Klinik Bavaria

Klinik Bavaria
Die Klinik Bavaria in Kreischa

Die Klinik Bavaria ist ein Rehabilitationszentrum für Intensivmedizin und Frührehabilitation, Anschlussheilbehandlungen sowie stationäre und teilstationäre Heilverfahren in Kreischa (Sachsen) bei Dresden am Rand des östlichen Erzgebirges. Die historisierende Bauweise des Klinikkomplexes und Parks bildet eine imposante, architektonisch an ein Barockschloss erinnernde Anlage und wurde in den Jahren 1992 bis 1994 von einer Arbeitsgemeinschaft aus Dywidag und Union-Bau errichtet. Die Klinik in Kreischa verfügt über eine Bettenkapazität über 1000 Betten und gehört damit zu einer der bundesweit größten Reha-Einrichtungen. Kooperationspartner der Rehaklinik sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden und das Unfallkrankenhaus Berlin-Marzahn.

In unmittelbarer Nachbarschaft im Ortsteil Zscheckwitz liegt die Kinderklinik – dieses Rehabilitationszentrum hat sich auf die Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen spezialisiert. Die Klinik Bavaria ist mit über 1800 Mitarbeitern der größte private Arbeitgeber im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und befindet sich in privater Trägerschaft. Weitere Rehabilitationszenten der Klinik Bavaria befinden sich in Bayern in Freyung und Bad Kissingen.

Die Klinik Bavaria ist eine nach § 8 und 111 SGB V zugelassene Rehabilitationseinrichtung. Kostenträger sind unter anderem alle Krankenkassen, die Deutsche Rentenversicherung Bund, die Bundesknappschaft, Berufsgenossenschaften und die Wehrbereichsverwaltung.

Inhaltsverzeichnis

Von der Frührehabilitation bis zur medizinisch-berufsorientierten Rehabilitation

Eine Besonderheit ist das rehabilitative Versorgungssystem für Patienten jeden Alters und Krankheitsgrades, angefangen von der Abteilung für Intensiv- und Frührehabilitation, einschließlich Beatmungsplätzen, bis hin zur Wiedereingliederung in das Berufsleben mit Hilfe des Medizinischen Zentrums für Arbeit und Beruf (MedZab). Ein bundesweit einmaliges Modellprojekt der Klinik Bavaria ist die medizinisch-berufsorientierte Rehabilitation, die weit über die Zuweisungsdiagnose hinausgeht. Aufgabe der medizinisch-berufsorientierten Rehabilitation ist es neben der intensiven medizinischen Weiterbehandlung so früh wie möglich in den klinikeigenen Werkstätten und im kaufmännischen und verwaltenden Bereich die verbliebenen beruflichen Fähigkeiten festzustellen und zu schulen, um mit Hilfe neuer Perspektiven dem Rehabilitanden eine erfolgreiche und dauerhafte berufliche, familiäre und gesellschaftlich Wiedereingliederung zu ermöglichen.

Seit 1991 werden an der Klinik Bavaria in Kreischa Patienten nahezu jeden Alters und Schädigungsmusters behandelt, die aus dem gesamten Bundesgebiet und international aus Akut-Krankenhäusern zur Rehabilitation überwiesen werden. Ziel ist es, auch multimorbiden bzw. schwerstkranken Patienten einschließlich Menschen im Wachkoma eine höchstmögliche Lebensqualität zurückzugeben, getreu dem Motto „Rehabilitation geht vor Pflege“. Dies bedeutet, bei Intensivpatienten wie zum Beispiel Wachkoma- oder querschnittgelähmten Patienten elementare Lebensfunktionen wiederherzustellen, zu stabilisieren und die Folgen der Erkrankung oder vorangegangenen Akutbehandlung zu reduzieren. Patienten sollen nach Möglichkeit wieder zu einer weitestgehend eigenständigen Lebensführung in der Lage sein.

Sportmedizinische Geschichte und über 170 Jahre Rehabilitation

Die ehemals als 1. Sächsische Kaltwasserheilanstalt Kreischa am 15. März 1839 gegründete Heilstätte ist seit über 170 Jahren eine anerkannte Einrichtung der medizinischen Rehabilitation.

Anfang der 1960er-Jahre wurde in Kreischa das Sportmedizinische Rehabilitationszentrum im ehemaligen Sanatorium eingerichtet. Nach der Akutbehandlung im Krankenhaus sollen die Athleten durch besondere medizinische sowie sporttherapeutische Behandlungsverfahren wieder ihre ursprüngliche Leistungsfähigkeit erhalten – das passiert auch in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 1972 in München. Leiter der Einrichtung war seit 1963 Dr. Siegfried Israel, der durch die Friedensfahrten der DDR-Radsportmannschaft bekannt geworden war. Insgesamt wurden im Bereich Sportmedizinische Rehabilitation über 13.000 Sportler nach Verletzungen, Operationen und Erkrankungen aufgenommen. Einige der Sportler wie die Skispringer Jens Weißflog und Hans-Georg Aschenbach oder die Biathleten Frank-Peter Roetsch und Frank Ullrich erreichten nach dem Reha-Aufenthalt in Kreischa bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften Medaillenränge.

Das Sportmedizinische Rehabilitationszentrum wurde im März 1969 in das Zentralinstitut des Sportmedizinischen Dienstes der DDR umgewandelt. 1976 wurde basierend auf Erkenntnissen, die aus der sportlichen Rehabilitation stammen, ein Konzept zur gesundheitlichen Vorbeugung veröffentlicht, welches die schlichte Bezeichnung Gesundheitstraining trägt und unter anderem die Ablösung des Joggings für ältere Menschen durch ein sanfteres Gehtraining beschreibt.

Im gleichen Jahr wurde am Institut offiziell mit Dopinganalysen begonnen. Die Untersuchungen und Analysen fanden im Zentralen Dopinglabor statt, das vierte seiner Art, welches vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannt und vom Zentralinstitut getrennt wurde. Bereits ab 1974 wurden Spitzensportler auf die Anwendung von Dopingsubstanzen untersucht. Im Rahmen der sportmedizinischen Forschungen an der Zentralklinik wurde auch „Dopingforschung“ zur Wirksamkeit von Dopingmitteln (im Jargon so genannte „Unterstützende Mittel (UM)“) betrieben, und offenbar wurden auch Dopingmittel an Sportlern angewendet, wie sich Jahrzehnte später aus geheimen Akten herausstellte. Dies und die durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) abgesicherte politisch motivierte Sportpolitik der DDR brachte das Zentralinstitut des Sportmedizinischen Dienstes in Kreischa nachhaltig in Verruf.

Im Zuge der deutsche Wiedervereinigung fand am 8. und 29. September 1990 im Zentralinstitut des Sportmedizinischen Dienstes Kreischa die erste und zugleich letzte gesamtdeutsche wissenschaftliche Konferenz statt. Der Sportmedizinische Dienst der DDR wurde wenige Monate später aufgelöst und als Rechtsnachfolger die Gemeinde Kreischa eingesetzt. Am 4. Oktober 1990 ging auf Beschluss der Gemeindevertretung das Zentralinstitut in die Klinik Bavaria, Rudolf Presl GmbH über.

Am 27. Mai 1992 erfolgt die Grundsteinlegung für einen Klinikneubau, der künftig bis zu 1.000 Betten in acht Fachkliniken umfassen sollte. Das Akutkrankenhaus wurde Ende 1993 geschlossen. 1994 wurde die Europäische Schule für Physio-, Ergo-, Sporttherapie und Logopädie sowie die Krankenpflegeschule gegründet. 1993 wurde die Helene-Maier-Stiftung als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet. Ziel ist es, Menschen mit erworbenen Hirnschäden in ihrer sozialen und beruflichen Wiedereingliederung zu unterstützen. Den Namen erhält die Stiftung von einer Frau, die als Mitarbeiterin den Klinikaufbau am Standort Kreischa wesentlich mitbegleitete und bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam. Die Stiftung nimmt 1996 am Standort in dem Kreischaer Ortsteil Theisewitz ihre Arbeit auf.

Im Juni 1996 wurde das Rehabilitationszentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Zscheckwitz zunächst mit den Indikationen Neurologie und Pädiatrie eröffnet. Später kamen die Bereiche Stoffwechsel mit den Schwerpunkten Adipositas und Diabetes sowie Kardiologie, Onkologie und Orthopädie/Rheumatologie hinzu.

Am 1. Januar 2009 wurde das Fach- und Privatkrankenhaus der Klinik Bavaria mit 80 Krankenhausplätzen in die Krankenhausplanung des Freistaates Sachsen aufgenommen.

Lage

Die Klinik Bavaria liegt 15 Kilometer vom Zentrum der sächsischen Hauptstadt Dresden entfernt, im so genannten „Kreischaer Becken“.

Medizinische Fachbereiche

Therapiebereiche

Schulen und Sondereinrichtungen der Klinik Bavaria

Zur Klinik Bavaria in Kreischa zählen auch die 1. Europäische Schule für Physiotherapie, Ergotherapie und Sporttherapie, die Schule für Logopädie. Mit der Gründung der Schulen knüpft die Klinik wieder an die Tradition Kreischas als Ort der medizinischen Lehre an.

Die gemeinnützige Helene-Maier-Stiftung Kreischa/Sachsen auf dem Landgut Theisewitz bei Kreischa eröffnet jungen Menschen, bei denen die Schwere einer Hirnverletzung zum dauerhaften Verlust der Erwerbsfähigkeit geführt hat, neue Lebensperspektiven in der Arbeit in der Landwirtschaft oder im Handwerk. Ziel der Stiftungsarbeit ist die langfristige Einbindung des Patienten in ein Beschäftigungsverhältnis bzw. ein Tätigkeits- oder Aufgabenfeld zu erreichen, das für ihn mit einer befriedigenden Lebensperspektive verbunden ist und mit seiner sozialen Integration, einem positiven Selbstwertgefühl sowie einer wachsenden Selbstachtung und Identität einhergeht.

Die ebenfalls zur Klinik Bavaria gehörende Facheinrichtung für Intensivpflege betreut und pflegt zwanzig Kinder und Erwachsene im Wachkoma (apallisches Syndrom, auch mit Beatmung). Die Langzeitbetreuung dieser Menschen erfordert ein hohes Maß an fachlicher Professionalität und menschlicher Kompetenz, um den betroffenen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen.

Literatur

  • Hans Joachim Kessler; Gemeinde Kreischa (Hrsg.): Kreischa – Rehabilitation zwischen Vergangenheit und Gegenwart. 2007.

Weblinks

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