Kopernikus (Erdbeobachtung)

Kopernikus (Erdbeobachtung)

Global Monitoring for Environment and Security (GMES), deutsch: Globale Umwelt- und Sicherheitsüberwachung, ist eine Initiative der Europäischen Kommission (EU) und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) mit dem Ziel, ein europäisches Netzwerk zur Erfassung und Auswertung von Umweltdaten zu erstellen. Die Daten und Analysen sollen dabei sowohl aus direkten Messungen (zum Beispiel chemische Analysen zur Wasser-, Boden-, oder Luftqualität) als auch indirekt von Fernerkundungssatelliten gewonnen werden. GMES soll die Arbeiten nationaler Institutionen (zum Beispiel der nationalen Umweltbehörden) auf europäischer Ebene koordinieren und ausbauen.[1]

Mitte September 2008 wurde die europäische Erdbeobachtungsinitiative zunächst in Kopernikus nach dem 1473 in Thorn (Polen) geborenen Astronomen Nicolaus Copernicus umbenannt. Da das lateinische Copernicus durch ein schwedisches Unternehmen geschützt ist, entschied man sich bei der Namensgebung für die abweichende Schreibweise. Wegen dieser "Namensverfälschung" gab es Widerspruch auf polnischer Seite, woraufhin man am 10. November 2008 wieder zum alten Namen zurückkehrte.[2]

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Besondere Bedeutung sollen Beobachtungsdaten aus dem Weltraum einnehmen. Die bisher eher wissenschaftlich geprägte Analyse von Satellitendaten soll im Rahmen von GMES zu vielfältigen direkten Anwendungen führen, die über reine Grundlagenforschung hinausgehen. Daher wurde im Rahmen von GMES 2001 von der ESA das Programm GSE (GMES Services Elements) initiiert, dessen Teilnehmer als Pilot-Projekte Anwendungen für Satellitendaten entwickeln. Dazu gehören unter anderem Analysesysteme für Ölverschmutzungen im Meer oder die systematische Überwachung von Erosion in Waldgebieten. Weiterhin unterstützt die EU innerhalb der Forschungsrahmenprogramme die GMES-Initiative mit eigenen Projekten.

In den Jahren 2006 bis 2013 fördern ESA und EU das gemeinsame GMES-Programm mit ca. 3 Milliarden Euro.

GMES umfasst mindestens fünf Satellitenmissionen:

  • Sentinel-1: Radar-Aufnahmen nach dem SAR Prinzip im C-Band (Datenkontinuität ERS und Envisat)[3]
  • Sentinel-2: hochauflösende, multispektrale Aufnahmen im optischen Bereich (Datenkontinuität Landsat und SPOT)[4]
  • Sentinel-3: Infrarot-Radiometrie (hochgenaue Temperaturmessung), Altimetrie (Höhenmessung über Radar) und multispektrale Aufnahmen mit 500 bis 1000 m Bodenauflösung. Diese Kombination von Messungen sind wichtig für Küstenüberwachungen, Vorhersagen über Strömungen und Wellengang auf den Meeren und für Umweltdaten auf dem Land.[5]
  • Sentinel-4 & 5: Gasanalysen der Atmosphäre mit verschiedenen Messkonzepten

Der Satellit Sentinel-1 kostet voraussichtlich 220 Mio. €, die Folgesatelliten um 150 Mio. €.

Um möglichst schnell den Aufbau von Analyse- und Vorhersagediensten voranzutreiben finanziert die EU ab 2008 Projekte in drei vielversprechenden Bereichen, die als Fast Track Services (etwa: Projekte zur schnellen Implementierung) bezeichnet werden[6]:

  • Notfallmanagement
  • Landbeobachtung
  • Überwachung der Ozeane

Diese GMES-Dienste sollen das Krisenmanagement z. B. bei Umweltkatastrophen unterstützen. Sie sollen ferner dazu beitragen, die Landvermessung zu vereinfachen und die Stadtplanung in Europa zu unterstützen. Durch routinemäßige Meeresbeobachtungen sollen Vorhersagen über Strömungen, Wassertemperaturen, Wellengang und Wellenhöhen ermöglicht werden, analog zu den heute üblichen Wetterprognosen.

Neben den Sentinel-Satelliten werden rund 30 weitere europäische Erdbeobachtungssatelliten in GMES eingebunden, wie beispielsweise Envisat, Meteosat, MetOp, Spot, COSMO-Skymed/Pleiades, TerraSAR, Tandem-X, RapidEye, Topsat, sowie die ESA-Earth Explorer Missions, wie CryoSat, SMOS, GOCE, ADM-Aeolus[7]

Siehe auch

Quellen

  1. Volker Liebig et al.: GMES – The Second European Flagship in Space. ESA Bulletin No. 130, Mai 2007
  2. Irritationen um den Namen GMES/Kopernikus
  3. Evert Attema et al.: Sentinel-1: The Radar Mission for GMES Land and Sea Services. ESA Bulletin No. 131, August 2007
  4. Philippe Martimort et al.: Sentinel-2: The Optical High-Resolution Mission for GMES Operational Services. ESA Bulletin No. 131, August 2007
  5. Miguel Aguirre et al.: Sentinel-3: The Ocean and Medium-Resolution Mission for GMES Operational Services. ESA Bulletin No. 131, August 2007
  6. Fast Track
  7. GMES, das große europäische Vorhaben. Magazin über europäische Forschung, Februar 2005

Weblinks

Einführend/Überblick

Regional

Kritik


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