Kokzidien

Kokzidien
Kokzidien
Oozysten von Eimeria maxima

Oozysten von Eimeria maxima

Systematik
Klassifikation: Lebewesen
Domäne: Eukaryoten (Eucaryota)
Reich: Protisten (Protista)
Abteilung: Alveolaten (Alveolata)
Stamm: Apicomplexa
Ordnung: Kokzidien
Wissenschaftlicher Name
Coccidia

Kokzidien (Coccidia) sind eine Ordnung der Sporentierchen, einer Klasse der Protozoen, die in der Regel intrazellulär parasitisch in höheren Tieren leben.

Die Kokzidien befallen vorwiegend den Magen-Darm-Trakt und bewirken je nach Befallsstärke Durchfall. Die Erkrankungen durch Kokzidien nennt man Kokzidiosen. Sie kommen bei Haustieren wie Hund, Katze und Kaninchen, aber auch bei Wiederkäuern, Geflügel und Fischen vor. Als Therapie werden sog. Kokzidiostatika verabreicht. Die Krankheit kann nach erfolgreicher Behandlung rasch abheilen. In besonderen Fällen, z. B. bei Jungtieren, kann sie auch tödlich enden.

Inhaltsverzeichnis

Vermehrungszyklus

In einer Wirtszelle, meist des Magen-Darm-Kanals, des Blutes oder der Leber, vollziehen sie eine ungeschlechtliche Vermehrung in Form einer Schizogonie/Merogonie (Spaltung) durch mehrfache Kernteilungen und zerstören dabei die Zelle. Jedes der sogenannten Merozoiten (bis zu 100 aus einem Elterntier) befällt anschließend eine neue Zelle und der Vorgang wiederholt sich. Die Form der Teilung ist abhängig vom Parasiten: Toxoplasma gondii teilt sich in einer Form die Endodyogenie genannt wird, während Eimeria ein Schizogonie/Merogonie-Teilungsmuster aufweist. Bei Sarcocystis wird das Teilungsmuster als Endopolygonie bezeichnet.

Die Zahl der ungeschlechtlichen Vermehrungen ist für jede Kokzidien-Art spezifisch. Danach bilden sich Geschlechtszellen (Gametogonie), nämlich große plasmareiche Makrogameten und kleine begeißelte Mikrogameten, und es vollzieht sich eine geschlechtliche Vermehrung. Die befruchtete weibliche Zelle umgibt sich mit einer Hülle und wird zur Oozyste. Sie wird mit dem Kot des Wirtes ausgeschieden. In der Außenwelt kommt es wieder zu einer ungeschlechtlichen Vermehrungsphase, in der sich einkernige Teilungsprodukte bilden und sich mit Hüllen umgeben, die sogenannten Sporen (Sporogonie). In den Sporen bilden sich unter weiterer Teilung die infektiösen Sporozoiten.

Systematik

Die Ordnung Coccidia gliedert sich in drei Unterordnungen:

Unterordnung Adeleida

Mikro- und Makrogametozyten legen sich vor Ausbildung der reifen Geschlechtsindividuen aneinander (Synzygie). Die Art Adelea ovata befällt Tausendfüßer, Adelina dimidiata lebt in Hundertfüßern (Skolopender); Klossia helicina lebt im Nierengewebe der Weinbergschnecke (Helix pomatia). Karyolysus-Arten leben in Eidechsen und Schlangen, von Milben übertragen.

Unterordnung Eimeridae

Eimeria-Arten sind die typischen Erreger der Kokzidiose (s. o.) bei Rind, Schaf, Schwein, Ziege, Ratte, Kaninchen, aber auch in Geflügel, Reptilien, Amphibien und Fischen. Zwei Isospora-Arten sind aus dem Darm des Menschen bekannt. Leucocytozoon befällt das Blut von Vögeln. Eimeria durchläuft einwirtige (monoxene) Lebenszyklen und unterscheidet sich dabei zu Toxoplasma gondii, Sarcocystis und Plasmodium, welche heteroxene (mehrwirtig) Zyklen durchlaufen.

Kryptosporidien (Cryptosporidium) infizieren häufig Kälber, gelegentlich Menschen, darüber hinaus bis zu 40 weitere Wirbeltiere. In der neueren Literatur wird Cryptosporidium aber eher den Gregarinen zugeordnet, und gehört damit weiterhin zu den Apikomplexa, jedoch nicht mehr zu den Kokzidien.

Caryospora bubonis befällt Vögel.

Unterordnung Haemosporidia

Haemosporidia ist die für Menschen bedeutendste Gruppe, zu der der Malaria-Erreger Plasmodium malariae gehört. Plasmodien sind auch der Tropica-Parasit (Plasmodium falciparum) und der Tertianaparasit (Plasmodium vivax). Andere Plasmodien kommen in Affen, Fledermäusen und anderen Säugetieren vor, z. B. Theileria parva (Küstenfieber afrikanischer Rinder).

Ebenfalls zu den Kokzidien gehört Toxoplasma gondii, der Erreger der Toxoplasmose bei Katzen. Diese Infektion ist für Menschen mit gesundem Immunsystem ungefährlich. Eine Gefahr besteht allerdings bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem (HIV- oder Transplantationspatienten). Eine weitere Gefahr besteht bei der Erstinfektion in der Schwangerschaft, bei der das ungeborene Kind sterben oder schwere Behinderungen davontragen kann.

Literatur

  • Alfred Kaestner: Lehrbuch der Speziellen Zoologie; Bd. I Wirbellose. Gustav Fischer, Stuttgart 1965, S.85 ff.

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