politische Gegner und besonders ehemalige Anhänger der Ustascha wurden in den ersten Jahren verfolgt, woraufhin viele aus dem Land flohen und ihre Tätigkeit in der Diaspora fortsetzten. Privateigentum der Oberschicht wurde konfisziert, Unternehmen, Gebäude und Ländereien enteignet und verstaatlicht. Die einst große deutsche Minderheit im Osten des Landes, in Slawonien, der Baranja und Syrmien, wurde unter dem Vorwurf der kollektiven Kollaboration mit den faschistischen Besatzern fast vollständig enteignet und vertrieben. In ihren Häusern wurden vorwiegend Serben angesiedelt. Ebenso wurde die Mehrzahl der Italiener in Istrien und in Küstenstädten wie Rijeka, Zadar und Split vertrieben. Im Gegensatz zu den Deutschen wurden die im Lande verbliebenen Italiener jedoch als nationale Minderheit anerkannt und erhielten Minderheitenrechte, die im Rahmen der Verträge zwischen Jugoslawien und Italien zur Regelung der Triest-Frage auch international garantiert wurden.

Nach dem Bruch zwischen Tito und Stalin 1948 und besonders nach den Reformen der 1960er Jahre nahm die Entwicklung der politischen Praxis in Jugoslawien ihren eigenen Lauf. Besonders hervorzuheben sind eine zunehmende Öffnung zum Westen hin, die Duldung privater Familienbetriebe und landwirtschaftlicher Güter bis zu einer maximalen Größe von 20 Hektar und die relative Nichteinmischung des Staates in private Angelegenheiten. Öffentlich auftretende politische Gegner mussten aber weiterhin mit Repressionen rechnen.

Durch die weitgehende Öffnung des Landes zum Westen hin konnte sich der Tourismus an der Adriaküste entfalten. Bis zum Zusammenbruch Jugoslawiens war der Tourismus eine der wichtigsten Devisenquellen. Eine andere wichtige Geldquelle waren Sendungen von Gastarbeitern (kroat. gastarbajteri). Im den Großräumen Zagreb, Rijeka und Osijek konnte sich auch die Industrie entfalten, während Dalmatien, die Lika und die kroatischen Inseln in dieser Hinsicht unterentwickelt blieben.

Kroatien war vor allem wegen des Tourismus und der vergleichsweise hohen Produktivität seiner Wirtschaft eine der wohlhabendsten Republiken Jugoslawiens, obwohl die Lika und das dalmatinische Hinterland stark unterentwickelt und von einer massiven Landflucht gezeichnet waren. Die Tatsache, dass Kroatien einen großen Teil seiner Deviseneinnahmen an die Zentralregierung abführen musste und folglich notwendige Investitionen in Kroatien ausblieben, führte zu Unmut.

Ende der 1960er Jahre begann der sogenannte Kroatische Frühling (maspokret), eine Reformbewegung, die von Intellektuellen gegründet und getragen wurde und bald darauf auch die Zagreber Parteispitze erfasste. Die Vertreter des Kroatischen Frühlings forderten eine Reihe von ökonomischen, demokratischen und nationalen Maßnahmen wie die stärkere Autonomie der Republiken, die Reduzierung von Zahlungen an die Zentralregierung und ärmere Republiken und den Bau von Autobahnen Zagreb-Split und Zagreb-Rijeka.

Wappen der Sozialistischen Teilrepublik Kroatien

Am Beginn des Kroatischen Frühlings stand unter anderem der Sprachenstreit um die Stellung der kroatischen Sprache in Jugoslawien. Offiziell war diese als „westliche Variante“ der serbokroatischen Sprache mit der „östlichen Variante“, dem Serbischen, gleichgestellt, de facto überwog jedoch vor allem im staatlichen Sprachgebrauch und in der Öffentlichkeit die serbische Variante, während die Verwendung spezifisch kroatischer Formen als „nationalistische Abweichung“ angesehen wurde. Als Reaktion darauf unterzeichneten zahlreiche kroatische Intellektuelle, darunter Wissenschaftler und Schriftsteller wie Miroslav Krleža, am 17. März 1967 eine „Deklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Literatursprache“, in der sie die offizielle Anerkennung der Eigenständigkeit der kroatischen Sprache forderten.

Begünstigt durch die Liberalisierung der politischen Öffentlichkeit in Jugoslawien nach dem Sturz des Innenministers Aleksandar Ranković wurden erstmals seit der Machtübernahme der Kommunisten auch andere Themen wirtschaftlicher und politischer Art zunehmend kritisch öffentlich diskutiert. Die Führung des Bundes der Kommunisten Kroatiens unter Savka Dabčević-Kučar unterstützte die Liberalisierung und machte sich Teile der öffentlich erhobenen Forderungen zu Eigen. Zwar wurde die Führungsrolle der Kommunistischen Partei nicht in Frage gestellt, doch lösten sich gesellschaftliche Organisationen wie der traditionelle Kulturverband „Matica Hrvatska“ und der von Dražen Budiša geleitete Studentenverband der Universität Zagreb vom Einfluss der Partei und begannen selbständig aufzutreten. Der Unmut in Kroatien entlud sich schließlich in Demonstrationen.

Die Parteiführung auf Bundesebene stand der Entwicklung in Kroatien zunächst abwartend gegenüber, zumal die Person Titos in der kroatischen Öffentlichkeit nicht direkt kritisiert wurde, vielmehr wurde um Titos Unterstützung geworben. Von den Kreisen der jugoslawischen Armee und des jugoslawischen Geheimdienstes wurde jedoch zunehmend ein Eingreifen gegen die angeblich die Einheit Jugoslawiens bedrohende Entwicklung in Kroatien gefordert. Schließlich zwang Tito am 29. November 1971 die gesamte Führung des Bundes der Kommunisten Kroatiens zum Rücktritt. Sie wurde durch eine neue linientreue Parteiführung ersetzt, die der politischen Liberalisierung sofort ein Ende setzte. Bis Mitte 1972 wurden in diesem Zusammenhang 550 Personen festgenommen und insgesamt 2000 Menschen verurteilt.

Die Forderung nach einer größeren wirtschaftlichen Selbständigkeit der Teilrepubliken Jugoslawiens wurde durch die neue Verfassung von 1974 teilweise erfüllt, eine politische Liberalisierung hingegen bis in die zweite Hälfte der 1980er Jahre nicht zugelassen. In der tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise, in der sich Jugoslawien in den späten 1980er Jahren befand, wuchs ein immer stärkerer Gegensatz zwischen zentralistischen und großserbischen Tendenzen einerseits und dem wiedererwachenden kroatischen Nationalbewusstsein andererseits. Mit dem Tod Titos 1980 war zudem ein wichtiger Stabilisierungsfaktor weggefallen.

Mit dem Ende der sozialistischen Ära in Europa forderten Slowenien und Kroatien verstärkt den Umbau Jugoslawiens zu einer Konföderation und die Umorientierung zur parlamentarischen Demokratie und Marktwirtschaft. Slobodan Milošević setzte sich für einen zentralisierten jugoslawischen Gesamtstaat unter kommunistischer Herrschaft ein und agitierte gegen Albaner, Kroaten und Slowenen, um ihre Unabhängigkeitsbestrebungen zu verhindern.

Siehe auch: Titoismus

Die Republik Kroatien seit der Unabhängigkeit

Hauptartikel: Kroatien-Krieg

Von Serben besetzte Gebiete Kroatiens vor der Militäroperation Oluja in Januar 1995.

Im Jahr 1990 wurden die ersten Wahlen in Kroatien abgehalten. Die von Franjo Tuđman geführte Kroatische Demokratische Gemeinschaft (HDZ) ging dabei als Wahlsieger hervor. Die HDZ trat für ein von Jugoslawien unabhängiges Kroatien ein, was bei der serbischen Minderheit in Kroatien und bei der jugoslawischen Zentralregierung in Belgrad auf Ablehnung stieß.

Im Sommer 1990 erklärten Serben aus Norddalmatien und der Lika mittels Straßenblockaden und durch das Proklamieren von Parolen die „Autonome Region Serbische Krajina“, später die Republik Serbische Krajina. Ein Eingreifen der kroatischen Polizei wurde von der Jugoslawischen Volksarmee (JNA) verhindert. Der Konflikt kulminierte in der sogenannten „Baumstamm-Revolution“, als die Krajina-Serben begannen, Straßensperren zu errichten, und den Verkehr von und zu den Fremdenverkehrsgebieten an der Küste zu sperren. Gleichzeitig begann die Vertreibung nichtserbischer Bewohner aus diesen Gebieten.

Die kroatische Regierung erklärte am 25. Juni 1991 ihre Unabhängigkeit Kroatiens, woraufhin die Jugoslawische Volksarmee serbische Paramilitärs mit Waffen und militärischer Ausrüstung versorgte. Mehrere kroatische Städte wie Vukovar, Osijek, Karlovac, Split, Zadar, Šibenik und Dubrovnik wurden massiv von der JNA angegriffen.

Im Oktober 1991 brach das kroatische Parlament seine Verbindungen zu Jugoslawien ab. Es folgten Massenvertreibungen von Kroaten und anderen Bevölkerungsgruppen sowie auch an Serben aus dem Grenzgebiet zu Bosnien-Herzegowina. Vielerorts wurde die Bevölkerung von der JNA, die größtenteils aus serbischen und montenegrinischen Soldaten bestand, der kroatischen Armee sowie von Freischärlern aus Serbien im Rahmen „ethnischer Säuberungen“ vertrieben.

Mit Angriffen auf Osijek und Dubrovnik belagerte und bombardierte die JNA Städte, die von einer kleinen serbischen Minderheit bewohnt wurden. In der Grenzstadt Vukovar kam es zur Schlacht um Vukovar, wobei der größte Teil der Stadt verwüstet wurde und der Großteil der Bevölkerung fliehen musste. Die Stadt wurde im November 1991 von serbischen Truppen erobert.

Am 23. Dezember[1] erklärte der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher für Deutschland als ersten Staat die Anerkennung der staatlichen Unabhängigkeit Kroatiens und Sloweniens. Österreich folgte, und bis Ende Januar 1992 die Mehrheit der internationalen Staatengemeinschaft.

Es folgten mehrere Waffenstillstände, die unter Vermittlung der Vereinten Nationen zustande kamen, jedoch von den Kriegführenden Parteien häufig gebrochen wurden. Die Jugoslawische Bundesarmee verlegte daraufhin schrittweise ihr Waffenarsenal von Kroatien nach Bosnien-Herzegowina, wo der Krieg als nächstes ausbrach.

Von 1992 bis 1993 suchten etwa 700.000 Bosniaken und bosnische Kroaten in Kroatien Schutz und Zuflucht vor dem Krieg.

Bosnische Flüchtlinge in Travnik

Der Kroatien-Krieg dauerte bis Juli 1995. Als die Verhandlungen mit den aufständischen Serben keine Fortschritte hinsichtlich einer Reintegration brachten, und 170.000 kroatische Flüchtlinge keine Möglichkeit zur Rückkehr in ihre Heimatorte erhielten, entschied sich die kroatische Regierung zunächst zur Militäroperation Blitz und wenige Wochen später zur Militäroperation Sturm, die innerhalb weniger Tage nahezu die gesamte Republik Serbische Krajina unter Kontrolle des kroatischen Staates brachte. Dies führte zu einer Massenflucht der serbischen Bevölkerung. Mehr als 200.000 Serben flohen kurz vor, während und nach der Militäroperation. Unter den Flüchtenden befanden sich auch 35.000 bis 45.000 Kämpfer der Armee der Republik Srpska Krajina. Wenige Monate später wurde in Folge dieser Entwicklungen das Abkommen von Dayton unterzeichnet.

Am 6. November 1996 wurde Kroatien Mitglied des Europarates. In den Jahren 1996 und 1997 erholte sich die wirtschaftliche Lage des Landes deutlich.

Im Abkommen von Erdut vereinbarten die Regierungen Kroatiens und der Bundesrepublik Jugoslawien die friedliche Reintegration des verbliebenen Teiles Kroatiens im Osten. Durch ein Abkommen geriet das Gebiet zunächst unter die Verwaltung der UNTAES und wurde am 15. Januar 1998 formell in Kroatien eingegliedert.

Präsident Tuđman starb am 11. Dezember 1999. Bei den darauf folgenden Parlamentswahlen am 3. Januar 2000 kam es zum ersten Regierungswechsel in 10 Jahren. Eine breite Koalition aus sechs Parteien unter Führung der SDP übernahm die Regierung. Stjepan Mesić wurde zum Präsidenten, Ivica Račan zum Ministerpräsidenten gewählt.

Seit dem 30. November 2000 ist Kroatien Mitglied der WTO, seit dem Oktober 2003 hat es den Status eines EU-Beitrittskandidaten.

Mahnmal für die Opfer des Kroatien-Krieges (1991–1995) in Zagreb.

Bei den Wahlen im November 2003 wurde die HDZ wieder stärkste Partei. Sie bildete im Dezember eine Minderheitsregierung mit Unterstützung durch die Pensionistenpartei HSU und weiterer Kleinparteien sowie die meisten Vertreter der nationalen Minderheiten. Neuer Ministerpräsident wurde Ivo Sanader. Kroatien verfolgt nun eine aktive Kampagne zur Rückkehr der serbischen Flüchtlinge.

Am 3. Oktober 2005 wurden Beitrittsverhandlungen über die EU-Vollmitgliedschaft Kroatiens aufgenommen. Kroatien wurde von Seiten des Internationalen Strafgerichtshofs „vollständige Zusammenarbeit“ bei der Aufspürung des flüchtigen Generals Ante Gotovina bescheinigt, was auch ein von der EU gefordertes Kriterium für den Beginn von Beitrittsverhandlungen war. In der Vergangenheit war es wegen Frage der Auslieferung zu einer Verschiebung der Beitrittsverhandlungen gekommen. Am 7. Dezember 2005 konnte Gotovina auf der spanischen Insel Teneriffa festgenommen und am 10. Dezember dem Den Haager Strafgerichtshof überstellt werden. Kroatien möchte bereits bis zu den EU-Wahlen 2009 Mitglied in der Union werden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bericht: Kontinuitäten und Zäsuren in der Geschichte Kroatiens – Schwerpunkt 20. Jahrhundert

Literatur

  • Budak, Neven: Kroatien. Landeskunde - Geschichte - Kultur - Politik - Wirtschaft - Recht. Wien, Köln & Weimar 1995. (=Österreichische Osthefte, Sonderband 13). ISBN 3-205-98496-X
  • Crampton, Richard and Ben: Atlas of Eastern Europe in the Twentieth Century. London/New York 1996.
  • Ludwig Steindorff: Kroatien. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. ISBN 3-791-71734-0
  • Hilgraf, Jelica: Wenn der Krieg vorbei ist... ISBN 3-928028-98-7
  • Klaić, Vjekoslav: Povijest Hrvata (Geschichte der Kroaten), 5 Bände, Nakladni zavod Matice hrvatske, Zagreb 1981, (kroatisch)

Weblinks


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