Krleža

Krleža

Miroslav Krleža (* 7. Juli 1893 in Zagreb; † 29. Dezember 1981 in Zagreb) war ein bedeutender jugoslawischer und kroatischer Schriftsteller.

Krleža war ein produktiver Schreiber. Im Laufe von 66 Schaffensjahren verfasste er über 50 Monographien vieler Genres, von Poesie und Polemik über Romane und Dramen bis zu Reiseerzählungen und politischer Publizistik.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Krleža besuchte in Zagreb die Volksschule und die ersten vier Klassen des Gymnasiums bis 1908. Danach absolvierte er in Pécs die Kadettenschule von 1908-1911. Als besonders guter Schüler erhielt er ein kaiserliches Stipendium, mit dem er die nächsten beiden Jahre die Militärakademie Ludoviceum in Budapest (siehe auch Honvéd) besuchte. 1913 verließ er das Institut und reiste über Frankreich nach Skopje, wo er sich in jugendlicher Begeisterung der serbischen Armee als Freiwilliger anschließen wollte. Er wurde aber als österreichischer Spion verdächtigt, wurde zur Überprüfung nach Belgrad überstellt und schlug sich danach wieder in die österreichisch-ungarische Monarchie durch. Er wurde auch von der österreichischen Grenzpolizei festgenommen, nach einem Verhör aber freigelassen und begab sich nach Zagreb, wo erste literarische Arbeiten entstanden.

Im Ersten Weltkrieg wurde Krleža 1915 in die österreich-ungarische Armee einberufen. Nach einer Erkrankung und Aufenthalt im Militärkrankenhaus 1916 kurze Zeit an die Front nach Galizien abkommandiert, konnte er bald wieder nach Zagreb zurück, wo er bis Ende des Krieges diente.

1919 gründete und leitete er die Literaturzeitschrift Plamen. Er heiratete im selben Jahr Leposava Kangrga. 1923-1927 leitete er die Zeitschrift Književna republika (deut. Die Literaturrepublik). 1924 machte er eine Reise in die Sowjetunion, worauf ihm in seiner Heimat der Reisepass abgenommen wurde. 1932 bereiste er die Tschechoslowakei und Polen. Zusammen mit Milan Bogdanović gründete er 1934 die Zeitschrift Danas (deut. Heute). 1939-1940 leitete er die Zeitschrift Pečat (deut. Das Siegel). 1941 verhaftete die Gestapo Krleža. Er wurde aber nach einigen Tagen wieder entlassen und verbrachte die Kriegsjahre zurückgezogen in Zagreb.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er zunächst Redakteur der Zeitschrift Republika. Seit 1947 war er Mitglied der Jugoslawischen Akademie und deren langjähriger Vizepräsident. 1950 organisierte Krleža in Paris eine Ausstellung über mittelalterliche Kunst aus Jugoslawien. Seit diesem Jahr wurde er auch Direktor des neu gegründeten Lexikographischen Instituts in Zagreb. In dieser Funktion zeichnete er für die Herausgabe verschiedener Lexika und Enzyklopädien verantwortlich. 1962 war er Mitbegründer der Zeitschrift Forum. 1968 erhielt er den Herderpreis der Universität Wien. Krleža wurde nach seinem Tode 1982 auf dem Friedhof Mirogoj in Zagreb beerdigt.

Werke

Nach Krležas Erfahrungen im Ersten Weltkrieg ist Krieg in seinen verschiedenen Ausprägungen unbestreitbar eines seiner wichtigsten Themen und zieht sich wie ein roter Faden durch die meisten seiner Werke. Auch wenn er sich etwa in der Kriegslyrik (1918 - 1919) häufig biblischer Symbolik bedient, so ist doch schon hier der kommunistische Einfluss auf sein Gedankengut bemerkbar.

Als eines der wichtigsten Werke gilt die Sammlung von Erzählungen Der kroatische Gott Mars (Hrvatski bog Mars) 1922 (erweiterte Ausgabe 1933). In diesem Werk, welches in einer Serie zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Kriegen spielender, oberflächlich betrachtet unzusammenhängender Fragmente die Tragödie des einfachen Volkes beschreibt, das für die Ziele der Mächtigen, noch dazu fremder Mächtiger, in den Tod geschickt wird, handelt sich um eines der eindrucksvollsten Antikriegswerke der europäischen Literatur. Von der Intention, streckenweise auch stilistisch, ist es mit den Letzten Tagen der Menschheit Karl Kraus' vergleichbar, mit welchem Krleža auch sonst einiges verbindet.

Ein weiteres wichtiges Werk ist Die Rückkehr des Filip Latinovicz (Povratak Filipa Latinovicza), 1932.

In der Zwischenkriegszeit war Krleža als Herausgeber mehrerer Zeitschriften tätig, so unter anderem Plamen ("Flamme"), Književna republika ("Literarische Republik"), Danas ("Heute") und, am berühmtesten, Pečat ("Stempel"), in welchem er auch seinen berühmten Aufsatz "Der dialektische Antibarbar" veröffentlichte. In den 1930er Jahren kam es zu immer offeneren Gegensätzen zwischen ihm und der politischen Führung der kommunistischen Partei, trotz seiner persönlichen Freundschaft mit Josip Broz Tito. Im Zweiten Weltkrieg in der Zeit des sogenannten Unabhängigen Staats Kroatien verzog er sich in die innere Emigration, blieb aber in Zagreb.

In dem neuen jugoslawischen Regime konnte er sich bald eine gesicherte Position erarbeiten und leitete unter anderem das Zagreber lexographische Institut, wo er an der Herausgabe mehrerer Enzyklopädien beteiligt war. Auch seine Kreativität als Schriftsteller hatte kaum nachgelassen. Während der Protestbewegung des Kroatischen Frühlings war er Mitunterzeichner der "Deklaration über die literarische Kroatische Sprache".

Werkliste Krležas

· Legenda, 1914
· Maskerata, 1914
· Zarathustra i mladić, 1914
· Pan, 1917
· Tri simfonije, 1917
· Pjesme, 1918
· Lirika, 1918
· Saloma, 1918
· Pjesme, 1918-19 (3 Bde.)
· Michelangelo Buonnarroti, 1919
· Eppur si muove, 1919
· Tri kavalira gospodjice Melanije, 1920
· Hrvatska rapsodija, 1921
· Magyar kiralyi honvéd novela-Kraljevsko-ugarska domobranska novela, 1921
· Golgota, 1922
· Hrvatski bog Mars, 1922 (dt. Der kroatische Gott Mars, 1964)
· Galicija, 1922
· Adam i Eva, 1922
· Novele, 1923
· Vučjak, Stück in 3 Akten 1923 (dt. Die Wolfsschlucht, 1977)
· Vrazji otok, 1923
· Izlet u Rusiju, 1926
· Gospoda Glembajevi, Drama 1928 (dt. Die Glembays, 1963)
· Leda, Komödie 1930 (dt. Leda. Komödie einer Karnevalsnacht, 1964)
· U agoniji, Drama 1931 (dt. In Agonie, 1964)
· Knjiga pjesama, 1931
· Moj obračun s njima, 1932
· Knjiga Lirike, 1932
· Eseji, 1932
· Glembajevi, 1932
· Povratak Filipa Latinovicza, Roman 1932 (dt. Die Rückkehr des Filip Latinovics, 1961); Dramatisierung 1970
· Balade Petrice Kerempuha, Balladenzyklus 1936 (dt. Die Balladen des Petrica Kerempuh, 1972)
· Deset krvavih godina, 1937
· Na rubu pameti, Roman 1938 (dt. Ohne mich. Eine einsame Revolution, 1962); Dramatisierung 1963
· Banket u Blitvi, 1939 (dt. Bankett in Blitwien, 1963)
· Dijalektički antibarbarus, 1939
· Djetinjstvo u Agramu godine 1902-1903, Erinnerungen 1952 (dt. Kindheit, 1981)
· Davni dani, 1956
· Aretej, 1959
· Eseji, 1961-67 (dt. Essays, 1974)
· Der Großmeister aller Schurken. In extremis, Erzählungen dt. 1963
· Beisetzung in Teresienburg, dt. 1964
· Tausendundein Tod, Erzählungen dt. 1966
· Zastave, Roman 1967; Verfilmung: Jugoslawien 1967 (Regie: M. Fanelli, TV)
· Requiem für Habsburg, Erzählungen dt. 1968
· Izabrana dela, 1969
· Galizien, Drama dt. 1971
· 99 varijacija, 1972
· Djetinjstvo i drugi spisi, 1972
· Put u raj, 1973
· Miroslav Krleža: Jubilarno izdanje, 1973
· Dnevnik, 1977 (5 Bde.)
· Königlicher Jahrmarkt, dt. 1993
· Illyricum sacrum. Fragmente aus dem Spätherbst 1944, dt. 1996

Einige Werke wurden von Milo Dor ins Deutsche übersetzt.

Kritik

In den letzten Jahren ist Miroslav Krleža nicht mehr unumstritten. Einerseits bezweifelt kaum jemand seine Rolle als einer der Begründer der modernen kroatischen Literatur überhaupt, und der gewaltige Umfang und Einfluss seines Werkes wird auch nicht in Frage gestellt. Andererseits heißt es oft, seine unerreichbare Position und Stellung als "literarischer Dinosaurier" habe das Aufkommen und die Entwicklung unabhängiger Autoren behindert, welche neue und andere Richtungen erforschen hätten können. Außerdem nimmt man ihm oft sein Näheverhältnis zur kommunistischen Partei übel.

Nachleben

1993 veröffentlichte die kroatische Post eine Briefmarke anlässlich des 100. Geburtstages von Miroslav Krleža.

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