Konsubstantiation

Konsubstantiation

Konsubstantiation bezeichnet in der lutherischen Abendmahlslehre die sakramentale Einheit von Leib und Blut Jesu Christi mit Brot und Wein. Das lutherische Abendmahlsverständnis geht also von einer Realpräsenz des Leibes und Blutes Christi in den Abendmahlsgaben Brot und Wein aus.[1]

Theologische Bedeutung

Die Konsubstantiationslehre ist jedoch keine genuin lutherische Lehrauffassung. Auch die lutherische Reformation griff auf ältere Traditionen zurück. So vertraten bereits Theologien wie Duns Scotus, Wilhelm von Ockham, Johannes Gerson, Pierre d'Ailly oder Gabriel Biel die Meinung, dass die Konsubstantiationlehre besser mit der Vernunft vereinbar sei.[2] Dennoch hielten die genannten römisch-katholischen Theologen formal an der Transsubstantionslehre des IV. Laterankonzil fest.

Die maßgebliche Formulierung der lutherischen Abendmahlslehre findet sich in der Konkordienformel, wonach die Gläubigen den Leib und das Blut Jesu Christi in, sub et cum[3] Brot und Wein mit dem Mund zur Vergebung der Sünden empfangen. Luther hat sich begrifflich nicht in dieser Weise festgelegt; er illustriert die Vorstellung durch das Bild eines im Feuer zum Glühen gebrachten Eisens: Feuer und Eisen sind im rotglühenden Eisen verbunden, aber beide noch vorhanden. Das bedeutet also, dass durch die Konsekration der Leib Christi und das Brot sowie das Blut Christi und der Wein eine sakramentale Einheit bilden.

Die Realpräsenz des wahren Leibes und Blutes Christi unter Brot und Wein darf jedoch nicht in der Weise missverstanden werden, dass Christus zerteilt werde. Vielmehr ist der ganze Christus (totus Christus) in den konsekrierten Gaben wahrhaft gegenwärtig (Konkomitanz). Das darf aber nicht zur Begründung des Kelchentzugs dienen: denn Jesus Christus hat in den Einsetzungsworten selbst die communio sub utraque specie, das Abendmahl in beider Gestalt, befohlen.[4]

Ökumenische Bedeutung

Im Gegensatz zur von der lutherischen Reformation verfochtenen Abendmahlslehre, geht die römisch-katholische Transsubstantiationslehre davon aus, dass die Substanz der Abendmahlselemente durch die Wandlung einer neuen Substanz, nämlich Jesus Christus, weicht und nur noch die Akzidenzien von Brot und Wein übrig bleiben. Neben dem bereits im Spätmittelalter formulierten Einwand, dass diese Lehre nicht mit der Vernunft vereinbar sei, kritisierte die Reformation vor allem die fehlende Verankerung der Lehre in der Hl. Schrift.

Die 1973 gefundene Formel der Leuenberger Konkordie, dass Christus sich "in seinem für alle dahingegebenen Leib und Blut durch sein verheißendes Wort mit Brot und Wein" schenkt, nimmt das Verständnis der Konsubstantiation im Sinne der Konkordienformel nur unvollkommen auf. Sie legt in deutlicher Weise die Betonung auf den Akt der Abendmahlsfeier und weniger auf die sakramentale Einheit des wahrhaftig anwesenden Leibes und Blutes Christi unter Brot und Wein. Deshalb haben nicht alle lutherischen Kirchen diesen Konsenstext unterzeichnen können, wie beispielsweise die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Confessio Augustana X, in: BSLK, S. 64; vgl. auch Martin Luther, Vom Abendmahl Christi, Bekenntnis, in: WA 26,261-509.
  2. Vgl. Wolfhart Pannenberg, Systematische Theologie, Bd. 3, Göttingen 1993, S. 328.
  3. Vgl. Formula Concordiae, Solida Declaratio VII, in: BSLK, S. 984.
  4. Vgl. Articuli Smalcaldici III/6, in: BSLK, S. 451,3ff.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Konsubstantiation — (lat.), die Lehre Luthers, wonach das Brot im Abendmahl im Gegensatz zur Transsubstantiationslehre Brot bleibt, aber so, daß in, mit und unter demselben der Leib Christi dargereicht und genossen wird …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Konsubstantiation —   [mittellateinisch »Wesensverbindung«] die, / en, die lutherische Lehre vom Abendmahl, die die Lehre von der Transsubstantiation ablehnt und die wirkliche Gegenwart Jesu Christi (Realpräsenz) in den unverwandelten Substanzen Brot und Wein betont …   Universal-Lexikon

  • Konsubstantiation —    (lat. = Koexistenz der Substanzen), ein von Reformierten in Auseinandersetzung mit den Lutheranern im 16. Jh. geprägter Begriff, um deren Verständnis der Gegenwart Jesu Christi im Abendmahl zu kennzeichnen. Im Unterschied zur Lehre von der… …   Neues Theologisches Wörterbuch

  • Konsubstantiation — Kon|sub|stan|ti|a|ti|on die; <aus mlat. consubstantiatio »Wesensverbindung«> Lehre Luthers, dass sich im Abendmahl Leib u. Blut Christi ohne Substanzveränderung mit Brot u. Wein verbinden …   Das große Fremdwörterbuch

  • Konsubstantiation — Kon|sub|s|tan|ti|a|ti|on, die; , en <lateinisch> (evangelische Religion [nach Luther] Verbindung der realen Gegenwart Christi mit Brot und Wein beim Abendmahl) …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Consubstantiation — Konsubstantiation bezeichnet in der lutherischen Lehre des Abendmahls die sakramentale Einheit von Leib und Blut Christi mit dem Brot und mit dem Wein. Ausgeteilt und mit dem Mund empfangen wird nach lutherischer Auffassung beim Abendmahl… …   Deutsch Wikipedia

  • Konsubstantiationslehre — Konsubstantiation bezeichnet in der lutherischen Lehre des Abendmahls die sakramentale Einheit von Leib und Blut Christi mit dem Brot und mit dem Wein. Ausgeteilt und mit dem Mund empfangen wird nach lutherischer Auffassung beim Abendmahl… …   Deutsch Wikipedia

  • Hauptkonsekrator — Konsekration (von lat. consecrare: weihen, heiligen) ist in der römischen Antike wie im Christentum die Übertragung einer profanen Sache in den sakralen Bereich. Meist ist im Christentum mit dem Begriff Konsekration eine liturgische Handlung im… …   Deutsch Wikipedia

  • Konsekrator — Konsekration (von lat. consecrare: weihen, heiligen) ist in der römischen Antike wie im Christentum die Übertragung einer profanen Sache in den sakralen Bereich. Meist ist im Christentum mit dem Begriff Konsekration eine liturgische Handlung im… …   Deutsch Wikipedia

  • Konsekriert — Konsekration (von lat. consecrare: weihen, heiligen) ist in der römischen Antike wie im Christentum die Übertragung einer profanen Sache in den sakralen Bereich. Meist ist im Christentum mit dem Begriff Konsekration eine liturgische Handlung im… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”