Knoblauchsland

Knoblauchsland
Karte des Knoblauchslands
Das Knoblauchsland auf einem Ausschnitt der Großen Wald- und Fraißkarte „Das Nürnberger Gebiet bis an die Grenzwasser“ von 1623

Das Knoblauchsland ist die Bezeichnung eines Gemüseanbaugebietes in der Mitte des Städte-Dreiecks Nürnberg-Fürth-Erlangen. Es ist eines der größten zusammenhängenden Anbaugebiete seiner Art und wird durch die Städte Nürnberg und Fürth im Süden, die A 73 im Westen, Erlangen im Norden und den Sebalder Reichswald im Nordosten und Osten begrenzt. Im östlichen Knoblauchsland liegt der Flughafen Nürnberg.

Inhaltsverzeichnis

Ortschaften im Knoblauchsland

Zu Nürnberg gehören Almoshof, Boxdorf, Buch, Groß- und Kleingründlach, Höfles, Kraftshof, Lohe, Neunhof, Reutles, Schmalau, Schnepfenreuth und Wetzendorf.

Zu Fürth gehören Bislohe, Sack, Braunsbach, Ronhof und Poppenreuth.

Zu Erlangen gehört Tennenlohe.

Geschichte

Die Erschließung des Knoblauchslandes reicht bis ins 8. Jahrhundert und ging von den Königshöfen Aurach, Fürth und Nürnberg aus. Die ersten Siedlungen waren Großgründlach, Eltersdorf und Königsmühle, die vom Königshof Aurach angelegt wurden, sowie Wetzendorf, Schniegling, Braunsbach, Poppenreuth, Boxdorf, Mannhof und Steinach, die durch Rodungen des Königshofs Fürth entstanden. Nach der Gründung von Nürnberg im Jahr 1040 entstanden im 11. und 12. Jahrhundert die Siedlungen Thon, Großreuth und Kleinreuth, um die wirtschaftliche Situation der jungen Stadt zu verbessern. Die weitere Erschließung des Gebietes oblag den Herren von Gründlach und den Herren von Berg, die vom König als Reichsdienstmänner eingesetzt wurden. Die Herren von Gründlach erschlossen das Gebiet nördlich der Gründlach und gründeten Kleingründlach, Reutles und Tennenlohe. Durch die Rodungen der Herren von Berg entstanden die Ortschaften Almoshof, Bislohe, Buch, Doos, Herboldshof, Höfles, Kraftshof, Kronach, Lohe, Neunhof, Sack, Schnepfenreuth, Stadeln und Ziegelstein.

Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts erwarben sowohl die Reichsstadt Nürnberg als auch die Burggrafen und späteren Markgrafen von Brandenburg-Ansbach Besitztümer im Knoblauchsland. Diese Entwicklung endete 1427 mit dem Übergang der burggräflichen Rechte über das Knoblauchsland in den Besitz Nürnbergs. Jedoch entwickelten sich durch Ungereimtheiten in den Verträgen im Lauf der Jahre immer wieder Konflikte zwischen den beiden Parteien, die schließlich 1449 zum Ersten Markgrafenkrieg führten, in dessen Folge die Ortschaften Almoshof, Großreuth, Höfles, Kleinreuth, Lohe, Schnepfenreuth, Schniegling, Thon und Wetzendorf zerstört wurden. Auch der Zweite Markgrafenkrieg in den Jahren 1552 bis 1553 und der Dreißigjährige Krieg brachten Leid und Zerstörung über das gesamte Knoblauchsland.

Im Jahr 1796 wurde das Knoblauchsland unter preußische Verwaltung gestellt, ehe es 1806 bzw. 1810 an das neu gegründete Königreich Bayern überging. 1899 wurden mit Großreuth, Kleinreuth, Schniegling, Thon, und Wetzendorf die ersten Orte nach Nürnberg eingemeindet. Die ersten Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs bekam das Knoblauchsland mit der Bombardierung Neunhofs am 6. Mai 1941 zu spüren. Im weiteren Kriegsverlauf wurden 1941, 1943 und 1944 erneut Luftangriffe geflogen, ehe die amerikanischen Streitkräfte im April 1945 über das Knoblauchsland die Stadt Nürnberg einnahmen. Das letzte große Ereignis in der Geschichte des Knoblauchslandes war die bayerische Gemeindegebietsreform von 1972, in der alle bisher eigenständigen Ortschaften den Städten Nürnberg, Fürth und Erlangen zugeschlagen wurden.

Etymologie

Zwiebelzuchten haben diesem Landstrich zu seinem Namen verholfen. Hinweise darauf bietet das Wachstafelzinsbuch des Burggrafentums Nürnberg von 1425. Um 1600 weist der Nürnberger Stadtschreiber Johannes Müllner auf die Zwiebel als Namensursprung hin:

„Und diese bisher aufgezählten Flecken und Dörfer (des Knoblauchslandes) liegen alle zwischen den Wald und der Rednitz gegen der linken Hand, welcher Traktus insgeheim das Knoblachsland genennet wird, aus Ursach, dass viel Zwieffel und Rubsamen gebauet und von hinnen in fremde Land verführt ... und damit große Hantierung getrieben wird.“

Johannes Müllner

Stadt und dörfliches Umland hatten also gegenseitigen Nutzen voneinander. Den einen diente das Umland als Nahrungsgrundlage, den Produzenten brachte es in Krisenzeiten Sicherheit im Zeichen der Burg.

Gemüseanbau

Der Nürnberger Stadtteil Neunhof zwischen den Gemüsefeldern im Knoblauchsland, 2008
Blick über Gemüsefelder nach Großgründlach, 2004

Der Gemüseanbau im Knoblauchsland wird sowohl in Treibhäusern als auch im Freiland betrieben. Zur Bewässerung wird hauptsächlich Wasser aus dem Sebalder Reichswald herangezogen. Seit dem Jahr 2000 wurden auch Bewässerungsleitungen von der Regnitz ins Knoblauchsland angelegt. Dies wird durch die Anhebung der Niedrigwasserführung der Regnitz durch die Donau-Main-Überleitung ermöglicht.

Zu den angebauten Pflanzen zählen Blumen, Kartoffeln, Kohl, Kohlrabi, Lauch, Radieschen, Rettich, Spargel, Spinat, Tabak, Weizen und Wirsing sowie Zwiebeln, Zucchini, Auberginen, Tomaten und viele Salatsorten.

Gefährdung des Gebietes durch Zersiedelung und Verstädterung

Aufgrund der Lage zwischen den Städten Nürnberg und Fürth war das Gebiet in der Vergangenheit des Öfteren davon bedroht, durch Ausweisung neuer, groß angelegter Wohn- und Gewerbegebiete seinen ländlich-dörflichen Charakter zu verlieren und mit den Städten baulich zu verschmelzen.

Bei größeren Gewerbeansiedlungen griffen beide Städte seit den 1970er Jahren auf Flächen im Knoblauchsland zurück. Besonders in den 1990er Jahren war der Fortbestand des Gemüseanbaugebiets extrem gefährdet. Seinerzeit löste ein Projekt namens „Gewerbepark im Knoblauchsland“ große Proteste bei Landwirten und Bevölkerung aus, durch die es letztlich verhindert werden konnte. Seit 2003 existieren Pläne zur Ausweisung weiterer Gewerbeflächen im Knoblauchsland, unter anderem zur Ansiedlung eines Großmöbelhauses. Darüber hinaus sollen die Gewerbegebiete durch eine neue Ausfahrt an der A 73 und durch die geplante S-Bahn von Nürnberg über Fürth und Erlangen nach Forchheim besser für den Verkehr erschlossen werden. Auch diese Planungen stoßen auf Widerstand in der Bevölkerung.

Literatur

  • Erich Guttenberg, Hermann Rusam: Knoblauchsland. Verlag A. Hofmann, Nürnberg 1989, ISBN 3-87191-139-9.

Weblinks

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