Koblenz-Bisholder

Koblenz-Bisholder
Der Ortsbezirk Bisholder (lila) im Stadtteil Koblenz-Güls

Bisholder ist ein Höhen-Ortsbezirk des Koblenzer Stadtteils Güls. Er liegt zwischen Obstbaumplantagen ca. 1 km südwestlich von Güls Richtung Winningen hoch über dem Tal der Mosel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Historischer Kern von Bisholder mit Antoniuskapelle

Die Landgüter von Bisholder werden unter verschiedenen Namen (Byzolten, Bysselred, Bisholter) in mittelalterlichen Schenkungsurkunden zwischen 1019 und 1300 erwähnt. Die Besitzverhältnisse sind wechselnd, Schenkungsempfänger sind der Deutscher Orden sowie das Kloster Kaufungen. Es kann nicht eindeutig bewiesen werden, dass das heutige Bisholder gemeint ist; es wird durch den Kontext mit anderen nahe liegenden Orten, die zeitgleich mitverschenkt werden, von Historikern jedoch angenommen.

Im 14. Jahrhundert war Bisholder Lehnsbesitz der Grafschaft Chinay; diese wird unter Wenzel (HRR) 1364 vom Herzogtum Luxemburg erworben, das nach der Abdankung Karls V. von 1555 bis zum Spanischen Erbfolgekrieg 1713/14 Provinz der Spanischen Niederlande war. In der Spätphase des Dreißigjährigen Krieg waren hier ca. 100 spanische Soldaten stationiert (1644). Vor diesem Hintergrund wird Bisholder manchmal im regionalen Volksmund und auch nach eigenem Selbstverständnis "Kleinspanien" genannt, obwohl es eine zivile spanische Bevölkerung nie gegeben hat und auch heute nicht gibt. Dieses Selbstverständnis reflektierte beispielsweise der Auftritt in spanischen Kostümen am Gülser Blütenfestumzug 2006.

Schwedische Truppen richteten im Dreißigjährigen Krieg schwere Verwüstungen an, und die Pest löschte fast die gesamte Bevölkerung aus. Die demographische Erholung im 18. und 19. Jahrhundert erfolgte so langsam, dass selbst 1860 nur fünf Familien in Bisholder lebten.

Nach 1714 gehörte Bisholder durch Erbfall zu den Österreichischen Niederlanden. Erst mit der Eroberung des Rheinlandes und der Stadt Koblenz durch französische Revolutionstruppen 1794 endet die Eigenschaft Bisholders als eine von Kurtrier umgebene Habsburger Enklave, die sie über 400 Jahre lang innegehabt hatte. Wie Koblenz fällt Bisholder nach dem Wiener Kongress an Preußen und ist nach 1822 Teil der Rheinprovinz.

Seit dem 1. April 1938 gehörte Bisholder zur Gemeinde Güls, die am linken Moselufer liegt. Diese fiel 1970 durch Eingemeindung an die Stadt Koblenz; durch diesen Schritt gehört nun auch Bisholder zu Koblenz, ohne damit ein eigenständiger Stadtteil geworden zu sein. Vom historischen Kern ist nur noch wenig zu erkennen; vielmehr ist das Bisholder des frühen 21. Jahrhunderts ein beliebter Villenvorort von Koblenz mit gepflegten Gärten und großen Terrassen zur Moselfront, jedoch über schmale und steile Straßen von Güls aus mühsam zugänglich und mit geringer Infrastruktur (keine Geschäfte,ein Busunternehmen; eine Gaststätte (Gasthaus zur Tränke)).

Sehenswert

Hl. Antonius, Bisholder
  • Die Antoniuskapelle (im Kern spätgotisch, jedoch verändert) wird 1546 in einer Urkunde erstmals genannt, aus der sich ergibt, dass sie zur Pfarrei des heutigen Koblenz-Lay gegenüber auf der rechten Moselseite gehörte. Auch aus Straßennamen (Zum Layerbach) ist diese Zuordnung noch erkennbar. Der Pleban aus Lay erhielt nach dieser Urkunde für das Verlesen der Messe jährlich einen Wein- und Fruchtzins sowie 1 Malter Korn. Für die Eintreibung war der Sendschöffe verantwortlich, der auch die umliegenden Wingerte und Weideländer verpachtete. Im einschiffigen Kapellenraum befindet sich eine barocke Antonius-Statue ruraler Herkunft mit Schwein und Glockengeläut. Das Glöckchen - ein übliches ikonographisches Attribut - steht hier noch zusätzlich im Zusammenhang mit einer lokalen Tradition, die auf eine Aufzeichnung aus dem Dreißigjährigen Krieg zurückgeht. Danach habe eine Frau, deren Mann von schwedischen Soldaten zusammengeschlagen wurde, geschworen, wenn ihr Mann wieder gesund würde, wäre sie bereit, 1 Jahr lang aus eigenen Mitteln die Kapelle zu unterhalten und 3 x täglich das Ave zu läuten. Aus diesem Brauch wurde das Ehrenamt Pastor zu Bisholder, das von Jahr zu Jahr per 1. Januar (Schlüsselübergabe) von Familie zu Familie weitergereicht wurde. Bis 1981 wurde um 7, 12 und 19 Uhr zu Ehren des Heiligen Antonius von Hand geläutet. Das Pastoramt gibt es formal immer noch, obwohl 1982 ein elektrisches Läutwerk eingesetzt wurde. Nur zwei Messen im Jahr werden gelesen, eine am 17. Januar für den Eremiten Antonius, die zweite am 13. Juni für Antonius von Padua.
  • Vom historischen Ortskern stehen nur noch wenige Bauten (ein Fachwerkhaus, ein Bruchsteinhaus, datierend 1825)
  • Die attraktive Aussicht von Bisholder auf die Schieferfelsen und Terrassen-Rebhänge der rechten Moselseite zwischen Koblenz-Moselweiß und Koblenz-Lay ist nur von privaten Grundstücken aus erkennbar.

Vereinsleben

Die Freizeit-Sportgemeinschaft (FZG) Bisholder e.V. besteht seit 1982. der Verein ist im Breitensportbereich aktiv. Von Kinder-Sportgruppen bis hin zum Seniorensport bietet der Verein ein durchgängiges Sportangebot für jedes Alter. Diverse lokale Festivitäten werden vom Verein ausgetragen so wie zum Beispiel der im zweijährigen Turnus stattfindende Tränkemännchen-Lauf von Güls nach Bisholder in dessen Verlauf die Teilnehmer einen Sack Kartoffeln erhalten, den sie auf der restlichen Wegstrecke (Berglauf) mitnehmen müssen. Die Kirmes findet alljährlich zeitnah zum 13. Juni zu Ehren des Hl. Antonius von Padua statt und wird mittlerweile vom Verein getragen und in Form einer Straßenkirmes an der Antoniuskapelle gefeiert.

Literatur

  • Franke, Erich: Koblenzer Kostbarkeiten. Stadtgeschichtliche Skizzen in Wort und Bild. Bd.2. Hg. von Wolfgang Schütz. Koblenz (1973).
  • Erklärungen hängen in der Antoniuskapelle aus.

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