Kreuz-Vier

Kreuz-Vier
Musikalische Intervalle
Prime
Sekunde
Terz
Quarte
Quinte
Sexte
Septime
Oktave
None
Dezime
Undezime
Duodezime
Tredezime
Spezielle Intervalle
Mikrointervall
Komma
Diësis
Limma
Apotome
Halbton/Ganzton
Ditonus
Tritonus
Wolfsquinte
Einheiten
Cent
Millioktave
Savart

Der Tritonus, die übermäßige Quarte, ist ein musikalisches Intervall, das genau drei Ganztöne umfasst (daher der Name). Der Tritonus wurde früher, da er die stärkste Dissonanz im Dur-Moll-Tonarten-System ist, auch der Teufel in der Musik (lat. diabolus in musica) oder Teufelsintervall genannt. Im Quintenzirkel bilden die Grundtöne sich diametral gegenüberliegender Tonarten stets einen Tritonus (größtmögliche harmonische Distanz).

Beispiel: Tritonus f’–h’: Tritonusschritt von F nach H

Die Umkehrung (H–FF–H) ergibt eine verminderte Quinte, die auch oft, jedoch streng genommen fälschlicherweise, als Tritonus bezeichnet wird. Auch die enharmonische Verwechslung (F–HF–Ces) ergibt eine verminderte Quinte. Deren Komplementärintervall (Ces–F) ist wieder ein Tritonus.

Innerhalb der gleichstufigen Stimmung halbiert dieses Intervall genau eine Oktave (Frequenzverhältnis 1: \sqrt2). Frequenzverhältnisse und Unterschiede des Tritonus nach verschiedenen Definitionen:

Bezeichnung Frequenzverhältnis Unterschied in cent
gleichstufiger Tritonus 1:\sqrt2 600,00
Huygens’ Tritonus (auch BP Quarte genannt) 5:7 582,51
diatonischer Tritonus 32:45 590,22
pythagorëischer Tritonus 512:729 611,73
Eulers Tritonus 7:10 617,49

Harmonisch gesehen kommt in jedem Dominantseptakkord ein Tritonus zwischen der 3. und der 7. Stufe vor, z. B. H–F bei G7. Im Jazz spielt der Tritonus auch bei der Reharmonisierung von Musikstücken als sogenannte Tritonussubstitution eine wichtige Rolle.

Weitere Tritoni: C–Fis, D–Gis, E–Ais, F–H, G–Cis, A–Dis, H–Eis

Anwendungsbeispiele

Der Tritonus kann in jeglicher Musik eingesetzt werden, die viel mit tonalen Spannungen arbeitet, da dieses Intervall stärker als viele andere nach Auflösung verlangt. Bekannte oder charakteristische Melodie-Beispiele der Musikgeschichte:

  • Oft bei Johann Sebastian Bach, z. B.:
    • in einem Rezitativ der Matthäuspassion, das Jesu Begegnung mit einem Aussätzigen thematisiert
    • Arie aus der Kantate Nr. 170 „Mir ekelt mehr zu leben“
    • Das Thema der gis-Moll-Fuge aus dem Wohltemperierten Klavier Band 1
  • In Vivaldis Credo RV 591, 4. Satz, auf resurrectionem
  • In Mendelssohn Bartholdys Elias als Fluchmotiv
  • Chromatische Tritonusketten in beiden Händen in Chopins Klavieretüde op. 10,3 zur Vorbereitung des Höhepunktes. Hierbei wird die Tonalität praktisch aufgelöst.
  • Als Einleitung in Liszts „Après une lecture du Dante“
  • Unzählige Male im „War Requiem“ von Benjamin Britten
  • In Richard Wagners Oper Der fliegende Holländer im Holländer-Monolog des Vorspiels
  • In Richard Wagners Musikdrama Siegfried im Vorspiel und bei Gesangspassagen des Drachen Fafner (wird nicht aufgelöst)
  • West Side Story: Maria (aufsteigender Tritonus vom 1. auf den 2. Ton des Themas)
  • Im „Raptoren-Motiv“ von John Williams’ Filmmusik zu Jurassic Park
  • An mehreren Stellen in der Filmmusik zu Star Trek II und Star Trek III von James Horner
  • Im Abspann der Muppet Show (absteigender Tritonus vom vorletzten auf den letzten Ton)
  • In der Titelmusik der Simpsons (wird dann in die Quinte aufgelöst)
  • Als Einleitung in Jimi Hendrix’ „Purple haze“
  • Als Ostinatobegleitung des Songs „Black Sabbath“ von Black Sabbath
  • Die typischen „Piggy-Chords“ der Band Voivod
  • Im Lied „Rockin’ all over the world“ von Status Quo
  • Wird exzessiv von der Band Primus benutzt, wobei keine Auflösungen stattfinden, sondern ein möglichst disharmoischer Klang gesucht wird (bekanntestes Beispiel dürfte die Titelmelodie von South Park sein)
  • Der experimentelle Gitarrist Buckethead macht ebenfalls häufig Gebrauch um manche Passagen „unnatürlich“ oder „roboterhaft“ erscheinen zu lassen. Das Solo seines Liedes Jordan besteht ausschließlich aus diesem Intervall
  • Im Intro des Liedes Blind von Korn.
  • Die Bands Mägo de Oz (Diabolus in musica) und Linea 77 (66 (Diabolus in musica)) widmeten diesem Intervall sogar ganze Lieder.
  • Der Anfang der Sonate op. 1 für Klavier von Alban Berg beginnt mit einer reinen Quarte, gefolgt von einem Tritonus (g-c-fis)

In der Barockzeit wird der (unnatürliche) Gang einer Stimme in einen Tritonus auch passus duriusculus (harter Schritt) genannt. Analog dazu wird der Sprung in ein hartes Intervall saltus duriusculus (harter Sprung) genannt. Solche durezze (= Härten) erklären sich oft durch die Thematik. Ein passus duriusculus steht oft für das Übertreten einer Grenze oder das Erreichen von Unmöglichem, sowie bei unerträglichen und schmerzlichen Dingen.

Außerdem wird der Tritonus im Jazz besonders häufig verwendet.

Im Blues gilt ein "schwebender" Ton (siehe Blue notes) zwischen Tritonus und reiner Quint als stilbildendes Intervall.

Hörbeispiele

  • Tritonus aufwärts  C-Fis?/i
  • Tritonus abwärts  C-Ges?/i

Siehe auch


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