Kloster Mariensee

Kloster Mariensee
Zisterzienserabtei Mariensee
Lage: Deutschland
Niedersachsen
Ordnungsnummer
(nach Janauschek):
Patrozinium:
Gründungsjahr: 1206
Jahr der Auflösung/
Aufhebung:
1542
Mutterkloster:
Tochterklöster: keine
Kloster Mariensee
Innenraum der Klosterkirche
Klostergarten

Das Kloster Mariensee ist ein evangelisches Frauenkloster in Mariensee, einem Ortsteil von Neustadt am Rübenberge unweit von Hannover. Es ist eines der fünf Calenberger Klöster, die von der Klosterkammer Hannover verwaltet werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kloster Mariensee wurde um 1207 als Zisterzienserinnenkloster von Graf Bernhard II. von Wölpe gegründet[1] und mit großem Landbesitz ausgestattet. Die Nonnen lebten weltabgeschieden in Klausur. Durch Besitzungen in der befestigten Altstadt von Hannover konnten die vom Kloster erzeugten landwirtschaftlichen Produkte leichter verkauft werden. Die Erlöse ermöglichten den Bau einer Saalkirche aus Backstein. Nachdem das Geschlecht derer von Wölpe um 1300 erlosch, ging ihr Erbe durch Kauf an die Welfen. Dadurch verschlechterten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters. Auch die strengen Ordensregeln wurden weniger beachtet. Reformversuchen gegen den Sittenverfall durch Herzog Wilhelm von Calenberg und seinem Klosterreformator Johannes Busch im Jahre 1430 widersetzten sich die Nonnen zunächst. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1543 nicht aufgelöst, sondern im evangelischen Sinne weiter geführt. Das Klostervermögen wurde getrennt verwaltet und das Klosterleben nicht mehr als sicherer Heilsweg gesehen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Klosteranlage geplündert und teilweise zerstört. 1720 gab es einen Großbrand, der das mittelalterliche Klostergebäude komplett vernichtete. Damit war die Kirche das einzige Gebäude aus der Gründerzeit. In der Regierungszeit von König Georg II. wurde das Konventgebäude als Vierflügelanlage im Stil des norddeutschen Barock wieder aufgebaut. Gleichzeitig wurden die Innenausstattung der Kirche barockisiert – ebenso wie ihr Dachreiter, der in zisterziensischen Klöstern anstelle des Glockenturms steht. Der neue Bau entsprach im Grundriss der Bauordnung der Zisterzienser, jedoch ermöglichten nun einzelne Wohneinheiten die individuelle Haushaltsführung der Klosterfrauen. 1867 erhielt die Kirche eine Umgestaltung durch einen Schüler des hannoverschen Baumeisters Conrad Wilhelm Hase, die ihr das heutige Aussehen verlieh.

Heute

Wie seit 800 Jahren leben auch heute Frauen in geistlicher Gemeinschaft im Kloster Mariensee. Seit dem Jahr 2003 leitet Äbtissin Bärbel Görcke das Kloster. Im Jahr 2001 ließ die Klosterkammer Hannover unter dem Klosterdach das Klahn-Museum mit Werken des niedersächsischen Künstlers Erich Klahn (1901–1978) errichten. Seit 2007 dokumentiert das Klostermuseum die Geschichte der evangelischen Frauenklöster in Niedersachsen. Außerdem werden im Kloster Konzerte, Ausstellungen, Einkehrtage und Seminare veranstaltet. Klösterliche Gastfreundschaft bietet den Gästen an den Sommerwochenenden auch ein Klostercafé.

Ausstattung

Wandteppich „Das Jüngste Gericht“

In der Kirche des Klosters hängt ein Wandteppich „Das Jüngste Gericht“. Das Stickbild in der Größe von 2,70 m Höhe und 2,30 m Breite ist die Nachbildung des ältesten Tafelbildes der vatikanischen Pinakothek. Der Wandteppich wurde in den Jahren 1994 und 1995 angefertigt von der Äbtissin Insea Hohlt-Sahm (1990–1997) und am 5. März 1997 am 70. Geburtstag Hohlt-Sahms der Klosterkammer Hannover in der Klosterkirche übergeben.[2]

Die Bilder des Wandteppichs sind in fünf Stufen angeordnet. Ganz oben thront Christus mit der Weltkugel und dem Kreuzstab in den Händen als der Allherrscher. Auf der Ebene darunter zeigt sich Christus mit den Nägelmale in den erhobenen Händen als der Gekreuzigte. Vor ihm sind in einer Truhe die Leidenswerkzeuge und neben ihm die Erzengel Gabriel und Michael sowie links und rechts davon je sechs Apostel als Richterkollegium zu sehen. Auf der mittleren Ebene führt von links der Apostel Paulus eine Schar von Erlösten heran, der Schächer zur Rechten Christi am Kreuz und Maria, die Gottesmutter, folgen zur Bildmitte hin. Zentral sind eine Reihe von Märtyrern mit Palmwedeln und einer Schriftrolle in der Hand und der Archidiakon Stephanus. Rechts davon stellen die Bilder drei Werke der Barmherzigkeit dar: Fürsorge für Hungernde, Kranke und Gefangene sowie Bekleidung Nackter. In der zweiten Bilderleiste von unten geben die wilden Tiere, Vögel und Fische die von ihnen Verschlungenen wieder her, das Meer und die Erde geben die Toten zurück, und zwei Engel mit Posaunen zeigen an, dass die Gräber sich öffnen. In der Mitte dieser Ebene zwischen Meer und Erde öffnet sich ein Blick ins Paradies, die vollendete Welt. Bis hierhin sind die Bilder in einem Rund dargestellt – die unterste Ebene ist viereckig dargestellt. Auf der linken Seite segnet Maria die Domina Benedicta und die Äbtissin Constanze. Auf der rechten Seite stoßen drei Engel die Verdammten in das Höllenfeuer.[2]

Galerie

Literatur

  • Ernst Andreas Friedrich: Wenn Steine reden könnten. Band IV. Landbuch-Verlag, Hannover 1998, ISBN 3-7842-0558-5
  • Bärbel Görcke: Kloster Mariensee. In: Evangelische Klöster in Niedersachsen. Rostock 2008, ISBN 978-3-356-01249-1
  • Wilhelm von Hodenberg (Hrsg.): Archiv des Klosters Mariensee (= Calenberger Urkundenbuch; 5. Abtheilung). Jänecke, Hannover 1858 (uni-goettingen.de)

Weblinks

 Commons: Kloster Mariensee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Geschichte des Klosters Mariensee
  2. a b Insea Hohlt-Sahm, Axel Frhr. von Campenhausen (Hrsg.): Der Wandteppich – Das Jüngste Gericht – Kloster Mariensee. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 1998, ISBN 3-931820-16-5
52.5586111111119.4866666666667

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