Kolbenschmidt

Kolbenschmidt

Die Kolbenschmidt Pierburg AG ist die Automotivesparte des Mutterkonzerns Rheinmetall. Das Unternehmen entstand 1997 durch die Fusion der KS Kolbenschmidt GmbH aus Neckarsulm mit der Pierburg GmbH in Neuss, das Unternehmen ist daher an den verschiedenen Stammsitzen landläufig als Kolbenschmidt bzw. Pierburg bekannt.

Die Kolbenschmidt Pierburg AG ist weltweit tätig in der Entwicklung, Fertigung und Ersatzteillieferung von Kolben, Motorblöcken und Gleitlagern sowie Systemen zur Luftversorgung und Schadstoffreduzierung und im Bereich Pumpen.

Das Unternehmen ist unterteilt in fünf selbstständig handelnde Geschäftsbereiche:

  • Pierburg
Systeme und Komponenten zu Luft-, Kraftstoff-, Unterdruckversorgung, Schadstoffreduzierung
  • Pierburg Pump Technology
Öl- und Wasserpumpen
  • KS Kolbenschmidt
PKW-/NKW-Kolben, Großkolben
  • KS Gleitlager
Gleitlager, Buchsen
  • KS Aluminium-Technologie
Motorblöcke
  • MS Motor Service
Aftermarkethandel für Freie Werkstätten und Motorinstandsetzungsbetriebe

Das Unternehmen beschäftigt rund 12.700 Mitarbeiter an Standorten in Europa, Nord- und Südamerika und China. Der Umsatz betrug 2005 rund 2,05 Milliarden Euro.

Am 26. September 2007 stellte die Geschäftsführung Pläne vor, denen zufolge das Unternehmen zur Steigerung der Profitabilität und zur Verhinderung zukünftiger Verluste bis zum Jahr 2010 über 500 Arbeitsplätze in der Kolbenfertigung streichen will. Das Werk in Hamburg mit 217 Beschäftigten soll geschlossen werden, in Neckarsulm sollen von 630 Arbeitsplätzen im Kleinkolbenwerk etwa 300 wegfallen. Der größte Teil der Kolbenproduktion soll ins Ausland verlagert werden. Damit sollen jährlich über 25 Millionen Euro eingespart werden. Die IG Metall kündigte Widerstand gegen die Pläne an.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kolbenschmidt Pierburg AG mit Sitz in Neckarsulm entstand 1997 durch die Fusion der KS Kolbenschmidt GmbH aus Neckarsulm mit dem seit 1986 zu Rheinmetall gehörenden Vergaserhersteller Pierburg GmbH in Neuss.

Neues „Customer Center“ (2007) der Kolbenschmidt AG in Neckarsulm

Kolbenschmidt

Karl Schmidt (1876–1954), Sohn des NSU-Gründers Christian Schmidt, gründete am 1. April 1910 in Heilbronn die Deutschen Ölfeuerungswerke. Schmidt hatte eine Ausbildung bei NSU in Neckarsulm und bei Austin in Birmingham genossen und war Oberingenieur und Prokurist der NSU. Er patentierte ein ölgefeuertes Schmelzverfahren für Metall, produzierte entsprechende Schmelzöfen und verarbeitete auch selbst Leichtmetall-Schrott. 1917 übersiedelte und expandierte der Betrieb nach Neckarsulm und produzierte dort nun auch Kolben-Rohlinge für die Automobilindustrie. 1924 wurde für eine abermalige Expansion die Metallgesellschaft Frankfurt Mehrheitseigner der Firma, Firmengründer Schmidt stieg 1927 aus. 1934 wurde auch die Endfertigung von Kolben aufgenommen, 1937 die Ofenbau-Sparte verkauft. Das Neckarsulmer Werk wurde bei einem Luftangriff im März 1945 fast vollständig zerstört, nach dem Krieg jedoch wieder aufgebaut. Nach wie vor befinden sich die Betriebe von Kolbenschmidt und Audi in unmittelbarer Nachbarschaft und stellen gemeinsam mehr als die Hälfte der knapp 30.000 Arbeitsplätze in Neckarsulm.

Pierburg

Bernhard Pierburg (1869–1942) gründete am 25. März 1909 gemeinsam mit seinen Brüdern Heinrich-Hermann und Wilhelm in Wilmersdorf bei Berlin das Stahlhandelsunternehmen Gebr. Pierburg oHG. 1923 Umwandlung in Aktiengesellschaft. 1926 erwarb Pierburg die insolvente Arthur Haendler & Cie., die in Lizenz französische Solex-Vergaser fertigte. 1928 wurde von Alfred Pierburg (* 1903) ein eigener Vergaser entwickelt, der in Hanomag-Fahrzeuge eingebaut wurde. 1935 Gründung der Deutschen Vergaser-Gesellschaft (DVG), die künftig vom Stahlhandelsgeschäft getrennt operierte. 1938 Liquidierung der Pierburg AG. Durch bedeutende Rüstungsaufträge der DVG stieg Alfred Pierburg zum Wehrwirtschaftsführer West auf, der die Rüstungsproduktion im besetzten Frankreich koordinierte. Die Produktionsanlagen der DVG wurden 1945 von Berlin in die Lausitz verlegt, dort nach Kriegsende jedoch beschlagnahmt und demontiert. Nach Kriegsende gelang Pierburg der Aufbau eines neuen Unternehmens in Neuss und in West-Berlin, das mit der Produktion von Vergasern abermals zu bedeutender Größe anwuchs. In den 70er Jahren kam es in Neuss mit zu den ersten wilden Streiks in Deutschland. 1986 wurde Pierburg von Rheinmetall erworben.

Der Kölnische Kunstverein zeigte im Jahr 2005 erstmals die 1974 entstandene Dokumentation Ihr Kampf ist unser Kampf über einen wilden Streik bei Pierburg in Neuss 1973. Die Arbeitsniederlegung von mehreren hundert Migrantinnen sollte mit zum Modell für die Arbeitskämpfe des Jahres 1973 werden.

Einzelnachweise

  1. Manfred Stockburger: Kolbenschmidt will 500 Stellen streichen. In: Heilbronner Stimme vom 27. September 2007, S. 29

Weblinks


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