Kloster Herrenchiemsee

Kloster Herrenchiemsee
Kupferstich in der Topographia Germaniae des Matthaeus Merian um 1644
Südseite des Klosters mit Sonnenuhr

Das Kloster Herrenchiemsee ist ein ehemaliges Stift der Augustiner-Chorherren auf der Insel Herrenchiemsee im Chiemsee in Bayern. Die Klostergebäude wurden nach der Säkularisation in das Alte Schloss Herrenchiemsee umgestaltet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kloster wurde durch Herzog Tassilo III. von Bayern gegründet. Von der Gründung um das Jahr 765 bis 1130 war es ein Benediktinerkloster, ab 1130 ein Stift der Augustiner-Chorherren. Der Neubau einer dreischiffigen, romanischen Basilika wurde 1158 vollendet. 1215 errichtete Salzburg das Bistum Chiemsee, der Bischof von Chiemsee residierte aber im Chiemseehof zu Salzburg. Das Augustinerchorherrenstift bildete das Domkapitel des Bistums Chiemsee. An der Spitze des Kapitels stand ein Dompropst, der seit 1218 zugleich Archidiakon des einzigen Archidiakonates der Diözese war. Die Klosterkirche, seit 1131 den Heiligen Sixtus und Sebastian geweiht, wurde zur Kathedrale erhoben.

Seine größte Blüte erlebte das Stift im 15. Jahrhundert. 1446 erlangte Propst Ulrich Häupl das Recht, die Pontifikalien zu tragen. Nach 1498 erlangte Propst Rupert Puetinger den Titel eines Pfalzgrafen des Lateran, der ihm das lukrative Recht verlieh, Wappenbriefe auszustellen. Misswirtschaft und Verschuldung führten dazu, dass das Stift zwischen 1552 und 1562 weltlicher Verwaltung unterstand. Erst unter Propst Arsenius Ulrich, der 1627 von Heilig Kreuz in Augsburg kam und das Inselstift bis 1653 leitete, erholte sich das Stift.

1642 wurde mit einem Klosterneubau begonnen, der freilich erst 1731 vollendet war. 1676 bis 1678 wurde ein neuer Inseldom durch den Graubündner Baumeister Lorenzo Sciasca im prachtvollen Barock errichtet. 1700 bis 1704 wurde nach Plänen Antonio Rivas der Fürstenstock errichtet. 1727 bis 1730 folgte der Prälaturstock als letzter Bauabschnitt. Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst. Es kam in staatlichen Besitz und wurde im selben Jahr an den Mannheimer Kaufmann Carl von Lüneschloß verkauft. 1807 wurde der Dom des Bistums Chiemsee profaniert, 1808 das Bistum Chiemsee aufgehoben. Zwischen 1818 und 1820 ließ der Münchner Großkaufmann Alois von Fleckinger die Türme und den Chor des Doms abbrechen und richtete im ehemaligen Langhaus eine Brauerei ein. Der Hochaltar kam nach Rimsting, die Orgel nach Tittmoning. Die Klostergebäude wurden in das (Alte) Schloss Herrenchiemsee umgestaltet. 1840 bis 1870 bewohnte Graf Paul Maria Vogt von Hunoltstein die Insel. Er verkaufte sie an eine württembergische Holzverwertungsgesellschaft, die eine komplette Abholzung der Waldbestände plante. König Ludwig II. von Bayern verhinderte dies und kaufte 1873 die ganze Insel für 350.000 Gulden, um ab 1878 hier sein Neues Schloss Herrenchiemsee zu errichten.

Im Konventstock des Alten Schlosses tagte vom 10. bis 23. August 1948 der Verfassungskonvent zur Vorbereitung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland. An dieses Ereignis erinnert eine Ausstellung im Alten Schloss. Der ehemalige Dom soll auf Betreiben der Freunde von Herrenchiemsee wiederhergestellt werden.

Bauten

Die Kirche St. Maria

Das Alte Schloss besteht aus einem Geviert der Klostertrakte. Prunkstücke sind der Kaisersaal im Südflügel mit seiner Dekoration um 1700 und die zweischiffige Halle der um 1735 errichteten Bibliothek. Seit 1998 befindet sich im Ost- und Südflügel ein Museum, im Nordflügel ist eine Gemäldegalerie mit rund 100 Bildern von Julius Exter untergebracht.

Die kleine spätgotische Kirche St. Maria war für die Laien der Klosterpfarrei errichtet worden. Sie wurde 1469 geweiht, 1630 bis 1632 umgebaut und erhielt den frühbarocken Hochaltar (1632) und die Kassettendecke mit Tafelgemälden aus dem Marienleben. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1668. An der Außenfassade befinden sich Wappensteine von Pröpsten des Augustiner-Chorherrenstifts.

Literatur

  • Elmar D. Schmid, Kerstin Knirr: Herrenchiemsee. Museum im Augustiner-Chorherrenstift. Königsschloss. König Ludwig II.-Museum; Amtlicher Führer, Neufassung; (Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen); 1. Aufl. München 2005; ISBN 3-932982-65-7.
  • Ein lange ersehnter Zuwachs des Staatsarchivs München: Die Altregistratur der Schloss- und Gartenverwaltung Herrenchiemsee. In: Nachrichten aus den Staatlichen Archiven Bayerns Nr. 53/2007.

Weblinks

 Commons: Kloster Herrenchiemsee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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