Kloster Gravenhorst

Kloster Gravenhorst
Kloster Gravenhorst

Das Kloster Gravenhorst ist ein ehemaliges Zisterzienserinnenkloster in der Hörsteler Bauernschaft Gravenhorst im Landkreis Steinfurt (Nordrhein-Westfalen).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Ritter Konrad von Brochterbeck gründete das Kloster 1256 zusammen mit seiner Frau Amalgarde von Budde und stattete es durch die Schenkung eines Landgutes samt Fischteich sowie Wäldern und Wiesen mit Grundbesitz aus. Erste Äbtissin wurde seine einzige Tochter Oda, die es in der Folgezeit verstand, den Klosterbesitz zu mehren und dafür zu sorgen, dass ihr Orden zwar nicht offiziell anerkannt, aber dennoch geduldet wurde.

Doch die Zeiten waren unruhig. Die Nonnen der Gravenhorster Abtei mussten sich nicht nur gegen Übergriffe weltlicher Herren zur Wehr setzen, hinzu kamen auch beständige Auseinandersetzungen mit dem Generalkapitel der Zisterzienser, dem die große Selbständigkeit der Gravenhorsterinnen sowie deren enger Kontakt mit ihrem weltlichen Umfeld immer missfiel. Trotzdem gelang es der kleinen Gemeinschaft [1] bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, die Eigenständigkeit zu wahren und ihre Interessen gegen alle Widerstände durchzusetzen.

Im Jahre 1764 gründeten die Ordensschwestern eine Schule für höhere Töchter beider Konfessionen und untermauerten so ihre Stellung als notwendige Institution zum Wohl der umliegenden Siedlungen. Teile der damaligen Unterrichtsmaterialien befinden sich heute noch in der wertvollen Gravenhorster Klosterbibliothek, die auch mehrere Handschriften aus dem 12. und 13. Jahrhundert beinhaltet.

Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das Kloster zunächst noch fünf Jahre unter weltlicher Leitung weitergeführt, 1808 dann aber endgültig aufgelöst. 1811 verließen die letzten Zisterzienserinnen die Abtei.

Es folgten zahlreiche Besitzerwechsel und unterschiedliche Nutzungen der Klostergebäude. Zuletzt war dort eine Champignonzucht untergebracht, ehe der Trägerverein Kloster Gravenhorst e.V. die Anlage 1986 kaufte und sie anschließend dem Kreis Steinfurt überließ.

Heute kümmert sich der Förderverein Kloster Gravenhorst e.V. um den Erhalt der Gebäude und deren Nutzung. Seit 2004 beheimatet die Anlage neben einer Gastronomie das Kunsthaus Kloster Gravenhorst, das sich der kulturellen Bildung verschrieben hat. Mit diesem Ziel finden dort Ausstellungen, Workshops, Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen statt.

Die Gebäude

Die Klosteranlage wurde im Laufe ihres Bestehens mehrfach zerstört und wieder aufgebaut, so dass ihr Äußeres häufig nachhaltig verändert wurde. Die Gestalt der heutigen Gebäude datiert in das 18. Jahrhundert. Trotzdem ist das Kloster Gravenhorst in seiner Gesamtheit fast vollständig erhalten und stellt somit eine der wenigen noch komplett existierenden Klosteranlagen im Norden Deutschlands dar.

Bereits 1317 kam die Anlage durch einen Brand zu Schaden. Diesem Zwischenfall folgten zahlreiche weitere Zerstörungen. Allein in der Zeit von 1618 bis 1623 wurde das Kloster während des Dreißigjährigen Krieges 13 mal überfallen und geplündert.

1999 begannen erste Planungen zur Sanierung und Restaurierung der Gebäude, die von 2000 bis 2004 stattfanden.

Klosterkirche St. Bernhard

Klosterkirche St. Bernhard

Die gotische Klosterkirche wurde 1300 fertig gestellt und ist der älteste erhaltene Teil des Klosters. Den strengen Ordensregeln der Zisterzienser folgend handelt es sich um ein schmuckloses Gotteshaus ohne Kirchturm. Die Glocken hängen in einem schlichten Dachreiter. Im Inneren der Kirche befindet sich der Hochaltar, der von dem Rheiner Bildhauer Heinrich Meiering im Jahre 1641 angefertigt wurde. Die Kanzel stammt aus der Zeit um 1700.

Hauptgebäude

Das zweiflügelige Hauptgebäude schließt sich südlich an die Klosterkirche an. Sein Westflügel wurde 1817 nach einem Brand unter Einbezug alter Bauteile im klassizistischen Stil wiederaufgebaut. Von seinem Vorgängerbau sind noch Reste eines altgotischen Kreuzganges erhalten. Der Kapitelsaal ist der einzige Raum der Klosteranlage, der noch im Originalzustand erhalten ist.

Der Südflügel der Hauptgebäudes stammt wohl aus dem 15. Jahrhundert. Er besitzt ein zweiflügeliges Portal mit einer vorgelagerten Freitreppe und ein gotisches Kellergewölbe. Nach Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde er nach Osten verlängert und mit einem Treppengiebel im Stil der Renaissance ausgestattet.

Die Klostermühle

Außenanlagen

Südlich des Ostflügels schließt sich das Brau- und Backhaus an, dessen Kernsubstanz in das Mittelalter datiert, das außen aber auch architektonische Merkmale des 17. Jahrhunderts aufweist. Auch die zum Kloster gehörige Mühle ist noch erhalten, während von dem ehemaligen Schmiedegebäude nur noch Fundamente existieren.

1643 kauften die Klosterschwestern zudem einem überschuldeten Bürger sein Stadthaus in Bevergern ab, in dem sie in Gefahrensituationen über das sogenannte Nonnenpättken Zuflucht suchen konnten.

Die Klosteranlage ist von weiträumigen Gartenanlagen und Waldgebieten umgeben, die heute ein beliebtes Ausflugsziel darstellen.

Literatur

  • Stephan Beermann: Ort der Stil(l)e. Kloster & Kunsthaus Gravenhorst 1256 - 2006. Förderverein Kloster Gravenhorst, Hörstel 2004.
  • Rudolf Breuing: Ehemaliges Zisterzienserinnenkloster Gravenhorst. In: Kreis Steinfurt (Hrsg.): Unterwegs im Kreis Steinfurt. Steinfurt 1984, S. 114−123, ISBN 3-926619-03-1.
  • Reinhard Feldmann: Die Klosterbibliothek Gravenhorst. Katalog der Bibliothek des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Gravenhorst. Universitäts- und Landesbibliothek, Münster 1993, ISBN 3-9801781-4-5.
  • Wolfgang Fischer: Gravenhorst. Baugeschichte eines Zisterzienserinnenklosters. Inst. für Bau- und Kunstgeschichte, Hannover 2002, ISBN 3-931585-12-3.
  • Kunsthaus Kloster Gravenhorst: Eine Geschichte des Klosters Gravenhorst. Steinfurt 2005.
  • Roland Pieper: Historische Klöster in Westfalen-Lippe. Ein Reisehandbuch. Ardey-Verlag, Münster 2003, S. 83−85, ISBN 3-87023-244-7.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Im späten Mittelalter zählte Gravenhorst maximal acht Nonnen, in der frühen Neuzeit waren es 10 bis 14 Ordensschwestern.
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