Kloster Ottobeuren

Kloster Ottobeuren
Das Kloster Ottobeuren

Das Kloster Ottobeuren ist eine Benediktinerabtei im oberschwäbischen Ottobeuren. Der auch als „Schwäbischer Escorial“ bezeichnete Baukomplex liegt in der Diözese Augsburg. Die Abtei gehört der Bayerischen Benediktinerkongregation an.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wappen der Abtei
Ostturm der Basilika, 2007
Innenansicht der Basilika, 2009

Das den zwei Heiligen Alexander von Rom und Theodor von Sitten geweihte Kloster wurde 764 durch Silach, einen alemannischen Adligen gegründet und war seit spätkarolingischer Zeit Reichskloster.

Zeitweise dem Bischof von Augsburg unterstellt, begann die Blütezeit der Mönchsgemeinschaft im Zeitalter der Kirchenreform. Abt Adalbert (1050–1069) wurde Klosterleiter in St. Emmeram in Regensburg, dem Kloster Wilhelms von Hirsau (1069–1091), die Klosterreform in Ottobeuren ging zunächst von St. Blasien aus, mit Abt Rupert I. (1102–1145) hielt dann die Hirsau-Georgener-Reform in Ottobeuren Einzug. Von Ottobeuren strahlte die Klosterreform dann nach Ellwangen und Marienberg (in Südtirol), Letzteres eine Neugründung, die allein fünf Ottobeurer Professen nacheinander als Äbte bekam.

Ottobeuren selbst erlangte im Verlauf des 12. Jahrhunderts näheren Kontakt zu Papst und Königtum. Im 13. Jahrhundert können wir die Entwicklung zu einer Reichsabtei feststellen, die 1624 vom Reichskammergericht bestätigt wurde. Das Herrschaftsgebiet des Klosters umfasste auch 27 Dörfer des Umlandes. Die Unterstellung Ottobeurens unter die Landesherrschaft des Augsburger Bischofs und innerer Verfall machten dem Kloster im späten Mittelalter schwer zu schaffen.

Die Reformation ging an Ottobeuren vorüber, die mächtige barocke Klosteranlage mit der Klosterkirche, einem der Hauptwerke des europäischen Barock, zeigen die wirtschaftliche Bedeutung des Klosters.

Das Kloster wurde 1802 im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Achtzehn der ursprünglich achtundvierzig Mönche konnten in Ottobeuren bleiben. 1835 wurde das Kloster als Priorat der Augsburger Abtei St. Stephan wieder errichtet, 1918 wurde es wieder selbständige Abtei.

Basilika St. Alexander und St. Theodor

Deckenfresko in der Basilika, 2009

Die spätbarocke Basilika wurde als Klosterkirche 1737–1766 von Simpert Kraemer (bis 1748) und Johann Michael Fischer erbaut und ist dem Hl. Alexander und dem Hl. Theodor geweiht. Der Bau fand in der Regierungszeit der Äbte Rupert Neß und Anselm Erb statt. Zur reichen Ausstattung gehören unter anderem Kuppel- und Deckenfresken sowie Altarbilder der Vetter Johann Jakob und Franz Anton Zeiller aus Tirol, Stuckfiguren von Johann Joseph Christian, Stuckarbeiten von Johann Michael Feuchtmayer dem Jüngeren. Fast unverändert sind die zwei weithin berühmten barocken Chororgeln von Karl Joseph Riepp: die viermanualige Dreifaltigkeitsorgel mit 47 Registern und die zweimanualige Heiliggeistorgel mit 27 Registern, beide mit französischem Klangbild. Der Erbauer betrieb nebenher unter anderem in Dijon (Burgund) einen Weinhandel. Das Chorgestühl stammt von Martin Hermann (Schreinerarbeiten) und Johann Joseph Christian (Reliefs) und gilt als eines der schönsten des süddeutschen Barock. Mittelpunkt der Kirche ist ein romanisches Kruzifix (um 1220). Die ungewöhnliche Nord-Süd-Ausrichtung der Kirche ist durch ihre Lage innerhalb der Gesamtanlage bedingt, deren Grundriss die Form eines Kreuzes hat. 1926 wurde die Klosterkirche von Papst Pius XI. zur Päpstlichen Basilika erhoben.

Klostergebäude

Briefmarke der Deutschen Bundespost (1964): 1200 Jahre Benediktiner-Abtei Ottobeuren
Blick auf die Basilika und das Kloster während der 2004 begonnenen Renovierungsarbeiten
Figur des Erzengel Michael im Kloster, 2008

Die Gesamtanlage ist geviert von 142 zu 128 m, beziehungsweise 33 zu 29 Fensterachsen. Die barocken Klostergebäude sind teilweise im Rahmen des Klostermuseums zugänglich. Der repräsentative Kaisersaal und andere Säle belegen in ihrer reichen Ausstattung den materiellen Reichtum, die politische Macht und das damit einhergehende Repräsentationsbedürfnis der Reichsabtei; der intime Theatersaal ist ein Zeugnis für die kulturelle Blüte Ottobeurens zur Barockzeit.

Besonders bedeutend ist die Klosterbibliothek, deren Ursprünge in der Gründungszeit des Klosters liegen. Im 18. Jahrhundert neu erbaut, ist sie mit den prächtigen Deckenbildern von Elias Zobel, den Stuckdecken von Johann Baptist Zimmermann und der homogenen barocken Inneneinrichtung wichtiger Teil des Gesamtkunstwerks der Klosterarchitektur. In der Bibliothek finden sich neben vielen mittelalterlichen Handschriften, Hunderten von Inkunabeln und frühen Drucken etwa 15.000 in Schweinsleder gebundene Folianten.

Veranstaltungen

In der Klosterkirche und im Kaisersaal finden seit 1945 klassische Konzerte in der Reihe Ottobeurer Konzerte statt, teilweise mit weltberühmten Dirigenten wie Herbert von Karajan und Leonard Bernstein. Jeden Samstag Nachmittag um 16 Uhr findet in der Basilika ein Orgelkonzert an den berühmten Riepp-Orgeln und der großen Marienorgel statt. Die Konzerte wurden von dem Memminger Organisten Adalbert Meier als Benefizkonzerte zugunsten des Deutschen Aussätzigen-Hilfswerkes (DAHW) initiiert. In den letzten 45 Jahren wurden dadurch ca. 3 Mio. Euro an Spendengeldern eingespielt.

Äbte von Ottobeuren

Gruftplatten verstorbener Äbte im nördlichen Hauptschiff der Basilika, 2009
  • Toto (764–814)
  • Milo (814–864)
  • Neodegar (864–869)
  • Witgar (869–902)
  • Birtilo (902–941)
  • Adalbero (941–972)
  • Ulrich von Augsburg (972–973)
  • Rudung (973–1000)
  • Dangolf (1000–1012)
  • Sigibert (1012–1028)
  • Embricho (1028–1050)
  • Eberhard (1050–1069)
  • Razelin (1069–1082)
  • Adalhelm (1082–1094)
  • Gebhard (1094–1100)
  • Heinrich I. (1100–1102)
  • Rupert I. von St. Georgen (1102–1145)
  • Isingrim (1145–1180)
  • Bernold (1180–1194)
  • Konrad I. (1194–1227)
  • Berthold I. (1227–1246)
  • Walther (1246–1252)
  • Heinrich II. (1252–1258)
  • Siegfried (1258–1266)
  • Heinrich III. von Bregenz (1266–1296)
  • Konrad II. (1296–1312)
  • Heinrich IV. (1312–1322)
  • Heinrich V. von Nordholz (1322–1353)
  • Johann I. von Altmannshofen (1353–1371)
  • Ulrich von Knöringen (1371–1378)
  • Johann II. von Hocherer (1378–1390)
  • Heinrich VI. (1390–1399)
  • Johann III. von Affstetten (1399–1400)
  • Johann IV. Russinger (1400–1404)
  • Eggo Schwab (1404–1416)
  • Johann V. Schedler (1416–1443)
  • Jodok Niederhof (1443–1453)
  • Johann VI. Kraus (1453–1460)
  • Wilhelm von Lustenau (1460–1473)
  • Nikolaus Röslin (1473–1492)
  • Matthäus Ackermann (1492–1508)
  • Leonhard Wiedemann (1508–1546)
  • Kaspar Kindelmann (1547–1584)
  • Gallus Memminger (1584–1599)
  • Alexander Sauter (1600–1612)
  • Gregor Reubi (1612–1628)
  • Andreas Vogt (1628–1633)
  • Maurus Schmid (1633–1655)
  • Petrus Kimmicher (1656–1672)
  • Benedikt Hornstein (1672–1688)
  • Gordian Scherrich (1688–1710)
  • Rupert Neß (Rupert II.; 1710–1740)
  • Anselm Erb (1740–1767)
  • Honorat Göhl (1767–1802)
  • Paulus Alt (1802–1807)
  • Barnabas Huber (1834–1851)
  • Theodor Gangauf (1851–1859)
  • Raphael Mertl (1859–1889)
  • Eugen Gebele (1889–1903)
  • Theobald Labhardt (1903–1915)
  • Placidus Glogger (1915–1920)
  • Joseph Maria Einsiedler (1920–1947)
  • Vitalis Maier (1948–1986)
  • Vitalis Altthaler (1986–2002)
  • Paulus Maria Weigele (seit 2002)
  • ---

Literatur

  • Josef Hemmerle: Die Benediktinerklöster in Bayern. Winfried-Werk, Augsburg 1970, S. 209–220 (Germania Benedictina. Bayern 2).
  • Ulrich Faust: Abtei Ottobeuren. Geschichtlicher Überblick 764 bis heute. 2 Auflage. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2007, ISBN 978-3-89870-189-1.
  • Rupert Prusinovsky; Benediktinerabtei Ottobeuren (Hrsg.): Benediktinerabtei Ottobeuren. Basilika St. Alexander und Theodor. 6 Auflage. Ottobeuren 2008.

Weblinks

 Commons: Kloster Ottobeuren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien



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