Kleinkläranlage

Kleinkläranlage
Eine vollbiologische Zweikammer-Kleinkläranlage nach DIN 4261 Teil 2 vor dem Einsetzen in die Erde

Kleinkläranlagen sind Anlagen zur Reinigung von Abwasser mit einem Bemessungswert von 4 bis 50 Einwohnerwerten (EW). Somit kommen sie bei Einzelhäusern, kleinen Siedlungen, Gastwirtschaften oder Schutzhütten zum Einsatz, wenn eine Abwasserentsorgung durch Anschluss an große, kommunale Kläranlagen aus technischen, satzungsrechtlichen oder finanziellen Gründen nicht möglich ist.

Die Anlagen bestehen zumeist aus einem Absetzbecken (zum Beispiel Dreikammerabsetzgrube), in dem die im Abwasser enthaltenen Feststoffe und aufschwimmenden Fette abgetrennt werden. In weiterer Folge wird das Abwasser in einer biologischen Stufe gereinigt. Als Klärverfahren kommen grundsätzlich die gleichen Methoden wie bei den großen Anlagen zur Anwendung:

Mitunter wird bei Anlagen nach dem Belebtschlammverfahren auf die mechanische Vorreinigung verzichtet.

Anlagenschema mit Tropfkörper

Im Hinblick auf die besonderen betrieblichen Herausforderungen der Kleinkläranlagen wie:

  • Eigenkontrolle durch den Betreiber, bei allen Kleinkläranlagen mit einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung ist die Wartung durch einen Fachmann vorgeschrieben (laut Landeswassergesetz)
  • Verzicht auf aufwändige Mess- und Regeltechnik
  • große Belastungsschwankungen müssen durch entsprechende bauliche Ausführungen ausgeglichen werden (zum Beispiel Pufferschacht)

wird bei Kleinkläranlagen angestrebt, möglichst robuste Bauformen einzusetzen. Auf Grund des mechanisch einfacheren Aufbaus können Verfahren mit Festbetten mit weniger Aufwand stabil betrieben werden als Belebtschlammverfahren (weniger mechanische Bauteile). Nichttechnische Anlagen haben in der Regel zwar einen größeren Platzbedarf als technische Anlagen, sind aber einfacher in der Eigenkontrolle und benötigen weniger Wartung durch den Fachmann; oft muss, je nach Ländervorschrift, nur die Beprobung durch einen Fachmann gemacht werden, die mechanischen Wartungsarbeiten kann der Betreiber selber machen. Viele Kleinkläranlagen werden mithilfe von Fernwartungssoftware überwacht (z.B. DiWa).

Die Einleitung des Ablaufes der Kleinkläranlage in den Vorfluter kann als offenes Gerinne erfolgen. Eine andere Möglichkeit ist die Versickerung in den Untergrund (Achtung: Es muss ein Mindestabstand zum Grundwasser eingehalten werden). Schwierigkeiten bei der Ableitung des gereinigten Abwassers können den Einsatz von Kleinkläranlagen behindern (kein offenes Gerinne vorhanden, wasserundurchlässiger Untergrund, hoher Grundwasserstand, Gefahr der Vernässung von Rutschhängen). In diesem Fall kann das gereinigte Abwasser mit Rohrleitungen, die möglicherweise billiger zu errichten sind als ein Abwasserkanal, bis zu einer geeigneten Stelle weitergeführt werden.

Im Allgemeinen werden an die Reinigungsleistung kleiner Kläranlagen geringere Anforderungen gestellt als bei großen Anlagen. Dies spiegelt auch die betriebliche Realität unter Berücksichtigung der geringen Anlagengröße wider. Dennoch wird in vielen Fällen im ländlichen und alpinen Raum schon aus Kostengründen auf diese Verfahren zurückgegriffen. Bei ausreichender Bemessung und sorgfältiger Wartung ist durchaus eine Einhaltung der üblicherweise behördlich vorgeschriebenen Grenzwerte zu erwarten. Dies gilt insbesondere für die Entfernung der Kohlenstoffverbindungen. Die Sicherstellung einer möglicherweise erforderlichen Nährstoffentfernung (Nitrifikation, Denitrifikation), Hygienisierung (zum Beispiel durch UV-Behandlung) und Phosphorentfernung (zum Beispiel durch Simultanfällung) setzt Vorkehrungen bei Planung und Betrieb der Anlagen voraus.

Neben den Errichtungskosten fallen laufende Betriebskosten an. Die Betriebskosten umfassen Energiekosten (Stromkosten für Pumpen, Kompressor und Steuerung), die technische Wartung der Anlage, die betrieblich notwendigen und behördlich vorgeschriebenen Kontrollen der Ablaufqualität und die Entsorgung des anfallenden Klärschlammes. Es wurden auch Modelle entwickelt, den Betrieb der kleinen Anlagen einer Gemeinde gemeinsam mit der kommunalen Kläranlage zu organisieren (Wartungsverband).

Seit 2009 gibt es eine innovative Option zu strombetriebenen Anlagen. Beispiele für stromlose Kleinkläranlagen sind BIOROCK von StopCompany oder KLÄRCHEN®, ein belüfteter Biofilter, der mit dem freien Gefälle arbeitet. Sein Reinigungsprinzip beruht auf Biofiltration über Steinwolle, ausgelegt für häusliches Abwasser (Grauwasser oder gesamtes häusliches Abwasser) für 1-6 Einwohnerwerte Durchschnittslast.

Stromlose Kleinkläranlagen nutzen den sogenannten Kamineffekt, um genügend Sauerstoff in den Biofilter zu leiten. Der Biofilter besteht aus zwei Filtrationsetagen mit spezieller Steinwolle und einer dazwischen liegenden Belüftungsetage. Die natürliche Belüftung erfolgt dabei ganz ohne Strom über den sogenannten Kamineffekt. Die vorgereinigten Abwässer aus der Vorklärung werden mittels einstellbarer Verteilungsrohre auf die Oberfläche der ersten Filtrationsetage verteilt und in einer ersten Stufe biologisch gereinigt. Das Wasser aus der ersten Filtrationsetage rieselt durch die Kunststoffelemente der Belüftungsschicht und gelangt so in die zweite Filtrationsetage. Es wird so mit Sauerstoff angereichert. In der zweiten Etage erfolgt dann die zweite Stufe der biologischen Reinigung des Abwassers. Mit diesem Verfahren erreicht die Kleinkläranlage die Ablaufklasse C.

Einen herstellerunabhängigen Vergleich bietet das Bildungs- und Demonstrationszentrum für dezentrale Abwasserbehandlung e. V.[1]

Die Europäische Norm EN 12566 hat den Status einer Deutschen Norm. Diese Europäische Norm legt Anforderungen, Prüfverfahren, die Kennzeichnung und die Konformitätsbewertung für Kleinkläranlagen bis 50 EW fest.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. BDZ Bildungs- und Demonstrationszentrum für dezentrale Abwasserbehandlung

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