Konzeptalbum

Konzeptalbum

Ein Konzeptalbum ist ein Musikalbum, bei dem die einzelnen Titel nicht isoliert, sondern in ihrer Beziehung zu den anderen Teilen des Albums als Gesamtwerk betrachtet werden. Durch die Ausarbeitung eines musikalischen und textlichen Zusammenhangs wird ein durchgängiges Konzept verfolgt, welches sich auch in andere Bereiche wie etwa die Gestaltung des Covers oder weitere Zusatzelemente ausweiten kann.

Inhaltsverzeichnis

Musikalischer Hintergrund

Musikalisch kann das Konzept entweder durch bewusste stilistische Einheit der Stücke oder durch stilistische Kontraste zum Ausdruck gebracht werden. Aus diesem übergeordneten Konzept ergibt sich zumeist die Reihenfolge der Lieder. Bei Rockalben spricht man auch von Rockopern, sofern eine fortlaufend erzählte Geschichte vorliegt. Diese Form des Albums wird sehr häufig, aber nicht ausschließlich in der Progressive-Rock-Szene verwendet.

Als eine der Bedingungen für die Entstehung der Idee „Konzeptalbum“ muss die Entwicklung der Langspielplatte (LP) angesehen werden. Auch die technische Weiterentwicklung im Bereich der Aufnahme- und Tonstudiotechnik seit den 1960er-Jahren, beispielsweise durch Stereo- und Mehrspurtechnik, gab entscheidende Impulse, die sich auf musikalische und inhaltliche Aspekte von Konzeptalben auswirkten.

Die Loslösung des Inhalts von seiner Verpackung, wie es bei Download-Alben häufig der Fall ist, lassen das Konzeptalbum als Kunstform mit Multimedia-Charakter heute etwas in den Hintergrund treten. Dazu kommt, dass längst nicht jeder abwärtskompatible DVD-Player oder MP3-Stick die nahtlose Wiedergabe von Titelfolgen beherrscht, was im Alltag anstelle von fließenden musikalischen Übergängen zwischen den Stücken zu kurzen, aber unschönen Zwangspausen führt, die dem eigentlichen Konzept zuwiderlaufen.

Entwicklung

Schon im Zeitalter der Schellackplatten kam es vor, dass eine Reihe von Musikstücken, die einem bestimmten Thema gewidmet war, in zusammenhängender Form auf den Markt gebracht wurde. So veröffentlichte das Label Victor im Juli 1940 zwei aus jeweils drei Schellackplatten bestehende Alben von Woody Guthrie, Dust Bowl Ballads Vol. 1 und Dust Bowl Ballads Vol. 2. Die insgesamt zwölf Folksongs handeln vom Leben, den Nöten und den Hoffnungen der aus den als Dust Bowl bezeichneten Regionen emigrierten Landbevölkerung. Auch die Genesis Suite (1945), initiiert durch den in Hollywood tätigen Bandleader, Dirigenten und Komponisten Nathaniel Shilkret, gehört in diesen Zusammenhang gezielt für die Plattenveröffentlichung geschriebener Kompositionen zu einem gemeinsamen Thema.

Frank Sinatra

Als einer der Erfinder des Konzeptalbums gilt Frank Sinatra, der mit der Einführung der Langspielplatte die Möglichkeiten dieses Mediums erkannte. 1946 nahm er für Columbia das Album The Voice Of Frank Sinatra auf, das gilt als die Geburtsstunde der Konzeptalben. Seit den 1950er Jahren spielte Sinatra zunächst für Capitol, später für Reprise mehrere Dutzend weiterer solcher Alben ein (siehe Frank-Sinatra-Diskografie), von denen viele zu Klassikern der internationalen Popmusik avancierten. Unzählige Künstler sahen sich von Sinatra inspiriert und griffen die Idee des Konzeptalbums auf.

Gordon Jenkins

Im Bereich größerer Orchestersuiten war Gordon Jenkins mit seinem erstmals 1946 erschienenen Album Manhattan Tower (Decca, erweiterte Neuaufnahme 1956 für Capitol) der Pionier des Genres. Von ihm stammen auch die ähnlich konzipierten Suiten Seven Dreams (Decca, 1954), The Letter (Capitol, 1959 für Judy Garland und John Ireland) und Reflections On The Future In Three Tenses (Reprise, 1979 für Frank Sinatra).

Johnny Cash

Johnny Cash veröffentlichte wichtige Konzeptalben der Country-Musik. Sein erstes war Ride This Train im Jahr 1960. Es folgten weitere Arbeiten wie Blood, Sweat & Tear (1963), Bitter Tears (1964) und America (1972).

The Mothers of Invention

Als erstes Konzeptalbum der Rockmusik wird oft das 1966 erschienene Freak Out! von The Mothers of Invention angeführt, das die Underground-Szene von Los Angeles aus der Perspektive eines „Freaks“ darstellt.

The Beatles

Ein Jahr später erschien eines der bedeutendsten Konzeptalben der 1960er, Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band von den Beatles, das ausschlaggebend für die Einführung des Begriffs war. Auf dieser 1967 veröffentlichten Platte nehmen die Beatles die Rolle der im Titel genannten fiktiven Band an, die verschiedene Stücke zum Thema Liebe spielt. Wegen dieser etwas offeneren Thematik wird der Konzeptalbum-Charakter des Albums häufig in Frage gestellt. Seiner historischen Rolle kommt allerdings zugute, dass sich darauf erstmals fließende Übergänge zwischen einzelnen Stücken sowie eine Reprise vorfinden. Diese beiden strukturellen Merkmale sind seitdem fest mit dem Begriff Konzeptalbum verknüpft. Zudem wurde großer Wert auf die äußere Gestaltung der LP-Hülle gelegt, die ausschneidbare Abzeichen und Bilder enthielt und auf deren Rückseite erstmals die Liedtexte abgedruckt wurden.

Laura Nyro

Als eines der ersten Konzeptalben, die durch den Crossover aus Elementen des Pop, Jazz, Soul, Blues und Gospel gekennzeichnet sind, gilt Laura Nyros Eli and the Thirteenth Confession aus dem Jahr 1968. Sein Thema ist das Heranwachsen und Erwachsenwerden einer jungen Frau mit starken Anklängen an die Biografie der Autorin, Komponistin und Sängerin. Letzteres trifft auch für ihr Folgealbum New York Tendaberry (1969) über Nyros Heimatstadt und ihre fünfte LP Gonna Take a Miracle (1971, gemeinsam mit Labelle) mit einem musikalischen Rückblick auf die frühen 1960er Jahre zu.

Willie Nelson

Mit Red Headed Stranger nahm Willie Nelson das vielleicht bekannteste und erfolgreichste Konzeptalbum der Country-Musik-Szene auf. Es handelt von einem Mann, der seine Frau ermordet und anschließend auf der Flucht ist.

The Who

Das 1969 veröffentlichte Album Tommy verhalf The Who zum endgültigen Durchbruch. Es handelt von Tommy Walker, ein Junge, der taub, stumm und blind wird, als er mit ansieht, wie der vom Krieg heimkehrende Vater den Geliebten der Mutter tötet.

Siehe auch


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