Konfuzius-Institut

Konfuzius-Institut
Basislogo der Konfuzius-Institute

Die Konfuzius-Institute (chinesisch 孔子學院 / 孔子学院 Kǒngzǐ xuéyuàn) sind Institute für Kultur und Sprache, die vom Büro für chinesische Sprachausbildung (Hanban) weltweit gemeinsam mit lokalen Partnern betrieben werden. Sie haben die Aufgabe, Kenntnisse über die chinesische Kultur und Sprache in der Welt zu verbreiten. Vorbild sind vergleichbare Institute für Sprache und Kultur, wie das deutsche Goethe-Institut, das spanische Instituto Cervantes, das British Council oder das portugiesische Instituto Camões. Wegen möglicher Einflussnahme sehen sich diese Institute immer wieder Kritik ausgesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Die Institute

Aufgabe

Das Konfuzius-Institut organisiert Sprachkurse für Anfänger, Fortgeschrittene, Kinder und Senioren. Hinzu kommen Seminare, Vorträge und Workshops zur chinesischen Kultur über Literatur, Philosophie, Kalligraphie, Medizin oder die chinesische Küche.[1]

Geschichte

Die Initiative zur Gründung der Institute kam vom ehemaligen chinesischen Botschafter in Berlin, Lu Qiutian. Das erste Institut wurde im November 2004 in Seoul gegründet. 2006 gab es 121 Konfuzius-Institute und Konfuzius-Hörsäle in 55 Ländern. Im Mai 2009 waren es bereits 328 Institute in 82 Ländern[2]. Heute lernen etwa 30 Millionen Nichtchinesen die chinesische Sprache, in Deutschland etwa 10.000 unter anderem an den Konfuzius-Instituten.

Bei der Gründung der Institute wird auf die bestehende Infrastruktur der Gastländer zurückgegriffen, wie Hochschulen, Verbänden oder Handelskammern. So wurden die Institute in Berlin und Nürnberg in den Räumen der Freie Universität Berlin und der Universität Erlangen-Nürnberg im April sowie Mai 2006 offiziell eröffnet. Das Konfuzius-Institut an der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, begann am 6. Dezember 2006 seine Arbeit. Im April 2007 wurde das Konfuzius-Institut Hannover als Kooperationsprojekt zwischen der Tongji-Universität in Shanghai und dem Chinesischen Zentrum, Hannover e.V. gegründet. Es bleibt bislang auch das einzige Institut in Deutschland, die nicht auf der Basis einer vorhandenen Hochschulzusammenarbeit funktioniert und beschränkt sich somit auch nicht auf den Hochschulbereich. Im September 2007 startete das Konfuzius Institut Frankfurt mit einem vielfältigen Programm. Das Frankfurter Institut hat sein Kursprogramm insbesondere auf Manager und Wirtschaftsvertreter ausgerichtet. Das Institut an der Universität Hamburg wurde am 20. September 2007 eröffnet.[3] Am 5. November 2007 öffnete die Confucius Class, das Chinesische Sprach- und Kulturinstitut München seine Pforten. Weiterhin gibt es Konfuzius-Institute am Chinesischen Zentrum Hannover (seit 24. April 2007), an der Universität Leipzig (seit 9. April 2008) und der Universität Trier (seit 29. Oktober 2008). Am 6. November 2009 wurde in Duisburg das Konfuzius-Institut Metropole Ruhr eröffnet, das an der Universität Duisburg-Essen angesiedelt ist. Am 20. April wurde das neue Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg offiziell eröffnet. Heidelberg ist damit das zehnte Institut in Deutschland.

In Freiburg ist ein weiteres Institut geplant.

Finanzierung

Finanziert werden die Institute jeweils zur Hälfte vom Gastland und von China, in den Ländern der Dritte Welt werden sie vollständig von der chinesischen Volksrepublik übernommen.

Kritik

Regierungen, Dozenten und Journalisten bewerten die Konfuzius-Institute uneinheitlich. Mitglieder des schwedischen Parlaments haben ihre Sorge darüber ausgedrückt, dass die Institute als Plattform für die Kommunistische Chinesische Partei dienen können.[4] In einem Bericht des kanadischen Geheimdienstes heißt es "Beijing ist losgezogen, die Herzen und Köpfe der Menschen zu gewinnen, nicht nur im ökonomischen Bereich, um dadurch seine Macht zu zementieren."[5]

Die indische Regierung wies die Idee zurück, Konfuzius-Institute in Schulen einzurichten und nannte sie „einen chinesischen Entwurf, zum Ausbau der weichen Macht. [Hierdurch würde] der Einfluß ausgeweitet, indem Kultur als Mittel zur Verbreitung genutzt wird.“[6][7] Bei den Verhandlungen mit der Universität Sydney zur Gründung eines Konfuzius-Instituts haben einige Professoren dort verlangt, es vom Fachbereich Sinologie zu trennen. Jocelyn Chey, dortige Gastprofessorin und ehemalige Diplomatin, kritisierte es als Vorlage:"Propaganda-Vehikel für die Kommunistische Partei Chinas, das nicht als Gegenstück des Goethe-Instituts oder der Alliance Française mißverstanden werden darf.[8]

Die Fakultät an der Universität von Pennsylvania hat entschieden, dass akademische Freiheit die Vorteile des Konfuzius-Institutes überwiegt. G. Cameron Hurst III erklärte, „Wir hielten es generell für unangemessen. Wir vertrauen vollkommen auf die Lehrkräfte, die wir hier ausbilden und wollten keine Einmischung in unser Curriculum“.[9]

Die Vorsitzende eines rund 80.000 Schüler umfassenden amerikanischen Schuldistriktes haben sich gegen die Einrichtung eines Konfuzius-Institutes ausgesprochen. Das wurde von der Geschichtslehrerin Jane Shults als Jingoismus und Xenophobie kritisiert.[10]

Die Asia Times Online kritisiert das ambivalente Verhältnis zwischen der Kommunistischen Partei Chinas und Konfuzius und fragt sich, warum die Institute seinen Namen tragen. Wurde unter Mao Zedong Konfuzius noch als „feudalistisch“ verworfen, so wird er jetzt wieder neu entdeckt, dient aber im Konfuzianismus des 21. Jahrhunderts als „Assistent für den chinesischen Gott des Geldes (sc. Cai Shen) und als Repräsentant der chinesischen Diplomatie“.[11] Der Economist stellt fest, „Mao schmähte Konfuzius als Symbol des rückwärtsgewanten vor-kommunistischen China. Jetzt wurde der Philosoph, der im 6. Jahrhundert vor unserer Zeit lebte, wiederentdeckt als Verkünder von Frieden und Harmonie: Genau so wie auch Hu Jintao gerne gesehen werden möchte. Li Changchun, ein Funktionär der Partei, beschrieb die Institute als 'wichtigen Teil der chinesischen Übersee-Propaganda'.“[12]

Die NZZ Online begrüßt „[die] Existenz der Konfuzius-Institute – sie sind Chinas Teil zum Pluralismus der Weltkulturen. Doch müssten den ausländischen Partnern grössere Mitgestaltungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Ein Konfuzianisierungsprozess müsste in den Instituten selbst beginnen. Es gibt Zeichen, dass manche Partner im Ausland eine opportunistische Haltung gegenüber China einnehmen aber es gibt – Gott sei Dank – auch ausländische Intellektuelle, die versuchen, mehr positive Dynamik ins Institutsleben zu bringen.“[13]

Als der chinesische Menschenrechtler Liu Xiaobo im Jahr 2010 den Friedensnobelpreis bekam, wurde dies von den meisten deutschen Konfuzius-Instituten bewusst ignoriert und nicht gefeiert.[14] Generell ist es schwierig in den Instituten Themen wie Tibet, Taiwan und den Nobelpreis 2010 anzusprechen.[15]

Der Sinologe Michael Lackner sieht bei manchen deutschen Fachkollegen vorauseilenden Gehorsam. Die Konfuzius-Institute sind für ihn die legitime Soft Power Chinas; er selbst sitzt im Vorstand des Erlanger Instituts. Er hat nicht den Eindruck, dass die VR China Einfluss nimmt. Natürlich sind diese Institute nicht für Kritik an China da; diese Freiheit nimmt er sich lieber an seiner Fakultät am gleichen Ort. Heiner Roetz von der Ruhr-Universität Bochum will dagegen lieber kein „chinesisches U-Boot“ an seiner Fakultät haben.[16]

Professorin June Teufel Dreyer, die an der University of Miami Chinesische Politik und Außenpolitik lehrt, macht darauf aufmerksam, dass in einem autoritärem Staat wie China die meisten Projekte eine politische Agenda haben. So kann etwa bei der Verwendung von Chinesisch-Lehrbüchern die Sprachvermittlung nicht von den Inhalten losgelöst betrachtet werden; und die sind nun einmal von der Kommunistischen Partei vorgegeben.[17]

Weblinks

  • Vera Sprothen, Frank Sieren: Freundlicher Drache Konfuziusinstitute. Im Zuge einer Kulturkampagne überzieht China den Globus mit Sprachschulen. Jetzt starten die ersten Konfuziusinstitute in Deutschland. (Wirtschaftswoche 16/2006)
  • Erste Konferenz der Konfuzius-Institute (China.org.cn / Botschaft der Volksrepublik China in der Bundesrepublik Deutschland, 6. Juli 2006)
  • 3sat, Kulturzeit - Fernöstliche Charmeoffensive? China will Konfuzius-Institute in Deutschland etablieren (Bericht vom 4. Juli 2007)
  • Falk Hartig Wie Konfuzius Europa erobert China geht auch in der Auswärtigen Kulturpolitik eigene Wege: bei der Gründung neuer Kulturinstitute setzt das Reich der Mitte auf die Anpassungsfähigkeit der Europäer (KULTURAUSTAUSCH III/2007)

Einzelnachweise

  1. Konfuzius-Institut: Wir über uns Onlinefassung
  2. Confucius Institute Online, [1]
  3. Konfuzius-Institut Hamburg, Über uns [2]
  4. Riksdagens snabbprotokoll 2007/08:46 (in Schwedisch)
  5. "Beijing is out to win the world's hearts and minds, not just its economic markets, as a means of cementing power." CSIS say: Confucius part of Chinese bid to win over western hearts, The Chronicle, 27. Mai 2007.
  6. No Chinese in India, says government news, Domain-b, 8. Oktober 2009.
  7. How to be a cultural superpower, Times of India, 22. November 2009.
  8. „as a propaganda vehicle for the Chinese communist party, and not a counterpart to the Goethe Institute or Alliance Française.“ „Confucius deal close despite concerns“, The Australian, 22. August 2007.
  9. China expands language institutes at US colleges, Christine Armario, Associated Press, 30. Oktober 2009.
  10. Der Schul-Distrikt heißt Hacienda La Puente Unified School District.Chinese government classroom grant divides S. Calif. community suspicious of motivation, Associated Press, 24. April 2010.
  11. Confucianism a vital string in China's bow, Jian Junbo, Asia Times Online, 9. Oktober 2009.
  12. A message from Confucius; New ways of projecting soft power, Economist.com, 22. Oktober 2009.
  13. NZZ Online, 26. Februar 2010 [3]
  14. http://www.europeonline-magazine.eu/chinesische-kulturinstitute-ignorieren-nobelpreis_99109.html
  15. Nach einer DPA-Meldung im Greenpeace Magazin Nachricht vom 8. Dezember 2010, 15:48; in Chinesisch bei der Deutschen Welle.
  16. Sueddeutsche Zeitung, Nr. 286 vom 10. Dezember 2010, S. 15, unter dem Titel „Die Chinaversteher“. online
  17. Miami Herald vom 13. Mai 2010.

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