Konrad IV. (HRR)

Konrad IV. (HRR)
Siegel Konrads IV.

Konrad (* 25. April 1228 in Andria, Apulien; † 21. Mai 1254 im Heerlager bei Lavello) stammt aus dem Geschlecht der Staufer. Er war Herzog von Schwaben (1235–1254), König des Heiligen Römischen Reiches (1237–1254), König von Sizilien (1250–1254) und König von Jerusalem (1228–1254).

Leben

Konrad war der einzige Sohn Kaiser Friedrichs II. mit dessen zweiter Ehefrau Isabella von Brienne, der Königin von Jerusalem. Seine Mutter starb bei der Geburt; von ihr erbte Konrad den Anspruch auf den Thron von Jerusalem, den sein Vater nutzte, um sich 1229 auf dem Fünften Kreuzzug in Jerusalem selbst zum König von Jerusalem zu krönen. Bis 1235 lebte Konrad in Italien; in diesem Jahr reiste er zum ersten Mal nach Deutschland.

Nach Aufstand und Absetzung seines Sohnes Heinrich (VII.), Konrads 17 Jahre älterem Halbbruder, versuchte Friedrich, nun Konrad als neuen Nachfolger aufbauen. Dies misslang jedoch zunächst, da die 1235 auf dem Mainzer Hoftag versammelten Fürsten Konrad nicht zum König wählen wollten.

Die Wahl des Neunjährigen erfolgte schließlich im Februar 1237 während eines Hoftages in Wien: Der Wahlakt, den der Papst nicht anerkannte, beinhaltete nicht nur den Titel des römisch-deutschen Königs, sondern auch die künftige Nachfolge als römisch-deutscher Kaiser. Da Konrad zwar zum König gewählt, jedoch nicht gekrönt worden war, führte er den Titel „in romanorum regem electus“ („der zum König der Römer Gewählte“).

Während sich Friedrich II. nach der Wahl Konrads wieder seinen Auseinandersetzungen mit dem Papst und den italienischen Städten zuwandte, blieb Konrad in Deutschland, um dort formal seinen Vater zu vertreten. Ihm zur Seite standen als Reichsprokuratoren zunächst der Erzbischof von Mainz Siegfried III., dann der Landgraf Heinrich Raspe und der König Wenzel I. von Böhmen. Etwa ab 1240 begann Konrad aktiv in die Reichspolitik einzugreifen und bei den Fürsten um Unterstützung für seinen Vater zu werben.

Konrad IV. heiratete am 1. September 1246 in Vohburg Prinzessin Elisabeth von Bayern (* in Landshut wohl 1227, † 9. Oktober 1273), Tochter des Herzogs Otto II. des Erlauchten. Durch diese Ehe wurden die Wittelsbacher zu den mächtigsten deutschen Verbündeten der Staufer während der Niedergangsphase ihrer Dynastie. Konrad und Elisabeth waren die Eltern des letzten (rechtmäßigen) Staufers, Konrad, besser bekannt als Konradin, der 1268 in Neapel enthauptet wurde.

Nachdem Papst Innozenz IV. Friedrich II. 1245 und Konrad für abgesetzt und exkommuniziert erklärt hatte, wurde 1246 in Deutschland Heinrich Raspe und nach dessen Tod 1248 Wilhelm von Holland zum Gegenkönig gewählt. Mit beiden Konkurrenten führte Konrad in den folgenden Jahren militärische Auseinandersetzungen, die zunächst eher ungünstig für die Staufer ausgingen. 1250 hielt er jedoch den Eroberungszug Wilhelms und der mit ihm verbündeten niederrheinischen Adligen am Mittelrhein auf. Im gleichen Jahr starb jedoch Friedrich II. In seinem Testament hatte er Konrad IV. als Universalerben eingesetzt und ihn ausdrücklich zum Amtsnachfolger im Reich, in Sizilien und Jerusalem bestimmt. Innozenz erkannte diese Regelung nicht an. Ab 1251 verzeichnete Wilhelm von Holland zudem erneut militärische Erfolge.

Angesichts der hoffnungslosen Lage in Deutschland zog Konrad 1252 nach Italien. Im Oktober 1253 eroberten seine Truppen Neapel, seine Herrschaft wurde jedoch vom Papst nicht anerkannt. Konrad starb 1254 in einem Heerlager in Lavello an Malaria. Sein Herz und seine Eingeweide wurden in Melfi beigesetzt. Sein Leichnam wurde in die Kathedrale von Messina überführt. Ein Blitz schlug in die Kathedrale, und der aufgebahrte König verbrannte noch vor der Beisetzung. Sein Sohn Konradin, den Konrad nie zu Gesicht bekommen hatte, war noch unmündig, so dass Konrads Halbbruder Manfred zunächst als Verweser auftrat.

Elisabeth heiratete 1259 Meinhard II., Graf von Görz und Tirol, der 1286, lange nach ihrem Tod, Herzog von Kärnten wurde.

Konrad hatte außer seinem ehelichen Sohn Konrad(in) einen weiteren Sohn, unehelich, der ebenfalls Konradin genannt wurde. Dieser wurde vermutlich im gleichen Jahr wie sein Halbbruder (1252) geboren und ebenso wie dieser hingerichtet, allerdings erst ein Jahr später, 1269, in Lucera - ebenso wie seine ansonsten unbekannte Mutter.

Im Sommer 2005 wurden in der Universitätsbibliothek Innsbruck rund 200 Abschriften von Briefen und Mandaten Friedrichs II. und Konrads IV. entdeckt, von denen 130 der Forschung bisher unbekannt waren; eine Auswertung dieses Fundes wird im Rahmen der Monumenta Germaniae Historica (MGH) erfolgen (siehe Weblinks).

Literatur

  • Bernd Schneidmüller/ Stefan Weinfurter (Hrsg.): Die deutschen Herrscher des Mittelalters, Historische Porträts von Heinrich I. bis Maximilian I., Verlag C.H. Beck, München 2003, S. 315ff.
  • O. H. Becker: Kaisertum, deutsche Königswahl und Legitimitätsprinzip in der Auffassung der späteren Staufer und ihres Umkreises, 1975
  • K. E. Demandt: Der Endkampf des staufischen Kaiserhauses im Rhein-Main-Gebiet, in: Hess. Jb. für :Landesgeschichte 7, 1957, S. 102-164
  • A. Finocchiaro-Sartorio: Le leggi di Corrado IV, in: Studi storici e giuridici
  • J. Haller: Von den Staufern zu den Habsburgern - Auflösung des Reichs und Emporkommen der Landesstaaten (1250-1519), 31970
  • dedicati a Federico Ciccaglione 1, 1909, S. 235-261
  • H. Hartmann: Die Urkunden Konrads IV., 1944, S. 38-163
  • G. Kirchner: Die Steuerliste von 1241, 1953, S. 64-104
  • J. Lehmann: Die Staufer. Glanz und Elend eines deutschen Kaisergeschlechts, 1978
  • E. Maschke: Das Geschlecht der Staufer, 1943
  • R. Morghen: Il tramonto della potenza sveva in Italia 1250-1266, 1936
  • J. Mühlberger: Die Staufer - Aufstieg, Höhe und Ende, Rottweil 1966, ND Göppingen 1977
  • F. W. Schirrmacher: Die letzten Hohenstaufen, Göttingen 1871
  • Friedrich Speier: Geschichte König Konrads IV., Diss Berlin 1989
  • E. Thurnher: Konradin als Dichter, in: DA 34, 1978
  • Eduard Winkelmann: Konrad IV. (deutscher König). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 562–567.
  • G. Zeller: König Konrad IV. in Italien 1252-1254, Diss. Straßburg 1907
  • P. Zinsmaier: Studien zu den Urkunden Heinrichs [VII.] und Konrads IV., in: ZGORh 100 (1952), S. 445-565.

Weblinks

 Commons: Konrad IV. – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Vorgänger Amt Nachfolger
Friedrich II. Römisch-deutscher König
1237–1254
Wilhelm von Holland
König von Sizilien
1250–1254
Konradin
Isabella II. König von Jerusalem
1228–1254

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