Kraftausdruck

Kraftausdruck
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Folgendes muss noch verbessert werden: Unterschied zum Dysphemismus, Erwähnung von pejorativ, Pejoration und Pejorativsuffix -- Olaf Studt 10:42, 20. Dez. 2008 (CET)


Ein Schimpfwort ist ein Wort, das beleidigt; je nach Kontext auch Kraftwort oder Vulgärausdruck genannt. Schimpfwörter werden beim Schimpfen und beim Fluchen verwendet.

Dabei wird auf die Beleidigung einer Person oder einer Personengruppe abgezielt – soziologisch gesehen ist schimpfen eine negative soziale Sanktion: Was auch immer die beschimpfte Person wert halten könnte, kann besudelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Sprachliche Herleitungen

Schimpfwörter werden abgeleitet aus Begriffen, die…

Das Götzzitat

Die Redewendung „Er kann mich im Arsche lecken“ aus Johann Wolfgang von Goethes Götz von Berlichingen ist als „Götzzitat“ oder Schwäbischer Gruß bekannt. Das „Götzzitat“ wird in den schriftlichen Ausgaben des Götz von Berlichingen traditionell nicht ausgeschrieben, sondern durch Auslassungszeichen dargestellt:

„Götz (antwortet). Mich ergeben! Auf Gnad und Ungnad! Mit wem redet Ihr! Bin ich ein Räuber! Sag deinem Hauptmann: Vor Ihro Kaiserliche Majestät hab ich, wie immer, schuldigen Respekt. Er aber, sag's ihm, er kann mich --- (Schmeißt das Fenster zu.)[1]

Als „Götzzitat“ wird in Beleidigungszusammenhängen und Prozessen auch oft die Aufforderung an den Streitgegner „Leck mich am Arsch!“ verstanden. (In Bayern in abgewandelter Form auch lediglich als Ausdruck der Überraschung gebräuchlich: „Ja, da leckst mi am Arsch!“)

Schimpfwörter in anderen Sprachen

In vielen anderen Sprachen überwiegen Schimpfwörter aus der sexuellen Sphäre (beispielsweise engl. fuck, ital. cazzo, span. chingado oder coño, poln. kurwa oder chuj), die in der Regel als weniger anstößig empfunden werden als im Deutschen. Dagegen werden fäkalsprachliche Worte, die im Deutschen „gängiger“ sind und als weniger „schlimm“ empfunden werden, vor allem im romanischen und angelsächsischen Kulturkreis als ausgesprochen grob und schwer beleidigend aufgefasst. Schwedische Schimpfwörter beziehen sich oft auf die Hölle (z. B. helvete) und den Teufel (fan), auf Gesäß (arsle) und Fäkalien (skit). Niederländer fluchen gern mit Bezug auf Gott und benutzen blasphemische Wendungen wie „godverdomme“ (=Gottverdammt!).

Im Italienischen überwiegen als allgemeine Kraftausdrücke blasphemische Flüche, etwa Dio cane („Hundegott“), porco Dio („Gott-Schwein“), Dio boia („Henkergott“), oder Madonna puttana („Muttergotteshure“). Diese Ausdrücke können jedoch euphemistisch abgewandelt werden: porco Dio wird dann etwa zu porco zio („Onkel-Schwein“). Bei direkten Beschimpfungen wird auch auf tabuisierte Körperteile Bezug genommen, etwa faccia di cazzo („Schwanzgesicht“),testa di cazzo(„Schwanzkopf“), faccia di culo („Arschgesicht“) oder coglione („Hoden“ – verwandt übrigens mit dem bildungsdeutschen Wort „kujonieren“ = als Kujon, d. h. Memme, eigentlich: Entmannten, behandeln). Das Wort stronzo bezeichnet ursprünglich ein festes, zylindrisches Kotstück und wird im Sinn von Idiot verwendet. Der früher häufiger verwendete politisch unkorrekte Ausdruck scemo di guerra („Kriegsidiot“) bezieht sich auf einen psychisch Kriegsversehrten.

Im Spanischen wird wie im Italienischen „vor allem auf die Familie, die Virilität im Besonderen und die Sexualität im Allgemeinen gezielt“. [2] Gebräuchlich ist unter anderem cabrón („Ziegenbock“) für „Arschloch“. Abgesehen von hijo de puta („Hurensohn“), gibt es besonders in Mexiko zahlreiche Ableitungen und Kombinationen des Verbs chingar, das neben anderen Bedeutungen auch die von „ficken“ hat, etwa: chinga tu madre („Fick deine Mutter“) oder hijo de la chingada („Sohn der Gefickten“).

Die Anwendung des Internets in weiten Kreisen der Bevölkerung führt auch zu einer Verbreitung einschlägiger englischsprachiger Schimpfwörter.

Historisches, Soziales, Rechtliches

Beim Schimpfen kann man fast jedes Wort als Schimpfwort verwenden, doch sind dies dann keine Schimpfwörter im linguistischen Sinn. „Gehobene“ soziale Schichten vermeiden Schimpfwörter. „So etwas sagt man nicht.“ Deshalb gibt es in gehobenem Sprachgebrauch erheblich weniger Schimpfwörter als in der Vulgärsprache. Insbesondere „politische Korrektheit“ zielt auf das unbedingte Vermeiden von Ausdrücken, die als Verunglimpfung empfunden werden könnten (Neger wird beispielsweise zu Afrikaner oder Afroamerikaner).

Der Gebrauch von Schimpfwörtern unterscheidet sich stark nach Alter, Gesellschaftsschicht und Geschlecht, auch gibt es Modetrends. Begriffe, die ursprünglich keine Schimpfwörter waren, können sich zu solchen entwickeln (Pejoration), wie etwa Zigeuner oder Dirne, andererseits können Schimpfwörter sich zurückentwickeln, wenn Beschimpfte das Wort positiv umdeuten (Geusenwort; Beispiele Krüppel oder schwul).

„Ich bin schwul – und das ist auch gut so!“

[3]

Im juristischen Sinn handelt es sich je nach dem Zusammenhang, in welchem ein Schimpfwort gebraucht wird, um eine Beleidigung (§§ 185-189 StGB Beleidigung, Verleumdung, üble Nachrede). Systematisches Beschimpfen kann als Diffamierung geahndet werden.

Literatur

  • Oxana Havryliv: Pejorative Lexik. Peter Lang, Frankfurt u. a. 2003. ISBN 3-631-50804-2. (Das Buch behandelt Schimpfwörter und den Sprechakt der Beschimpfung. Datengrundlage ist die moderne deutschsprachige, vor allem die österreichische Literatur.)
  • Herbert Pfeiffer: Das große Schimpfwörterbuch: Über 10000 Schimpf-, Spott- und Neckwörter zur Bezeichnung von Personen. Eichborn, Frankfurt 1966. ISBN 3-8218-3444-7 (Enthält ein Nachwort von Wilfried Seibicke zum Thema „Schimpfen“, „Schimpfwörter“ sowie eine ausführliche Bibliographie)

Einzelnachweis

  1. Quelle: Projekt Gutenberg
  2. Sueddeutsche Zeitung: „Du Sohn wegen eines geplatzten Kondoms“
  3. Klaus Wowereit

Weblinks


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