Konjunktiv 2

Konjunktiv 2

Der Konjunktiv ist im Deutschen neben dem Indikativ und dem Imperativ einer der drei Modi eines Verbs. Der Konjunktiv wird für die Darstellung einer Möglichkeit benutzt und daher auch als Möglichkeitsform bezeichnet.

Im Deutschen gibt es zwei Arten des Konjunktivs: den Konjunktiv I und den Konjunktiv II, die jeweils in die Zeitstufen der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft untergliedert sind. Der Konjunktiv I findet seine Hauptverwendung in der indirekten Rede. Der Konjunktiv II wird häufig in Konditionalsätzen genutzt.

In manchen Funktionsarten kann in der korrekten deutschen Standardsprache statt eines Konjunktivs auch der Indikativ verwendet werden.

Inhaltsverzeichnis

Konjunktiv I

Der deutsche Konjunktiv I geht der Form nach auf den indogermanischen Optativ Präsens zurück.

Bildung des Konjunktivs I

Die Formen des Konjunktivs I werden vom Wortstamm der Grundform (des Infinitivs) gebildet:

An den Stamm (Infinitiv minus -(e)n: lauf·en, sei·n) werden die Konjunktivendungen angefügt. Eine Orientierung ist dabei an den Indikativformen des Präsens, des Perfekts, des Futurs I und des Futurs II möglich.

Beispiel: gehen

Infinitiv Indikativ Präsens Konjunktiv I
gehen du gehst du gehest
er geht er gehe

Die Personalendungen des Konjunktivs I, abgeleitet vom Indikativ Präsens, sind somit folgende:

ich ~e
du ~est
er/sie/es ~e
wir ~en
ihr ~et
sie ~en
Infinitiv Indikativ Perfekt Konjunktiv I
gehen er ist gegangen er sei gegangen

Die Personalendungen des Konjunktivs I, abgeleitet vom Indikativ Perfekt, spiegeln den Konjunktivcharakter im Bestandteil der Hilfsverben „sein“ oder „haben“ wider.

Infinitiv Indikativ Futur I Konjunktiv I
gehen er wird gehen er werde gehen
Infinitiv Indikativ Futur II Konjunktiv I
gehen er wird gegangen sein er werde gegangen sein

Verwendung des Konjunktivs I

Indirekte Rede

Der Konjunktiv I wird – vor allem in der Schriftsprache – in der indirekten Rede verwendet. Die sprachliche Äußerung einer Person kann von einem Berichtenden indirekt vermittelt werden (indirekte Rede, seltener: abhängige Rede, lat. oratio obliqua). Durch diesen Modus wird kenntlich gemacht, dass nicht die eigene Meinung oder Wahrnehmung, eine eigene Frage oder ein eigener Wunsch berichtet wird, sondern die Äußerung eines Dritten wiedergegeben wird. Die indirekte Rede wird häufig in Protokollen, Berichten oder Ähnlichem verwendet. Bei der indirekten Rede gerät die Rede in Abhängigkeit von Verben des Sagens, des Fragens (auch: indirekte Frage) oder des Wünschens (auch: indirekter Wunsch).

Mein Bekannter sagt, er habe geheiratet.
Zum Zweck der Entschließung, ob zu handeln sei, hat er die Notwendigkeit genau zu prüfen. (indirekte Frage)
Der Gläubiger stellt beim Gerichtsvollzieher den Antrag, dass die Zwangsvollstreckung betrieben werde. (indirekter Wunsch)

In der indirekten Rede verwendet man in der Regel die Form des Konjunktivs I (coniunctivus obliquus). Wenn die Formen des Indikativs und des Konjunktivs I gleich sind, wird auf die Formen des Konjunktivs II zurückgegriffen, um die Mittelbarkeit des Gesagten zu verdeutlichen. Sind auch die entsprechenden Konjunktiv-II-Formen identisch mit Indikativformen, so kann die entsprechende Konjunktiv-II-Form mit „würde“ benutzt werden. Eine Formengleichheit zwischen Indikativ- und Konjunktivformen besteht immer in der 1. und 3. Person Plural (wir/sie) und meist (bei regelmäßigen Verben immer) in der 1. Person Singular (ich). Am häufigsten werden in indirekter Rede Aussagen in der 3. Person wiedergegeben.

Zum Ausdruck der Vorzeitigkeit des Geschehens wird die Vergangenheitsform (Perfekt-Form) des Konjunktivs I, bei Ausdruck der Gleichzeitigkeit die Gegenwartsform (Präsens-Form) des Konjunktivs I, zur Darstellung einer Nachzeitigkeit die Zukunftsform (Futur-Form) des Konjunktivs I verwendet. Der Konjunktiv I nimmt im Deutschen nicht die Tempusform an, die der Hauptsatz aufweist. Als Bezugspunkt für die Beurteilung der Nach-, Gleich- und Vorzeitigkeit ist der Zeitpunkt der Äußerung durch den Dritten maßgeblich. Es ist nicht auf den Zeitpunkt der indirekten Wiedergabe abzustellen.

Für den Konjunktiv I stehen daher nur drei Zeitformen zur Verfügung, die im Folgenden an Beispielen erklärt werden.

Gleichzeitigkeit von Geschehen und Wiedergabe durch den Dritten
Tom sagt: „Ich gehe heute ins Kino.“ (= direkte Rede)

wird zu

Tom sagt, er gehe heute ins Kino. (= indirekte Rede mit Hilfe einer Konjunktiv-I-Form; wegen der Gleichzeitigkeit des Geschehens mit der Äußerung Toms wird die Zeitform des Konjunktiv I genommen, die sich am Indikativ Präsens orientiert)


Tom sagte gestern: „Ich gehe ins Kino.“ (= direkte Rede)

wird zu

Tom sagte gestern, dass er ins Kino gehe. (= indirekte Rede mit Hilfe einer Konjunktiv-I-Form; wegen der Gleichzeitigkeit von Geschehen und Äußerung durch Tom ist Konjunktiv I Präsens richtig)


Tom berichtet: „Wir gehen in die Schule.“ (= direkte Rede)

wird zu

Tom berichtet, dass sie in die Schule gehen würden. (= indirekte Rede mit Hilfe der Konjunktiv-II-Form und „würde“, orientiert am Indikativ Präteritum; Konjunktiv I, orientiert am Indikativ Präsens, wäre „sie gehen“, da dies mit der Indikativform identisch ist, versucht man die Konjunktiv-II-Form, diese wäre „sie gingen“, auch diese entspricht dem Indikativ, also kann man die Ersatzform mit „würde“ wählen)

Vorzeitigkeit des Geschehens in Bezug auf die Wiedergabe durch den Dritten
Tom erzählt: „Wir waren gestern im Schwimmbad.“ (= direkte Rede)

wird zu

Tom erzählt, dass sie gestern im Schwimmbad gewesen seien. (= indirekte Rede; der Besuch des Schwimmbads war vor dem Bericht Toms; daher bedient man sich einer Konjunktiv-I-Form, die sich am Indikativ Perfekt orientiert)

Nachzeitigkeit des Geschehens in Bezug auf die Wiedergabe durch den Dritten
Tom berichtete: „Daniel wird gleich in die Schule gehen.“ (= direkte Rede)

wird zu

Tom berichtete, dass Daniel gleich in die Schule gehen werde. (= indirekte Rede; der Gang in die Schule ist dem Bericht durch Tom zeitlich nachgelagert; richtig ist daher der Konjunktiv I Futur)

Andere Verwendungen

Außerdem bildet er die Wunschform (Optativ) der 1. und 3. Person Singular und Plural, wobei oft die Wortstellung invertiert wird:

Es lebe der König!
Dein Reich komme, Dein Wille geschehe.

Konjunktiv I ist auch bei der Aufforderungsform (Jussiv) an die 3. Person Singular und Plural im Gebrauch:

Man nehme, wenn man hat, ein halbes Pfund Butter.
Gehen wir! (letzteres ist nur durch Betonung unterscheidbar von der Frageform: „Gehen wir?“).

Konjunktiv II

Ist innerhalb des indogermanischen Systems der Konjugationen eigentlich ein Optativ Perfekt; das germanische und damit auch deutsche Präteritum setzt den indogermanischen Indikativ des Perfekts fort; der echte indogermanische Konjunktiv Perfekt ist im Deutschen entfallen.

Bildung des Konjunktivs II

Der Konjunktiv II wird vom Präteritum abgeleitet. Unregelmäßige starke Verben mit umlautfähigem Stammvokal werden umgelautet: kommen → kam → käme, singen → sang → sänge, backen → buk → büke; bei einem Teil der starken Verben der dritten Ablautreihe wird das „a“ des Präteritums, das früher im Plural ein „u“ war, meist durch ein „ü“ ersetzt, zum Beispiel: sterben → starb → stürbe. An den gegebenenfalls so modifizierten Wortstamm wird dann die entsprechende Personalendung angefügt.

Beispiel: gehen

Infinitiv Indikativ Präteritum Konjunktiv II
gehen er ging er ginge
Infinitiv Indikativ Plusquamperfekt Konjunktiv II
gehen er war gegangen er wäre gegangen
singen er hatte gesungen er hätte gesungen
wörtliche Rede indirekte Rede
Ich war zu Hause. Er sei zu Hause gewesen.
Ich ging hinaus. Er sei hinaus gegangen.
Ich schlief. Er habe geschlafen.
Wir haben gut geschlafen. Sie hätten gut geschlafen (Konj. II) / sie haben gut geschlafen (Konj. I, identisch mit dem Indikativ)

Die Personalendungen des Konjunktivs II sind dieselben wie beim Konjunktiv I:

ich ~e
du ~est
er/sie/es ~e
wir ~en
ihr ~et
sie ~en

Verwendung des Konjunktivs II

Irrealis

Der Konjunktiv II wird auch Irrealis genannt. Der Konjunktiv II wird verwendet, um unmögliche und unwahrscheinliche Bedingungen oder Bedingungsfolgen zu benennen oder um auszudrücken, dass unter mehreren an sich möglichen Folgen infolge menschlicher Entscheidungen durch Ermessensgebrauch eine bestimmte Folge ausscheiden werde. Durch die Formulierung von Bedingungen und ihren Folgen lassen sich auch Vorstellungen und Wünsche, die wahrscheinlich nicht eintreten werden oder unmöglich sind, oder die Zweifel des Sprechers an bestimmten Sachverhalten zum Ausdruck bringen.

Bedingung, deren Eintritt unmöglich oder sehr unwahrscheinlich ist

Der irreale Bedingungssatz wird oft mit „wenn“ oder „falls“ eingeleitet. Der Nebensatz stellt eine Bedingung auf, bei deren (unmöglichen oder unwahrscheinlichen) Eintritt eine Folge greift, die im Hauptsatz bezeichnet ist. Es wird sowohl im Hauptsatz wie im Nebensatz Konjunktiv II verwandt.

Wenn ich ein Vöglein wär’ und zwei Flüglein hätt’, flög’ ich zu Dir.

Die Konjunktion „wenn“ oder „falls“ kann auch entfallen, so dass der Satz mit dem finiten Verb beginnt.

Wärest du früher aufgestanden, hättest du deinen Termin nicht verpasst.

Der Nebensatz kann entfallen, wenn die Bedingung aus dem Kontext erschlossen werden kann.

Ich flöge nicht. (Kontexterschließung: „Wenn ich an deiner Stelle wäre, flöge ich nicht.“)

Das Gleiche gilt, wenn der Nebensatz durch eine Infinitiv-, eine Präpositionalkonstruktion oder Sätze mit „sonst“ oder „aber“ ersetzt werden kann.

Es wäre besser, nicht zu fliegen. (Infinitivkonstruktion statt: „Es wäre besser, wenn du nicht flögest.“)
An deiner Stelle flöge ich nicht. (Präpositionalkonstruktion statt: „Wenn ich an deiner Stelle wäre, flöge ich nicht.“)
Er flöge jetzt nach Amerika, aber er hat keinen Urlaub. (Aber-Konstruktion statt: „Wenn er Urlaub hätte, flöge er jetzt nach Amerika.“)

Es kann auch der Hauptsatz entfallen, wenn die Bedingungsfolge aus dem Kontext erschließbar ist; der Nebensatz wird zum einfachen Satz. Die Erschließung der Bedingungsfolge ist bei Wünschen möglich, deren Eintritt unmöglich oder sehr unwahrscheinlich ist.

Wäre ich doch ein begnadeter Künstler! (statt: „Ich wäre sehr glücklich, wenn ich ein begnadeter Künstler wäre.“)

Unwahrscheinliche oder unmögliche Bedingungsfolgen

Der Konjunktiv II findet auch Anwendung, wenn der spezifische Bedingungs-Folgen-Zusammenhang unwahrscheinlich bzw. unmöglich ist. Der Eintritt einer Bedingungsfolge kann unwahrscheinlich bzw. unmöglich sein, weil die Folge an sich irreal ist (irrealer Folgesatz) oder weil derjenige, auf welchen die Bedingung bezogen ist, unter mehreren möglichen Folgen ein Auswahlermessen hat und eine an sich mögliche Folge ermessensbedingt (wahrscheinlich) ausscheidet. Wichtig ist, dass die der Bedingungsfolge zugrunde liegende Bedingung real ist.

a) Irrealer Folgesatz

Beim irrealen Folgesatz ist die Folge unmöglich oder unwahrscheinlich, obwohl der Bedingungseintritt denkbar ist und die Folge nicht durch die Ausübung eines Ermessens ausfällt.

Ich trank so viel, dass mein Kopf beinahe explodiert wäre.
Niemand ist so klug, als dass er alles wüsste.

b) Ermessensbedingtes Ausscheiden einer an sich möglichen Folge

Diese Fallgruppe liegt vor, wenn erwartet wird, dass eine bestimmte denkbare Bedingungsfolge unter mehreren denkbaren Bedingungsfolgen wegen eines unwahrscheinlichen Ermessensgebrauchs nicht eintreten werde. Ein ermessensbedingtes Ausscheiden einer an sich möglichen Folge ist bei naturwissenschaftlichen Ursachenzusammenhängen nicht denkbar, sondern nur bei menschlichen Entscheidungen. Räumt derjenige, welcher das Ermessen ausüben kann, ein, dass eine bestimmte Ermessensentscheidung unwahrscheinlich sei, spricht man auch von Einräumungssätzen.

Sie ist viel zu ehrgeizig, als dass sie aufgäbe.
Auch wenn der Täter verurteilt würde, verziehe ich ihm nicht. (Einräumungssatz)

Irrealer Vergleichssatz
Ich fühlte mich, als wäre ich alleine auf der Erde.

Zögern, Zweifel bei einer Frage, Vermutung oder Feststellung
Wäre so etwas denkbar?
Sie könnte schon in den Urlaub gefahren sein.

Höflichkeitsform

Der Konjunktiv II dient außerdem als Höflichkeitsform:

Könnten Sie das für mich machen?
Hätten Sie einen Moment Zeit?
Ich hätte gerne ein Bier.

Die Möglichkeitsform dient hier dazu, um den Wunsch oder den Anspruch auf Erfüllung förmlich abzumildern.

Konjunktiv II in der indirekten Rede

Ersatzform für den Konjunktiv I

Stimmt in den Fallgruppen, in welchen der Konjunktiv I die richtige Konjunktivform ist, dieser mit dem Präsens Indikativ überein, so kann der Konjunktiv I durch den Konjunktiv II ersetzt werden, um einer Verwechslung mit dem Indikativ Präsens vorzubeugen.

Ausdruck des Zweifels am Inhalt des Berichteten

Der Konjunktiv II wird auch verwendet, wenn der Sprecher Zweifel gegenüber dem hat, was er berichtet, z.B.

  • Paula sagte, sie hätte fleißig gelernt (der Sprecher glaubt es aber nicht).

Konjunktiv-Form mit „würde“ (Ersatzform des Konjunktiv II)

Wenn die Konjunktiv-II-Form infolge Identität mit den Formen des Indikativ Präteritums zu Missverständnissen führen kann, kann auf eine Hilfskonstruktion mit „würde“ ausgewichen werden. Folgerichtig ist der Einsatz des „würde-Konjunktivs“ bei der Bildung der indirekten Rede erlaubt, wenn der Konjunktiv I wegen der Identität mit dem Indikativ Präsens durch den Konjunktiv II ersetzt wird und die vom Präteritum abgeleitete Normalform des Konjunktiv II mit dem Indikativ Präteritum übereinstimmt.

Bei genauerer Betrachtung handelt es sich dabei um die ursprünglichen Futurformen des Konjunktivs II, die ihre Funktion verändert haben, da die Zukunft im Deutschen immer mehr mit den Präsensformen + Lexik (morgen, übermorgen, in zwei Jahren u. ä.) ausgedrückt wird (s. a. Konditionalis):

Er sagte: „Ich werde das gerne machen.“

wird in der indirekten Rede zu

Er sagte, er werde das gerne machen. (Konjunktiv I)

bzw.

Er sagte, er würde das gerne machen. (Konjunktiv II, abgeleitet vom Indikativ Präteritum. Grammatisch gesehen ist diese Form jedoch nicht korrekt, sondern gehört in den Bereich der Umgangssprache.)

Bildung der Formen des „würde-Konjunktivs“: Beispiel: gehen

Infinitiv Indikativ Präteritum Konjunktiv II
gehen er ging er würde gehen


Beispiel: gehen

Infinitiv Indikativ Plusquamperfekt Konjunktiv II
gehen er war gegangen er würde gegangen sein

Beispiel: singen

Infinitiv Indikativ Plusquamperfekt Konjunktiv II
singen er hatte gesungen er würde gesungen haben

Umgangssprache

In der Umgangssprache wird der Konjunktiv heute nur noch selten verwendet. Der Konjunktiv I wird meist durch den Indikativ ersetzt, zum Beispiel:

Er hat gesagt, dass er ins Theater geht.

anstatt

Er sagte, dass er ins Theater gehe.

Für den Konjunktiv II wird in der Umgangssprache meist der moderne Konjunktiv (Die „würde“-Form) verwendet, zum Beispiel:

Er hat gesagt, dass er ins Theater gehen würde.

anstatt

Er sagte, dass er ins Theater ginge.

In den bairischen Dialekten wird der Konjunktiv II mit dem Morphem -àt- gebildet, z.B. findàt (fände), frågàt („fragte“ in der Bedeutung von „würde fragen“) usw. Allerdings existieren daneben auch unregelmäßige Formen bzw. unregelmäßige Formen mit Anfügung des Morphems -àt, so z.B. gàng, fànd und gàngàt, fàndàt (ginge, fände). Im Hochdeutschen hingegen verdrängt der moderne Konjunktiv immer mehr den Konjunktiv I und II und wird deshalb von manchen bereits zu einem eigenen strukturellen System des Konjunktivs III zusammengefasst.

Konjunktiv in anderen Sprachen

Der Konjunktiv als Modus kommt mehr oder weniger erkennbar in allen indogermanischen Sprachen vor, hat aber meist völlig unterschiedliche Funktionen. Manche Sprachen unterscheiden dabei zusätzlich einen Optativ vom eigentlichen Konjunktiv. Die meisten Sprachen haben ähnlich wie das Deutsche ein oder zwei besondere Formen (wie zum Beispiel Konjunktiv I und Konjunktiv II). Manche, insbesondere ältere Sprachen (Altgriechisch, Sanskrit), aber auch die Französische Sprache, haben neben Indikativ und Konjunktiv noch andere Verbformen (Modi), die weitere sprachliche Nuancen ermöglichen.

Englisch

Im Englischen ist der Konjunktiv I noch in mehreren Formen in Verwendung. Beispiele hierfür sind einige feststehende Formeln wie God save (statt: saves) the Queen! für Gott schütze (statt: schützt) die Königin! oder der Ausdruck eines Zweckes wie in He closed the window lest anyone see him. für Er schloss das Fenster, so dass ihn niemand sehe.. Die bedeutendste Benutzung gibt es allerdings beim Ausdruck von Befehlen, Vorschlägen oder Wünschen. Beispiel: She asked that he not be (statt: is not) told. für Sie bat darum, dass man es ihm nicht erzähle (statt: erzählt).. Der Konjunktiv II findet sich in systematischem Gebrauch in Gestalt von Wörtern wie might, would oder could, sowie in irrealen "if-clauses", zum Beispiel in If he were (statt: was) here(...) oder It looked as though it were about to start raining..

Latein

Historisch (im Latein noch gut erkennbar) war der Konjunktiv das Gegenstück des Indikatives. So wie es im Indikativ die drei Zeiten Präsens, Präteritum und Futur I gibt (jeweils auch mit den vorzeitigen Formen Perfekt, Plusquamperfekt und Futur II), wäre für alle diese Formen auch eine passende Konjunktiv-Form zu erwarten.

Während sich in den romanischen Sprachen während der letzten zwei Jahrtausende diese Formen teilweise verloren haben, sind sie im Latein noch großenteils erhalten. Dort gibt es:

  • Konjunktiv Präsens
  • Konjunktiv Imperfekt
  • Konjunktiv Perfekt
  • Konjunktiv Plusquamperfekt

Einen Konjunktiv der beiden Futurformen kennt das Lateinische dagegen nicht.

Spanisch

Der Konjunktiv I

Der deutsche Konjunktiv I hat im Spanischen keine direkte Entsprechung. In der indirekten Rede gilt im Spanischen die Consecutio Temporum, das heißt, die Auswahl der Zeitform im Nebensatz hängt davon ab, ob dessen Aussage bezüglich derjenigen des Hauptsatzes vorzeitig, gleichzeitig oder nachzeitig ist. Dies wird im folgenden Beispiel dargestellt. Während im Deutschen mehrfach der Konjunktiv I zum Einsatz kommt, wird im Spanischen zwischen verschiedenen Zeiten gewechselt, um die Reihenfolge der Ereignisse zu verdeutlichen:

Sie erklärte mir, sie habe lange am Bahnhof gewartet, es sei aber niemand gekommen; der nächste Zug komme erst um 14 Uhr; sie werde bis dahin einkaufen gehen und dann wieder zum Bahnhof fahren. Ella me explicó que había esperado mucho tiempo en la estación pero que nadie había llegado; el próximo tren no iba a llegar sino hasta las 14 horas; iba hasta entonces a ir de compras y entonces volvería a la estación.

Trotz einer gewissen formalen Ähnlichkeit ist der spanische subjuntivo del presente keinesfalls mit dem Deutschen Konjunktiv I gleichzusetzen; er wird in der indirekten Rede grundsätzlich nicht eingesetzt, dafür aber in einer Vielzahl anderer Zusammenhänge, in denen auf Deutsch der Indikativ stünde (Beispiel: Hoffentlich regnet es nicht vs. Ojalá no llueva).

Der Konjunktiv II

Der Konjunktiv II entspricht dem spanischen Subjunktiv (subjuntivo) und Konditionalis (condicional).

In irrealen Bedigungssätzen benutzt man auf Spanisch im Hauptsatz den Subjunktiv und im Nebensatz den Konditionalis:

Wenn das Studium vom Staat finanziert würde, brauchten die Studenten nicht nebenbei zu arbeiten. Si los estudios fuesen financiados por el Estado los estudiantes no tendrían que trabajar a tiempo parcial.
Wenn er mehr Geld gehabt hätte, wäre er mitgekommen. Si él hubiese tenido más dinero habría venido con nosotros.
Hätte ich das gewusst, wäre ich nicht gekommen. Si lo hubiese sabido no habría venido

Bei nichtwirklichen Wunsch- und Vergleichsätzen benutzt man im Spanischen in der Regel das Imperfekt im Subjunktiv oder den Plusquamperfekt im Subjunktiv ('condicional perfecto'):

Wäre er wenigstens höflich gewesen! ¡Si por lo menos hubiera sido amable!
Wenn wir dich nur vergessen könnten! ¡Si tan sólo pudiéramos olvidarte!
Er kann pfeifen, als ob er ein Vogel wäre. Él sabe silbar como si fuera un pájaro
Er tut so, als ob er uns nicht kennen würde. Él hace como si no nos conociera

Siehe auch

Weblinks


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