Kordigast

Kordigast
Kordigast
Die Ostansicht des Kordigastes von Altenkunstadt/Woffendorf aus

Die Ostansicht des Kordigastes von Altenkunstadt/Woffendorf aus

Höhe 538,1 m ü. NN
Lage Landkreis Lichtenfels, Oberfranken, Bayern, Deutschland
Gebirge Obermainland / Fränkische Alb
Geographische Lage 50° 6′ 0″ N, 11° 12′ 8″ O50.111.202222538.1Koordinaten: 50° 6′ 0″ N, 11° 12′ 8″ O
Kordigast (Bayern)
Kordigast
Typ Zeugenberg
Erschließung Straße auf den Berg und Wanderweg zum Gipfel
Normalweg von Burkheim / Pfaffendorf in 20-30 min.
Besonderheiten Reste keltischer Besiedelung vorhanden
Blick vom Großen Kordigast über Alten- und Burgkunstadt

Blick vom Großen Kordigast über Alten- und Burgkunstadt

Der Kordigast, in der fränkischen Mundart Korches genannt, ist ein aus zwei benachbarten Teilbergen bestehender Zeugenberg der Fränkischen Alb bei Altenkunstadt im oberfränkischen Landkreis Lichtenfels (Bayern). Er teilt sich in den Kleinen Kordigast (538,1 m ü. NN[1]) und Großen Kordigast (535,7 m ü. NN[2]) auf.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Der Kordigast erhebt sich rund 230 Meter über dem Weismaintal[3] in den Nordausläufern der Fränkischen Alb im Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst. Das etwa 420 Meter lange und 120-210 Meter breite Hochplateau[4] des großen Kordigasts fällt in Richtung Westen, Süden und Osten klippenartig steil ab. Über die südlichen Flanken seiner Teilberge verläuft etwa in Südwest-Nordost-Richtung die Grenze zwischen der am Obermain gelegenen Gemeinde Altenkunstadt mit den Ortsteilen Burkheim und Pfaffendorf im Norden und der am Weismain gelegenen Stadt Weismain im Süden, deren Kern südöstlich liegt.

Geologie

Die Talsohle besteht aus Gesteinsarten des Lias. Darüber kommen Doggergesteine. Bis zum Fuße des Berges bestehen die sanft ansteigenden Talhänge aus Opalinuston, es folgt eine Eisensandsteinstufe, über der sich eine dünne Ornatentonschicht befindet.[5] Darüber befinden sich Riffe des Malm Delta, welche den eigentlichen Berg darstellen. In den oberen Schichten sind zahlreiche Fossilien wie verkieselte Schwämme, Trochitenschuttkalk und Muscheln enthalten.[6] Das Geologische Landesamt Bayern stuft den Berg als Geowissenschaftlich wertvoll ein.[6]

Flora

Die Pflanzenwelt auf dem Kordigast ist geprägt durch die kalkhaltigen Böden. So wachsen insbesondere am kleinen Kordigasten Arten wie das Leberblümchen, das Kalk-Blaugras und die Berg-Segge.[7] Weiterhin findet man unter Anderem Finger-Seggen, wollige Schneebälle, Schwalbenwürze, Buschwindröschen, Katzenpfötchen, gewöhnliche Schneebälle, fränkische Mehlbeeren, sowie die endemische, nach dem Berg benannte und nur in einem kleinen Umkreis vorkommende Kordigast-Mehlbeere.[7] Die Walstücke sind geprägt von Nadel- und Mischwäldern.

Geschichte

Skizze der Wehranlage auf dem Plateau des großen Kordigastes
Zeichnung einer keltischen Steinmauer aus dem 5. Jhd. v. Chr., identisch mit der auf dem Kordigast (einzige Abweichung: Mauerbreite in der Skizze nur 2,5 m)
Älteste bekannte Karte des Kordigastes. Erstellt 1672 anlässlich eines strittigen Schaftriebes bei Giechkröttendorf.
Die "Judenstras" (Bildmitte) von Altenkunstadt/Röhrig über den Kordigast und weiter nach Scheßlitz.

Auf dem Großen Kordigast gibt es Spuren menschlicher Besiedelung aus vorchristlicher Zeit. Neben kleineren, frühlatènezeitlichen Keramikfunden aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. zählen dazu auch die verschwindend geringen Reste einer Pfostenschlitzmauer aus der Zeit zwischen 600 und 400 v. Chr.[4] und mindestens ein Hügelgrab, ebenfalls keltischen Ursprungs, das sich 50 Meter nordwestlich des Großen Kordigastes befindet.

Die Steinmauer umschloss früher die gesamte Hochfläche und teilte sie in der Mitte mit einem kleinen, gebogenen Wall in zwei Hälften. Die Mauer bestand aus geschichteten Gesteinsbrocken, die von senkrechten und waagrechten hölzernen Pfosten gehalten wurden. Die Breite betrug etwa 5, die äußere Höhe rund 1,4 Meter.[4] Der Hauptteil dieser Festung lag vermutlich am östlichen Ende des Plateaus, da dieses dort steiler abfällt als im Westen und der Wall in der Mitte nach Westen ausgerichtet war. Ein Tor konnte bisher nicht nachgewiesen werden, befand sich aber vermutlich im Süden der Westflanke des Plateaus.[3] Zur Zeit der keltischen Besiedlung des Kordigasts existierte auch auf dem Staffelberg eine keltische Wehranlage, zwischen beiden bestand Sichtkontakt. Sie waren politische Zentren kleiner Regionen mit einem Umfeld von etwa 5-10 Kilometern.[3]

Im Mittelalter war der Kordigast wesentlich stärker gerodet als heute. Es wurde viel Land- und Weidewirtschaft betrieben und Platz für die zahlreichen Einzelhöfe und die einzig größere Siedlung Rudental benötigt.

1672 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Schlossgut Giechkröttendorf und den Dorfgemeinden Pfaffendorf und Burkheim wegen des Schaftriebs in den Fluren. Nach dem klösterlichen Verwalter (Giechkröttendorf gehörte seit 1618 zum Kloster Langheim) hatte das Kloster Weiderechte bis hin zu den nördlichen Ausläufern des Kordigasts. Pfaffendorf und Burkheim beanspruchten hingegen Weiderechte bis in die Fluren von Giechkröttendorf. Kurzerhand beschlagnahmte der Gutsverwalter die Schafherde des Pfaffendorfer Schäfers, die sich auf dem vermeintlich klösterlichen Grund und Boden aufhielt. Der Langheimer Abt Alberich Semmelmann ließ von Johann Jakob Schmidt eine Karte des umstrittenen Gebiets anfertigen, um die Streitigkeiten durch genaue Festlegung der Grenzen zu beseitigen. Sie gilt als die älteste bekannte Karte,[8] die den Kordigast und seine Umgebung zeigt und befindet sich im Staatsarchiv Bamberg.

Bis zum Anschluss Burgkunstadts an das Eisenbahnnetz im Jahr 1846 führte über den Kordigast ein vielgenutzer jüdischer Handelsweg, die sogenannte Judenstras.[9] Sie verband Altenkunstadt mit Scheßlitz und Bamberg und wurde vor allem von den jüdischen Viehzüchtern und -treibern Altenkunstadts genutzt, um die Tiere auf den größeren Viehmärkten in und um Bamberg zu verkaufen. Auf der gesamten Strecke führt er an rund 50 Ortschaften vorbei, aber durch keine hindurch, da für das passieren von Ortschaften sowohl für die Händler als auch für das Vieh Zoll bezahlt werden musste.[9] Die Bezeichnung Judenbrunnen einer kleinen Quelle am Nordhang des Kordigastes erinnert noch heute an die intensive Nutzung des Handelsweges über den Kordigast.

Die Straße verbindet die beiden Städte relativ geradlinig, und ist daher wesentlich kürzer als die Strecke im Tal durch die Ortschaften. Sie ist ein vorgeschichtlicher Höhenweg, was Einzelfunde und Hügelgräber entlang der Route belegen.[9]

Das heutige Gasthaus Steinerne Hochzeit, welches die Einzelsiedlung Kordigast bildet, wurde 1870 als Berghof durch den aus Woffendorf stammenden Heinrich Baier errichtet.[10]

Bergbau

Zwischen 1718 und 1938 wurde mehrmals kurzzeitig am Kordigast Eisenerz abgebaut. In der einen Meter mächtigen Eisensandstein Dogger-β Schicht konnte ein Eisengehalt von 30% festgestellt werden. Am intensivsten wurde das Erz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gefördert, da man durch den Eisenbahnbau und die industrielle Revolution einen großen Bedarf des Rohstoffs hatte. Aufgrund mangelnder Rentabilität wurde mit der Schließung des Stollens Concordia, oberhalb von Burkheim, der Abbau eingestellt.[10]

Für den Häuserbau betrieb man im Mittelalter und in der frühen Neuzeit zahlreiche kleinere Steinbrüche am Kordigast und an den umliegenden Bergen wie dem Külmitz. Neben Bausteinen aus Sandstein wurde auch Kalk gewonnen, den man in Kalköfen zwischen 1932 bis 1947 zu Branntkalk weiterverarbeitete.[5]

Entstehung des Namens

Sprachforscher leiten den Namen Kordigast vom slawischen Männernamen Chotěgost ab.[11][12] Bis ins 19. Jahrhundert finden sich verschiedenste Namen: von Kotigiß, Kotirsberg, Köttigas über Kottiges, Kottigas und in der fränkischen Mundart Korches. Aus letzteren beiden entwickelte sich die heutige Bezeichnung Kordigast.[13]

Schutzgebiete

Westlich, südlich und östlich des Kordigasts befindet sich, bis an seine Flanken heranreichend, das mehrteilige Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Trockenrasen, Wiesen und Wälder um Weismain (FFH-Nr. 5933-371). Der Berg liegt vollständig im Nordteil des 2001 gegründeten und 1021,64 km² großen Landschaftsschutzgebiets Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst (LSG-Nr. 322697).[1] Er selbst stellt ein Naturdenkmal dar.[6]

Wissenswertes

Plateau des Großen Kordigastes mit Gipfelkreuz

Auf dem Plateau des Großen Kordigast steht ein Gipfelkreuz. Unweit vor und nach diesem Berg gibt es jeweils eine Gaststätte, weshalb er beliebtes Wanderziel ist. Vom Großen Kordigast kann der Blick unter anderem in das Obermaintal mit Altenkunstadt und Burgkunstadt und zum jenseits davon gelegenen Thüringer Schiefergebirge und Frankenwald genossen werden. Auf dem Kleinen Kordigast befindet sich die sagenumwobene Felsgruppe Steinerne Hochzeit.

Sagen

Sowohl zum großen Kordigast, als auch zum Kleinen gibt es eine Sage. Während erstere den Grund für die Errichtung des Gipfelkreuzes wiedergibt, schildert zweitere die Entstehung der charakteristischen Felsenformation Steinerne Hochzeit am kleinen Kordigast.

Kreuzsage

Die Kreuzsage liegt in mehreren Versionen vor, wobei die beiden folgenden die Wichtigsten und die Bekanntesten darstellen.

Steinerne Hochzeit

Die Sage um die Steinerne Hochzeit:

„Im Hochzeitshaus stand das Mahl bereit und wartete auf Brautpaar und Gäste. Auf dem Rückweg von der Kirche vom entfernten Pfarrdorf verspätete sich die Hochzeitsgesellschaft. Die Köchin, die über diese Verspätung verärgert war, stieß in ihrer Entrüstung eine schreckliche Verwünschung aus: Die Bummler sollten zu Fels erstarren. Der Fluch ging in Erfüllung. Die Hochzeitsgesellschaft wurde zu Fels, dort wo sie die Verdammung traf.“

Volksmund[15]

Lyrik

Der Burkheimer Heimatdichter Franz-Joseph Ahles verfasste folgende Gedichte über den Kordigast:

  • Kordigastlied
  • Ein Lied vom Kordigast
  • Auf zum Kordigast
  • Mein Kordigast bleibt ewig schön
  • Mein Kordigast wie bist du schön

Literatur

  • Erich Walter: Berg und Dorf - Kordigast und Burkheim. Regierung von Oberfranken, Bayreuth, 1999
  • Josef Motschmann: Altenkunstadt - Heimat zwischen Kordigast und Main. Gemeinde Altenkunstadt, Altenkunstadt, 2006

Einzelnachweise

  1. a b Kartendienste des BfN
  2. Walter 1999, S. 48
  3. a b c Infotafel über den Kordigast und das keltische Hügelgrab (auf Commons)
  4. a b c Walter 1999, S. 8-11
  5. a b Walter 1999, S.6-8
  6. a b c Der Kordigast im Umweltkatalog Bayern, uok.bayern.de, abgerufen am 12. Januar 2011
  7. a b Walter 1999, S. 32-42
  8. Motschmann 2006, S. 124
  9. a b c Motschmann 2006, S. 83 f.
  10. a b Motschmann 2006, S. 125
  11. Motschmann 2006, S. 12
  12. Walter 1999, S. 12
  13. Motschmann 2006, S. 123
  14. a b Walter 1999, S. 14-19
  15. "Burgkunstadt, Altenkunstadt, Weismain" - Infobuch des Vereins die Kultur-Macher e. V. - keine ISBN

Siehe auch


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