Kloster St. Marien

Kloster St. Marien
Sankt Marien, links die Mosel, 1550 (aus Sebastian Münsters Cosmographiae Universalis)
Der erhaltene Ostflügel: Ehemalige Klosterrückseite und heutiges Jugendzentrum ExHaus
Die Rückseite des Ostflügels mit Graffiti des Jugendzentrums

Das Kloster St. Marien oder St. Maria ad ripa (lat.: am Ufer, d. h. am Moselufer), ab dem 12. Jahrhundert St. Maria ad martyres (lat: zu den Märtyrern), war ein bischöfliches Kloster vor den nördlichen Stadtmauern von Trier, im heutigen Trier-Nord. Es war eine der vier großen Benediktinerabteien außerhalb der Trierer Stadtmauern.

Die Abtei hatte ihre Anfänge im 7. Jahrhundert und wurde unter Napoleon aufgelöst und teilweise abgerissen. Die verbliebenen Gebäude wurden im 19. Jahrhundert als Offiziersunterkünfte genutzt und 1972 zum Jugendzentrum ExHaus umfunktioniert.

Einer Überlieferung zufolgte war hier die älteste Residenz der Trierer Bischöfe in der Zeit Konstantins des Großen, bis der Bischof in den Trierer Dom überwechselte.[1]

Klosterentwicklung

Im 7. Jahrhundert errichteten hier Benediktiner ein Kloster, dessen Front zur Mosel zeigte. Mindestens bis 975 waren hinter dem Hauptaltar der Abteikirche die Gebeine des im 7. Jahrhundert verstorbenen Trierer Heiligen St. Beatus untergebracht.

Im Normannensturm im April 882 wurde St. Marien stark beschädigt. Im 10. Jahrhundert lebten zeitweilig Kanoniker in St. Marien.[1]

Von 1006 bis 1015 kam es zur „Moselfehde“, einem Streit um den Bischofsstuhl des Trierer Erzbistums. Obwohl der Erzbischof Megingod päpstlich bestätigt war, konnte sich der Gegenkandidat Adalbero von Luxemburg neun Jahre lang in Trier halten. Er vertrieb die Mönche aus dem bischöflichen Kloster St. Marien und ersetzte sie durch Kanoniker. Erst nach dem Tod von Megingod kam es zu einer Einigung der Parteien, und 1017 erlangte der Nachfolger Megingauds, Poppo von Babenberg, den Trierer Bischofssitz zurück. Fast unmittelbar darauf ließ Poppo das Kloster wieder herrichten, und noch im gleichen Jahr konnten die Mönche nach St. Marien zurückkehren. Poppo war es auch, der die Gebeine von St. Beatus in ein Kloster vor Koblenz überführen ließ, aus dem später die Koblenzer Kartause hervorging; die genauen Gründe für die Übereignung lassen sich heute nicht mehr klären.[2]

Im 12. Jahrhundert nahm St. Marien als Reaktion auf die weit verbreitete Heiligenverehrung den Namen St. Marien ad martyres an. Das Kloster blühte und wurde zeitweilig reicher als das nahe Martinskloster. Im 14. Jahrhundert begannen jedoch wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Zweimal musste das Kloster nach Zerstörungen neu aufgebaut werden, einmal davon nach Verwüstungen 1675 durch französische Besatzungstruppen von Graf von Vignory, der alle Klöster vor den Toren Triers niederlegen ließ. Schließlich wurde das Marienkloster unter Napoleon aufgelöst. 1804/05 bis 1807 wurden die Klosterkirche und Teile des Klosters abgerissen. Den verbleibenden Ostflügel (die Rückseite des Klosters) nutzte nach dem Wiener Kongress die in Trier stationierte preußische Armee. Zeitweilig lebten in dem Gebäude Divisionskommandeure; von dem Brauch, leitende Militärs mit "Ihre Exzellenzen" anzusprechen, erhielt der Bau seinen bis heute üblichen Namen Exzellenzhaus.[3]

Erst nach dem Ersten Weltkrieg verließ das Militär das Gebäude, in dem daraufhin Verwaltung untergebracht wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg benutzten die in Trier stationierten Franzosen den Bau als Lagerräume. Unter anderem wurden im Keller die Kartoffeln untergebracht, die die Bauern der Umgebung als Steuern zu entrichten hatten.[3] In den 50er und 60er Jahren wurde nicht mehr das gesamte Gebäude genutzt, und es verfiel zunehmend.

Am 9. Mai 1972 wurde von jungen Leuten, darunter dem späteren Trierer Oberbürgermeister Helmut Schröer, der Verein Exzellenzhaus als selbstverwaltetes Jugendzentrum gegründet, das heute vor allem Jugendkulturarbeit durchführt. Der ehemalige Klosterbau wurde daraufhin von der Stadt Trier zum Jugendzentrum "Exzellenzhaus", üblicherweise abgekürzt als "ExHaus", umgestaltet. 1980 musste der Südteil wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Ab 1983 wurde das Gebäude schrittweise saniert.

Einzelnachweise

  1. a b Elisabeth Adams: Rundgang Klöster und Kirchen außerhalb der Stadtmauern (alternativer Titel: Rundgang nördliche Kultstätten: St. Maximin, St. Paulin, St. Martin, St. Maria ad Martyres). In: Eine Stadt im Mittelalter. Trier im Mittelalter – ein Stadtführer für Groß und Klein, S. 46-47. Projektstudie zum mittelalterlichen Trier an der Universität Trier im Wintersemester 2002/03 (pdf-Datei; abgerufen 24. Oktober 2007)
  2. laut Ortwin Reich: Der Beatusberg. Antike Kultstätte am Verkehrsknoten zwischen Rhein und Mosel? - Teil von Vom Beatusberg zum Fort Konstantin. Kirche, Kloster, Festung. Beides auf www.oreich.de (S. 6-8) (pdf-Datei; abgerufen 24. Oktober 2007)
  3. a b Geschichte I auf www.exhaus.de (abgerufen 25. Oktober 2007)
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