Krates von Theben

Krates von Theben
Krates von Theben auf einem Ölgemälde des spanischen Malers Jusepe de Ribera aus dem Jahre 1636

Krates von Theben (* wohl 368/365 v. Chr. wohl in Theben; † vermutlich um 288/285 v. Chr. in Böotien) war ein griechischer kynischer Philosoph der Antike.

Krates stammte aus einer der reichsten Familien von Theben. Er war Schüler des Diogenes von Sinope, der ihn zum Kyniker ausbildete. Aus dessen Vita stammen auch die meisten Angaben zur Biografie des Krates. Über seine Bekehrung zum Kynismus, infolge derer er auf seinen ganzen Besitz verzichtete, gibt es verschiedene Geschichten. Aus dieser Zeit soll der Satz „Krates hat Krates von Theben freigegeben“ stammen. Als Anhänger des Kynismus lebte er mit seiner Frau Hipparchia, deren Bruder Metrokles schon zuvor sein Schüler gewesen war, auf Wanderschaft. Hipparchia, die aus der thrakischen Stadt Maroneia stammte, heiratete Krates auf eigenen Wunsch, obwohl er selber körperlich benachteiligt war (er hatte einen Buckel) und sich damit immer wieder den Spott der anderen Besucher des Gymnasions zuzog. Trotzdem soll Krates’ Charakter sehr ausgeglichen gewesen sein und dadurch Harmonie und Zufriedenheit verbreitet haben. Die Beziehung der Beiden soll viel Anstoß erregt haben, nicht zuletzt, weil sie in aller Öffentlichkeit den Geschlechtsverkehr vollzogen haben sollen. Sie hatten eine Tochter und einen Sohn namens Pasikles.

Einer der Schüler des Krates war Zenon von Kition, der Begründer der Stoa. Durch Zenon wurde auch Krates in der Philosophiegeschichte untersucht, da er offenbar großen Einfluss auf die Entwicklung der Stoa genommen hatte. Das Leben, das er führte, soll das eines echten Kynikers gewesen sein. Im Sommer trug er einen dicken Mantel und im Winter ging er nur in Lumpen gehüllt, um sich in Selbstbeherrschung zu üben. Neid und Angriffe seiner Umwelt berührten ihn nicht. Um seine Lehre zu verbreiten, ging er zu den Leuten in die Privathäuser, was ihm den Beinamen „Türöffner“ einbrachte. Er warb dort für die kynische Lehre, gab Ratschläge und Ermahnungen. Er hatte den Ruf, ein Menschenfreund zu sein, weswegen er auch oft als Schlichter bei Familienstreitigkeiten herangezogen wurde. Er soll sogar als Hausgott verehrt worden sein.

Seine Schüler waren Metrokles, Hipparchia, Zenon von Kition, Kleanthes, Bion von Borysthenes, Monimos, möglicherweise auch Theombrotes, Kleomenes und Menippos von Gadara. Sein Werk beeinflusste nachhaltig Timon von Phleius.

Krates’ Werk bestand aus parodistischen Tragödien, Hymnen, Elegien und Briefen, es ist heute jedoch weitgehend verloren. Diogenes Laertios erwähnt ihn und einige seiner Schriften. Weiterhin hatte er maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Diatribe.

Literatur

  • Diogenes Laertios: Leben und Lehre der Philosophen. Reclam, Stuttgart 2004.
  • Georg Luck: Die Weisheit der Hunde. Texte der antiken Kyniker. Wiss. Buchges., Darmstadt 2002.

Weblinks

 Commons: Krates von Theben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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