Kloster Cismar

Kloster Cismar
Westfront des Klosters Cismar
Altar des Klosters Cismar

Das Kloster Cismar liegt in Cismar, Gemeinde Grömitz in Schleswig-Holstein. Es ist im Stil der Backsteingotik errichtet, dabei wurden zahlreiche Ziegel speziell für die künftige Verwendung hergestellt.

Der Bau besteht aus einer heute einschiffigen hohen Kirche ohne Turm. Der ehemalige Laienabschnitt im Westen wurde abgetrennt und im Stile des Barocks als Wohnung des Amtmannes umgebaut. Dieser Abschnitt wird heute als Dependance des Landesmuseum Schleswig-Holsteins für Kunstausstellungen im Sommer genutzt. Weitere einstöckige Bauten umschließen den viereckigen Innenhof im Osten und Süden, Umrisse des Kreuzganges sind durch Steinmarkierungen angedeutet. Der westliche Bauteil ist nicht mehr erhalten. Die Westfront ist als Treppengiebel ausgeführt. Ausgrabungen haben 1965 erkennen lassen, dass der ursprüngliche Bau bereits um 1320 wesentlich vergrößert wurde. Der gesamte Komplex ist von einem Wassergraben und Erdwällen umschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Von den Anfängen bis zur Säkularisation (1177–1569)

1177 beruft der Lübecker Bischof Heinrich I. von Brüssel Benediktinermönche aus Braunschweig nach der Verlegung des Bischofssitzes von Oldenburg nach Lübeck in die Stadt und weiht dort ein Kloster, das Johanniskloster, in das später auch einige Nonnen aufgenommen werden. Schon bald gibt es Klagen: die Klosterbrüder benehmen sich innerhalb und außerhalb der Klostermauern den Damen gegenüber so gar nicht wie Mönche, dazu kamen heftige Streitigkeiten mit den Zisterziensermönchen. Daneben spielte vermutlich auch die Reformation der Benediktinerregeln eine Rolle im Konflikt mit den Zisterziensern

Auf Anordnung des Landesherrn Graf Adolf IV. folgt 1231 die Verlegung des Klosters nach „Cicimeresthorp“. Die Mönche sabotieren ihre Strafversetzung zunächst durch Passivität und protestieren bei Papst Innozenz IV. gegen die Verlegung des Klosters. 1238 aber beginnen sie endlich mit dem Bau des Klosters in Cismar – wenngleich recht lustlos. 1256 geben sie dann ihren Widerstand endgültig auf. Der Landbesitz des Klosters wächst durch Schenkungen und Stiftungen des Adels sehr schnell. Über 800 wertvolle Reliquien wie ein Blutstropfen Christi, ein Dorn seiner Krone die dem Bischof von Lübeck von Heinrich II. geschenkt wurde und die geheiligte Quelle auf dem Klostergrund machen das Kloster zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Dies bedeutet auch Einnahmen großen Stils. Um 1310/1320 wird auf dem Hochaltar ein dreiflügeliger Altarschrein mit fünf Wimpergen errichtet, von dem einige Figuren vermutlich schon um 1250 entstanden sind. Der Altar wird derselben Werkstatt wie das Bocholtgestühl im Lübecker Dom zugeschrieben. Er ist der älteste in der Kunstgeschichte bekannte Schnitzaltar. 1322 besitzt das Kloster Cismar einen direkt dem Kloster vorgelagerten Hafen, 23 Dörfer, zahlreiche Mühlen, Seen und Fischteiche. Der Landbesitz umfasst Ländereien in Lauenburg und Mecklenburg. Die Cismarer Mönche haben die Erschließung des wagrischen Landes maßgeblich gefördert und einen umfangreichen Armendienst eingerichtet. Durch die Pest und als Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem dänischen König und dem holsteiner Adel gingen die Wallfahrten zurück, die Einkünfte aus dem Landbesitz reichten nicht mehr zum Unterhalt des Klosters. 1435 wurde Papst Eugen IV. um Unterstützung für den Unterhalt gebeten.

Im Zuge der Reformation erfolgte die Aberkennung der Echtheit der Reliquien durch den Lübecker Bischof. Dies führte dazu, dass die Bedeutung als Wallfahrtsort schwand und der Niedergang des Klosters setzte sich fort. Nach der Kirchenordnung von 1542 wird das Kloster 1544 säkularisiert nachdem Holstein evangelisch geworden war. Die Klostergemeinschaft bestand zunächst noch bis 1561 fort.

Nach der Aufhebung des Klosters 1561

Berühmt ist die große und reiche Klosterbibliothek, die zunächst nach Schloss Gottorf kam und nach 1712 in die Dänische Königliche Bibliothek in Kopenhagen verbracht wurde, wo sich noch heute 110 lateinische Handschriften und 149 Inkunabeln aus Cismar nachweisen lassen.[1] Das Kloster fiel an die Gottorfer Herzogslinie, die es zu einem Schloss mit Gutsbetrieb umbauten. Ein weiter Umbau erfolgte 1768 mit Abtrennung und der Einziehung einer Zwischendecke im Westteil der Kirche. Der Bau diente als Sitz des Amtmanns. Danach dient das Kloster lange Zeit als Scheune, Amtmannwohnung, Auslagerungsort der Universitätsbibliothek Kiel im 2. Weltkrieg, Flüchtlingswohnheim, Jugendherberge, Schule - bis es zu verfallen drohte.

Neueste Zeit seit 1987

Seit 1987 ist das Kloster Cismar nach sehr umfangreichen Restaurierungen und dem Ausbau zum Kulturzentrum Dependance der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen. Hier finden wechselnde Ausstellungen von überregionaler Bedeutung statt, im Winterhalbjahr im Gewölbesaal hochkarätige Konzertveranstaltungen des Förderkreis Kloster Cismar e.V. Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist das Klosterfest Cismar, ein nostalgischer Kunsthandwerkermarkt recht anspruchsvoller Ausprägung mit ca. 150 Marktbeschickern (davon ca. 10 mit "Essen und Trinken") und 60.000 - 80.000 Besuchern pro Jahr. 25 % der vom Förderkreis Kloster Cismar e.V. erwirtschafteten Überschüsse fließen an die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen zur Verwendung in Cismar, der übrige Teil in die Erhaltung und Ausgestaltung des Klosters und in die kulturelle Belebung der Klosterinsel (Konzerte, Lesungen, Kulturpreise etc.). Das Klosterfest Cismar findet immer am zweiten Wochenende im August statt.

Siehe auch

Literatur

  • Carsten Fleischhauer: Kloster Cismar. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2004 (= DKV-Kunstführer Nr. 229/4)
  • Kurt Borchard: Der älteste Flügelaltarschrein. Cismar und seine Sehenswürdigkeiten. Dialog-Verlag 1996, ISBN 3923707010
  • Jan Martin Meissner: Die Klosterkirche zu Cismar (Große Baudenkmäler, Heft 229). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1969

Weblinks

 Commons: Kloster Cismar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ulrich Kuder u.a. (Hrsg.): Die Bibliothek der Gottorfer Herzöge. Nordhausen: Bautz 2008 ISBN 3-88309-459-5, S. 45
54.1910.985833333333

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