Kloster Schlüsselau

Kloster Schlüsselau
Wallfahrtskirche, vorher Klosterkirche und repräsentativer fürstbischöflicher Bau und Vorplatz
Kirchenschiff
Spuren des Kreuzganges an der Außenwand der Kirche
Abteikirche von Südosten, Bleistiftzeichnung von Carl August Lebschée
Ansicht nach Lebschée, Stahlstich von 1854

Das Kloster Schlüsselau war eine im 13. Jahrhundert in Schlüsselau gestiftete Klosteranlage der Zisterzienserinnen in der Erzdiözese Bamberg. Der Bamberger Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel errichtete neben der Kirche einen repräsentativen Bau und die Kirche ist nach ihrem Wiederaufbau eine Wallfahrtskirche.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Klosters

Klostergründung

Eberhard IV. von Schlüsselberg († 1283) und sein Sohn Konrad I. stifteten um 1280 in dem Ort Seppendorf, heute Schlüsselau, ein adliges Zisterzienserinnenkloster als Hauskloster. Zum Gründerumfeld gehörte außerdem Gottfried von Schlüsselberg, der die Stiftung weiter ergänzte. Eine Stiftungsurkunde liegt nicht mehr vor, jedoch erhielt das Kloster 1290 durch den Bamberger Bischof Arnold von Solms seine Bestätigung.

Mehrere übliche Gründe haben zur Gründung des Klosters beigetragen. Die Schlüsselberger als einflussreiches Geschlecht schufen hier ihr Hauskloster mit eigener Grablege. Dies geschah als Ausdruck der Frömmigkeit und um das eigene Seelenheil bedacht. Zudem bot das Kloster eine wirtschaftliche Basis für unverheiratete Töchter der eigenen Familie sowie weiterer Adelsfamilien der näheren Umgebung. Die Anzahl der Nonnen bewegte sich um die 20 Personen, denen ab dem 14. Jahrhundert auch einige Bürgerliche angehörten.

1295 wurde die Abtei in den Orden der Zisterzienserinnen inkorportiert. Als Visitator wurde der Abt von Ebrach rasch durch den Abt von Langheim abgelöst, von wo auch Kapläne, Beichtväter und Konversen entsandt wurden. Erste Nonnen kamen wahrscheinlich aus dem Kloster Mariaburghausen, dem auch die erste Schlüsselauer Äbtissin Gisela von Schlüsselberg, Tochter des Stifters, angehörte. Als Bauherr gilt Gottfried von Schlüsselberg († 1307), dessen Hochgrab sich in der Kirche befindet. Bis 1350 war die Kirche in ihrer heutigen Größe fertiggestellt und der schmerzhaften Dreifaltigkeit geweiht.

Weitere Entwicklung

Als wichtigste Äbtissin wird Anna von Schlüsselberg (1339-1379) angesehen, die dem Kloster zu einer tragfähigen wirtschaftlichen Grundlage verhalf. Dennoch war das Kloster nur mit bescheidenen Mitteln ausgestattet. Im Laufe der Zeit nahm die Anzahl der Konversen bzw. Laienschwestern, die die landwirtschaftlichen Arbeiten verrichteten, ab. Privatbesitz unter den Nonnen wurde üblich. Pachteinnahmen blieben in Krisenzeiten teilweise aus.

Das Aussterben der Schlüsselberger, mit Konrad II. von Schlüsselberg, an den ein Grabmal in der Kirche erinnern soll, machte einen erste kaiserlichen Schutzbrief erforderlich. Dies geschah 1356 unter Anna von Schlüsselberg. Kaiser Karl IV. bestätigte die Rechte des Klosters. Am Niedergang der Schlüsselberger waren der Bamberger und Würzburger Bischof maßgeblich beteiligt. Das eher abgeschiedene und bescheidene Kloster blieb von weiteren Komplikationen verschont. Es überdauerte das Gründergeschlecht mit umfangreichem Grundbesitz und es verfügte über eine eigene Hochgerichtsbarkeit.

Im frühen 16. Jahrhundert begann die Wallfahrt zur Schmerzhaften Heiligsten Dreifaltigkeit, die bis heute stattfindet.

Niedergang des Klosters

Im Bauernkrieg wurde das Kloster mehrfach heimgesucht und 1525 durch einen Brand zerstört. Die vorletzte Äbtissin Ursula von Truppach und die Nonnen waren in den Schlüsselauer Hof auf dem Kaulberg in Bamberg geflohen. Die Äbtissin starb im Bamberger Exil, die Nonnen kehrten erst 1528 wieder zurück. Das Kloster wurde nach historischem Vorbild wieder aufgebaut. Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde das Kloster durch den Markgrafen Albrecht Alcibiades erneut zerstört. Eine Neubelebung fand nicht statt, stattdessen wurde das Kloster von der letzten Oberin Brigitta von Stiebar gegen eine Leibrente dem Hochstift Bamberg übergeben. Die Hochstiftsverwaltung zog die Liegenschaften ein und richtete das Amt Schlüsselau ein.

Im 20. Jahrhundert wurde der Versuch unternommen, die Klostergebäude wieder mit einem Orden zu belegen. 1949 zogen sieben Karmelitinnen (OCarm) aus Holland in die historischen Gebäude ein, wegen der vorgefundenen Unzulänglichkeiten verließen sie Schlüsselau im Jahr 1968 wieder und richteten sich in Erlangen-Büchenbach neu ein.

Klosterkirche

Erst unter Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel, der sich ebenso dem Ausbau der Giechburg verschrieben hatte, wurde die Kirche ab 1603 im Stil der Renaissance wieder hergerichtet. Auf den für die Zisterzienserinnen typischen Nonnenchor und das überhöhte Langhaus wurde beim Wiederaufbau verzichtet. Der wieder aufgebaute Konventsbau erhielt eine schmuckvolle Fassade mit Tor im Stil der Renaissance samt einem repräsentativen Vorplatz. [1]

Die Ausstattung der Kirche stammt etwa von 1730, daran beteiligt war Martin Walther aus Bamberg. Weitere Baumaßnahmen fanden zwischen 1753 und 1765 statt, die Westseite wurde 1895 neu errichtet.

In die Kirche gelangten aber auch wieder mehrere Einrichtungsgegenstände der Klosterzeit. Im Chor, ehemals in der Mitte des Presbyteriums stehend, befindet sich der Kenotaph des Erbauers der Kirche Gottfried von Schlüsselberg mit großem prächtigen Wappen derer von Schlüsselberg. Übernommen wurde das Altarblatt am Hochaltar, das jedoch in der Höhe verlängert und übermalt wurde, die Nebenfiguren am Hochaltar stammen von Franz Anton Schlott. Die Schmerzhafte Dreifaltigkeit, auch als Gnadenstuhl bekannt, aus dem Hochaltar von 1603, befindet sich an der südlichen inneren Außenwand. Ein überlebensgroßes Kruzifix stammt aus dem 14. Jahrhundert mit den Evangelistensymbolen an den Kreuzesenden. Eine Vespergruppe wird um 1420 datiert, es ist eine nürnbergische Arbeit aus gebranntem Ton. Zwölf Passionsreliefs aus dem 16. Jahrhundert waren wohl ursprünglich Bestandteile eines Altars. Ein Gemälde mit der Darstellung der heiligen Sippe liegt in der Tradition der Dürernachfolger aus dem 16. Jahrhundert.

Literatur

  • Georg Dehio: Bayern I Franken. Deutscher Kunstverlag 1979. S. 750.
  • Joachim Hotz: Zisterzienserklöster in Oberfranken. In: Große Kunstführer. Bd. 98, Schnell und Steiner, München, Zürich 1982, ISBN 3-7954-0842-3, S. 80-86.
  • Hans Paschke: Die Giechburg in ihrer Glanzzeit unter Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel (1599-1609) und der Wiederaufbau von Kloster Schlüsselau. In: 111. Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg. Bamberg 1975. S.329-346.
  • Hans Roser: Klöster in Franken. Eulen Verlag, Freiburg 1988, ISBN 3-89102-108-9, S. 225-227.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pascke: Die Giechburg.... S.333-336.
49.791110.9103

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