Kosel (Niesky)

Kosel (Niesky)
Kosel
Stadt Niesky
Koordinaten: 51° 21′ N, 14° 47′ O51.3514.775156Koordinaten: 51° 21′ 0″ N, 14° 46′ 30″ O
Höhe: 156 m ü. NN
Fläche: 13,79 km²
Einwohner: 475 (2002)
Eingemeindung: 1. März 1994
Postleitzahl: 02906
Vorwahl: 035894

Kosel (obersorbisch Kózło) ist ein Kirchdorf in der Oberlausitz. Zusammen mit Neu-Kosel, Sandschenke und Zedlig bildet Kosel den gleichnamigen Ortsteil der sächsischen Kleinstadt Niesky (Landkreis Görlitz).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Blick auf Kosel (1965)

Kosel liegt in Form eines Waldhufendorfes nordnordwestlich von Niesky. Nördlich von Kosel liegt Zedlig, nordöstlich Stannewisch, östlich Trebus und südöstlich Sandschenke. Südlich von Kosel liegt Neu-Kosel und dahinter durch ein ausgedehntes Heidegebiet abgetrennt, Moholz, See und Petershain. Im Westen erstrecken sich einige Teiche von Kreba-Neudorf.

Östlich des Dorfes verläuft die Bundesstraße 115 in Nord-Süd-Richtung durch Stannewisch und Sandschenke nach Niesky.

Geschichte

Ortsgeschichte

Kosel wurde 1430 in einem Bautzener Stadtbuch erstmals urkundlich erwähnt. Bis zur Teilung der Herrschaft Baruth im Jahr 1519 unterstand Kosel dieser, danach übte das Rittergut in Kosel die Grundherrschaft über das Dorf aus. Durch Erbteilung entstanden im 17. Jahrhundert die Güter Ober Kosel und Nieder Kosel, wodurch auch das Dorf grundherrschaftlich geteilt wurde.

Eine wahrscheinlich im Spätmittelalter in Schrotholzbauweise errichtete Kapelle wurde gegen Mitte des 16. Jahrhunderts durch eine massive Kirche ersetzt. In diese wurde auch der benachbarte Ort Stannewisch gepfarrt. Bereits um 1700 wurde nachweislich Unterricht gehalten.

Nach den verlorenen napoleonischen Kriegen musste das Königreich Sachsen als französischer Bündnispartner 1815 große Teile seines Landes an das Königreich Preußen abtreten. Dadurch kamen Ober- und Nieder Kosel 1816 an den preußisch-schlesischen Landkreis Rothenburg. Im 19. Jahrhundert besserte sich die Lage der Einwohner etwas, da sie nun nicht mehr nur auf die Landwirtschaft auf überwiegend kargen Heideböden angewiesen waren, sondern durch die zunehmende Industrialisierung sowie den Bau der Eisenbahnstrecken Berlin–Görlitz und Kohlfurt–Falkenberg/Elster Arbeit außerhalb der Landwirtschaft fanden.

1929 wurden die Landgemeinden Ober Kosel und Nieder Kosel zusammengeschlossen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Kosel 1952 zum Kreis Niesky und 1957 wurde der Krebaer Ortsteil Zedlig zur näher gelegenen Gemeinde Kosel umgegliedert. 1959 gründete sich eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), die sich später mit der LPG in See zusammenschloss.

Am 1. März 1994 wurden die Gemeinden Kosel und Stannewisch nach Niesky eingemeindet.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1825 [1] 430
1863 [2] 566
1871 682
1885 651
1905 435
1925 [3] 603
1939 635
1946 733
1950 786
1960 704
1971 657
1990 442
1993 451
1999 472
2002 475
kursiv: Kosel mit Zedlig


Im Jahr 1777 wurden für Niederkosel 5 besessene Mann, 2 Gärtner und 15 Häusler ermittelt, zudem lagen 4 weitere Wirtschaften wüst.[4] Oberkosel war etwas kleiner, im gleichen Jahr wurden dort 3 besessene Mann, ebenfalls 2 Gärtner und 5 Häusler gezählt.[5]

In beiden Gemeinden zeichnete sich von der ersten Volkszählung mit gleichwertiger Berücksichtigung der Einwohner im Jahr 1825 bis zum Gemeindezusammenschluss im Jahr 1929 ein ähnliches Bild ab. Von 1825 bis zur Reichsgründung 1871 stieg die Einwohnerzahl stark an (von 298 auf 428 in Niederkosel und von 132 auf 254 in Oberkosel), danach erfolgte ein leichter Rückgang bis 1885 und ein etwas stärkerer bis 1905. Anders als in Oberkosel war die Bevölkerung in Niederkosel 1905 geringer als 80 Jahre zuvor.

Bis 1939 stieg die Einwohnerzahl wieder an, so dass der Stand von 1885 fast wieder erreicht war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs die Bevölkerung nochmals durch Flüchtlinge und Vertriebene, jedoch lag die Zahl 1960 trotz der Eingemeindung von Zedlig weit unter der von 1950. In den nächsten drei Jahrzehnten ging die Einwohnerzahl von rund 700 auf etwa 450 zurück, stieg bis zur Jahrtausendwende jedoch wieder leicht an.

Ortsname

Urkundlich überlieferte Formen des Ortsnamens sind von der Kosela sowie von der Kossil als Personennamen in den Jahren 1430 und 1463, Kossel und Koßel im Jahr 1490, Cosel (1527), Kosell (1658), Ober Kosel und Nieder Kosel (1768) sowie Ober Cosel und Nieder Cosel (1842).

Schriftliche Überlieferungen des sorbischen Ortsnamens sind Koslow (1719 durch Abraham Frencel und 1767 durch Christian Knauthe), Koslo (1800), Kózlje und Kózlow (1830), we Delnym Kosłom („in Nieder Kosel“, 1835), Kózlo (1866) und Kózło (1866). Anders als die Nachbargemeinden Rietschen im Norden und Kreba-Neudorf im Westen gehört Kosel nicht zum amtlich festgelegten sorbischen Siedlungsgebiet, wodurch der sorbische Name ebenfalls nicht amtlich festgelegt ist. Dadurch ist die Schreibweise nicht eindeutig, Eichler gab 1975 Kózlo an,[6] während das Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises 2006 Kózło wiedergab.[2]

Nach Eichler lässt sich der Name auf das altsorbische Wort kozeł ‘Ziegenbock’ zurückführen. Möglicherweise liegt aber auch eine Ableitung eines Personennamens vom Tiernamen vor, wodurch Kosel der Ort eines Kozeł wäre.

Persönlichkeiten

Michał Frencel (1628–1706) war ein sorbischer Schriftsteller und Bibelübersetzer. Als Pfarrer war er von 1651 bis 1662 in Kosel tätig. In diese Zeit fällt die Geburt seines Sohnes Abraham Frencel (1656–1740), der ebenfalls Pfarrer wurde. Abraham Frencels schriftstellerische Tätigkeit gibt einen Einblick in die Lebensweise der Sorben sowie deren Wortschatz gegen Ende des 17. Jahrhunderts.

Literatur

  • Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, ISBN 978-3-929091-96-0, S. 305 ff.
  • Johannes Mörbe: Orts-Chronik der Rittergüter Ober- und Nieder-Kosel in der preußischen Ober-Lausitz. W. C. Ihring, Hoyerswerda 1845.

Fußnoten

  1. Summe von Ober- und Niederkosel
  2. a b Von der Muskauer Heide zum Rotstein, Seite 305.
  3. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen: Kosel. Abgerufen am 17. Mai 2009.
  4. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen: Niederkosel. Abgerufen am 17. Mai 2009.
  5. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen: Oberkosel. Abgerufen am 17. Mai 2009.
  6. Ernst Eichler/Hans Walther: Ortsnamenbuch der Oberlausitz – Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I Namenbuch. In: Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte. 28, Akademie-Verlag, Berlin 1975, S. 140.

Weblinks

  • Kosel auf der Website der Stadt Niesky
  • Kosel im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kosel (Begriffsklärung) — Kosel ist der Name folgender Orte: Kosel, Gemeinde in Schleswig Holstein Kosel (Niesky), Ortsteil der Stadt Niesky in Sachsen Kozly u České Lípy, Gemeinde in Tschechien Kozly u Loun, Gemeinde in Tschechien Kozielno, Ortschaft der Gemeinde Paczkow …   Deutsch Wikipedia

  • Niesky — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Niesky — For the community in the United States also known as Niesky, see Hollo, Pennsylvania. Niesky …   Wikipedia

  • Niesky — 51° 17′ N 14° 50′ E / 51.29, 14.83 …   Wikipédia en Français

  • Kosel — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Kosel peut faire référence à : Kosel, village près d Ohrid en Macédoine Kosel, ville de Schleswig Holstein en Allemagne Kosel, village dépendant de… …   Wikipédia en Français

  • Kreis Niesky — Landkreisdaten von 1990 bis 1994 Bundesland: Sachsen Regierungsbezirk: Dresden Verwaltungssitz: Niesky Fläche: 521,0 km² …   Deutsch Wikipedia

  • Abraham Frenzel — Michał Abraham Frencel (deutsch Michael Abraham Frenzel; * 1656 in Kosel; † 1740 in Schönau auf dem Eigen) war ein sorbischer Historiograph. Er beschäftigte sich auch mit sorbischen Sprachstudien. Der Sohn des Pfarrers und Bibelübersetzers Michał …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsch-Obersorbische Ortsnamensliste — In dieser Liste werden Orten im aktuellen oder historischen sorbischen Siedlungsgebiet sowie einigen größeren Orten außerhalb des Gebiets die obersorbischen und deutschen Bezeichnungen zugeordnet. Die Liste lässt sich nach einzelnen Merkmalen… …   Deutsch Wikipedia

  • Stannewisch — Stadt Niesky Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Moholz — Stadt Niesky Koordinaten: 51° …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”