Kottenforst

Kottenforst
Kottenforst im Frühling

Der Kottenforst ist ein ca. 4.000 Hektar großes Waldgebiet im Naturpark Rheinland südlich und westlich von Bonn. Es liegt auf einer Hochebene von etwa 150 bis 180 m ü. NN, der sog. Ville, die nach Osten zum Rheintal steil abfällt, hingegen nach Westen zur Swist relativ flach ausläuft. Der Kottenforst teilt sich auf in einen südöstlichen Teil zwischen Meckenheim, Bad Godesberg und Bonn sowie einen nordwestlichen Teil zwischen Heimerzheim, Buschhoven und Alfter. Zwischen beiden Teilen liegt das Dorf Witterschlick.

Inhaltsverzeichnis

Geologie

Der Boden besteht aus Rheinschottern und Kiesen mit einer Lehmschicht, die durch ihre Wasserundurchlässigkeit zusammen mit dem ebenen Gelände zu einer langanhaltenden Vernässung durch Niederschläge führt. In Bodenvertiefungen sammelt sich Wasser an; diese Tümpel werden – inzwischen „fälschlich“, da sich der Begriff zu einem Fachbegriff des Vulkanismus weiterentwickelt hat – Maare genannt. Im Bereich des „Großen Cent“ östlich von Heimerzheim besteht eine ausgedehnte Senke ohne natürlichen Abfluss. Dieses hochmoorartige, ausgedehnte Feuchtgebiet wurde jedoch in den letzten Jahrhunderten durch Entwässerungsmaßnahmen künstlich trockengelegt und aufgeforstet. Der natürliche Wasserhaushalt des Kottenforstes wurde in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend auch durch die stark gefallenen Grundwasserpegel infolge der Sümpfungsmaßnahmen für die Braunkohlentagebaue westlich von Köln beeinflusst.

Geschichte

Der Name Kottenforst stammt von dem keltischen Wort „coat“ für Wald ab. Erstmals urkundlich erwähnt wurde er bereits im 7. Jahrhundert als fränkisches Königsgut.

Zur Römerzeit wurde die Eifelwasserleitung zur Versorgung der Stadt Köln quer durch den nördlichen Kottenforst entlang der Ville gebaut. Der Verlauf der Leitung ist heute noch als Graben auf weiten Strecken im Wald leicht zu erkennen. In Teilstücken ist die Leitung sogar vollständig erhalten geblieben. Geborgene Abschnitte sind jetzt in mehreren der umliegenden Orte aufgestellt.

Der Kottenforst ist bis heute weitgehend unbesiedelt geblieben. Ausnahmen waren zu römischer Zeit einige Poststationen im Bereich von Buschhoven. Zudem gab es mehrere militärische Lager zwischen Dünstekoven und Oedekoven, etwa in der Gegend, wo heute Breite und Schmale Allee aufeinandertreffen. Zwischen etwa dem 8. und 15. Jahrhundert gab es mit „Hessekoven“ in letzterem Gebiet auch eine Siedlung mitten im Wald. Zum Schutz vor Ungarneinfällen um 954 ist der Ringwall Venne erhalten, der vom Kloster Marienforst bei Bad Godesberg errichtet wurde.

Im Jahr 973 bestätigte Otto II. dem Erzbischof von Köln das Jagdrecht und das Fischereirecht in dem bisherigen Reichsgut.[1]

Über lange Zeit, teilweise bis weit in das 19. Jahrhundert hinein, wurde der Kottenforst auch zur Viehhaltung genutzt. Es bestanden größere Freiflächen mitten im Wald, die beweidet wurden. Zudem wurde ausgedehnte Eichelmast durchgeführt. So hatte beispielsweise um 820 die adlige Gernhilde, Besitzerin des Herrenhofes von Oberbachem, das Recht, 30 Schweine zur Mast in den Kottenforst treiben zu lassen. Noch heute zeugen ausgedehnte Lichtungen und Flurnamen wie „Dünstekovener Kuhweide“ von dieser Nutzungsform. Die meisten Freiflächen wurden jedoch, abgesehen von einigen Ackerflächen im nördlichen Teil, inzwischen weitgehend aufgeforstet.

Das Grundeigentum am Kottenforst besaß ab 1064 zusammen mit dem Gut Muffendorf (heute Siegburger Hof) die Abtei Siegburg. Als Vasallen dieser Abtei hatten die so genannten „Viermänner“, die Besitzer der Burgen Adendorf und Odenhausen sowie des Thurmhofs und des Binsfelderhofs in Friesdorf, Holz- und Weiderechte im Kottenforst. 1549 verkaufte die Abtei Siegburg das Grundrecht an die Erzbischöfe von Köln, die im Kottenforst bereits das Jagdrecht auf Hochwild sowie Jagdschlösser in Poppelsdorf und Buschhoven besaßen.

Um 1727 wurde der Kottenforst erstmals systematisch vermessen, um Alleen für die Parforcejagd anzulegen. Diese meist breiten Alleen wurden schnurgerade aufgeschüttet und wegen des nassen Untergrundes beiderseitig mit Gräben versehen. 1754 bis 1756 ließen die Erzbischöfe zu Köln in Röttgen das Jagdschloss Herzogsfreude in das Zentrum dieses Systems von Alleen bauen. Beachtlich ist die genaue Ausrichtung der Wege in Bezug auf das kurfürstliche Schloss sowie ebenfalls auf Schloss Brühl. Dieses Wegesystem ist bis heute weitgehend erhalten geblieben. Nach dem Einmarsch der Franzosen 1794 war die Zeit der fürstlichen Jagden vorbei; 1807 wurde das Jagdschloss abgebrochen, und der Kottenforst wurde zum Forêt Impériale und zur Zeit der Preußen zum Staatsforst.

Der größte Teil der Fläche gehört heute administrativ zum Gebiet der Stadt Bonn, weitere Flächenanteile gehören zu Alfter, Meckenheim, Swisttal, Wachtberg und Bornheim. Zuständig ist das Regionalforstamt „Rhein-Sieg-Erft“ in Röttgen.

Die erste forstwirtschaftliche Waldbeschreibung von 1829 stellt den durch Raubbau heruntergekommenen Zustand des Waldes heraus: Nur 335 ha Eichen- und Buchen-Hochwald und 139 ha Kiefernkulturen waren forstwirtschaftlich wertvoll. Der Rest bestand aus ausgelichteten Mittel- und Niederwaldungen.

Naturpark

Der Kottenforst war 1959 die Keimzelle des Naturparks Kottenforst, der nach einer Erweiterung 1967 in Naturpark Kottenforst-Ville umbenannt wurde und seit 2005 – nach diversen zusätzlichen Erweiterungen – Naturpark Rheinland heißt.

Bereits die Preußen haben systematisch wieder aufgeforstet. Dabei wurden häufig Fichten und auch Kiefern in Monokulturen gepflanzt. Diese Bestände werden in letzter Zeit zunehmend wieder durch standorttypischen Laubmischwald ersetzt. Im Jahr 1980 bestand der Wald aus:

  • Eiche (37 %)
  • Buche (16 %)
  • anderes Laubholz (10 %)
  • Fichte (24 %)
  • Kiefer und Lärche (13 %).

Weite Teile des Kottenforstes sind heute Naturschutzgebiete (Flora-Fauna-Habitat).

Jährlich werden im Kottenforst etwa 20.000 Festmeter Holz geschlagen und in Sägewerken der näheren Umgebung weiterverarbeitet – unter anderem für den Treppenbau in Fritzdorf.

Ein Rothirsch im Kottenforster Wildpark

Sehenswürdigkeiten

  • Barockes Jägerhäuschen
  • Ringwall Venne als mittelalterliche Fliehburg nahe dem Jägerhäuschen
  • Bahnhof Kottenforst
  • Eiserner Mann
  • Ausblick auf Godesburg und Siebengebirge
  • Waldau am Nordrand des Kottenforsts mit dem Haus der Natur, Wildpark
  • Römische Eifelwasserleitung
  • Naturschutzgebiet „Kiesgrube Dünstekoven“
  • Heimatblick (Aussichtspunkt bei Alfter mit Blick auf Bonn)

Personennahverkehr

Schienenverkehr

Bahnhof Kottenforst

Der Bahnhof Kottenforst liegt an der Voreifelbahn (KBS 475) BonnEuskirchen, auf der im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) die RegionalBahn 23 verkehrt. Der Bahnhof wird nur samstags und an Sonn- und Feiertagen als Bedarfshalt bedient. Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr von der DB Regio NRW, die für die Voreifelbahn Diesel-Triebwagen der DB Baureihe 644 in Ein- bis Dreifachtraktion für Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h einsetzt.

Der Bahnhof liegt auf Meckenheimer Gebiet im Stadtteil Lüftelberg in unmittelbarer Nähe zum Gebiet der Gemeinde Alfter. Er ist ein beliebtes sommerliches Ausflugsziel mit großer Außengastronomie.

Busverkehr

Der Kottenforst kann mit mehreren Buslinien gut direkt erreicht werden, so z.B. die VRS-Linien 615, 800, 843, 845, 855.

Es gilt der Tarif des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) und tarifraumüberschreitend der NRW-Tarif.

Einzelnachweise

  1. Clemens Dasler: Forst und Wildbann im frühen deutschen Reich. Wildbahnurkunde von 973, 2001, ISBN 978-3-412-12800-5 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche)

Literatur

  • Werner D´hein: Kottenforst. 13 Wanderungen durch eine historische Kulturlandschaft. Gaasterland-Verlag, Düsseldorf 2008, ISBN 978-3-935873-21-5
  • Bruno P. Kremer (auch Hrsg.): Der Kottenforst. Eine rheinische Kultur- und Erholungslandschaft. Wienand, Köln 1999, ISBN 3-87909-648-1
  • Albert Hexges: Der Kottenforst. Ein Beitrag zur Forstgeschichte Kurkölns unter besonderer Berücksichtigung der Entwicklung des Waldeigentums, des Forstrechts, der Forstorganisation und der Waldnutzung, in: Bonner Geschichtsblätter, Band 35. Bonn 1984, S. 23-98
  • Gemeinde Swisttal, Heinz Doepgen (Hrsg.): 900 Jahre Heimerzheim. G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Köln und Berlin, ISBN 3-7745-6333-0
  • Arbeitskreis Heimat im Ortsausschuss Heimerzheim (Hrsg.): Heimerzheim im Wandel der Zeiten

Quellen

Weblinks

 Commons: Kottenforst – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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