Kommunistische Partei Griechenlands

Kommunistische Partei Griechenlands
Κομμουνιστικό Κόμμα Ελλάδας
Kommounistikó Kómma Elládas
Parteilogo
Gründung 1918 (1924 unter heutigem Namen)
Parlamentsmandate 21 von 300 (2009)
EP-Fraktion GUE-NGL
Website www.kke.gr

Die Kommunistische Partei Griechenlands (griechisch Κομμουνιστικό Κόμμα Ελλάδας / Kommounistikó Kómma Elládas, kurz K.K.E. oder KKE) ist die drittgrößte und älteste politische Partei in Griechenland.[1] Sie ist eine der wichtigsten und zugleich radikalsten kommunistischen Parteien Europas.

Inhaltsverzeichnis

Theoretische Ausrichtung und Programm

Anknüpfend an ihre Rolle in der Geschichte des modernen Griechenlands vertritt die Partei heute noch kommunistische Thesen in der Tradition des internationalen Marxismus und Leninismus. Entsprechend versteht sie sich nicht als reformistisch oder eurokommunistisch sondern als revolutionär, strebt also den Sturz bzw. die völlige Abschaffung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung an. Die linke Partei lehnt sowohl die Politik der USA, die Europäische Union als auch die NATO ab, war entschiedener Gegner der Kriege gegen Jugoslawien, Irak und Afghanistan und solidarisiert sich stattdessen mit den Linksregierungen von Kuba, Venezuela und Bolivien. Nahziele der Partei im Inneren sind freie und öffentliche Bildung, ein hoher Mindestlohn von 1.300 Euro sowie eine hohe Mindestrente, der Kampf gegen die soziale Diskriminierung der zahlreichen, zumeist albanischen oder russisch-griechischen Immigranten, ein entschiedenes Vorgehen gegen Drogen und Sozialstaatlichkeit. Gleichzeitig vertritt die KKE jedoch öffentlich die These, dass eine endgültige positive Entwicklung zugunsten der arbeitenden Bevölkerung nur durch die (revolutionäre) Machtübernahme der großen Volksmehrheit und eine demokratisch gelenkte Wirtschaft in Staats- und Kollektivhand stattfinden kann.

Geschichte

In der Zwischenkriegsperiode

Am 4. November 1918 wurde die heutige KKE zunächst unter dem Namen SEKE (Σοσιαλιστικό Εργατικό Κόμμα Ελλάδας, Sozialistische Arbeiterpartei Griechenlands) von Avraam Benaroya gegründet. Die erste politische Handlung von größerem Gewicht war das Engagement der Partei gegen den Griechisch-Türkischen Krieg, in welchem die griechische Monarchie in einer katastrophal scheiternden Militärexpedition versuchte, Kleinasien zu annektieren. SEKE rief die Soldaten auf, dem als imperialistisch verstandenen Krieg durch Fahnenflucht den Rücken zu kehren und stattdessen ihre Waffen gegen den eigenen König zu richten. 1920 entschied der 2. Parteikongress den Beitritt zur Dritten Internationalen und erweiterte ihren Namen zu SEKE-K (Σοσιαλιστικό Εργατικό Κόμμα Ελλάδας-Κομμουνιστικό, Sozialistische Arbeiterpartei Griechenlands-Kommunistisch). Auf dem Dritten Parteikongress des Jahres 1924 nahm die Partei offiziell eine marxistisch-leninistische Linie, das Organisationsprinzip des Demokratischen Zentralismus und ihren endgültigen Namen KKE an. Zum Generalsekretär wurde Pandelis Pouliopoulos bestimmt, der später für Trotzki Partei ergreifen würde.

Seit 1924 und bis in die 1930er-Jahre hinein unterstützte die Partei zudem das Projekt der Kommunistischen Internationalen zur Gründung eines vereinten sozialistischen Staates Makedonien, dem auch die griechischen Landschaften Makedonien und Thrakien zugehören sollten. Aus diesem Grund verstärkte sich nicht nur die staatliche Repression gegen die nun erst recht als landesverräterisch geltende KKE, sondern diese verlor auch zahlreiche Sympathien in der Bevölkerung. Offiziell wurde diese Linie erst 1945 durch Nikolaos Zachariadis widerrufen, war allerdings schon seit einigen Jahren faktisch nicht mehr der Parteikurs. Alles in Allem war die KKE bis zum Beginn der deutschen Besatzung eine Partei ohne großen Einfluss, die hinter dem traditionell stattfindenden Kampf zwischen dem republikanisch und dem monarchistisch ausgerichteten Teil der Oligarchie Griechenlands in den Hintergrund trat. Die monarchofaschistische Diktatur des Generals Metaxas und Königs Georgs des Zweiten der Jahre 1936–1940 (das sogenannte „Regime des 4. August“, nach dem Datum der gewaltsamen Machtübernahme) leitete eine Periode massiver Repression ein, unter der die Anhänger und Mitglieder der Kommunistischen Partei verfolgt wurden und die Praxis der Lagerinseln (z. B. Akronafplia, Ikaria, Anafi und Kefallonia) eingeführt wurde, die Jahrzehnte später wieder zum Repertoire griechischer Militärregime gehören sollte. Die ohnehin zahlenmäßig kleine KKE wurde durch den faschistischen Geheimdienst bis 1940 fast aufgerieben und viele ihrer Mitglieder befanden sich bis zur deutschen Besatzung in Haft, während der sie häufig im Rahmen von deutschen Vergeltungsaktionen exekutiert wurden. Gleichzeitig ließ der berüchtigte Geheimdienstchef Maniadakis regelmäßig gefälschte Ausgaben der Parteizeitung Rizospastis erscheinen, was die Koordinierung der Untergrundarbeit zusätzlich erschwerte und es für die Bevölkerung fast unmöglich machte, Fakten von Anti-KKE-Propaganda zu unterscheiden. Zusätzlich befand sich Generalsekretär Zachariadis im Gefängnis, während sich gleichzeitig selbstständig ein Führungsorgan namens „Altes Zentralkomitee“ gebildet hatte, sodass nicht einmal eine einheitliche und koordinierte Führung existierte.

Rolle der Kommunisten im Widerstand

Als 1940 Mussolini nach einem abgelehnten Ultimatum Griechenland den Krieg erklärte und von Albanien aus angriff, stand KKE vor einem Dilemma: Da beide Kriegsteilnehmer faschistische Diktaturen waren, galt es nun, entweder unter dem Banner des nationalen Befreiungskampfes gemeinsam mit dem eigenen Regime die italienischen Invasoren abzuwehren oder sich weiterhin auf den Sturz der Regierung Metaxas zu konzentrieren. Generalsekretär Zachariadis schrieb am 2. November 1940 aus dem Gefängnis, möglicherweise im Unwissen über den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt, die Linie der nationalen Front gegen Italien vor. Oftmals wurde der Brief jedoch für eine Fälschung des Regimes gehalten, um die Front gegen Mussolini zu stärken. Andere Kommunisten verdächtigten Zachariadis, auf diese Weise seine Freilassung erwirken zu wollen. Die vorgegebene Linie wurde jedenfalls nur teilweise befolgt und die allgemeine Verwirrung dadurch verstärkt, dass kurz darauf ein weiterer Brief auftauchte, in dem Zachariadis den Krieg der griechischen Armee scharf kritisierte und an die Sowjetunion zur friedlichen Intervention appellierte. Am 7. Dezember veröffentlichte das „Alte Zentralkomitee“ ein Kommuniqué, indem der Krieg als von den imperialistischen Mächten, allen voran Großbritannien inszeniert bezeichnet wurde. Diese offensichtlich unrichtige Behauptung wurde von der Mehrheit der Parteimitglieder und -funktionäre kritisiert. In der Folge erlitten die italienischen Streitkräfte eine vernichtende Niederlage durch die griechische Armee und wurden weit hinter die albanische Grenze zurückgeworfen. Eine funktionierende Parteistruktur entstand erst wieder mit dem Angriff der Wehrmacht und der bedingungslosen Kapitulation Griechenlands, die General Tsolakoglou unterzeichnete: Während des durch die deutsche Invasion verursachten Chaos gelang es zahlreichen inhaftierten Kommunisten, zu entkommen. Gleichzeitig tagte am 1.–3. Juli 1941 ein neues Zentralkomitee, dass vom „Alten Zentralkomitee“ anerkannt wurde und die neue Linie vorgab: Widerstand, bewaffnet sowie unbewaffnet, gegen die deutsche,italienische und bulgarische Besatzungsmacht. Schon zuvor hatte es jedoch Aufrufe in diese Richtung gegeben. Am 27. September 1941 endlich wurde von der KKE und mehreren kleineren Gruppen wie etwa dem Αγροτικόν Κόμμα (Agrarpartei) die „Nationale Befreiungsfront“ (EAM) gegründet, die bis Kriegsende zur mächtigsten politischen Kraft Griechenlands aufsteigen und die KKE zur wichtigsten Partei machen sollte. In der Zwischenzeit wurde Zachariadis von der deutschen Besatzungsmacht ins KZ Dachau überführt, aus dem er erst 1945 zurückkehrte. Zwischenzeitlich wurde er von Andreas Tsipas und Georgios Siantos vertreten, was auch den Kurs der Partei erheblich beeinflusste: Zachariadis war immer um enge Beziehungen zur KPdSU und der Komintern bemüht gewesen und hatte deren Linie zum Teil auch zum Schaden seiner Partei durchzusetzen versucht. Siantos dagegen war eher ein Pragmatiker, der sich größeren „Spielraum“ erlaubte, was die Interpretation der Komintern-Weisungen angeht.

Am 16. Februar 1942 gründete man in Fthiotida die ELAS (Εθνικός Λαικός Απελευθερωτικός Στρατός – Nationale Volksbefreiungsarmee), den bewaffneten Arm der EAM. In der Folgezeit wurde die ELAS unter der Leitung des äußerst fähigen Kommunisten Aris Velouchiotis (eigentlich Thanassis Klaras) zu einer schlagkräftigen Volksarmee, die bei Kriegsende fast ganz Griechenland militärisch und politisch kontrollierte und verschiedenen Quellen zufolge bis zu 180.000 Männer und Frauen in Waffen und in Reserve hatte, wobei Letztere nie mobilisiert wurde. Die erste Hälfte des Jahres 1943 stand ganz im Zeichen der nationalen Einheit, sodass die ELAS mit der zweitgrößten Widerstandsgruppe EDES von General Nikolaos Plastiras und Napoleon Zervas kooperierte, etwa bei der Sprengung der wichtigen Eisenbahnbrücke bei Gorgopotamos, an der sich auch britische Spezialeinheiten beteiligten und durch die die Deutschen tagelang von ihrem Nachschub abgeschnitten wurden. Zahllose kleinere Überfälle auf Eisenbahnlinien, Konvois, Polizei- und Militärstationen sowie die Eliminierung von Kollaborateuren und deutschen Spitzeln prägten das Wesen des Partisanenkrieges. Später jedoch brachen die Beziehungen zwischen der EAM/ELAS und der monarchischen EDES sowie der dritten, eher unbedeutenden Partisanengruppe EKKA ab. Die ELAS griff Ende 1943 die EDES an und die EDES kollaborierte teils mit der deutschen Wehrmacht im Kampf gegen die ELAS.[2]

Noch während der Anwesenheit deutscher Truppen kam es zum Bürgerkrieg innerhalb des Widerstandes, der zwar von beiden Seiten nie mit äußerster Brutalität geführt wurde, aber die EDES zur informellen Auflösung Ende 1944 brachte. In den befreiten Gebieten wurde unter der Führung von Aris Velouchiotis währenddessen ein funktionierenden Staatswesen aufgebaut, das Selbstverwaltung, eine Volksjustiz und -polizei sowie den Schutz vor plündernd umherziehenden Banditen, den Deutschen und ihren Kollaborateuren einschloss. Die Bevölkerung, die eine solche Freiheit noch nie genossen hatte, wandte sich in enorm großer Zahl der EAM/ELAS und der Kommunistischen Partei zu, die zudem als einzige große politische Gruppe nie in Kollaborationsaffairen verwickelt gewesen war. Die miserable Lebenssituation der griechischen Bauern und Arbeiter und die völkermörderische Vergeltungstaktik der Wehrmacht und SS trugen ihrerseits ihren Teil dazu bei. Trotz des großen Erfolgs im Partisanenkrieg fürchtete die KKE-Führung den radikalen Wandel, dem die ELAS unter Aris, Stefanos Sarafis und Andreas Tzimas das Land unterzog, da die wichtige Unterstützung durch Großbritannien verloren zu gehen drohte, falls die Perspektive eines linksregierten Nachkriegsgriechenlandes allzu real würde.

Der Bürgerkrieg bis 1949

Tatsächlich brachen nach dem Abzug der Deutschen, Italiener und Bulgaren in Athen offene Feindseligkeiten zwischen britischen Armeeeinheiten, königstreuen Milizen und ehemaligen Kollaborateuren einerseits und der ELAS andrerseits aus, nachdem britische Truppen auf eine Massendemonstration der EAM das Feuer eröffneten. Die sogenannte Schlacht um Athen führte nicht zur erhofften Eroberung Athens durch die ELAS und so kehrte die KKE-Führung zur Linie der Versöhnung zurück: Das Waffenstillstandsabkommen von Varkiza 1945 beinhaltete die Entwaffnung der ELAS, eine Generalamnestie für alle Partisanen und ein Referendum über die Rückkehr des Königs sowie über eine Verfassung. 1944 war die KKE kurzzeitig Mitglied in einer Regierung der nationalen Einheit unter Papandreou.

Während ELAS und KKE ihren Teil des Vertrages einhielten, waren unter anderem die faschistischen Milizen (etwa die „Organisation Chi“ und die „Tagmata Asfalias“) vertragsbrüchig. In einigen Teilen Griechenlands entwickelte sich unter Duldung der republikanisch-gemäßigten Kräfte ein sogenannter weißer Terror der griechische Rechten heraus, welcher die überwiegend aber nicht ausschließlich kommunistischen Mitglieder der EAM und ELAS zum Ziel hatte. Im März 1946 wurde – entgegen dem Abkommen von Varkiza – zunächst eine Parlamentswahl abgehalten. Das eigentlich vor dieser Wahl geplante Referendum über die Monarchie wurde verschoben. Die innenpolitischen Spannungen wurden auch durch die Tatsache angeheizt, dass die Kollaborateure der Besatzungsmacht nur in geringem Maße juristisch zur Rechenschaft gezogen wurden. Die Haftdauer unter anderem des Quisling-Ministerpräsidenten Konstantinos Logothetopoulos (1945 zu lebenslänglicher Haft verurteilt, 1951 begnadigt) ist ein Beispiel hierfür.[3] 1947 wurde die KKE von der Regierung verboten.[4]

Da sowohl EAM als auch ELAS aufgehört hatten zu existieren, wurde mit der Demokratischen Armee Griechenlands (Δημοκρατικός Στρατός Ελλάδας, DSE) ein bewaffneter Flügel der KKE gegründet, dessen ausführender Kommandant der Kommunist Markos Vafiadis war. Neben den verfolgten Kommunisten, ehemaligen ELAS-Partisanen und zahlreichen Jugendlichen zählte die DSE auch viele Angehörige von slawischen Minderheiten aus Nordgriechenland in ihren Reihen. Obwohl die KKE noch über längere Zeit versuchte, den offenen Bürgerkrieg zu verhindern, bildeten sich in den Bergen vor allem Nordgriechenlands aber auch einiger Inseln rote Partisanenverbände, deren Stärke den (inzwischen zurückgekehrten) Zachariadis schließlich dazu bewegte, seine aussichtslosen Bemühungen zu unterbinden und zum Angriff überzugehen. Durch Überfälle auf Polizeistationen erhielt die DSE ihre Bewaffnung, durch Blitzangriffe auf kleine Einheiten der Armee schwächte sie die Staatsmacht. Als Gegenregierung zur Monarchie wurde die Provisorische Demokratische Regierung gebildet, für deren Sitz die DSE versuchte, eine kleinere Stadt zu erobern.

Dafür musste die Taktik der DSE aber vom Guerillakrieg zur offenen Konfrontationstaktik abgewandelt werden. Markos Vafiadis, der sich als fähiger General der Guerilla erwiesen hatte, riet davon ab und wurde daraufhin abgesetzt. Neuer Kommandant der DSE wurde Zachariadis selbst, woraufhin die DSE im offenen Krieg schwere Verluste erlitt. Hauptsächlicher Unterstützer der DSE war Jugoslawien, in geringerem Umfang Albanien. Die Sowjetunion unter Stalin half der kommunistischen Gegenseite hingegen nicht. In einem Geheimabkommen über die Einflusssphären auf dem Balkan am Rande der Konferenz von Jalta 1945 hatten Churchill und Stalin ein Einflussverhältnis von „90 % West zu 10 % Ost“ für Griechenland vereinbart. Dies wurde von vielen griechischen Kommunisten als Verrat empfunden, da man lediglich ein Bauernopfer Stalins gewesen sei. Die royalistische Gegenwehr wurde vor allem von den Regierungen in Großbritannien und den USA unterstützt. Im von Regierungsseite mit äußerster Härte, auch gegenüber der Zivilbevölkerung (unter anderem unter Einsatz von Napalm), geführten Bürgerkrieg wurden die kommunistischen Verbände, die vom Guerillakrieg zum offenen Frontenkrieg übergegangen waren, nach längeren Kämpfen zum Rückzug nach Nordwesten gedrängt. Weil ab 1947 die bedeutende logistische Unterstützung durch das sozialistische Jugoslawien wegfiel, da Josip Broz Tito den moskaufreundlichen KKE-Kurs nicht mehr in seinem Interesse sah, konnten die Verluste auch nicht mehr ausgeglichen werden. Die griechische Regierung entführte ab 1947 Kinder von Eltern die mutmaßlich in der Guerilla aktiv waren und steckte sie in Indoktrinationslager auf der Gefängnisinsel Leros.[5] DSE-Einheiten hatten während der Kämpfe daraufhin zahlreiche Kinder aus den umkämpften Gebieten evakuiert (von der Regierungsseite verurteilend als „Paidomazoma“, griechisches Wort für Kinderlese, bezeichnet) und in andere Staaten geschickt.[6] Die DDR nahm rund 1300 Kinder auf.[7] Im Oktober 1949 wurde ein temporärer Waffenstillstand vereinbart und es kam zu keinen weiteren Kriegshandlungen.

Nach der Niederlage der Volksbefreiungsarmee wurden über 50.000 ihrer Sympathisanten aus dem Land vertrieben und suchten Zuflucht in den Ländern des Ostblocks. Erst Anfang der 1990er Jahren wurde den Vertriebenen wieder die Einreise nach Griechenland gewährt.

Zeit bis zum Fall der Militärjunta

Die Jahre nach dem Bürgerkrieg waren wie auch die Jahre während des Bürgerkriegs und die Zeit des Metaxas-Regimes geprägt von der Illegalität der Kommunistischen Partei und der Repression gegen die Linke. In dieses Kapitel gehört auch die öffentliche Hinrichtung der KKE-Funktionäre Nikos Belogiannis und Nikos Ploumbidis, auf die das Regime trotz internationaler Proteste als Abschreckungsmaßnahme nicht verzichten wollte. Bis in die 1960er-Jahre entspannte sich die Situation allerdings und viele Linke wurden aus der Haft und dem Exil entlassen, standen jedoch immer noch unter strenger Bewachung und waren von Berufen im öffentlichen Sektor ausgeschlossen. Erst in den 1960er-Jahren, als sich die politische Situation zu lockern begann, versuchte das (als einzige linke Partei legale) Linksbündnis Eniea Dimokratiki Aristera (griechisch Ενιαία Δημοκρατική Αριστερά ΕΔΑ, Vereinigung der Demokratischen Linken EDA) auf parlamentarischem Weg die Macht zu erlangen, was 1967 ein sehr wahrscheinliches Zukunftsszenario wurde, aber durch den Putsch rechtsextremer Militärs unter Georgios Papadopoulos, angeblich zur Wiederherstellung der nationalen Ordnung und zur Abwendung der kommunistischen Bedrohung, vereitelt wurde. Die Verfassung wurde außer Kraft gesetzt und die politischen Parteien verboten.

Trotz der Führungsrolle, die die illegale KKE im Widerstand gegen das Obristenregime einnahm, kam es 1968, hauptsächlich ausgelöst durch die Intervention des Warschauer Paktes in der Tschechoslowakei (Prager Frühling), zur Abspaltung des eurokommunistischen Flügels KKE tou Esoterikoú (KP des Inlands),[4] der die Moskauer Politik scharf kritisierte und ähnlich wie eurokommunistische Parteien in Frankreich und Italien einen parlamentarischen Weg zum Sozialismus als Parteiziel proklamierte. Die Rumpfpartei hielt an ihrer leninistischen Linie fest und unterstützte das Handeln des Warschauer Pakts, da sie die Befürchtungen eines Ausbruchs der CSSR aus dem sozialistischen Lager für gerechtfertigt hielt.

Seit der Einführung der parlamentarischen Demokratie

1974, nach dem Fall der Junta, wurde KKE nach Jahrzehnten des Verbotes von Konstantinos Karamanlis legalisiert, der damit die lange Geschichte einer gespaltenen Nation beenden wollte, und konnte zu den Parlamentswahlen antreten. Gemeinsam mit der KKE tou Esoterikoú und der EDA erhielt die durch jahrzehntelange Verfolgung stark geschwächte Partei als Vereinigte Linke 9,36% der Stimmen. Danach zerfiel das Bündnis in die einzelnen Parteien und bis 1989 trat KKE alleine zu den Wahlen an.

Im Zuge des Zusammenbruchs des real existierenden Sozialismus initiierte die Partei ein Bündnis der linken Parteien unter Einbeziehung der KP-Inland, das unter dem Namen 'Synaspismós tis Aristerás kai tis Proódou' (Συνασπισμός της Αριστεράς και της Προόδου – Koalition der Linken und des Fortschritts) 1989 13,1% der Stimmen errang und eine kurzlebige Koalitionsregierung mit der konservativen Nea Dimokratia bildete, um die durch schwere Korruptionsvorwürfe belastete Regierung der sozialdemokratischen PASOK abzulösen und eine Aufklärung der Affäre zu ermöglichen. Im selben Jahr jedoch trat auch PASOK der Regierungskoalition bei, bevor sich diese drei Monate später auflöste. 1991 wurde das Linksbündnis aufgekündigt, weil die KKE sich an der Bildung einer gemeinsamen Partei, was bedeutet hätte, die eigenen Strukturen aufzulösen, nicht beteiligen wollte; die heute existierende Linkspartei Synaspismos (in jüngster Zeit als Teil des Wahlbündnisses SY.RIZ.A) versteht sich allerdings in der Nachfolge dieses Bündnisses, obwohl sie nie den gleichen gesellschaftlichen Einfluss geltend machen konnte wie die KKE oder der alte Synaspismos.

Durch wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den realsozialistischen Staaten gelang der KKE der Aufbau eines ansehnlichen Parteivermögens. Ihr gehören laut einem Medienbericht von der regierungsnahen Zeitung To Vima 1991 unter anderem eine Großdruckerei, zwei Rundfunksender und ein größerer Immobilienbesitz. Ein erheblicher Teil der Mittel stammt demnach aus Provisionen über Handel mit Tarnfirmen mit den realsozialistischen Staaten. Im Stadtteil Perissos entstand durch dieses Vermögen beispielsweise ein „Haus des Volkes“ mit der größten Kongresshalle im Lande.[8]

In den 1990ern erzielte die Partei bei den nationalen Parlamentswahlen nur noch Werte zwischen 4 und 6 Prozent. Bei den nationalen Parlamentswahlen im Jahr 2004 hat die KKE knapp 5,9% der Wählerstimmen für sich gewinnen können und zog mit zwölf Abgeordneten ins griechische Parlament ein. Auf ihrem 18. Parteikongress Februar 2009 kündigte die sich noch immer als leninistisch verstehende KKE an, auch auf Druck des Jugendverbandes KNE, als Kurswechsel eine offenere Zusammenarbeit mit linken Gruppen zu suchen und die Ursachen des Zusammenbruches der Ostblockstaaten näher zu untersuchen.

Situation der Partei heute

Kundgebung der KKE, 2008

Heute hat die Partei den durch den Zusammenbruch des Ostblocks verursachten Einbruch in Mitglieder- und Wählerzahlen teilweise überwunden und erfreut sich wachsenden Einflusses in der griechischen Gesellschaft. Vor allem die Generalsekretärin Aleka Papariga und die Journalistin Liana Kanelli gelten als populär. Ihre Sympathisanten rekrutiert die Partei hauptsächlich aus der Arbeiterschaft, Studenten und linken Intellektuellen.

Die Wahlen im Jahr 2007 konnten das vorherige Ergebnis deutlich verbessern: KKE erhielt knapp 8,2% und stellt aufgrund eines veränderten Wahlsystems gegenwärtig 22 Abgeordnete. Bei der Europawahl 2004 erhielt sie 9,5% aller Stimmen und entsandte somit drei Abgeordnete, die der Fraktion der Vereinigten Europäischen Linken – Nordische Grüne Linke angehören. Spekulationen über das hohe Wahlergebnis von 2007 führen dieses vor allem auf die katastrophalen Waldbrände zwei Wochen vor den Wahlen zurück. Papariga wies solche Deutungen weit von sich und erklärte, der Zuwachs von fast 2,3% lasse sich keineswegs nur auf Proteststimmen reduzieren, sondern sei Resultat des jahrelangen permanenten Einsatzes der Partei und der ihr nahestehenden Organisationen sowie der allgemeinen Unzufriedenheit mit den beiden großen Parteien. 2009 erzielte die KKE bei den Wahlen 7,54 Prozent der Stimmen. Im Zuge der Massenproteste gegen die schrittweise Privatisierung des Bildungswesens und die Aufhebung der akademischen Autonomie spielte KKE eine große Rolle.

Die Jugendorganisation der KKE ist die Kommunistische Jugend Griechenlands (griech. Κομμουνιστική Νεολαία Ελλάδας, KNE). Weitere Mittel, durch die die Partei ihren Einfluss erweitert, bilden die Parteizeitung „Rizospástis“ (Ριζοσπάστης – „der Radikale“), die kommunistische Gewerkschaft PAME (Π.Α.ΜΕ), der Fernsehkanal "902" sowie der Rundfunksender 90,2. An den griechischen Universitäten ist die Partei in Form des Studentenbunds ΠΚΣ (Πανσπουδαστική Κίνηση Συνεργασίας), dessen Wahlergebnisse im Schnitt bei etwas über 15% liegen, ein sehr wichtiger Teil des studentischen politischen Lebens. Sowohl KNE als auch KKE existieren außerhalb Griechenlands, offiziell meist in Form von Sympathisantenorganisationen.

Position zu anderen Parteien

Teilweise unterstützt wurde die KKE eine Zeitlang von DIKKI, einer außerparlamentarischen linksliberalen Partei, die erst kürzlich zum SYRIZA übergelaufen ist. Die Kritik der KKE am SYRIZA von Alekos Alavanos, der anderen großen linken Partei, konzentriert sich darauf, dass diese die Europäische Union nicht als imperialistischen Zusammenschluss sieht, der von ökonomischen Interessen gelenkt wird, sondern unterstützt. Weiterhin wird Alavanos von links vorgeworfen, keinen klaren Klassenstandpunkt zu vertreten sondern Illusionen über einen reformierten, menschlichen Kapitalismus zu verbreiten. Eine Einigung im innerlinken Konflikt scheint daher unwahrscheinlich und Kooperationen der beiden Linksparteien gibt es nur in Einzelfällen. Vor den Parlamentswahlen am 16. September 2007 rief die KKE die Bevölkerung dazu auf, nicht SYRIZA zu wählen, da er inkonsequent sei und den neoliberalen Vertrag von Maastricht mit seinen Stimmen unterstützt habe. Besonders an die Jugend richtete sich der Appell, die rechtsextreme Partei LAOS (die 2007 den Sprung über die 3%-Hürde schaffte) nicht zu wählen, sondern ihren rassistischen, chauvinistischen und nationalistischen Geist zu bekämpfen. Als „Hauptgegner“ gilt der KKE in der aktuellen Situation jedoch der „Dikommatismos“ (Zweiparteiensystem), indem sich die beiden größten Parteien Nea Dimokratia und PASOK abwechselnd der Regierungsgewalt bemächtigen – nach Meinung der KKE jedoch, ohne sich bedeutend in ihrem promonopolistischen und gegen das Volk gerichteten Regierungskurs zu unterscheiden.

Bekannte Mitglieder

Literatur

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Marioulas, Julian: Die griechische Linke, in: Birgit Daiber, Cornelia Hildebrandt, Anna Striethorst (Hg.): Von Revolution bis Koalition. Linke Parteien in Europa, Dietz-Verlag Berlin 2010, abrufbar unter: http://rosalux-europa.info/userfiles/file/ownpublication/Texte_52.pdf.
  2. Deutsches Historisches Museum: 1939–45 Partisanenkrieg in Griechenland im LeMO
  3. Gabriella Etmektsoglou: Criminal states, innocent citizens? Aspects of Greek-German relations during World War II and its aftermath. In: Gerd Bender, Rainer Maria Kiesow, Dieter Simo (Hrsg.): Die andere Seite des Wirtschaftsrechts. Steuerung in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main 2006, S. 69. ISBN 3-465-04002-3
  4. a b Griechenland-Zeitung: KKE
  5. Myrsiades: Cultural Representation in Historical Resistance, 1999, S. 333
  6. Lars Barentzen: The ‚Paidomazoma‘ and the Queen’s Camps. In: Studies in the history of the Greek Civil War, 1945–1949, 1987, S. 134-137
  7. Andreas Stergiou: Die Beziehungen zwischen Griechenland und der DDR und das Verhältnis der SED zur KKE, MATEO Monographien Band 22, Mannheim 2001, ISBN 3-932178-28-9; Abstract
  8. Roter Konzern. In: Der Spiegel. Nr. 17, 1991, S. 188–190a (online).

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