Kooperative Spiele

Kooperative Spiele

Als Kooperatives Spiel wird eine Spielart bezeichnet, bei der die Mitspieler nicht gegeneinander spielen, mit dem Ziele einen einzigen Sieger zu ermitteln, sondern miteinander kooperieren und als Ziel der gemeinsame Gewinn steht. Von sinnfreien Kinderspielen (wie etwa Häschen in der Grube oder Funktionsspielen und Konstruktionsspielen) unterscheiden sie sich dadurch, dass das Spiel durch die Bedrohung eines gemeinsamen Gegners oder einer Spielregel (Zeitfaktor) verlierbar ist.

Vielfach verfolgt diese Spielart pädagogische Ziele wie Integration stigmatisierter oder schwächerer Teilnehmer, Vertrauensbildung, Kooperationsbereitschaft und Hilfsbereitschaft und damit den Erwerb sozialer Kompetenz.

Spieler warten vor einem kooperativen Videospiel in Akihabara

Inhaltsverzeichnis

Unterscheidung

Das Schäferspiel ist eines der kooperativen Brettspiele für Kinder aus dem Herder-Verlag

Bei kooperativen Spielen unterscheidet man in

  • kooperative Sportspiele
  • kooperative Brettspiele, darunter die Planspiele
  • Spiele mit zeitweiliger Kooperation

Kooperative Sportspiele

Kooperative Spiele im Bewegungs- und Sportbereich verwerfen das Konkurrenzprinzip und sind im Gegensatz zu Nullsummenspielen, wo der Gewinn der einen Partei den Verlust der anderen bedeutet, sogenannte Nicht-Nullsummen-Spiele. Weder Mannschaften noch Einzelspieler spielen gegeneinander, die Aufgaben des Spiels müssen im Zusammenwirken gelöst werden.

In kooperativen Sportspielen steht die Grundidee des Miteinander-Spielens und das Gemeinschaftsgefühl, das Kooperation und Vertrauen voraussetzt, im Vordergrund. Freude, Zufriedenheit, Aufregung und Gemeinsamkeit die dabei erlebt werden, gelten als Werte an sich. Es geht auch um ein „spielerisches Kräftemessen“, jedoch nicht um Konkurrenz, Sieg, Leistung und Vergleichbarkeit. Es gibt keine wirklichen Verlierer.[1] Als Beispiele mag dienen, dass das Ziel der Spielgruppe sei, gemeinsam von einer Insel zu fliehen, dabei Hindernisse und Widrigkeiten überwinden muss. Dies kann allerdings nur durch Zusammenarbeit (Hilfestellungen, verteilte Aufgaben etc. ) zum Ziel führen, zumal wenn noch der Faktor Zeit eine Rolle spielt.

Im Amateur- und Profibereich von Mannschaftssportarten werden kooperative Spiele zur Förderung der Teambildung genutzt.

Kooperative Videospiele

Es gibt eine Reihe von Videospielen, meistens Ego-Shooter die einen sogenannten Koop-Modus haben, die eine Mehrspielervariante darstellt, bei der die menschlichen Spieler gemeinsam klassische Einzelspielermissionen erfüllen müssen. Das gemeinsame strategische Vorgehen mehrerer Teilnehmer steht hier im Vordergrund.

Kooperative Brettspiele

Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre kamen kooperative Spiele im Zuge pädagogischer Diskussionen auch im Bereich der Brettspiele zum Tragen, die bis dahin immer vom Wettbewerb untereinander geprägt waren. Der Herder Verlag brachte eine ganze Reihe kooperativer Spiele für Kindergarten- und Grundschulkinder heraus, die zum Teil auch durch Preise ausgezeichnet wurden. So erschienen das Bärenspiel (der kleine Bär muss aus dem Wald gegen vielerlei Gefahren herausgeführt werden,[2] das Spiel Feuerwehr und das Spiel Tabaijana von Wolfgang Kramer jeweils auf der Spiel des Jahres – Auswahlliste und Sauerbaum erhielt zusätzlich den Sonderpreis „Kooperatives Familienspiel“ 1988 und Corsaro von Wolfgang Kramer den Sonderpreis „Kinderspiel“ 1991 von der Spiel-des-Jahres-Jury. In diesen Spielen ist stets ein gemeinsames Spielziel vorhanden, das auch nur zusammen erreicht werden kann. Als Gegner fungieren meist Zeitvorgaben (alle Tiere müssen eingefangen werden, bevor der Zoo schließt) oder andere Ereignisse (das Ziel muss erreicht sein, bevor der Drache erwacht etc.), die durch Würfelwürfe bestimmt werden. Dass diese Entwicklungslinie keineswegs tot ist, beweist die Entscheidung der Jury, den renommierten Preis Kinderspiel des Jahres 2008 an das kooperative Detektiv-Brettspiel Wer war’s? von Reiner Knizia zu verleihen.

Planspiele

Planspiele sind Spiele, die ursprünglich einen militärischen Hintergrund hatten. Heute werden sie als Modellspiele verwendet um gesellschaftliche, ökologische oder ökonomische Gegebenheiten zu simulieren. Das Ziel dieser Spiele ist es, dass die Teilnehmer ein Verständnis der kybernetischen Vorgänge des ganzen Systems begreifen lernen und dadurch in der realen Welt die richtigen Entscheidungen treffen können. Auf dem Spielprinzip von Planspielen aufgebaut, sind z.B. die kooperativen Brettspiele wie Schatten über Camelot (2005), Der Herr der Ringe (2000) und das Battlestar Galactica-Brettspiel (2008). Auch hier ist ein gemeinsamer Gegner, der durch Zufall bewegt und gesteuert wird, zu besiegen. Bei der Mehrspieler-Variante des Spiels Ökolopoly müssen die Spieler gemeinsam die Rolle der Regierung eines Landes übernehmen und das Gesamtsystem kontrollieren. Bei Pandemie geht es darum, eine sich weltweit ausbreitende Seuche gemeinsam zu bekämpfen.

Spiele mit zeitweiliger Kooperation

Diese Spiele sind in den spieltheoretischen Bereich der Kooperation einzuordnen. Dabei schließen sich Mitspieler für eine gewisse Zeit zu Koalitionen zusammen, um Vorteile gegenüber anderen Spielern zu erzielen.[3] In sogenannten Team Games sieht man spieltheoretisch drei Möglichkeiten:[4]

  • die nonkooperative Variante. Hier sind Absprachen nicht möglich und jeder spielt für sich.
  • die semikooperative Variante. Hier werden von allen Mitglieder einer Koalition strategische Absprachen gegenüber der Gegnerkoalition gefällt.
  • die vollkooperative Variante. Alle Teilnehmer des Spiels entwickeln gemeinsame Absprachen und Strategien.

Im Brettspielbereich zählen dazu Scotland Yard (einer gegen alle) und Diplomacy.

Literatur

  • Irene Flemming, Jürgen Fritz: Kooperative Spiele; Mainz 1995; ISBN 3-786-71843-1
  • Orlick, Terry: Kooperative Spiele. 3. Auflage. Weinheim, Beltz Verlag 1988
  • Gilsdorf, Rüdiger / Kistner, Günter: Kooperative Abenteuerspiele. Praxishilfe für Schule und Jugendarbeit.2. korrigierte und verbesserte Auflage. Seelze - Velber, Kallmeyer Verlag 1996
  • Blumenthal, Ekkehard: Kooperative Bewegungsspiele 2., erweiterte Auflage. Schorndorf, Verlag Karl Hofmann 1993

Quellen

  1. Mannheimer Spielotheken: Kooperative Spiele
  2. http://www.spiel-des-jahres.com/cms/front_content.php?idcatart=347&id=328
  3. http://www.mathematik.de/spudema/spudema_beitraege/beitraege/kuhlenschmidt/kooperative_spiele.htm
  4. http://www.wior.uni-karlsruhe.de/LS_Berninghaus/Studium/SS2005/Folien_ExpWiFo/ZusFass_Thema13_Bornstein.pdf.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kooperative Spieltheorie — Die kooperative Spieltheorie ist ein Teilgebiet der mathematischen Spieltheorie, bei dem im Gegensatz zur nichtkooperativen Spieltheorie den Spielern keine Aktionen oder Strategien zur Verfügung stehen, mit denen sie vorteilhafte Zustände… …   Deutsch Wikipedia

  • kooperative Spieltheorie — häufig von beeindruckender mathematischer Eleganz gekennzeichnet, hat aber in den Wirtschafts und Sozialwissenschaften wenig Anklang gefunden – Ausnahmen sind die Theorie der Konkurrenzökonomie sowie die experimentelle Wirtschaftsforschung.… …   Lexikon der Economics

  • Kooperationsspiel — Als Kooperatives Spiel wird eine Spielart bezeichnet, bei der die Mitspieler nicht gegeneinander spielen, mit dem Ziele einen einzigen Sieger zu ermitteln, sondern miteinander kooperieren und als Ziel der gemeinsame Gewinn steht. Von sinnfreien… …   Deutsch Wikipedia

  • Kooperatives Spiel — Als Kooperatives Spiel wird eine Spielart bezeichnet, bei der die Mitspieler nicht gegeneinander spielen, mit dem Ziele einen einzigen Sieger zu ermitteln, sondern miteinander kooperieren und als Ziel der gemeinsame Gewinn steht. Von sinnfreien… …   Deutsch Wikipedia

  • Merlins Macht — Schatten über Camelot Daten zum Spiel Autor Serge Laget, Bruno Cathala Grafik Franck Dion Verlag Days of Wonder Erscheinungsjahr 2005 Art Brettspiel Mitspieler 3 bis 7 Dauer …   Deutsch Wikipedia

  • Spielpädagogik — Die Spielpädagogik ist eine Fachdisziplin der Spielwissenschaft. Die Erkenntnisse der Unterdisziplinen Spieldidaktik und Spielmethodik haben sich vor allem in der Schulpädagogik, der Sozialpädagogik und im Bereich der Sozialarbeit… …   Deutsch Wikipedia

  • Spielwissenschaft — Die Spielwissenschaft erforscht und systematisiert mit einer Reihe unterschiedlicher Fachdisziplinen das komplexe Phänomenfeld des Spiels und des Spielens. Als solche mit dem Spiel befasste Disziplinen gelten etwa die Spielpsychologie, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Lösungskonzepte — Als Lösungskonzepte kann man in der Spieltheorie Kriterien bezeichnen, die das Verhalten der Agenten erklären. Problematisch ist hierbei, dass, normativ, sehr einfache Annahmen über das menschliche Verhalten getroffen werden müssen. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Lösungskonzepte (Spieltheorie) — Als Lösungskonzepte kann man in der Spieltheorie Kriterien bezeichnen, die das Verhalten der Agenten erklären. Problematisch ist hierbei, dass, normativ, sehr einfache Annahmen über das menschliche Verhalten getroffen werden müssen. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedensspiele — Mit der Gattungsbezeichnung Friedensspiele charakterisiert die Spielpädagogik die Gesamtheit von Spielen, die ohne Sieger und Verlierer auskommen und deren Regelwerk auf ein aggressionsloses, konkurrenzfreies, friedliches Miteinander der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”