Konzept-Album

Konzept-Album

Ein Konzeptalbum ist ein Musikalbum, bei dem die einzelnen Titel nicht isoliert, sondern in ihrer Beziehung zu den anderen Teilen des Albums als Gesamtwerk betrachtet werden. Durch die Ausarbeitung eines musikalischen und textlichen Zusammenhangs wird ein durchgängiges Konzept verfolgt, welches sich auch in andere Bereiche wie etwa die Gestaltung des Covers oder weitere Zusatzelemente ausweiten kann.

Inhaltsverzeichnis

Musikalischer Hintergrund

Musikalisch kann das Konzept entweder durch bewusste stilistische Einheit der Stücke oder durch stilistische Kontraste zum Ausdruck gebracht werden. Aus diesem übergeordneten Konzept ergibt sich zumeist die Reihenfolge der Lieder. Bei Rockalben spricht man auch von Rockopern, sofern eine fortlaufend erzählte Geschichte vorliegt. Diese Form des Albums wird sehr häufig, aber nicht ausschließlich in der Progressive-Rock-Szene verwendet. Als eine der Bedingungen für die Entstehung der Idee „Konzeptalbum“ muss die Entwicklung der Langspielplatte (LP) angesehen werden. Auch die technische Weiterentwicklung im Bereich der Aufnahme- und Tonstudiotechnik seit den 1960er-Jahren, beispielsweise durch Stereo- und Mehrspurtechnik, gab entscheidende Impulse, die sich auf musikalische und inhaltliche Aspekte von Konzeptalben auswirkten.

Entwicklung

Schon im Zeitalter der Schellackplatten kam es vor, dass eine Reihe von Musikstücken, die einem bestimmten Thema gewidmet war, in zusammenhängender Form auf den Markt gebracht wurde. So veröffentlichte das Label Victor im Juli 1940 zwei aus jeweils drei Schellackplatten bestehende Alben von Woody Guthrie, Dust Bowl Ballads Vol. 1 und Dust Bowl Ballads Vol. 2. Die insgesamt zwölf Folksongs handeln vom Leben, den Nöten und den Hoffnungen der aus den als Dust Bowl bezeichneten Regionen emigrierten Landbevölkerung.

Frank Sinatra

Als einer der Erfinder des Konzeptalbums gilt Frank Sinatra, der mit der Einführung der Langspielplatte die Möglichkeiten dieses Mediums erkannte. 1946 nahm er für Columbia das Album The Voice Of Frank Sinatra auf, dies gilt als die Geburtsstunde der Konzeptalben. Seit den 50er Jahren spielte Sinatra zunächst für Capitol, später für Reprise mehrere Dutzend weiterer solcher Alben ein (siehe Frank-Sinatra-Diskografie), von denen viele zu Klassikern der internationalen Popmusik avancierten. Unzählige Künstler sahen sich von Sinatra inspiriert und griffen die Idee des Konzeptalbums auf.

Gordon Jenkins

Im Bereich größerer Orchestersuiten war Gordon Jenkins mit seinem erstmals 1946 erschienenen Album Manhattan Tower (Decca, erweiterte Neuaufnahme 1956 für Capitol) der Pionier des Genres. Von ihm stammen auch die ähnlich konzipierten Suiten Seven Dreams (Decca, 1954), The Letter (Capitol, 1959 für Judy Garland und John Ireland) und Reflections On The Future In Three Tenses (Reprise, 1979 für Frank Sinatra).

The Mothers of Invention

Als erstes Konzeptalbum der Rockmusik wird oft Freak Out! von The Mothers of Invention angeführt, das die Underground-Szene von Los Angeles aus der Perspektive eines „Freaks“ darstellt.

The Beatles

Ein Jahr später erschien eins der bedeutendsten Konzeptalben der 1960er, Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band von den Beatles, das ausschlaggebend für die Einführung des Begriffs war. Auf dieser 1967 veröffentlichten Platte nehmen die Beatles die Rolle der im Titel genannten fiktiven Band an, die verschiedene Stücke zum Thema Liebe spielt. Wegen dieser etwas offeneren Thematik wird der Konzeptalbum-Charakter des Albums häufig in Frage gestellt. Seiner historischen Rolle kommt allerdings zugute, dass sich darauf erstmals fließende Übergänge zwischen einzelnen Stücken sowie eine Reprise vorfinden. Diese beiden strukturellen Merkmale sind seitdem fest mit dem Begriff Konzeptalbum verknüpft. Zudem wurde großer Wert auf die äußere Gestaltung der LP-Hülle gelegt, die ausschneidbare Abzeichen und Bilder enthielt und auf deren Rückseite erstmals die Liedtexte abgedruckt wurden.

Laura Nyro

Als eines der ersten Konzeptalben, die durch den Crossover aus Elementen des Pop, Jazz, Soul, Blues und Gospel gekennzeichnet sind, gilt Laura Nyros Eli and the Thirteenth Confession aus dem Jahr 1968. Sein Thema ist das Heranwachsen und Erwachsenwerden einer jungen Frau.

Weitere bekannte Konzeptalben

Jethro Tull

Gleich drei Konzeptalben in Folge spielten Jethro Tull ein. Aqualung von 1971 thematisiert albumübergreifend religiöse und religionskritische Fragen, doch Bandleader Ian Anderson teilte die verbreitete Einschätzung der Musikpresse, dass es sich um ein Konzeptalbum handle, nicht. Das folgende Album Thick as a Brick (1972) war daher - mit deutlichen ironischen Untertönen - der bewusste Versuch, die „Mutter aller Konzeptalben“ (Anderson) vorzulegen, was nach Meinung vieler Kritiker angesichts der kontinuierlich verwobenen, komplexen Musik mit variierten Reprisen, der textlich angeblich das umfängliche Poem eines achtjährigen Wunderkindes zugrunde lag, auch tatsächlich gelang. Die LP war in eine vollständige - nicht auf den ersten Blick als fiktiv erkennbare - Regionalzeitung eingefaltet, die unter anderem über den Skandal einer zurückgezogenen Preisverleihung an das Wunderkind Gerald „Little Milton“ Bostock berichtet, dessen Werk eine „extrem ungesunde Einstellung zu Leben, Gott und Vaterland“ offenbare. Um schließlich ein wirklich ernstgemeintes Konzaptalbum abzuliefern, folgte 1973 das noch komplexere, düster in Moll-Tonarten gehaltene Album A Passion Play, welches im kryptisch-allegorischen Libretto das irdische Leben gegen Jenseitsverheißungen abwägt. Im Kontrast zur düsteren Grundstimmung findet sich im Mittelteil eine erheiternde, gesprochene Tierfabel, deren Figuren durch die begleitend unterlegte Musik im Stil von Sergej Prokofjews Peter und der Wolf charakterisiert werden. Bemerkenswerterweise erreichten die beiden letztgenannten Alben trotz der hochgradigen Komplexität Platz 1 der US-Album-Charts.

The Alan Parsons Project

Untrennbar mit dem Begriff Konzeptalbum verbunden ist die Formation The Alan Parsons Project, die 1976 mit dem Debutalbum Tales of Mystery and Imagination einige Werke von Edgar Allan Poe musikalisch aufbereiteten. Die Verbindung von klassischem Orchester mit Rock- und Pop-Instrumentationen verleiht diesem wie auch vielen folgenden Alben dieser Formation ihren unverwechselbaren Charakter. Außerdem liegt fast jedem APP-Album ein Konzept oder Grundgedanke zugrunde.

Pink Floyd

Ein weiteres bedeutendes Konzeptalbum ist das 1979 veröffentlichte Album The Wall von Pink Floyd. Es handelt von Pink, einem jungen Mann, der aufgrund der Überbehütung durch seine Mutter und des Verlustes seines im Krieg gefallenen Vaters sowie der Grausamkeit der Lehrer in der Kindheit eine geistige „Mauer“ um sich herum errichtet hat, die ihn vor emotionalen Eindrücken bzw. Störungen schützen soll. „The Wall“ kann als psychosoziale Rockoper bezeichnet werden. Pink Floyd haben sich ähnlich wie Alan Parsons Project viel mit Konzeptalben beschäftigt: The Piper at the Gates of Dawn behandelt lose Märchen und Kinderphantasien. Das Album Dark Side of the Moon beschreibt die Schattenseiten der modernen Gesellschaft, Animals ist an George Orwells politische Parabel „Farm der Tiere“ angelehnt, und The Final Cut besteht aus Kriegserinnerungen eines Soldaten.

Kraftwerk

Auch die Band Kraftwerk ist wegen ihrer Konzeptalben bekannt. Das Album Radio-Aktivität von 1975 verarbeitet das Wortspiel zwischen der Radioaktivität und der Aktivität von Rundfunkempfängern. Computerwelt von 1981 ist ebenfalls ein Konzeptalbum, sowie das jüngste Studioalbum von Kraftwerk, Tour de France Soundtracks, das 2003 veröffentlicht wurde und vom Radsport handelt.

Blind Guardian

Ein anderes Beispiel für ein Konzeptalbum ist Nightfall in Middle-Earth von der deutschen Speed- und Powermetal-Band Blind Guardian. Das Album ist dem Buch Das Silmarillion von J. R. R. Tolkien gewidmet und erzählt abschnittsweise fast das komplette Buch. Es gibt erzählte Parts und Zwischenspiele. Weiterhin ist in der Powermetal-Szene die Band Savatage sehr für ihre Konzeptalben bekannt.

Siehe auch


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